Ich schau zwar kein One Piece aber muss dennoch mal fragen. waren denn die ersten 400 Folgen bei PPA-Films wirklich so viel besser als der heutige Stand? Ich meine, dass hört sich für mich so an, als ob die ersten 400 Episoden der heilige Gral waren und die heutigen Folgen sind einfache Tupperware.
Zitat von AnimeGamer35 im Beitrag #2998Dadurch, dass ich One Piece auf ProSieben Maxx gerade rewatche, kann ich sagen: Nein, es war früher nicht besser.
Schauspielerisch würde ich da aber widersprechen, One Piece klang für mich damals einfach natürlicher und harmonischer. Eine künstliche Färbung zieht sich aber heutzutage leider durch viele (Anime)-Synchros.
danke für deinen Beitrag – ich finde es wichtig, dass man diskutiert. Aber hier muss ich dir in mehreren Punkten deutlich widersprechen, denn dein Vergleich hinkt an entscheidenden Stellen.
Ja, es stimmt: Auch zu PPA-Zeiten gab es Wiederverwendungen einzelner Sprecher. Das lässt sich bei einer so langen Serie kaum vermeiden. Aber – und das ist der entscheidende Punkt – man hat es damals mit ganz anderer Professionalität und Raffinesse umgesetzt.
Beispiel: – Ole Pfennig, den du nennst – ja, der hat mehrere Rollen gesprochen. Aber damals wurde größte Sorgfalt darauf gelegt, dass man ihn eben nicht sofort wiedererkennt. Die Sprecher haben ihre Stimme moduliert, sich auf die Figuren eingelassen und bewusst dafür gesorgt, dass man keine stimmliche Übersättigung empfand. Das ist ein Unterschied, der im heutigen Casting und in der Regie nicht mehr gegeben ist.
Heute ist es eher so: „Der Sprecher ist gerade verfügbar – also nehmen wir ihn wieder.“ Das ist nichts anderes als Recycling, und das fällt auf.
Ein Paradebeispiel: – Hartmut Neugebauer als Gold Roger – eine Besetzung wie aus dem Bilderbuch. Ausdruck, Gravitas, Timing – alles stimmte. Aber dann besetzt man nach seinem Tod Holger Schwiers, der gleichzeitig auch Akainu spricht? Das geht nicht. – Und noch dazu: Akainu hatte ebenfalls einen idealen Sprecher: Michael Brennicke. Auch er ist leider verstorben. Aber die Lösung kann doch nicht sein, die gleiche Stimme für zwei zentrale, diametral entgegengesetzte Figuren zu nehmen. Gold Roger – der große König der Piraten. Akainu – der erbitterte Feind aller Piraten. Das ist nicht nur unglücklich, das ist ein Bruch der Erzählstruktur auf akustischer Ebene.
Und wenn du sagst, Rescue hätte versucht, dieselben Sprecher zu nehmen – ja, natürlich versuchen sie es. Aber der Versuch allein reicht nicht aus, wenn am Ende mehrfach dieselben Sprecher in zentralen Rollen auftreten und man als Zuschauer ständig denkt:
> „Moment, die Stimme kenn ich doch – war das nicht gerade noch XY?“
Zu deiner Kritik an fehlender Kontinuität wie bei De Flamingo: Ja, da hat PPA damals einmal neu besetzt – aber das war zu einer Zeit, als noch nicht absehbar war, wie wichtig diese Figur werden würde. Das ist kein systemisches Problem – sondern damals eine isolierte Entscheidung in einer Phase, in der der Charakter nur als Nebenrolle vorkam. Und spätestens seit Marineford hat man ihm eine passende, konstante Stimme gegeben, die bis heute erhalten blieb.
Was du zur Aussprache von Doc Bader sagst – klar, das ist ein berechtigter Punkt. Aber du weißt selbst: Solche Details sind in der Frühphase einer Serie, die sich über Jahrzehnte erstreckt, fast unvermeidlich. Man wusste damals schlicht noch nicht, wie häufig gewisse Namen zurückkehren würden. Aber es ist ein weiter Weg von einem Aussprachefehler hin zu einer schwachen Tonmischung, mangelnder Rollenvielfalt und einem personell unterbesetzten Studio, wie es bei Rescue Film heute leider oft der Fall ist.
