Jemand liest tatsächlich noch Curt Goetz??? Das höre ich gerne, die Stücke finde ich heute noch absolut treffsicher in fast allen Punkten. Leider gelten sie als altmodisch, dabei müsste man nur sehr wenig "erneuern" und schon klappt es! Ich glaube fast, daß eine meiner Lieblingssynchros von Klinger Curt Goetz recht nahe kommt: "Nur meiner Frau zuliebe". Ebenso für Cary Grant fand ich ihn ausgezeichnet im insgesamt nicht so gelungenen "Liebling, ich werde jünger!"-da ist Klinger zwischendurch herrlich infantil und dann wieder so seriös. Das ist jetzt nicht unbedingt der Stil von Goetz, aber so ein Stück hätte auch von ihm sein können. Generell war Klinger ja auch in vielen Filmen mit starken pointierten Dialogen ausgezeichnet, er war ja doch klassischer Theaterschauspieler und der gute Boulevard lag ihm sehr. Da gehört ja doch auch William Holden dazu in der damals frivolen Komödie von Otto Preminger, deren Titel mir jetzt grad nicht einfallen will...(knurr)!...ähm..."Wolken sind überall"??? Ausgezeichnet pointiert war er auch für Jean Gabin in "French Can Can". Wie der da so herumfeixt, um sein Moulin Rouge zu eröffnen-das ist ganz grosse Klasse!
Zitat von fortinbras im Beitrag #46Da gehört ja doch auch William Holden dazu in der damals frivolen Komödie von Otto Preminger, deren Titel mir jetzt grad nicht einfallen will...(knurr)!...ähm..."Wolken sind überall"???
Jetzt wo du es schreibst... ein Blick in seine Filmographie zeigt mir, dass ich ganze 3 Filme mit Holden habe - und zwei sogar mit Klinger. Den grauenhaften "Casino Banal" will ich aber nicht zählen, in "Network" war es Ackva, aber in der "Brücke am Kwai" finde ich Klinger großartig. "Kollossal, kollossal." Wunderbar, wie er stimmlich den ihm dargebotenen Wahnsinn zusammenfasst.
Um noch einmal auf Curt Goetz zurück zu kommen, der ist mir kürzlich in meinem Bücherregal zufällig in die Hände gefallen und ich habe ihn sehr genossen. Großartige Dialoge, die heutzutage ihresgleichen suchen, spritzig, schnell, wortgewandt - wie kann man da von altmodisch sprechen? Die Themen teils, die Texte nicht. Wer meine genaue Meinung wissen möchte, demnäcnst in meinem Blog...
Dass Klinger ein Talent für Spritzigkeit hatte, konnte er neben seinen Einsätzen für Cary Grant besonders gut für Don Ameche in der Hauptrolle von Ernst Lubitschs federleichtem "Ein himmlischer Sünder" beweisen. Von einer ganz anderen Seite zeigte er sich dagegen als Stimme von Ray Milland in "Lebendig begraben". Danke für deine Antworten!
Zitat von Lord Peter im Beitrag #22Auf Milland in "Lebendig begraben" fand ich Klinger auch ausgezeichnet, ebenso wie auf Olivier in "Rebecca".
Ich habe "Rebecca" zwar länger nicht mehr gesehen aber mal abgesehen davon, dass ich bis jetzt nicht wusste, dass Laurence Olivier dort von Klinger gesprochen wurde, kann ich mich noch an seine Peformance erinnern und muss auch zustimmen, dass er das Zerrissene und Leidende der Figur stimmlich gut getroffen hat. Großartig fand ich die Szene, in der Joan Fontaine auf einer Party in dem Abendkleid seiner verstorbenen Frau die Treppe herunterkommt und er die Nerven verliert: http://www.youtube.com/watch?v=DGKbjSkJPu4 (Position. 1:17:25).
