Zitat von berti im Beitrag #8 Unpassend fand ich Klinger dagegen auf ältere Schauspieler wie Humphrey Bogart in "Die barfüßige Gräfin" [...]
Selbst früher, als ich ihn nicht so besonders mochte (vor allem wohl auch deshalb, weil ich ihn als Ersatzeinsatz auf von mir liebgewonnenen Kombis wahrnahm, z.B. eben Cary Grant/Curt Ackermann), fand ich ihn in DIE BARFÜSSIGE GRÄFIN großartig, insbesondere auch als Erzählstimme. Mittlerweile zähle ich ihn zu den ganz Großen der alten Garde, und schließe mich der Top-Liste von Silenzio vorbehaltlos an. Speziell in diesen Rollen kann ich mir keinen besseren vorstellen.
Hast du denn auch bestimmte Schauspieler, für die du Klinger gerne öfter gehört hättest? Oder manche Rollen, wo du es schade findest, dass man ihn nicht besetzt hat?
Zitat von berti im Beitrag #15Ist er dir noch bei anderen Rollen/Schauspielern besonders positiv aufgefallen?
In "Die Brücke am Kwai war er auch ziemlich genial und auch für Gary Cooper in "Ariane - Liebe am Nachmittag". Besonders fehlbesetzt fand' ich ihn für Bogart ("Die barfüßige Gräfin").
Mit Paul Klinger für Gary Cooper habe ich so meine Probleme, gerade bei dieser Rolle, da er für mich nicht so gut mit dem Gesicht harmonierte. Engelmann oder Lukschy (ich weiß, beide damals überbesetzt) hätte ich ihm hier vorgezogen. Den von Mücke hier favorisierten Peter Pasetti habe ich für Cooper leider noch nicht erlebt. Bei Holden gefiel er mir eigentlich immer ziemlich gut. Ehrlich gesagt, hätte ich ihn mir hier sogar noch öfter vorstellen können, als er es sowieso schon war (ähnlich wie bei Grant und Granger). Allerdings habe ich hier auch nichts gegen Heinz Engelmann!
Zitat von John Connor im Beitrag #16fand ich ihn in DIE BARFÜSSIGE GRÄFIN großartig, insbesondere auch als Erzählstimme
Bei der "Gräfin" finde ich Klinger in den Erzählpassagen durchaus passend, wenn man den schon ziemlich zerknitterten Bogart sieht, hört es dann leider auf. Besonders natürlich, wenn er (was im Film mehrfach vorkommt) gemeinsame Dialogszenen mit den von Lukschy gesprochenen O´Brien hat. Aber gerade bei Erzählparts gefällt mir sein Organ sehr, da ich es generell als besonders angenehm empfinde. Er wurde ja auch oft als Erzähler eingesetzt (einige Beispiele zu Beginn dieser Liste): http://www.synchrondatenbank.de/sprecher...1953&syncsort=1 Dazu ergänzen könnte man noch Erwin Leisers Dokumentarfilm "Mein Kampf" und Ernst Lubitschs (bereits früher erwähnte) Komödie "Ein himmlischer Sünder", in der Klinger für Don Ameche die Geschichte in Rückblenden erzählt und kommentiert.
Da die Auflistung meiner persönlichen Lieblingsrollen von Paul Klinger schon einige Jahre alt ist, fehlt dort mindestens eine, in der er mich besonders beeindruckt hat: Ray Milland in "Lebendig begraben" Synchron-Sternstunden (2)
Auf Milland in "Lebendig begraben" fand ich Klinger auch ausgezeichnet, ebenso wie auf Olivier in "Rebecca". Völlig daneben war er dafür auf James Mason in "Gefährlicher Urlaub".
Zitat von Lord Peter im Beitrag #22Auf Milland in "Lebendig begraben" fand ich Klinger auch ausgezeichnet, ebenso wie auf Olivier in "Rebecca".
Ich habe "Rebecca" zwar länger nicht mehr gesehen aber mal abgesehen davon, dass ich bis jetzt nicht wusste, dass Laurence Olivier dort von Klinger gesprochen wurde, kann ich mich noch an seine Peformance erinnern und muss auch zustimmen, dass er das Zerrissene und Leidende der Figur stimmlich gut getroffen hat. Großartig fand ich die Szene, in der Joan Fontaine auf einer Party in dem Abendkleid seiner verstorbenen Frau die Treppe herunterkommt und er die Nerven verliert: http://www.youtube.com/watch?v=DGKbjSkJPu4 (Position. 1:17:25).
Als Erzähler fand ich Klinger auch immer toll. War ja auch irgendwie in dieser Funktion bei Monumentalschinken abonniert ("Cleopatra", "Die zehn Gebote"). Besonders gefallen hat er mir als Erzähler in "Die nackte Stadt" - einem Film Noir mit ganz früher Münchner Synchro.
Zitat von Silenzio im Beitrag #25Als Erzähler fand ich Klinger auch immer toll.
Geht mir auch so, weswegen ich ihn bei der "barfüßigen Gräfin" zumindest dann passend finde, wenn Bogart nicht im Bild zu sehen ist und ich somit verdrängen kann, zu welchem Gesicht diese Stimme gehören soll. Als Erzähler reicht seine Aura fast an die von Wilhelm Borchert heran.
Neulich sah ich wieder mal einen der wenigen Hammer-Filme, der kaum was zu bieten hat:
"Nur Vampire küssen blutig"
Darin ist Paul Klinger für Mike Raven zu hören als Vampir-Arzt, ein bisserl ein Christopher Lee-Verschnitt. Muss eine von Klingers letzten Synchronrollen gewesen sein. Toll fand ich, wie düster und unheimlich Klinger hier klang. Wenn er als Arzt jedem Vampiropfer "Herzschlag" diagnostiziert, hört sich das faszinierend an! Die Art, wie er es sagt, ist so herrlich zweideutig und finster...! In zwielichtigen Rollen schätzte ich Klinger immer besonders, auch wenn er nicht allzuoft die Gelegenheit dazu hatte. "Der unheimliche Komplize" ist da sicher ein Paradebeispiel! Er selbst war im ersten "Tim Frazer" ja auch superb sinister, ebenso in der "Bei Anruf Mord" sehr ähnlichen Episode aus "Das Kriminalmuseum erzählt", wo er seine Frau umbringen lassen will. Fast eine Schande, dass er nicht Ray Milland in "Bei Anruf Mord" sprach-ohne Hans Nielsens tolle Leistung schmälern zu wollen. Mehr zu Klinger folgt...über ihn rede ich immer gerne!!!
Da dir Klingers "düstere Seite" so zusagt: Hast du ihn auch für Ray Milland in "Lebendig begraben" erlebt? Dort konnte er sich teilweise auch von dieser zeigen.