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Dieses Thema hat 49 Antworten
und wurde 850 mal aufgerufen
 Synchronschaffende
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Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.126

03.12.2019 15:31
#16 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Michael Chevalier konnte auch eine gewisse Magie transportieren, finde ich. Beispielsweise fällt mir da sein Part als Intro-Erzähler in "Judge Dredd" ein, aber auch sein Archer in "Small Soldiers".

Auf Dubbers Beitrag zu Ulli Gressieker freue ich mich auch schon, den liebe ich.

Schöner Thread!

Mr.Voice


Beiträge: 769

03.12.2019 15:51
#17 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Peer Augustinski hatte für mich immer etwas magisches an sich wenn er Robin Williams synchronisierte. Gut, Augustinski ist ohnehin die Stimme meiner Kindheit, aber gerade in den ruhigen, tragischen Momenten konnte Augustinski da immer etwas geheimnisvolles hinzaubern.

Chow Yun-Fat


Beiträge: 6.861

03.12.2019 15:53
#18 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Nun hätte ich noch fast einen meiner Lieblinge vergessen: Thomas Fritsch in RÄTSELHAFTE EREIGNISSE. Ich bin sehr froh darüber, dass man hier auf Florian Halm verzichtet hat, obwohl der Erzähler im Original ja Jude Law war. Der Moment, in dem Fritsch erklärt, was ein Refugium ist, ging bei mir auch auf Anhieb in die Synchronmagiegeschichte ein.

Nyan-Kun


Beiträge: 5.002

03.12.2019 16:16
#19 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Glaube zu Thomas Fritsch werde ich auch nochmal mehr schreiben. Der war mir zunächst entfallen.

Was Augustinski betrifft so muss ich sagen, dass er diese Magie für mich nur in Verbindung mit Robin Williams hatte. Für andere Leute fand ich ihn entweder unscheinbar oder austauschbar. Nichtsdestotrotz: Augistinski/Williams ist durch und durch eine magische Kombi, die ich zu gerne auch für Williams Spätwerke, wo er deutlich melancholischer wurde gehört hätte wie z.B. "Boulevard". Tragisch, dass es mit dieser Kombi mit Augustinskis Schlaganfall defacto vorbei war.

Dubber der Weiße


Beiträge: 5.422

03.12.2019 17:10
#20 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Thomas Fritsch hat sich für mich als "Gladiator" unsterblich gemacht. Der Film hat mich damals im Kino emotional schlicht überwältigt, was primär ihm zu verdanken war.

Donnie: Chevaliers Intro von "Waterworld" habe ich damals diverse Male geguckt. Eine der maskulinsten, wohltönendsten Männerstimmen. In einer Reihe mit Leuten wie Kindler, Hoffmann. Schreib über ihn, würde ich gern lesen.

Solche gibt es bei den Damen natürlich auch. Da sind für mich zum Beispiel Katja Nottke, Evelyn Maron oder auch Maud Ackermann zu nennen. Stimmen, von denen ein wirklicher Zauber ausgeht. Ich finde es nur heutzutage etwas problematisch, als Mann über Frauen zu schreiben.

Mr.Voice


Beiträge: 769

03.12.2019 17:49
#21 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

[quote=Nyan-Kun|p7536315)Was Augustinski betrifft so muss ich sagen, dass er diese Magie für mich nur in Verbindung mit Robin Williams hatte. Für andere Leute fand ich ihn entweder unscheinbar oder austauschbar. Nichtsdestotrotz: Augistinski/Williams ist durch und durch eine magische Kombi, die ich zu gerne auch für Williams Spätwerke, wo er deutlich melancholischer wurde gehört hätte wie z.B. "Boulevard". Tragisch, dass es mit dieser Kombi mit Augustinskis Schlaganfall defacto vorbei war. [/quote]
Ja, schade, dass Augustinski in den letzten Filmen nicht mehr zum Einsatz kam. Hätte ihn auch gern gehört für "Boulevard" oder "The Angriest Man in Brooklyn". Der letzte Einsatz auf Williams war glaube ich für "Nachts im Museum 2".