Zusammengefasst: Früher war sicher nicht alles perfekt. Aber was die Stimmführung, Charaktertreue, Atmosphäre, Casting-Philosophie und akustische Tiefe angeht, war die PPA-Zeit um Welten differenzierter, durchdachter und atmosphärischer. Und diese Einschätzung basiert nicht auf Nostalgie, sondern auf konkreten Qualitätsmerkmalen, die man klar analysieren und belegen kann – und nicht nur auf persönlichem Rewatch-Gefühl.
eine faire und berechtigte Frage – und ich verstehe, warum das für jemanden, der One Piece nicht aktiv schaut, vielleicht übertrieben klingt. Aber lass mich dir erklären, warum viele (darunter ich) die ersten rund 400 Folgen der deutschen Synchro tatsächlich als goldenen Standard empfinden – und das nicht aus Nostalgie, sondern aus konkreten Gründen.
Damals, unter PPA Film (also dem ursprünglichen Studio), hat man sehr viel Wert auf Dinge gelegt, die heute leider in vielen Produktionen entweder vernachlässigt oder personell nicht mehr möglich sind:
1. Stimmliche Vielfalt: Man hat sich bewusst bemüht, Stimmen nicht doppelt oder dreifach in tragenden Rollen einzusetzen – und wenn doch, dann mit stimmlicher Verfremdung oder starker Rollendifferenzierung. Das Resultat: Du konntest völlig in die Welt eintauchen, ohne ständig rausgerissen zu werden, weil du eine bekannte Stimme wiedererkannt hast.
2. Passgenaue Besetzungen: Viele Charaktere hatten perfekt abgestimmte Stimmen, teils mit herausragenden Leistungen: – Hartmut Neugebauer als Gold Roger, – Michael Brennicke als Akainu, – Ole Pfennig als Kuzan/Aokiji, – oder auch Frank Engelhardt (als Franky. Diese Stimmen hatten Kraft, Charakter und Wiedererkennungswert – sie gaben den Figuren Tiefe.
3. Tonmischung und Atmosphäre: Früher war die Balance zwischen Musik, Soundeffekten und Stimmen viel besser. Du konntest Dialoge problemlos verstehen, selbst in lauten Szenen. Heute hingegen gibt es leider immer wieder Fälle, wo der Hintergrundsound die Stimmen verschluckt – was auch von offizieller Seite (z. B. Synchronregie oder Redaktion) eingeräumt wurde.
4. Teamarbeit und Einheitlichkeit: Das alte Team bestand über viele Jahre hinweg aus denselben Leuten – also gleiche Regie, gleiche Aufnahmeleitung, gleiche Tonmeister. Heute dagegen wird bei Rescue Film häufig zwischen Studios gewechselt, es gibt unterschiedliche Toningenieure, und man merkt einfach, dass das Gesamtbild weniger aus einem Guss ist.
Natürlich: Auch früher war nicht alles perfekt. Aber die Dichte an Qualität, Kontinuität und Hingabe war damals schlicht höher. Und ja – die ersten 400 Folgen sind für viele deshalb kein „heiliger Gral“, sondern ein Beispiel für eine Zeit, in der man Synchron noch als echtes Kunsthandwerk betrieben hat.
das sehe ich ähnlich – schauspielerisch waren die frühen Folgen wirklich viel natürlicher und harmonischer. Man merkt heute oft diese künstliche Färbung, die sich leider durch viele aktuelle Anime-Synchros zieht. Das liegt auch daran, dass sich Tonmischung, Aufnahmequalität und die gesamte Infrastruktur verändert haben.
Früher bei PPA Film gab es eine ganz andere Sorgfalt und ein eingespieltes Team, das viel mehr auf Nuancen geachtet hat. Heute ist das oft ein Stück weit verloren gegangen, auch weil man mit kleineren Studios wie Rescue Film arbeitet, die einfach nicht dieselben Ressourcen oder Erfahrungen haben – und das merkt man dann auch an der Atmosphäre und der Authentizität der Stimmen.
Für mich sind die frühen Folgen deshalb das Maß der Dinge, nicht aus Nostalgie, sondern weil da wirklich noch auf jedes Detail geachtet wurde.
De Flamingo hatte zu PPA Zeiten alleine drei verschiedene Sprecher und zu Rescue Zeiten dann seinen finalen vierten Sprecher mit Jakob Riedl.
