Tilly Lauenstein war generell eine der aktivsten Sprecherinnen für Frauen in mittleren Jahren. Und Juhnke war in den 50ern/60ern sehr aktiv, in den 70ern allerdings schon deutlich weniger in der Branche tätig.
Zitat von Stefan der DEFA-FanWeiß jemand das Studio? Ich hätte auf Hermes-Synchron getippt, da die Sprecher-Auswahl sehr nach Rainer Brandt klingt.
Wieso findest du die Besetzung Brandt-typisch? Spontan wäre Hans Nitschke der Einzige, den ich stark mit Brandt in Verbindung bringen würde.
Zitat von marginalZumindest Harald Juhnke und Tilly Lauenstein fallen mir noch als Brandt-typische Besetzungen ein...die wurden allerdings auch von anderen genommen.
Manfred Grote wäre auch noch typisch - ich sollte allerdings erwähnen, daß dieser Beitrag zwei Jahre alt ist und ich Grote mittlerweile auch schon in manch anderen Synchros gehört habe (lange Zeit kannte ich ihn NUR aus Brandt-Fassungen). Ich meinte im Übrigen auch die Besetzung als Gesamtheit - bevorzugte Sprecher (nicht exklusive).
Zitat von bertiEntweder entstand die Synchro spätesten 1973 und lag dann einige Jahre auf Eis, bis sie im Fernsehen lief, oder sie wurde tatsächlich erst 1976 angefertigt. Weiß jemand zufällig, ob der Film ursprünglich im Kino laufen sollte?
Der knarrige Klang von Ursula Kriegs Stimme lässt für mich eher auf 1975/76 schließen (da war ja auch Kindermann regelmäßig in Berlin zu Gast) - es schien außerdem ursprünglich nur eine einzige Kopie zu geben (auf Magnetton), denn bei den Rollenwechseln hörte man (in der alten ARD-Fassung) gleich zwei Tonsprünge - der Ton des ZDF-Exemplars wurde einfach auf eine bildtechnisch bessere Kopie überspielt, und das auch noch offenbar nur von einer MAZ-Aufzeichnung. Ist überhaupt noch verständlich, was ich meine? Ich hätte wohl selbst Probleme, wenn ich das lesen würde, aber ich kann es leider nicht anders beschreiben. Es läuft jedenfalls darauf hinaus, daß es sich tatsächlich um eine TV-Synchro handelt.
Wenn die Synchro tatsächlich erst 1975/6 für die TV-Ausstrahlung entstand, dann hatte neben Gerd Martienzen wohl auch Ursula Krieg eine ihrer letzten Rollen.
Elsholtz schließe ich schonmal aus, da er im Film nirgends zu hören ist. Dass Brandt oder Brunnemann zu dieser Zeit Spielfilme fürs Fernsehen bearbeitet hätten, wüsste ich auch nicht.
Der Film wurde ja offensichtlich fürs ZDF synchronisiert. Da kann man davon ausgehen, dass ursprünglich Angaben zu Studio und Buch/Regie sogar im Abspann gestanden haben...
Zitat von lupoprezzoDer Film wurde ja offensichtlich fürs ZDF synchronisiert. Da kann man davon ausgehen, dass ursprünglich Angaben zu Studio und Buch/Regie sogar im Abspann gestanden haben...
Im komplett deutschen Vor- und Abspann waren allerdings keine solchen Angaben zu sehen. Es kann natürlich sein, dass die ARD eine Tafel nach Ende des Abspanns entfernt hat. Diese müsste dann aber erst nach Ende der Musik erschienen sein, da die synchron mit dem Abspann endet.
Du hast noch eine Aufzeichnung des deutschen Abspanns? Irrst du dich da auch nicht? Die alte ARD-Fassung hatte zwar einen deutschen Vorspann, aber einen englischen Abspann - analog zu "Berüchtigt", als er in der ARD ausgestrahlt wurde.
Ich hab nochmal nachgesehen. Der Abspann ist doch noch im Original, nur der Vorspann ist deutsch. Entschuldigung für die Verwechslung!
Apropos deutscher Vorspann: Der enthält übrigens die irreführende und unsinnige Aussage, der Film sei "nach einem Roman von Arthur Conan Doyle" entstanden.
fortinbras
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Beiträge:
21.08.2013 23:24
#27 RE: "Das Privatleben des Sherlock Holmes" [1970]
@ Berti: Danke für den Tipp zu diesem Thread. Die Spekulationen zum Entstehungszeitpunkt und der Herkunft sind sehr interessant.
