wollte mir evtl. folgende Bogart-Klassiker als dt. VÖ zulegen:
Die schwarze Natter Gangster in Key Largo Haben und Nichthaben Tote schlafen fest Die Spur des Falken Casablanca
Sind die Synchros zu diesen Filmen gelungen (passende Sprecher, originalgetreu) oder sollte man sie lieber meiden? Habe die Filme bis jetzt nur im Original gesehen. Danke.
Zur "Spur des Falken" und "Tote schlafen fest" gibt´s eigene Threads. Speziell die DF des ersteren Films gehört für einige hier in die Kategorie "Hass-Synchro" (Dialoge, neue Musik, Sprecher der Hauptrolle). Bei "Tote schlafen Fest" dagegen hat sich die Kritik bisher auf die neue Musik beschränkt.
"Casablanca" ist als Synchro von den Dialogen und der Besetzung her durchaus gelungen, allerdings klingt der Ton deutlich jünger, als der Film wirkt.
Die schwarze Natter (eigentlich die Fassung, die man als "Das unbekannte Gesicht" kennt) Haben und Nichthaben Casablanca
... sind TV-Synchros. Ein bisschen steril, aber durchaus gelungen. Die "Casablanca"-Syncho hat immerhin den vielzitierten Satz: "Ich seh dir in die Augen, Kleines!" erschaffen. Schade allerdings, dass es die 50er Jahre-Synchros zu "Die schwarze Natter" und "Key Largo" nicht auf die Warner-DVDs geschafft haben, aber die sind wohl tatsächlich nicht mehr aufzutreiben.
Die Synchro zu "Die Spur des Falken" ist für die einen Kult, für die anderen unerträglich. Ich hab großen Spaß an ihr und seh's unter dem Motto: Zwei Filme zum Preis von einem.
Die Filme dürften übrigens alle von Wolfgang Schick eingedeutscht worden sein (bei "Die schwarze Natter" und "Haben und Nichthaben" bin ich nicht ganz sicher). Für Infos zu Bogarts Sprechern siehe hier: http://215072.homepagemodules.de/topic-t...message=7083562
Bei "Die schwarze Natter" war mit ziemlicher Sicherheit auch Schick federführend. Im Zweifelsfalle leidet diese deutsche Fassung noch stärker als die anderen unter dem Austauschen der Musik, denn der versierte Bastler kann bspw. bei "Tote schlafen fest" anhand der O-Ton-Spur noch ein ganz gutes Ergebnis erzielen, bei "Dark Passage" ist das nicht möglich. Außerdem war Marquis hier doch schon hörbar zu alt für Bogart. Was die "Top-Synchros" betrifft, würde ich Dir in Sachen Dialog und Sprecher sogar zustimmen, allerdings macht die armselige Geräuschkulisse und die willkürlich ausgetauschte Musik viel zunichte.
Wenn man z.B. bei "Die Spur des Falken" keine Möglichkeit hatte, an die Originalmusik zu kommen (wäre aber auch damals seltsam gewesen, oder?) frage ich mich noch immer, warum man nicht zumindest ähnliche Musik eingespielt hat. Die Musik ist für mich das absolute Manko an der Synchro - der Rest geht für mich persönlich in Ordnung.
Ich habe ja nach wie vor die begründete Theorie, dass zwischen 1941 und 1943 gar keine ITs mehr produziert wurden (Disney war entweder eine Ausnahme oder hat die Originalmusiken nachträglich für die Kinoauswertung neu eingespielt, da das ja nur wenige Jahre später geschah und bei der 52er Neuauswertung von "King Kong" von RKO auch so gemacht wurde, ist es nicht abwegig), bei "Maltese Falcon" hätte man also so oder so keine ITs gehabt (und bei "Big Sleep" offenbar auch nicht, denn die spanische Fassung enthält ebenfalls Fremdmusik). Aber man hätte zumindest die wichtigen Passagen aus dem O-Ton übernehmen können ... nein: müssen. Diese Verballhornung, dieser Versuch, den Film über wallace-ähnliche Musik zu modernisieren (wobei natürlich das Niveau von Thomas und Böttcher weit höher liegt) ist eine typische Respektlosigkeit der frühen Beta-Fassungen (siehe auch "Mord/Der Auslandskorrespondent") - die von L.M.Schmitt ausdrücklich ausgenommen.
Zitat von smeagolDie Musik ist für mich das absolute Manko an der Synchro - der Rest geht für mich persönlich in Ordnung.