Holger Schwiers sowohl auf Akainu als auch auf Gol D. Roger zu besetzen mag zwar auf den ersten Blick skurill wirken, jedoch muss man bedenken, dass die Besetzung getroffen wurde bevor mehr Berliner in den Cast kamen und an markanten älteren Sprechern mangelt es leider durch die kürzlichen Tode in München eben auch immer mehr. Zudem passt Schwiers meiner Meinung nach trotzdem auf beide Charaktere und durch die Tatsache, dass Roger schon lange tot ist in der Serie treffen die beiden Charaktere ja auch nicht aufeinander.
Ich begrüße jedenfalls die größere Stimmvielfalt, die sich durch Rescue breit gemacht hat und bis auf Zounisha fällt mir keine wirkliche Fehlbesetzung ein.
Danke für deine ausführliche Meinung, aber ich muss da in mehreren Punkten widersprechen – sachlich, aber entschieden:
1. De Flamingo und Sprecherwechsel: Ja, De Flamingo hatte zu PPA-Zeiten drei Sprecher – korrekt. Aber das lag, wie du selbst sagst, daran, dass man damals seine spätere Relevanz noch nicht absehen konnte. Diese Wechsel waren also nachvollziehbar. Jakob Riedl macht seine Sache solide, ohne Frage. Aber was PPA dennoch ausgezeichnet hat, war der Versuch, selbst bei kleineren Rollen frühzeitig Kontinuität aufzubauen – und das mit einem klaren Castinganspruch. Stimmen wurden klug variiert oder verstellt, sodass Wiedererkennungswert und Figurenidentität gewahrt blieben.
2. Holger Schwiers auf Akainu und Gol D. Roger: Dasselbe Gesicht, dieselbe Stimme? Bei Nebencharakteren mag das mal passieren – aber bei zwei so ikonischen Persönlichkeiten wie Akainu und Roger ist das ein Unding. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Roger früher von Hartmut Neugebauer gesprochen wurde – eine Traumbesetzung, die sowohl stimmlich als auch vom Typus perfekt passte. Und Akainu? Michael Brennicke – ebenfalls ein Volltreffer. Beide sind verstorben, ja – aber daraus resultiert nicht automatisch, dass man dann einfach einen Sprecher doppelt besetzt, dessen Timbre für beide Rollen ununterscheidbar bleibt. Das ist kein Mangel an Alternativen – das ist schlichtweg unglücklich gecastet.
3. “Vielfalt durch Rescue” – ein Trugschluss: Du sprichst von größerer Stimmvielfalt durch Rescue? Ironischerweise höre ich heute in deutlich mehr Rollen dieselben Sprecher als früher. Bei PPA wurden Stimmen clever verändert und unkenntlich gemacht. Heute erkennst du sie teilweise von einem Arc zum nächsten. Allein das spricht Bände.
4. Tonmischung, Atmosphäre, Natürlichkeit: Man vergleiche nur die emotionale Dichte und Natürlichkeit der ersten 400 Folgen mit der heutigen Ausführung. Früher klang es nach echten Szenen, nach Schauspiel. Heute klingt es oft wie ein sauber eingesprochener Text – technisch okay, aber ohne Seele. Die Tonmischung tut ihr Übriges: Hintergrundgeräusche sind oft zu dominant, Stimmen wirken flach oder zu künstlich.
5. Beispiel Zounisha – ein Symptom, nicht die Ausnahme: Dass du nur Zounisha als Fehlbesetzung nennst, wundert mich. Denn genau solche Rollen zeigen, wie willkürlich teilweise besetzt wurde: Erst Gregor Hirsch, der nicht passte – dann ein junger Sprecher, dessen Stimme künstlich heruntermoduliert wurde. Wo ist da bitte das Qualitätsbewusstsein? Solche Besetzungen wären zu PPA-Zeiten undenkbar gewesen.
Fazit: Natürlich bemüht sich Rescue – das bestreitet niemand. Aber „Liebe“ allein ersetzt keine professionelle Struktur. Wenn man ein Projekt wie One Piece übernimmt, das Jahrzehnte lebt, muss man in Sprecherkontinuität, Castingqualität, Tonregie und -mischung investieren – oder man lässt es.
PPA hatte Standards, Rescue hat Bemühungen. Und das ist ein fundamentaler Unterschied.