Hilfreich sein werde ich mit meinen Hypothesen sicher nicht. Wann wurde der Film eigentlich erstmals im Fernsehen ausgestrahlt? Ich wundere mich absolut, daß der Film nicht in den Kinos gelaufen ist. Vor allem weil es ja eben ein Billy Wilder-Film war. Das erscheint mir fast so grotesk, als hätte man Hitchcocks "Topas" kurz vorher nicht in die Kinos gebracht. Lag es am Misserfolg im angloamerikanischen Raum??? Wenn dem so wäre, könnte man eine Kinosynchronisation, die dann auf Eis lag, eventuell nicht ganz ausschließen. Mit den technischen Besonderheiten da und dort beim Ton bin ich absolut überfordert. Eine uralte VHS-Aufnahme kenne ich, auch mit deutschem Vorspann-aus dem ORF. Da war am Ende der originale Abspann und auch keine Einblendung, betreffend einer Synchronfassung. "Es spielten und sprachen"-Endcredits waren ja damals Standard, bzw zumindest eine Tafel mit "Hergestellt im Auftrag..." Und Angaben zu Dialogbuch/etc. Aber Ausnahmen dazu gibt's sicher auch.
Ich weiß, daß Rainer Brandt nicht nur Blödelsynchros machte und auch ganz anders sein konnte-aber dennoch erscheint er mir nicht so ganz wahrscheinlich als Urheber. Wenn es nicht ganz beinharte Auflagen gab (die vielleicht im Kino zwingender waren als im Fernsehen), dann hätte damals Brandt wohl bei einigen Passagen nicht widerstehen können, ein paar typische "Merkmale" zu hinterlassen. Ich bin mir sicher, daß bei Brandt zumindest in den Szenen mit den Ballett-Tänzern ein paar tuntig angehauchte Zoten gewesen wäre und sei es nur durch outrierteres Spielen.
Übrigens für mich einer von Wilders allerbesten Filmen und Christian Rode für Robert Stephens finde ich ganz ausgezeichnet. Was den Klang der Stimmen anbelangt, kann der Film absolut in der gesamten Spanne von 1970 bis 76 entstanden sein. Ursula Kriegs etwas brüchigere Stimme ist nicht unbedingt ein Beweis, weil sie schon öfters auch ihre Stimme an die Rolle oder die Darstellung anpasste.
Doch, doch, ich kann mich erinnen, dass mir schon vor ein paar Jahren beim Sichten der ZDF-Jahrbücher auffiel, dass das ZDF die deutsche Erstveröffentlichung von PRIVATLEBEN anleierte (es gab sogar einen eigentständigen Beitrag dazu, wenn ich mich entsinne). In dem penibel recherchierten Anhang zur deutschsprachigen Ausgabe von Sinyard/Turners Buch heißt es beim Eintrag zur deutschen Erstaufführung auch: 21.9.1976, ZDF, beim Verleih steht: ohne.
PRIVATLEBEN ist auch einer meiner liebsten Wilder-Filme, den ich im Gegensatz zu zahlreichen Interpreten ganz und gar nicht als satirisch oder gar als parodistisch empfinde, sondern als eine liebevolle Hommage an den Mythos Sherlock Holmes.
Interessant übrigens Christopher Lees Beteiligung am Holmes-Universum: er spielte nicht nur wie hier Mycroft, sondern auch Holmes, und sogar das Opfer in DER HUND VON BASKERVILLE - man sollte sich mal beeilen, ihm auch mal die Rolle von Moriarty anzubieten (Watson vielleicht auch?)
fortinbras
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22.08.2013 00:13
#29 RE: "Das Privatleben des Sherlock Holmes" [1970]
Man kann den Film auch nur als "Hommage" bezeichnen-die anderen Kriterien erfüllt er nicht. Christopher Lees Auftritte im Holmes-Canon sind tatsächlich interessant-mir gefiel er ausgezeichnet als Mycroft, auch wenn er der Doyle'schen Beschreibung widerspricht. Und dann auch noch mit Kindermanns Stimme, den mochte ich für Lee am Allerliebsten. Mich wundert aber definitiv, daß der Film nicht für eine Kinoauswertung in Betracht gezogen wurde. Ich wollte übrigens nicht behaupten, daß der Film im Kino lief-auch wenn es sich vielleicht etwas danach anhörte, dieser Fakt war mir definitiv klar.
Eine Hommage ist er mit Sicherheit, eine Parodie dagegen nicht, obwohl die erste Episode dies nahelegt. Aber die zweite, längere wirkt von Aufbau, Stil und Stimmung her wie eine "echte" Geschichte von Conan Doyle und man merkt, dass Wilder sich mit dessen Geschichten ausführlich beschäftigt hat. Nur erwarteten Kritik und Publikum von ihm damals natürlich eine Parodie, weshalb der Film bei ihnen durchfiel.