In Antwort auf:Hallo, auch wenn es langweilt, aber worin besteht der Sinn, eine Neusynchronisation anzufertigen und dann einzelne Stimmen beizubehalten. Das ist doch widersinnig. Entweder das eine oder das andere. Lizenzrechte könne es doch nicht sein, da die ja nun definitiv nicht an einzelnen Stimmen bestehen? Hat jemand vielleicht bei den Sendern nachgefragt und Antworten erhalten?
Gruß, Bonny.
Ich schätze der Hauptgrund in den meisten Fällen dürfte sein, den Film auf verschiedenste Weise "publikumskompatibler" zu machen.
Bei SUSI UND STROLCH wie bei allen Disney-Filmen z.B. wollte man die Sprache modernisieren und die Filme auch in dramatischer Hinsicht etschärfen, d.h. "kindgerechter" machen. Da wird dann eben nicht mehr das schöne 50er Jahre Deutsch sondern 70er Jahre Deutsch gesprochen, bedrohliche Musik und Geräusche in der Mischung zurückgenommen und aus (analog dem Original) "Tante Sarah" eine "Tante Clara" gemacht. Mehrfachbesetzungen haben in solchen Fällen wohl immer den Sinn, die Verfälschung bzw den Bruch fürs Publikum nicht allzu offensichtlich werden zu lassen.
Ein identisches Beispiel aus neuerer Zeit ist SCHLAPPSCHUSS, der 1977 fürs Kino mit GGH und vergleichsweise deftigen Dialogen synchronisiert wurde; und den die ARD 1987 erneut mit GGH mit entschärften Dialogen neu bearbeiten ließ. Für die DVD erhielt der Film dann eine dritte Version wieder mit deftigen Dialogen aber ohne GGH.
Ein recht eigentümliches Beispiel wäre noch DREI BRUCHPILOTEN IN PARIS vs DIE GROSSE SAUSE. Die BRUCHPILOTEN waren bei ihrer dt. EA durch die Constantin um über 20 Minuten gekürzt. Bis zur WA im Jahr 1974 hatte sich auch in Deutschland im Umgang mit der eigenen Vergangenheit einiges geändert und so ist die Überlegung nicht abwegig, den Film nochmal komplett in die Kinos zu bringen in einer Version, die auch der Mehrsprachigkeit Französisch/Englisch/Deutsch des Originals mehr Rechnung trägt. Was aber passierte ? Die Tobis kürzte den Film wiederum um sieben Minuten (diesmal andere Szenen, als seinerzeit die Constantin) und beauftrage ausgerechnet Rainer Brandt mit der Synchro. Heraus kam eine Blödel-Synchro, die im Vergleich zur Erstsynchro handwerklich schlampig gemacht ist und ihre potentiellen Chancen verschenkt. Auch hier war scheinbar die "modegerechte Adaption" im Stil der 70er Brandt-Synchros die Hauptintention für die Neufassung und nicht das Interesse, den Film zu vervollständigen und die Übersetzungsschwächen der Erstfassung auszubügeln.
Bei der GLENN MILLER STORY bildete man sich ein, man müsse den Film unbedingt in Stereo herausbringen und opferte dafür lieber die alte QualitätsSynchro von 1954. Im Falle der Hitchcocks mit Siegmar Schneider hatten die Rechte zwischenzeitlich ein "Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel" durchlaufen und anläßlich der Neuauswertung war Universal möglicherweise einfach zu bequem sich um die Synchronisationen zu bemühen. Da zur Zeit der Entstehung vielfach die deutschen Fassungen auch zusätzlich direkt nach USA geliefert werden mußten; ist es noch nicht mal unwahrscheinlich, daß die entsprechenden Fassungen noch irgendwo in Übersee in einem Paramount bzw MGM-Lager herumliegen, die natürlich längst keine Rechte und folglich kein Interesse daran haben.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Hallo! Danke für die Antwort. Wenn die Filme in einem MGM-Archiv liegen, dann besteht immer noch Hoffnung, denn Turner ist entgegen aller Erwartungen sehr sorgfältig mit dem gesamten Archivmaterial umgegangen. Eigentlich sind die Amerikaner im Ungang mit ihrem eigenen kulturellen Filmerbe wesentlich sorgfältiger als allgemein angenommen. Und wer weiß, vielleicht erfaßt dies auch einmal die deutschen Synchronfassungen...Warten und arbeiten an einem Wunder!
Die Neubearbeitungen sind schon in der Literatur daneben gegangen. "Der kleine Lord" wurde neu übersetzt, aus den von Dir aufgeführten Gründen. Das behäbige Deutsch verschwand und auch die Kundschaft. Man sollte so ewtas wenigsten auf den Covern vermerken, damit der Kunde auch weiß, für was er sein Geld ausgibt. Eigentlich handelt es sich hier um eine rechtlche Eigenschaft, die für mich zumindest kaufentscheidend ist und dann gegenenfalls die Mängelhaftung auslöst.
In Antwort auf:Wenn die Filme in einem MGM-Archiv liegen, dann besteht immer noch Hoffnung, denn Turner ist entgegen aller Erwartungen sehr sorgfältig mit dem gesamten Archivmaterial umgegangen.
