Mir ist schon häufiger aufgefallen, dass wenn Frank Schröder die Regie macht, auch Julia Kaufmann nicht weit ist. Ob nun Zufall oder nicht, vermag ich natürlich nicht zu sagen.
Zitat Kann es sein, dass die meisten Regisseure in ihren Filmen eher kleine Rollen haben als die Hauptrolle?
Das dürfte schon durch die geringe Wahrscheinlichkeit, dass der Regisseur stimmlich auf eine Hauptrolle passt, der Schauspieler noch keine durch Kontinuität "vorgegebene" Stimme hat und der Verleih bei der Auswahl der Stimmen das letzte Wort hat, bedingt sein. Darüber hinaus kann es individuelle Gründe geben, wer weiß, ob jeder so gern unter seiner eigenen Regie spricht.
Ich weiß nicht, wie ich es anders nenne soll, aber mit Frank Schaff verbinde ich immer eine "perfekte Eindeutschung" des Originals... das mache ich z.B. an Indy 4, Harry Potter und ganz besonders den Animaniacs fest.
@Stefan: Du meintest, Hans F. Wilhelm hätte GGH öfter in "dankbaren, aber untypischen" Rollen besetzt. An welche Fälle (neben John Steed) hattest du dabei noch gedacht? Daneben würde mich interessieren, welche Art von Besetzungen aus deiner Sicht noch für ihn typisch waren und inwiefern sie sich mit denen von Brunemann überschnitten. Hatte er z. B. eine Vorliebe für Rainer Brandt als Bösewicht (was bekanntlich bei Karl May Standard war)?
Wenn ich mich nicht täusche und Wilhelm tatsächlich bei "Winnetou 1" Synchronregie führte, hat er tatsächlich mit drei aufeinander folgenden Filmen Brandt als Schurkenklischee ins Leben gerufen. Ein konkretes Beispiel, was ich parat habe, ist sein ironischer Erzählerpart in "Die schwarze Tulpe" - etwas Ähnliches ist mir von GGH nur noch aus "Tom Jones" bekannt. Ansonsten müsste ich erst mal überprüfen, wie mein subjektiver Eindruck zustande kam. Kurz zu "Winnetou 1" - in "Eine Pistole für Ringo" und "Die schwarze Tulpe" wurde der jeweilige Hauptdarsteller (und hier belegt) mit Christian Wolff besetzt - beide vom Typus her Pierre Brice nicht unähnlich, beide ähnlich zwiespältig wie Winnetou in diesem (!) Film. Dass es auf jeden Fall Wilhelm war, der ihn in "Old Shatterhand" wieder besetzte, bestärkt mich in meinem Verdacht. Ansonsten tue ich mich schwer mit typischen Wilhelm-Besetzungen - einerseits hat er Klischees meiner Meinung nach entscheidend mit geprägt, sie andererseits auch aufgebrochen - nicht immer erfolgreich (Kubitschek für Daliah Lavi, X/Reutermann? für Battaglia - brrrr), aber durchaus originell (Martienzen als jugendlicher Held). Er scheint Schönherr recht gern besetzt zu haben - einige seiner berliner Einsätze gehen ja verbürgt auf sein Konto, vielleicht noch andere. Viele dieser Gedanken tragen einen gewissen Teil Spekulation in sich (außer seine Mitwirkung gibt es keinen direkten Hinweis, dass Wilhelm Synchronregie bei "Kapitän Sindbad" führte, der ja auch durch eine sehr originelle Besetzung der Heldenrolle auffällt).
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #40Viele dieser Gedanken tragen einen gewissen Teil Spekulation in sich (außer seine Mitwirkung gibt es keinen direkten Hinweis, dass Wilhelm Synchronregie bei "Kapitän Sindbad" führte, der ja auch durch eine sehr originelle Besetzung der Heldenrolle auffällt).
Vermute ich richtig, dass du inzwischen Wilhelm bei vielen Synchros vermutest, bei denen du früher gerade wegen der Besetzung auf Welbat getippt hattest? Damit meine ich neben MSC&M auch z. B. die Karl-May-Filme der CCC.
Über denjenigen wurde zwar schon in anderen Threads kurz gesprochen, aber ich finde der gute hat nochmal eine besondere Erwähnung in diesem Thread verdient: Christoph Cierpka Sein Quasi-Markenzeichen sind ja vor allem die Besetzungen von sehr unverbrauchten Stimmen in seinen Synchronarbeiten, gerne auch (Film-)Schauspieler, die ohne ihn wohl nie den Weg hinter dem Mikro gefunden hätten und auf die man unter normalen Umständen wohl nie gekommen wäre. Allein dadurch heben sich seine Arbeiten von der seiner Kollegen ab. In Zeiten, wo Synchron immer mehr nach Synchron klingt kommt er immer wieder mit Synchros, die durch seine Besetzungen und Regiearbeit besonders naturalistisch klingen. Ob es einem gefällt oder man sich damit schwer tut ("klingt wie ein deutscher Film"), es ist schon ziemlich erfrischend.
Teilweise kommt es mir so vor als würde man bewusst auf Cierpka zurückgreifen, wenn eine Synchro besonders naturalistisch und "unsynchron" klingen soll. Zudem scheint er ein gutes Händchen für Schauspieler zu haben, die normalerweise nicht synchronisieren (Wie wichtig das ist merkt man in manch anderen Synchronproduktionen, wo man das ganze mehr "deutsch" klingen lassen wollte). So hat er sich quasi zum Stammsynchronregisseur von Christoph Waltz gemausert.
Finde seine Arbeiten insgesamt ziemlich interessant, vor allem frage ich mich wie Cierpka bloß auf solche Besetzungen kommt und ob er nicht zufälligerweise einen guten Draht zur deutschen Film-/Schauspielszene hat. Wäre jedenfalls die erste Frage, die ich ihn in einem Interview stellen würde.
@Stefan: Du hast neulich geschrieben, dass sich Konrad Wagner als Synchronregisseur "allgemein (...) durch solide, einfallslose Besetzungen (aus heutiger Sicht!) auszeichnete". Kannst du sagen, welche Sprecher er besonders klischeehaft einsetzte (abgesehen von GGH und Rainer Brandt als Antagonisten, wie ich vermute)?
So genau kann ich das nicht sagen, aber zumindest gefühlt gehört er zu den Regisseuren, welche (neben Brunnemann, wenn er den nicht sogar beeinflusste) die am häufigsten zu hörenden Sprecher der 60er auch am häufigsten besetzte. Ob er damit das Klischee bediente oder gar erst mit prägte, ist heute schwer zu sagen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #44So genau kann ich das nicht sagen, aber zumindest gefühlt gehört er zu den Regisseuren, welche (neben Brunnemann, wenn er den nicht sogar beeinflusste) die am häufigsten zu hörenden Sprecher der 60er auch am häufigsten besetzte. Ob er damit das Klischee bediente oder gar erst mit prägte, ist heute schwer zu sagen.
Dann muss man ihm dankbar dafür sein, dass er in den "tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten" auf James Fox nicht den damals schon naheliegenden Lothar Blumhagen (oder Jürgen Thormann) besetzte, sondern Sebastian Fischer, der zu dieser Zeit (abgesehen von Peter O´Toole) kaum noch Hauptrollen synchronisierte.