Nyan-Kun


Beiträge: 5.002

03.12.2019 17:59
#22 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Die Geschichte mit Augustinski war insgesamt ziemlich unglücklich verlaufen. Er wollte nach seiner Genesung zunächst wieder ran und man ließ ihn auch probeweise wieder seinen Williams sprechen, aber zu 100% hatte er nicht mehr auf ihn funktioniert. In den späteren Filmen, wo Williams ruhiger und melancholischer war. Da hätte ich Augustinski noch durchaus zugetraut es zu packen, wenn ein guter Teil dieser Filme nicht erst 2014 rauskamen, wo es ihm gesundheitlich wohl wieder schlechter ging ehe er verstarb.

Psilocybin


Beiträge: 1.161

03.12.2019 18:52
#23 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Traudel Hass und Torsten Sense haben für mich in "Das letzte Einhorn" ,für Magie gesorgt. Dieses zurückgenommene und gleichzeitig emotionale Spiel, lässt mich noch heute staunen. Pierre Peters-Arnolds für Jeff Goldblum in "Ein Leben für ein Leben". Wenn ich mir den Trailer anschaue, bekomme ich immer noch Gänsehaut.
Erst neulich hat mich Christian Berkel für Stellan Skarsgård in "Rückkehr nach Montauk" in den Bann gezogen.

Dubber der Weiße


Beiträge: 5.422

04.12.2019 12:43
#24 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Ich glaube, die Essenz unserer geteilten Passion ist unsere Angewohnheit, nein: unsere Fähigkeit, eine ganz spezielle Form von Schönheit wahrzunehmen. Schönheit auf einem Bereich, der dem Großteil der Menschheit verborgen bleibt, was absolut legitim ist, macht er uns doch zu einer besonderen Schar Passionierter. Wir lieben das parallel sprechgespielte Wahre. Denn nur Wahres kann schön sein, in all seinen Mikrofacetten.

Goethe verdichtete es prägnant: "Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben."

Genau heute vor nunmehr 29 Jahren, am 4. Dezember 1990 (so das überlieferte Datum) wählte ein ganz herausragendes Exemplar jener so seltenen Gattung der "Manifestierer von Schönheit" den Freitod. Ulrich Gressieker.

Wie das Leben es wollte, war er in den 80ern höchst produktiv - jenem Jahrzehnt, das ich als 5-jähriger gelangweilter Junge betrat und als 15-jähriger neugieriger Jüngling verließ. In jenen zehn Jahren war er mir als Lieferant feinster Tonwaren ein so dauerhafter Begleiter wie kein zweiter. Sein Einfluss auf meine bevorzugte Freizeitgestaltung, das Betreten fiktiver Welten, ist mir bis heute bewusst. Wäre ich gezwungen, meine Passion zuzuspitzen, würde ich ihn als meinen Lieblingssynchronsprecher benennen.

Egal, in welchem Genre mich die Fernbedienung nach Schule, Musikunterricht, Tennisstunde und Hausaufgaben ankommen ließ - Gressieker stand quasi live bereit, stürzte sich mit schillernder Spielfreude in die Rollen, war für meine Ohren fast eine Art cooler Onkel, zog mich mit in tollste Fantasiewelten. Ich folgte ihm, vertraute ihm, bewunderte ihn. Und er enttäuschte mich nie.