Das betrifft in Bezug auf Hitchcock-Stewart nur COCKTAIL FÜR EINE LEICHE, der in USA zwar von Warner vieliehen, in Deutschland aber ursprünglich ein MGM-Film war. Interessanter Weise lies die MGM den Film bereits am 06.07.1950 bei der FSK prüfen und bekam eine Freigabe ab 18 Jahren. Erst 1963 wurde der Film dann synchronisiert und in Deutschland gestartet - mit der Freigabe von 1950 !
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Zitat von LammersAndere Beispiele (in beiden Fällen allerdings vor der Erstausstrahlung) wären Wolfgang Hess statt Frank Glaubrecht in "Das Geisterhaus" und (was ja gerade in einem gewissen anderen Thread thematisiert wird) Marcus Off für Johnny Depp in "Fluch der Karibik".
Ein weiteres Beispiel hierfür ist Disneys "König der Löwen". Der Vogel Zazu wurde eigentlich von Uwe Paulsen gesprochen. Offenbar relativ kurz vor dem Kinostart wurde er jedoch durch Eberhard Prüter ersetzt. Auf dem Original-Hörspiel und dem Soundtrack ist jedoch Paulsen zu hören. Selbst auf der 2003 erschienen Neuauflage des Soundtracks hört man im Song "Ich will jetzt gleich König sein" immer noch Uwe Paulsen, beim neu dazu gekommenen "Morgenreport" aber Eberhard Prüter.
Zitat von Stefan der DEFA-FanSowas ist nur möglich, wenn die originalen Bänder existieren, und auch nur, wenn sie ge-x-t waren. Im Falle von "Duck Tales" erfolgte der Austausch ungefähr zur gleichen Zeit wie die Synchronisation der 2. Staffel standfand; entweder standen also sowieso die Originalsprecher im Studio und wurden für die wenigen nötigen Nachsynchronisationen herangeholt oder aber die Interopa hatte die Bänder tatsächlich noch verfügbar.
Die Fassung mit Ranja Bonalana lief im Disney Club schon Anfang 1991 und erschien damals auch auf VHS (letzteres aber noch mit dem Original-Song). Die Neuaufnahme muss also relativ bald nach dem Ende der Ausstrahlung in den 3. Programmen (August 1990) erfolgt sein. Folgen aus der 2. Staffel liefen im deutschen Fernsehen aber erstmals im Sommer 1995; dass deren Synchro gleichzeitig mit den Neuaufnahmen für die 1. Staffel stattfand und dann 4 Jahre auf Eis lag, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Außerdem hätte man dann wohl auch noch (Gott bewahre!) Ebeling durch Fischer-Antze ersetzt. In einigen Folgen (z. B. "Der Riesenhai") überlappen sich die Stimmen von Ranja Bonalana und anderen Sprechern ja für mehrere Sekunden. War ein nachträgliches Reinschneiden damals wirklich schon technisch möglich? Ansonsten würde ich nämlich vermuten, dass man für entsprechende Takes Ebeling, Gisela Fritsch oder andere Sprecher noch ins Studio geholt hat. Ich weiß, es gibt schon längst einen eigenen Thread für die Serie, aber diesen eher technischen Aspekt wollte ich dann doch hier ansprechen, nachdem Stefan ja schon was dazu geschrieben hat.
"Der Mann, der Liberty Valance erschoss" wurde bekanntlich vor einigen Jahren rekonstruiert, indem man die fehlenden Szenen neu synchronisierte. In der im TV (ZDF, 3Sat) ausgestrahlten Fassung hört man in den neuen Szenen Frank-Otto Schenk auf James Stewart und Wolfgang Völz auf Edmond O´Brien. Auf der DVD ist ebenfalls Schenk zu hören, O´Brien wird in den neuen Szenen allerdings von F. G. Beckhaus gesprochen. Im alten Forum gab es bereits eine Diskussion darüber, wer der Sprecher in den Reko-Szenen ist. Schließlich einigte man sich darauf, dass die Fassungen im ZDF und auf der DVD wohl voneinander abweichen. Da aber in beiden Fassungen Schenk zu hören ist, wüsste ich nur die Erklärung, dass die Verantwortlichen beim ZDF Völz besser als Beckhaus fanden und die Rolle daher neu aufnehmen ließen, oder umgekehrt, der VHS-Verleih Beckhaus passender fand. Die Frage wäre hier, welche Fassung zuerst herauskam; vermutlich doch die mit Völz? Oder kann sich jemand erinnern, früher mal eine TV-Ausstrahlung mit Beckhaus auf O´Brien gesehen/gehört zu haben? Alles sehr verwirrend, finde ich.
In Antwort auf:Da aber in beiden Fassungen Schenk zu hören ist, wüsste ich nur die Erklärung, dass die Verantwortlichen beim ZDF Völz besser als Beckhaus fanden und die Rolle daher neu aufnehmen ließen, oder umgekehrt, der VHS-Verleih Beckhaus passender fand.
Die Tatsache ist, dass es mehr auffällt, wenn ein Stimmenwechsel zwischen Walter Süssenguth und Wolfgang Völz stattfindet als zwischen Süssenguth und Beckhaus. Obwohl ich Völz in der Rolle auch toll fand kann ich es verstehen, dass es manche bei Paramount vielleicht besser fanden, dass man für die DVD jemanden nimmt, der vielleicht eine größere Ähnlichkeit hat.
Das hatte ich auch schon vermutet. Komisch nur, dass man für die VHS/DVD-Fassung Wolfgang Völz durch F. G. Beckhaus ersetzt hat. Völz passt vom Typ her ganz gut auf die Rolle, Beckhaus bei weitem nicht so ideal.