Erscheinen dir Besetzungen wie Martienzen, Blumhagen, GGH, Marquis etc. als ähnlich "merkwürdig"? Bei welchen Filmen hast du Borchert denn besonders vermisst? Ich (wie schon mehrfach betont) bei "Nur noch 72 Stunden" und "Am goldenen See".
Ob Borcherts häufige Nicht-Besetzungen vielleicht daher kamen, dass er aufgrund seiner vielen Theaterrollen öfter kurzfristig ausfiel?
Zitat von JerryHimmelfahrtskommando Okinawa - Zu spät für Helden (1970) Lothar Blumhagen [als Capt. John G. Nolan]
Diese Angabe steht so auch in der Synchrondatenbank, aber den erheblich jüngeren Blumhagen kann ich mir in einer zeitgenössischen Synchro gar nicht auf Fonda vorstellen; zusätzlich wäre er auch vom Stimmtyp gar nicht naheliegend. Kennt jemand den Film und kann diese Angabe bestätigen?
Kann ich bestätigen. Völlig unpassend für Fonda, schlimmer ist da nur noch Martin Hirthe gewesen. Aber der Film hat auch sonst recht merkwürdige Besetzungen: z.B. Thomas Danneberg für Michael Caine (wem ist denn das eingefallen???), selbst Siegmar Schneider für Harry Andrews wirkt recht befremdlich.
Wenn Borchert nicht verfügbar war, Schneider aber offenbar schon: Wäre es dann nicht sinnvoller gewesen, ihn auf Fonda zu besetzen? Anders als bei Andrews gab es diese Kombination wenigstens vorher schon, so dass man es hätte rechtfertigen können.
Zitat von Jerry im Beitrag #1Keine Zeit für Heldentum (1955) Wolf Ackva [als Lt. JG Douglas A. 'Doug' Roberts]
In der Synchronkartei wird zusätzlich noch Benno Hoffmann als Sprecher genannt: https://www.synchronkartei.de/?action=show&type=film&id=4468 Von der Ausstrahlung, die ich 2002 gesehen habe, ist mir allerdings nur Ackva in Erinnerung geblieben, und dass Hoffmann zu dieser Zeit schon in München synchronisiert hätte, wüsste ich nicht. Oder sprach er später eingefügte Szenen ein?
Dank der Reihe "Berti bildet" habe ich nun also gelernt, daß Wolf Ackva für Fonda in "Keine Zeit für Heldentum" sprach - und nicht Curt Ackermann, wie mein Gedächtnis mir gegenüber behauptete. Diese Besetzung fand ich absolut daneben und ohne Gespür synchronisiert.
Überhaupt wusste man bei Fonda ehe Borchert kam, wenig mit ihm anzufangen stimmlich.
Borchert ist für mich DIE Stimme Fondas. Auch wenn keine große akustische Ähnlichkeit da war, so vermochte er es wie kein anderer, Fondas wirkungsvoll-minimalistisches Spiel perfekt umzusetzen. Fonda machte viel über seine Augen und bedurfte keiner großen Mimik - darum ergänzt sich Borcherts Stimme großartig mit dessen Blicken. Meine Top 3 sind hier "Die 12 Geschworenen", "Der Kandidat" und "Spiel mir das Lied vom Tod".
Siegmar Schneider fand ich nicht unbedingt fehlbesetzt, aber auch nicht sehr passend für Fonda.
Paul Klinger und Friedrich Schoenfelder waren beide absolut ok und konnten ihre Aufgabe gut erfüllen.
Heinz Engelmann stand ihm auch gut zu Gesicht und ich würde fast sagen, daß er auch als Standard-Stimme für Fonda gepaßt hätte. Engelmann hätte für mich auch die Richtige Mentalität für "Die 12 Geschworenen" gehabt.
Wolfgang Lukschy war in einem mittelmäßigen Film nicht unbedingt optimal, eher schwerfällig und gefiel mir nicht so besonders.
GGH in dem kurzen Auftritt in "Fedora" war an sich passend, da er eine "hollywoodeske" Stimme mit sich brachte. Aber ansonsten hätte er mir nicht gefallen.
Holger Hagen war natürlich auch ideal für Fonda, leider nicht unbedingt in den besten Rollen. Anders als Engelmann hätte ich ihn mir aber erst ab den späten 60ern für ihn vorstellen können.
Carl Raddatz war ein passender Rollencast in "Faustrecht der Prärie", allerdings kann ich bis heute die Begeisterung um diesen langweilig, konturenlos und rund um die Liebesgeschichte recht albern inszenierten Film nachvollziehen. Ich zähle ihn zu John Fords schwächeren Werken. Egal, wie umjubelt er auch ist.
Wolf Ackva, Arnold Marquis und Jürgen Thormann waren für mich die krassesten Fehlbesetzungen, weil sie einfach nicht zu Fonda passten und eher laut reinsprachen als sich dem Spiel zu unterordnen. Von allen, die Fonda in Neu- oder Erstsynchronisationen seiner Schaffensperiode vor 1945 sprachen, war Thormann mit Abstand der unpassendste.