Ich liebte 80er-Action-Serien - als lässiger Anführer des "Trio mit vier Fäusten" war er einer ihrer prägnantesten Repräsentanten.
Ich liebte Science-Fiction - als sensibler Zukunftskämpfer Kyle Reese trat er einer überlegenen Killermaschine entgegen und gestand einer Frau hinreißend verletzlich seine unsterbliche Liebe... und lieferte kurz darauf als nervöser Soldat Hu-Hu-Hudson Säure spuckenden "Aliens" seine letzte Schlacht.
Ich liebte harte Real-Action - als Reinigungsmann Victor haute er im tiefen Actionhelden-Modus die tragische Auftragskillerin "Nikita" aus der Klemme raus, und machte Jean Renos coolen Kurzauftritt zum Highlight des Films.
Ich liebte Komödien - als John Belushi schnodderte er seine "Red Heat"-Texte so urwitzig weg, wie es nur ein geborener Komödiant kann, im Dialog mit seinem Dauerpartner Thomas Danneberg.
Ich liebte phantastische Poesie - als weiser Unsterblicher Connor MacLeod beschrieb er gefühlvoll, wie solch ein Wesen sich fühlen mag. So gefühlvoll, dass ich Tränen vergoss.
Ich liebte Romantik - als verblichener, aber nicht gewichener Sam in "Ghost" drang aus jedem seiner Worte Liebe.

Er war überall zuhause, mit einer Stimme, deren Wohlklang und "Manifestier-Macht" jeder anderen überlegen war. Jeder. Dabei machte er mir auch begreiflich, dass Männer nicht klingen mussten wie mein Vater. Dass es mehr gab als alkoholgeschwängerte Kommandos und barsche Zurechtweisungen. Mein Vorbild war klar.

Synchronsprecher stehen am Mikro und reproduzieren mit eigenen Mitteln ein vorgegebenes Schauspiel. Viele sind professionell, präzise, effizient. Eine straff organisierte Produktionsentität, gefangen im ewigen Widerstreit zwischen künstlerischem Anspruch und industrieller Fertigung. Einige wenige Beteiligte ragen heraus. Etwas an ihnen ist besonders. Sie schüren jene "geheimen Naturgesetze", holen sie für uns anderen in unsere Wirklichkeitsebene herüber. Indem sie sich eine Rolle nicht überstreifen wie eine zweite Haut, sondern den schmerzhafteren Weg wählen - den, sich die eigene Haut abzuschälen. Sich zum Prisma zu machen. Durchdrungen zu werden von dem, was sie in der Sekunde mitfühlen sollen, nein: wollen! Denn es ist der Weg, den sie wählen müssen, weil es für sie nur so geht. Ein Weg, der zu Schönheit führt. Ein Weg, der vielleicht ein Risiko birgt. Ich sage damit nicht, dass es bei ihm so war - aber ich hätte ihm dieses Ausmaß an prinzipieller Emotionskraft zugetraut.

Was Ulrich Gressieker für mich besonders machte, war die Tatsache, dass er nebst allen (wirklich: allen!) anderen Facetten auch unfassbar verletzlich klingen konnte. Als Reese, MacLeod, Sam zeigte er (denn nur ihn hörte ich) mir auf, dass starke Männer auch dann stark bleiben, vielleicht: erst stark sind, wenn sie alle Masken ablegen, sich aller Klischees entledigen. Ganz offen sind. Roh. Dann war etwas Zartes in seiner Stimme, etwas Trauriges, etwas sehr Weises. Etwas Wahres. "Es ist eine Art Zauber." (Highlander). Diese Offenheit gab er in manche seiner Rollen hinein. Eben seine Art Zauber.

Ich glaube, der Mensch Ulrich Gressieker war auch so. Zart. Weise. Wahrhaftig. Joachim Tennstedt sprach in einem Interview mit hörbarem Bedauern von einem Kollegen, der nicht mehr lebt und der ihm einst zu "Rain Man" in die Erlebniswelt des Autismus eingeführt habe. Ich glaube, er meinte ihn, siehe Gressiekers Sohn mit Hansi Jochmann. Er war mit Benjamin Völz befreundet, der selbst ein solches Prisma ist, was ihn heute zu einem ähnlichen Ausnahmetalent macht. Ich kann mir denken, dass sie verwandte Seelen waren. Sind.

