neben dem schlechten bildmaterial, mit dem gearbeitet werden muss (am schlimmsten das oben erwähnte verfahren, bei dem man nur münder oder gesichter sieht) gibt es seit dem internet-zeitalter ein weiteres problem, dass die bearbeitung schwieriger gestaltet: wurden früher noch filmkopien aus amerika geschickt (weswegen deutsche kinostarts meist monate nach dem amerikanischen stattfanden) wird heute alles hochgeladen. So kommt es, dass die synchronstudios nicht mit dem "final"-material arbeiten, sondern oft mit einer "P" version (vorläufig). Das kann von P1 -P10 gehen, dann gibt es auch die pseudo-final variante, bis es dann endlich final gibt. Das hört sich erst einmal nicht so schlimm an, ist aber mit einer menge arbeit unter zeitdruck verbunden. P1 muss mit P2 verglichen werden, P2 mit P3 etc.. Meist kann es von den Cutterinnen nur anhand des Tons verglichen werden, manchmal gibt es auch schon eine Conti. Oft sind die unterschiede minimal: da ein atmer, da ein "Hi", da eine satzumstellung (zumal in usa das meiste auch mittlerweile nachsynchronisiert wird)Doch es muss in der jeweiligen fassung, die kommt, immer alles bearbeitet werden. Das bedeutet für alle beteiligten bei einem blockbuster einen enormen zeit und arbeitsaufwand. Und in USA wird mittlerweile auch bis kurz vor dem weltweiten start an den filmen gearbeitet. Und dann muss man sich noch vorstellen, dass weltweit die synchronstudios ähnliche probleme haben, denn viele filme werden fast zeitgleich in vielen ländern bearbeitet, auch in sprachen, die wir uns gar nicht vorstellen können und bei denen wir denken, da läuft eh alles mit untertiteln. (katalanisch, kanadisches französisch, finnisch, estisch, hindi, mandarin, brasilianisches portugisisch etc.) Das ist für die Synchronbranche auf jeden fall der fluch des internets.
und noch eine weitere anmerkung: jede kopie, die ein synchronstudio auf dvd brennt, ist mit dem namen des jeweiligen studios versehen bzw, wenn es an den regisseur/übersetzer geht mit dessen namen. Da könnte man also schwachstellen sehr leicht identifizieren
Dann stellt sich aber erst recht die Frage, warum sich ausgerechnet die Synchronfirmen mit diesen Einschränkungen herumschlagen müssen. Welchen Sinn/Zweck haben dann solche Maßnahmen? Und was mich interessieren würde, seit wann und mit welchen Filmen diese Einschränkungen begonnen haben? (Kann man evtl. einen etwas genaueren Zeitpunkt als "Seit einigen Jahren" ausmachen?)
Ohne es zu wissen könnte ich mir vorstellen, dass einige der Dialoge von Iron Man, schwebend neben dem Gleiter aufgrund dieser Thematik so ... unpassend betont wurden.
Mit unpassend meine ich hier eine in dieser Situation als unpassend empfundene Betonung. Es klang so, als säße Tony Stark auf dem Sofa und nicht, als wäre er im Iron Man Anzug gerade neben dem SHIELD-Gleiter im Einsatz. Ohne entsprechendes Bild könnte ich mir sowas leicht vorstellen - wie soll er es auch anders anlegen?
Anmerkung: Bie dieser Szene sieht man Stark quasi in der Innenansicht des Iron-Man Anzuges - ist also keine der CGI-Szenen "von außen". Das ist mir im Kino damals stark aufgefallen.
Zitat von smeagol im Beitrag #35Mit unpassend meine ich hier eine in dieser Situation als unpassend empfundene Betonung. Es klang so, als säße Tony Stark auf dem Sofa und nicht, als wäre er im Iron Man Anzug gerade neben dem SHIELD-Gleiter im Einsatz. Ohne entsprechendes Bild könnte ich mir sowas leicht vorstellen - wie soll er es auch anders anlegen?
Da meinst du was anderes als Betonung. Die kann nämlich nur richtig oder falsch sein ("Wow, DAS ist ein Apfel"/"Wow, das ist ein APFEL" etc), hat aber mit der Stimmung oder Dynamik etc. nichts zu tun.
Inwiefern ändert sich denn eigentlich etwas, wenn (wie in dem Brief, der von Berti gepostet wurde, beschrieben) Rotoskop-Verfahren ab 1.1. abgelehnt werden? Werden einfach andere Firmen beauftragt, die weiterhin mit Rotoskop arbeiten (ähnlich wie bei einer Umbesetzung eines Sprechers) oder ist das übergreifend für alle Firmen, so dass es in Zukunft keinerlei Rotoskop-Verfahren mehr geben wird?
Zitat von marakundnougat im Beitrag #38Inwiefern ändert sich denn eigentlich etwas, wenn (wie in dem Brief, der von Berti gepostet wurde, beschrieben) Rotoskop-Verfahren ab 1.1. abgelehnt werden? Werden einfach andere Firmen beauftragt, die weiterhin mit Rotoskop arbeiten (ähnlich wie bei einer Umbesetzung eines Sprechers) oder ist das übergreifend für alle Firmen, so dass es in Zukunft keinerlei Rotoskop-Verfahren mehr geben wird?
Gute Frage... Es sind zwar bei Weitem nicht alle Synchronfirmen bei der Gilde involviert, aber es darf doch stark bezweifelt werden, dass ein Major-Verleih plötzlich den Auftrag der Bearbeitung eines Blockbuster-Kinofilms an irgendeine kleine Synchronfirma vergibt, die mit dem deutlich komplizierteren Arbeitsaufwand wahrscheinlich logistisch überfordert wäre, weil man damit keine hinreichende Erfahrung hat, nur weil diese Firma den lukrativen Auftrag selbst mit Rotoskop-Verfahren wohl mit Kusshand entgegen nehmen würde. Vielleicht bewirkt die Gilde so tatsächlich etwas... Man darf gespannt sein.
So, der 1. Januar ist vorbeigezogen und die Frage ist: Hat die Gilde ihre Ankündigung wahr gemacht und hatte es bisher schon irgendwelche Auswirkungen auf Filme? Der nächste richtig große Blockbuster, der mir jetzt einfällt ist "Man of Steel". Bei "Star Trek Into Darkness" ist die Geheimhaltung auch sehr wichtig. Das wären also vermutlich Kandidaten, die in Gefahr wären, unter erschwerten Bedingungen aufgenommen zu werden.
Zitat von marakundnougat im Beitrag #43So, der 1. Januar ist vorbeigezogen und die Frage ist: Hat die Gilde ihre Ankündigung wahr gemacht und hatte es bisher schon irgendwelche Auswirkungen auf Filme?
Das würde mich auch interessieren. Ich hoffe nicht, dass alle Bemühungen des Verbands im Sande verlaufen sind.
In der Sendung "Südwild" im BR wurde 2012, als Annina Braunmiller zu Gast war, mal demonstriert, wie sowas im Endeffekt in der Praxis aussieht: http://www.youtube.com/watch?v=o7RYO_0sNZ0 (ab 5:51).