Martin Hirthe war mir viel zu hart für Fonda. So gut das bei Gregory Peck funktionierte (meiner Meinung nach), bei Fonda ging das schief. Besonders in "Nur 72 Stunden" war er zu eindimensional autoritär. Hier fehlte sehr die Souveränität, die Borchert so auszeichnete.
Fürbringer war in "Am goldenen See" natürlich hinreissend. Allerdings wäre es dennoch schön gewesen, hier Borchert zu hören.
Obwohl etwas zu jung, stand auch Helmo Kindermann Fonda gut zu Gesicht. Das hätte ich mir sogar öfters vorstellen können.
Entgegen seinen wenig überzeugenden Leistungen für Rex Harrison und Cary Grant war Randolf Kronberg in "Früchte des Zorns" ganz ausgezeichnet. Er passte zu Fonda und zur Rolle, allerdings hätte ich ihn mir in anderen Rollen jener Zeit schwer vorstellen können. Dieser einzigartige Film ist für mich übrigens -mit Abstand- John Fords bester und wichtigster Film.
Zitat von Gast im Beitrag #22 Obwohl etwas zu jung, stand auch Helmo Kindermann Fonda gut zu Gesicht. Das hätte ich mir sogar öfters vorstellen können.
Ich habe nach deinem Hinweis vor einigen Tagen wieder "Die Schlange" überflogen und habe mich vorwiegend auf die Szenen mit Fonda konzentriert. Im Gegensatz zu meinem früheren Beitrag dazu bin ich inzwischen wie du der Ansicht, dass Kindermann recht gut zum damaligen Fonda gepasst hat. Seine Stimme klang meinem Einndruck nach vorwiegend keinesfalls zu jung (sogar teilweise irgendwie knarzig und dunkel genug, also nicht besonders jugendlich-hell). Das Aufgeregte und Forsche brachte Kindermann sehr gut rüber und passte zur Rolle.
Damals hatte ich bei dem Film Borchert wohl zu sehr im Hinterkopf und dachte ihn beim Zusehen immer mit. Aber in der "Schlange" hätte er so sicherlich nicht gepasst. Er hätte diesen Part wahrscheinlich anders anlegen müssen und können, aber Kindermann war hier optimal. In einer vergleichbaren Rolle wäre er für mich durchaus vorstellbar gewesen.
Ich habe da eine sehr ähnliche Erfahrung gemacht wie du. So sehr ich Kindermann mag (einer meiner absoluten Lieblinge), beim ersten Ansehen hatte ich Borchert im Ohr und erst vorher einige Filme mit ihm für Fonda gesehen. Ähnlich war es mit Horst Niendorf für Yul Brynner, da war ich auf Klaus Miedel fixiert.
Erst als die Dvd rauskam, habe ich das entspannter gesehen und es gefiel mir ausgezeichnet. Ich wage fast zu behaupten, daß Borchert die Rolle einen Hauch ernster gesprochen hätte - Kindermann hat so einen fast verspielt-sarkastischen Unterton.
Obwohl Borchert auch meine Nr.1 für Fonda ist, sehe ich Kindermann (bei Heston verschenkt, weil unterfordert; auf tollen Schauspielern wie Fonda oder Holden sieht man erst was er kann!!!) Als tolle Alternative. Für mich: 1. Borchert, 2. Ab Mitte/Ende der 60er: Kindermann/Hagen, je nach Rolle, 3. Davor: Schönfelder/Klinger. Engelmann gefiel mir nicht, mit ihm wirkte er mir zu straight.
Trommeln am Mohawk: Hier steht 1978 Thormann...Aber war das nicht Ralf Schermuly???
Absolut!!! Kenne ihn zwar nur in "72 Stunden", aber dort war er sehr unpassend. Allerdings immerhin weder so Standart wie Engelmann, noch so schlimm wie manch andere Besetzung. Hirthe mochte ich als Sprecher zwar extrem gerne, jedoch eher auf Schauspieler wie Marvin oder Peck, hier hätte ihn ihn gerne öfter gehört (quasi in allen nicht Lukschy Filmen).
Habe bis auf Reincke und Lukschy alle Sprecher auf ihm gehört. Bei meiner Aufzählung vorhin hatte ich Schneider vergessen, der auch sehr gut war und den ich mir als einzigen ebenfalls bei den "Geschworenen" hätte vorstellen können. Engelmann dort sicher nicht. Aber Geschmäcker halt...! ;)
Dir ist sicher bekannt, dass laut Friedrich Schoenfelders Memoiren ursprünglich Curt Ackermann als Stimme des "Geschworenen Nr. 8" vorgesehen war? Ist dir auch der eine Take mit Ackermanns Stimme im fertigen Film aufgefallen?
Zitat von Lone Ranger im Beitrag #26Trommeln am Mohawk: Hier steht 1978 Thormann...Aber war das nicht Ralf Schermuly???
Kenne Schermulys Stimme zwar nicht, aber Thormann ist es jedenfalls nicht. Ich habe unten ein Sample angehängt (man hört den Fonda-Sprecher im Dialog mit Alexandra Lange für Claudette Colbert).
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