Ich persönlich finde, dass zu Oliviers markantem, kantigem Profil eine ebenfalls markante und möglichst volle Stimme gehören muss. Deshalb gefiel mir Siegfried Schürenberg in "Spartacus" so gut. Borchert klang zwar weniger voluminös, aber natürlich trotzdem sehr markant. Schoenfelder fand ich bei seinem Einsatz passend, weil Olivier in diesem Film sehr hager war und schwächer wirkte. Schneider wäre natürlich hier auch denkbar gewesen, aber der war zum Zeitpunkt der Synchro ja offenbar nur noch selten in der Branche tätig. Peter Pasetti erfüllte in "Der Prinz und die Tänzerin" auch die Kriterien "voll und markant", aber ich weiß nicht, ob er auch sonst passend gewesen wäre. Ich hab mir auch schon überlegt, ob Hans Nielsen um 1960 herum möglich gewesen wäre.
Zurück zu Siegmar Schneider. Falls den jemand bei einem seiner (offenbar nur drei) Einsätze auf Olivier erlebt hat: Passte er gut?
Wo du Nielsen erwähnst...: Eigentlich wäre der gestern angesprochene E.F. Fürbringer auch geradezu prädestiniert gewesen Olivier zu sprechen. Das hätte vom Typ und vom Alter her ausgezeichnet gepasst. Bis hin zu der Tatsache, dass sich beide in ihrer Branche seinerzeit relativ rar machten.
Ich fand Schürenberg auch beileibe nicht schlecht. Unter dem Strich hat er mir auch in "Dracula" gut gefallen, aber Borchert finde ich halt besser. Ich meine nur, dass Olivier durch ihn da rein stimmlich wirklich etwas abgeschwächt wurde. Man muss bedenken, dass der mit über 70 Jahren noch relativ ruppige Stunts selbst gemacht hat. Z.B. den Kampf mit Gregory Peck gegen Ende von "The Boys from Brazil" oder auch in "Dracula".
Fürbringer habe ich rein von der Stimme her zu wenig im Ohr. Fändest du denn Nielsen auch denkbar? Der war um 1960 ja zumindest etwas aktiver als Fürbringer, obwohl es auch bei ihm deutlich weniger Rollen waren als einige Jahre zuvor.
...vielleicht. Nielsen klingt etwas zu offenherzig, schätze ich. Der sprach ja oft sehr temperamentvolle Rollen, wie eben Flynn und James Stewart. Olivier hatte gerade in Anfangszeiten ein recht zugeknöpftes Image. Irgendeine Diva von damals meinte mal in einem Interview, dass er auch wirklich so war. Könnte sogar die Monroe gewesen sein. Das sind halt diese mindestens drei gediegenden Brit-Altstars, die sich alle irgendwie ein wenig ähneln und alle auch oder ausschließlich homosexuelle Beziehungen unterhielten. Schauspiel-Adel halt. John Gielgud und Michael Redgrave gehen in genau dieselbe Richtung. Fürbringer finde ich von daher adäquater, da er im Grunde die etwas gesetztere Variante von Nielsen ist, aber Nielsen hätte Olivers Art mit Sicherheit auch spielen können.
Das vielleicht, aber trotzdem...die Beweglichkeit war in "Anatomie eines Mordes" auch noch reichlich da und schwer ist James Stewart bekanntlich auch nicht.
Zitat von MückeDas vielleicht, aber trotzdem...die Beweglichkeit war in "Anatomie eines Mordes" auch noch reichlich da und schwer ist James Stewart bekanntlich auch nicht.
Trotzdem wäre mir bei "Anatomie eines Mordes" Schneider lieber gewesen (aber das Thema hatten wir ja schon anderweitig), u. a. weil Nielsen mir zu voluminös für Stewart klang.
ich zitiere einmal aktuell aus dem Lilli Palmer-Thread:
"Januar 1986 Cosmpol Video / U.S. Video, Herzogenrath Power of Evil - Die Welt des Bösen (The Boys from Brazil); UK 1978 Deutsche Bearbeitung: Hamburg; ungekürzte Langfassung Dialog zwischen Palmer und Laurence Olivier: http://www.mediafire.com/?zdomdxnzymt"
Oliviers dt. Sprecher in dieser Fassung ist Paul Edwin Roth.