Ich stelle mir mitunter vor, wie Ulrich Gressiekers Karriere wohl weiter verlaufen wäre. Spekulation, gewiss, doch es sei mir erlaubt. Ich glaube, manche Karriere der heutigen Synchron-Elite wäre anders verlaufen. Er wäre ein absoluter Gigant der Szene, der viele Stars seit vielen Jahren mit seiner Kunst deutsch repräsentieren würde. Auf einem Level mit Tennstedt, Glaubrecht, Brückner, Danneberg. Vielleicht wäre er Gandalf geworden? Vielleicht würde er heute in den Ruhestand gehen und Fußspuren hinterlassen, die nicht zu füllen wären? Er stünde in erster Reihe, das ist gewiss.

Wir sind umgeben von Vergänglichkeit. Sind selbst flüchtig. Doch im Fortgang der Dinge gibt es Echos. Blicken wir zu den Sternen, sehen wir ihre uralten Fotografien, deren Licht noch Jahrmillionen weiter reist, vielleicht ewig. Er ist für mich ein Licht, das zu schnell erloschen ist - aber das noch scheint. Schließe ich die Augen und denke daran zurück, höre ich den Sound. Diesen einen magischen Klang.

Einer der schönsten Momente seines Schaffens ist das Voice-Over aus "Highlander", in dem er seine sterbende Frau Heather stimmlich in den Tod begleitet.

"Willst du mir einen Wunsch erfüllen, Connor?" - "Was, meine Blume?" - "In den Jahren, die kommen werden, wirst du zu meinem Geburtstag eine Kerze für mich anzünden?" - "Ay Liebste, das werde ich." - "Wo sind wir?" - "Wir sind in den Highlands, wo sonst? Wir laufen die Berge hinab, die Sonne scheint .."

Danke, Ulrich Gressieker.

P.S. Pardon, das wurde länger als gedacht.

Nyan-Kun


Beiträge: 5.002

04.12.2019 14:03
#25 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Holla de Waldfee.
Das ist ja mal ein sehr schöner Beitrag zu einem Sprecher den auch ich ziemlich beeindruckend finde. Man merkt deutlich wie sehr er dir bedeutet Dubber.

Schöner hätte ich es nicht schreiben können. Gressieker war für mich bis dato auch der einzige Sprecher, der in einer romantischen Rolle auch wirklich emotional und mitfühlend klingen konnte ohne allzu süßlich und schmalzig rüber zu kommen. Es ist diese Mischung aus Härte, Verletzlichkeit, Sanftheit und Coolness, die Gressiekers Stimme so magisch macht. Bedauerlich, dass er für sich keinen Grund mehr sah sein Leben weiter zuführen.

Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #24
Er war mit Benjamin Völz befreundet, der selbst ein solches Prisma ist, was ihn heute zu einem ähnlichen Ausnahmetalent macht. Ich kann mir denken, dass sie verwandte Seelen waren. Sind.
Vom Typ her ist Völz wirklich sehr mit Gressieker verwandt. Würde sogar soweit gehen zu sagen, dass er vom Typ her ein Nachfolger von Gressieker ist. Wäre Völz damals auch etwas älter gewesen hätte ich ihn gerne lieber für Connor MacLeod im zweiten Highlander Film gehört als Danneberg, den ich vor allem im Hinblick auf den ersten Teil für eine Schnappsbesetzung halte.

Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #24
Ich stelle mir mitunter vor, wie Ulrich Gressiekers Karriere wohl weiter verlaufen wäre. Spekulation, gewiss, doch es sei mir erlaubt. Ich glaube, manche Karriere der heutigen Synchron-Elite wäre anders verlaufen. Er wäre heute ein absoluter Gigant der Szene, der viele Stars seit vielen Jahren mit seiner Kunst deutsch repräsentieren würde. Auf einem Level mit Tennstedt, Glaubrecht, Brückner. Mindestens. Vielleicht wäre er Gandalf geworden? Vielleicht würde er heute in den Ruhestand gehen und Fußspuren hinterlassen, die nicht zu füllen wären?
Zu 100% wäre er dann die deutsche Feststimme von Christopher Lambert geworden. Da war er gerade dabei sich zu etablieren und es wäre eine dieser genialen magischen Stammkombis gewesen, die man als Zuschauer mit dem Ruhestand von Gressieker sicherlich vermisst hätte. Als Gandalf sehe ich ihn nicht, erst recht nicht für den Ian McKellen Gandalf. Da wäre er um die Jahrtausendwende wohl mit seinen Ende 50 immer noch zu jung gewesen. Ich hätte ihn wenn überhaupt eher auf Aragorn gesehen sofern seine Stimme nicht zu sehr gealtert ist. Ist auch so eine Sache, die man kaum vorhersehen kann. Benjamin Völz hat sich z.B. stimmlich sehr gut gehalten und ist lediglich ein Stück tiefer geworden.

Dubber der Weiße


Beiträge: 5.422

04.12.2019 14:38
#26 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Gressieker wurde anderthalb Jahre vor Achim Höppner geboren, insofern... aber gewiss, man weiß es nicht. Ist auch unerheblich. Das wurde jedenfalls etwas persönlicher, als ich gedacht hatte. Aber es ist so: Die 80er waren meine Reifezeit. Mangels realer Vorbilder mussten Fiktionen herhalten, deren Synchronstimmen ein wesentlicher Bestandteil des Mosaiks waren. So entzündete sich dann in meinem Fall jede Leidenschaft. Nicht zufällig schätze ich bis heute viele jener Stimmen, die ich damals besonders wahrnahm. Glaubrecht. Elsholtz. Tennstedt. Danneberg. Ziffer. Petruo. Viele weitere. Da ich einige Jahre später im Zivi-Raum die Filme aussuchte, liefen dort "Terminator", "Highlander" und "Aliens" in Dauerschleife. Paxtons/Gressiekers "Ist 'ne prima Idee, soll Bishop gehen" wurde zum geflügelten Wort - eine meiner stolzesten Leistungen!

Auch Benjamin Völz nahm ich wahr, als jungen Gangster in "Batman", den Gressieker fast gesprochen hätte (im Trailer war er es). Völz wandelt in ähnlichen Fußspuren, absolut. Würde mich nicht wundern, wenn man in einigen Jahren ähnlich über ihn sprechen wird.

Danke jedenfalls für die Chance, in Erinnerungen zu schwelgen. Es war schön, mal meine diesbezüglichen Gefühle ausdrücken zu können. Nun wieder ihr.

VanToby
Forumsleiter

Beiträge: 42.468

04.12.2019 21:08
#27 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Lieber Dubber,

das ist vielleicht der schönste und ehrlichste Beitrag, der je in diesem Forum geschrieben wurde. Ich habe mich lange gescheut, das Folgende in genau diesem Kontext einzustellen. Aber nun erscheint es mir angebracht, hier eine der persönlichsten Darbietungen mit euch zu teilen, die, meine ich, Ulrich Gressieker gerade nicht gespielt hat, sondern in einer Form lebte.

Obwohl das nur ein Teil des Ganzen ist, warne ich trotzdem vor dem Anhören. Es ist wirklich starker Tobak, der emotional packen kann.

Silenzio
Moderator

Beiträge: 21.390

04.12.2019 22:15
#28 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

So einige Größen sind ja schon genannt wurden. Bei magischen Synchronstimmen fallen mir natürlich als erstes die "großen" klassischen Stimmen, auch wenn das vielleicht klischeehaft oft Namen sind, die man in dem Zusammenhang sicher oft liest. Leute wie den großartigen Wilhelm Borchert, Siegfried Schürenberg, Paul Klinger, Curt Ackermann, Alfred Balthoff, Walther Suessenguth, Walter Bluhm, Franz Nicklisch, Wolf Martini, Friedrich Joloff (keiner war ein besserer erster Schurke der Bond-Reihe). Allen voran möchte ich aber Arnold Marquis hevorheben. Ja, mitunter sicherlich manchmal fehlbesetzt. Für Bud Spencer fand ich ihn akzeptabel, mehr auch nicht. Chargierte mir zu arg. Aber sonst top. Konnte alles spielen. Vielseitig bis dort hinaus. Beherrschte die sanfteren Töne wie in "Spartacus", konnte aber auch schön poltern, hatte ein unglaublich komödiantisches Talent. Allein wenn ich daran denke wie er die Geschichte von Rotkäppchen in "Balduin, der Schrecken von Saint Tropez" erzählt. Einfach herrlich.

