Sehr schade, aber 93 Jahre ist ja ein stolzes Alter! So lässt uns Filmfans die alte Garde nach und nach allein mit all den Milchbubis, die sich heute Stars nennen.
Sehr schade. Ein Gesicht, was ich persönlich nicht wirklich filmemäßig zuordnen kann, und trotzdem absolut vertraut ist. Das Einzige und zugleich prägnanteste was mir zu ihm einfällt ist seine Rolle in WAXWORK (Reise zurück in der Zeit).
Ich mochte Macnee sehr gerne. Seine Wandlungsfähigkeit dürfte größer gewesen sein, als Film und Fernsehen es vermuten ließen - er hat erfolgreich in vielen anspruchsvollen Theaterstücken gespielt, darunter sogar "Equus".
Macnee hatte eine interessante Persönlichkeit, wobei das so ein Fall sein dürfte wie bei Cary Grant: der uns bekannte Macnee war wohl eine glänzend gespielte Kunstfigur, im wahren Leben war er ja von Komplexen beladen, litt an Beziehungsuntauglichkeit und war über viele Jahre Alkoholiker. Erst als älterer Mann kam er zur Ruhe, er hat über sein Leben und die späteren Therapien einige Male sehr tiefsinnig und offen reflektiert.
Sein John Steed wird natürlich bleiben, dahinter verblasst alles. Die berühmte Anekdote, wonach bei einem Treffen der beiden Peter O'Toole zu Macnee sagte: "But, Patrick - you are ALWAYS doing The Avengers!" wird wohl auch über den Tod hinaus Gültigkeit haben.
Ich fand es immer interessant, Macnees Entwicklung innerhalb der Serie zu verfolgen, wo er scheinbar nur oberflächlich immer gleich blieb. Mit jeder seiner Partnerinnen entwickelte er einen ganz eigenen Charme, eine vollkommen individuelle Magie.
Bemerkenswert fand ich sein Geständnis, dass ihm die Serie während der Tara King-Phase auf die Nerven ging. Beim Drehen war er umgänglich und mit Linda Thorson kollegial, aber er sah sich selbst immer mehr verschwinden hinter John Steed. Er las nur mehr die eigenen Passagen im Drehbuch und interessierte sich gar nicht für das Gesamtbild. Macnee schilderte das so, als wäre er hier ein vollkommener Automat gewesen und vollständig ausgebrannt. Das ist insofern beachtlich, weil man in der Serie nämlich gar nichts davon merkt. Die Qualität der Tara King-Episoden hat er erst beinahe ein Vierteljahrhundert nach Drehende entdeckt, vorher lästerte er gerne, auch kritisierte er höflich, aber doch die Fehlbesetzung von Linda Thorson (was ihn nicht daran hinderte, ihr onkelhaft beizustehen beim Drehen).
Ich glaube, dass das jahrelange Mitwirken in einer Serie eine ziemliche Kraftanstrengung darstellt, vergleich wohl mit dem Dirigenten, der die ganze Saison über ein Musical dirigiert oder den Menschen, die in der Fabrik tagtäglich denselben Hebel drücken.
Als Dr. Watson hat mich Macnee nicht überzeugen können, allerdings war das nicht seine Schuld. In "Im Angesicht des Todes" fand ich ihn großartig, da tut es einem richtig weh, wenn er ermordet wird. Deutsch immerhin reizvoll, dass die Herren Clausnitzer und Hoffmann beide als Agenten unterwegs sind.
"Die Seewölfe kommen" zählt auch zu meinen Favoriten unter seinen vielen Gastauftritten, auch wenn Joachim Kerzel keine gute Wahl war.
Macnee war über Jahrzehnte sicher ein sehr vertrautes Gesicht vor allem in der Ferhnsehlandschaft - er war ja fast überall dabei! Sein Gesicht dürfte auch Leuten geläufig sein, die mit den "Avengers" wenig bis nichts anfangen (oder diese für Comicsuperhelden halten).
Bleibt zuletzt noch zu sagen, dass die Rolle des John Steed auch unzertrennlich mit G. G. Hoffmann verbunden ist. Von all den Geheimagenten, die er in den 60er-Jahren sprach, dürfte Steed der einzige gewesen sein, der aus der Reihe tanzte. GGH war einfach köstlich und herrlich britisch, was man im ersten Moment nicht unbedingt denken würde. Wenn die beiden auch keine Dauerbeziehung hatten, so gab es die Kombination doch immer wieder einmal und es war jedes Mal etwas besonderes, es hatte "Magie".
An einem wird auch Patrick Macnees Tod nichts ändern:
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