Ich persönlich finde ja nach näherem Betrachten einzelner Szenen in beiden Fassungen, dass die deutsche Synchro teilweise eine unfreiwillige Parodie auf das Original ist. Das ist in einer Szene besonders deutlich, als Spade von Gutmans Männern zusammengeschlagen wird. In der Originalfassung läuft düstere, spannende Musik als Spade sich wieder hochrappelt während in der deutschen Fassung hier locker swingende Musik läuft. Die überzogenen Dialoge der deutschen Fassung tun das übrige ("Ziehen sie sich aus. Den Mantel mein' ich").
Ein weiteres Manko dieser Synchro ist Arnold Marquis, der auf Humphrey Bogart (wie leider bei einigen anderen Schauspielern auch) seine Neigung zum hemmungslosen Chargieren und Rumschreien ausleben durfte. Zum Glück hat Schick ihm das bei "Tote schlafen fest" oder "Gangster in Key Largo" nicht durchgehen lassen.
Zitat von Stefan der DEFA-FanDiese Verballhornung, dieser Versuch, den Film über wallace-ähnliche Musik zu modernisieren (wobei natürlich das Niveau von Thomas und Böttcher weit höher liegt) ist eine typische Respektlosigkeit der frühen Beta-Fassungen (siehe auch "Mord/Der Auslandskorrespondent") - die von L.M.Schmitt ausdrücklich ausgenommen.
Das war in den 60ern halt eine gewisse Mode-Erscheinung und wurde offenbar von verschiedenen Verleihern (Atlas, neue filmform) so gewünscht. Auch die Berliner Synchron hat das dann z.B. bei "Chicago" (Angels with Dirty Faces) und "Arsen und Spitzenhäubchen" gemacht. Was deine "IT-Theorie" anbelangt: Das deckt sich mit meinen Beobachtungen. Auch bei späteren TV-Sychros fallen Filme aus diesem Zeitraum (1941-43/44) immer wieder dadurch auf, dass "Archivmusik" verwendet wird. (Übrigens wurde "The Big Sleep" ja ursprünglich auch schon 1944 gedreht und sogar auch schon fertig geschnitten; nach dem Erfolg des ersten Bogart/Bacall-Films "Haben und Nichthaben" dann allerdings wurde der Film über ein Jahr zurückgehalten um mit zusätzlichen, nachgedrehten Szenen den Bacall-Part auszubauen.)
Zitat von StephenAuch die Berliner Synchron hat das dann z.B. bei "Chicago" (Angels with Dirty Faces) und "Arsen und Spitzenhäubchen" gemacht.
"Chicago" kenne ich nicht, aber bei "Arsen" betraf es ausschließlich die Titelmusik, der Rest des Filmes enthält die Originalmusik von Max Steiner, wie es sein sollte - sogar vollständig, da die ITs verfügbar waren.
Zitat von bertiEin weiteres Manko dieser Synchro ist Arnold Marquis, der auf Humphrey Bogart (wie leider bei einigen anderen Schauspielern auch) seine Neigung zum hemmungslosen Chargieren und Rumschreien ausleben durfte. Zum Glück hat Schick ihm das bei "Tote schlafen fest" oder "Gangster in Key Largo" nicht durchgehen lassen.
Diese Art deckt sich aber doch mit den Dialogen und der Musik, sodass man annehmen kann, der Film sei mit Methode zum coolen Gangsterfilm gebürstet worden.
Ich kann jetzt nicht sagen, wie das bei den IT-Mastern aussieht, aber zumindest bei den Soundtracks ist es so, dass von Warner aus den 30ern und 40ern eigentlich so gut wie alles nicht mehr vorhanden ist - und das seit Jahrzehnten. Ausnahmen dürften die Scores von Erich Wolfgang Korngold, dessen Sohn die Soundtracks kurz vor der Vernichtung kopierte, und von Max Steiner, der selbst über ein umfangreiches Archiv verfügte, sein. "Tote schlafen fest" dürfte beispielsweise weitgehend verloren sein. Von "Casablanca" gibt es noch einiges Material, das auch auf einer Soundtrack-CD, der DVD und auf einem Sampler, veröffentlicht wurde. Qualitativ ist das Material aber wahrscheinlich unbrauchbar und hat nur historischen Wert. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, wurden einige der Songs überhaupt nicht im Studio, sondern live am Set aufgenommen.
Wesentlich besser sieht es bei MGM und Fox aus. Bei MGM dürfte es nur gegen Ende der 40er und Beginn der 50er aufgrund der Verwendung minderwertigen Filmmaterials einige Lücken geben.