Dubber der Weiße


Beiträge: 5.422

04.12.2019 22:53
#29 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

Ein perfektes Beispiel für Ulrich Gressiekers besondere Gabe, VanToby. Danke auch dafür.

Wo ich bei wenigen anderen vielleicht ihr tolles Schauspiel wahrnehmen würde, geht es bei ihm diesen einen Schritt weiter. Schauspiel wird Realität. Ich glaube ihm. Ich folge ihm. In eine Welt der Selbstauflösung, der rohen Emotion, des Schmerzes. Er klingt so wund. Fast wie ein erwachsener Junge, der gegen eine Finsternis ankämpft, von der er weiß, dass sie sich als zu stark erweisen wird. Und in diesem mutigen Spiel in jenem Grenzreich, das nicht jeder betreten kann, nicht jeder verstehen will, schafft er einen Moment absoluter Wahrheit und tiefer Schönheit.

Wer mehr davon möchte: Gressieker brilliert auf Nicolas Cage in "Birdy", einem meiner Lieblingsfilme, der auch menschliches Leid auslotet (und in dem Benjamin Völz als sein Spielpartner ebenfalls eine meisterliche Darbietung gelingt). Schließlich noch Ulrich Gressiekers Powerhouse-Performance in Oliver Stones übersehenem Meisterwerk "Talk Radio". Sie würde ich jungen Synchronsprechern schlichtweg als Lernmaterial an die Hand geben.

Das ist der Goldene Standard - und der härteste Schlag in den Magen, den mir persönlich ein Film je verpasst hat.

Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.126

04.12.2019 23:15
#30 RE: "magische" Synchronstimmen Zitat · antworten

An dieser Stelle auch von mir von Herzen vielen Dank für Deinen wunderschönen Text zu Ulli Gressieker. Ich finde, schöner kann man ihm gerade heute kaum gedenken. Vielen Dank!

Wer mehr davon möchte: Gressieker brilliert auf Nicolas Cage in "Birdy", einem meiner Lieblingsfilme, der auch menschliches Leid auslotet (und in dem Benjamin Völz als sein Spielpartner ebenfalls eine meisterliche Darbietung gelingt). Schließlich noch Ulrich Gressiekers Powerhouse-Performance in Oliver Stones übersehenem Meisterwerk "Talk Radio".

Beide Filme gehörten übrigens auch zu Ulli Gressiekers liebsten Arbeiten, wie er in einem Brief an einen Fan mal durchscheinen ließ, den ich vor Jahren bei Ebay ergattern konnte. Er empfahl jenem Fan speziell diese beiden Filme, "Birdy" und "Talk Radio".

In einem bisher nicht veröffentlichten Interview erinnerte sich Maud Ackermann an ihre erste Begegnung mit Ulli Gressieker bei den Aufnahmen zu "Highlander": Sie stand schon im Atelier (das legendäre große und jetzt nicht mehr existente Atelier 5 bei der BSG in Lankwitz), als es an der Studiotür klopfte. Als sie die Tür öffnete, stand dort Ulli Gressieker mit einer leeren Filmrollen-Dose, in der er seinen Kaffee hatte. Also nicht in einer Tasse, sondern der Kaffee befand sich direkt IN dieser leeren Dose, aus der er ihn dann auch trank. Für derartige Aktionen war er wohl unter Kollegen bekannt.

Ich glaube, er hat in seine Rollen buchstäblich seine Seele reingelegt. Das hört man.

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