Nachdem ich "Rebecca" gestern erstmals komplett gesehen habe, kann ich hier nur zustimmen. Synchron-Sternstunden
Ich finde, dass trotz der Berühmtheit des Filmes und der Rolle, die Leistung von Olivier und Klinger vielfach unterschätzt wurde. Anfangs ist Maxim de Winter eine definitive Hauptfigur, aber nach und nach wird er immer mehr zwischen seiner jungen (namenlosen) Frau und Mrs. Danvers aufgerieben, die den Film stark dominieren. Sich hier irgendwie zu behaupten und ohne auf Rampensau zu spielen mit im Geschehen zu bleiben, ist schauspielerisch abseits der üblichen Olivier-Lobeshymnen nur wenig gewürdigt worden. Auch Klinger macht das perfekt, mir gefällt aber auch, wie er Maxim de Winters Gefühlsregungen einfängt, der ja doch irgendwie angstvoll-depressive Anflüge hat.
Zitat von fortinbras im Beitrag #52Auch Klinger macht das perfekt, mir gefällt aber auch, wie er Maxim de Winters Gefühlsregungen einfängt, der ja doch irgendwie angstvoll-depressive Anflüge hat.
Sehe ich auch so (siehe den "Sternstunden"-Beitrag).
Zitat von Gast im Beitrag #29Neulich sah ich wieder mal einen der wenigen Hammer-Filme, der kaum was zu bieten hat:
"Nur Vampire küssen blutig"
Darin ist Paul Klinger für Mike Raven zu hören als Vampir-Arzt, ein bisserl ein Christopher Lee-Verschnitt. Muss eine von Klingers letzten Synchronrollen gewesen sein. Toll fand ich, wie düster und unheimlich Klinger hier klang. Wenn er als Arzt jedem Vampiropfer "Herzschlag" diagnostiziert, hört sich das faszinierend an! Die Art, wie er es sagt, ist so herrlich zweideutig und finster...!
Diese Rolle ist vom Text her nicht allzu umfangreich, aber bei den beiden Diagnosen holt er aus den paar Worten durch seinen Tonfall noch etwas raus. Am meisten zu sagen hat Raven (der im Original nachsynchronisiert wurde und optisch wie eine Mischung aus Christopher Lee und Vincent Price wirkt) noch in der schwarzen Messe zu Beginn. Wenn er mit bebender Stimme den Teufel beschwört ("O Herr der Finsternis, Fürst der Hölle ...") fällt es schwer zu glauben, dass das derselbe Sprecher ist, der so oft in munteren oder väterlichen Rollen zu hören war, so bedrohlich klingt er hier. Interessant, dass man hier ihn besetzte und nicht den in einer anderen Rolle zu hörenden Christian Marschall, der viel naheliegender gewesen wäre!
Es würde zwar auch in den Thread über Standortwechsel passen, aber ich poste es einfach mal hier: Paul Klinger scheint lange zwischen Berlin und München gependelt zu sein, erst in seinen letzten Lebensjahren beschränkte er sich auf den "Süden". Aber speziell in den 50ern scheint er in beiden Städten gleichermaßen aktiv gewesen zu sein, man hörte ihn sogar öfter bei der BSG. Nach 1960 war er zwar auch noch öfter in Berlin, aber nach meinem Eindruck hauptsächlich bei MGM, Ultra und Rank. Dass Brunnemann ihn in "Lebendig begraben" besetzte, kann der Kontinuität geschuldet gewesen sein, da er damals Ray Millands wichtigster Sprecher war. Bei der Ultra kam es bekanntlich öfter zu Mischungen, da sie in Berlin und München Studios hatte. Aber auch in den 50ern war er von diesem Studio anscheinend gerne besetzt worden, ebenso wie von der MGM, in deren Synchros er noch bis Mitte der 60er öfter zu hören war. Die Rank ist ein etwas anderer Fall: "55 Tage in Peking" und "El Cid" sind Filme, in denen Sprecher aus Berlin, München und Hamburg zu hören sind, aber dafür ist die Besetzung beim ersten "Fantomas" ansonsten rein "berlinerisch". Könnte man daher sagen, dass Klinger nach 1960 in Berlin meist bei diesen drei Studios arbeitete, vielleicht aufgrund guter Verbindungen aus früheren Jahren? Und dass Einsätze bei der BSG, der Elite oder der Berliner Union eher Ausnahmen waren? Der Gedanke kam mir, weil er einerseits manchmal als "Münchner" bezeichnet wird und mir andererseits eine Präsenz in Berlin aufgefallen ist, nur eben deutlich stärker bei bestimmten Studios.