Mich würde mal interessieren, was ihr an der Arbeit bestimmter Dialogregisseure besonders mögt. Im "Es war einmal in Amerika"-Thread wurde z.B. angesprochen, dass Thomas Danneberg besonders auf Lippensynchronität achte, ohne sich dabei pingelig durch das Original von seiner Linie abbringen zu lassen. Brandt/Brunnemann's spezielle, sehr freie Bearbeitungen sind hier ja eigentlich bereits relativ ausführlich diskutiert worden. Ansonsten bin ich in diesen Bereich noch nicht so tief eingetaucht...
Das Ganze muss sich natürlich nicht auf positive Merkmale und Eigenschaften beschränken.
---------------------------- Kürzelerklärung: [In Reihe] : Der Schauspieler wirkte in einer Reihe von Folgen innerhalb einer Serie oder eines Mehrteilers mit relativ langer Laufzeit und unbekannter Folgenanzahl mit. [Serie]: Der Schauspieler wirkte in einer oder wenigen Folgen einer Serie mit. ---------------------------- "Stell' dir mal vor ich polier' dir die Fresse so, dass du auspacken möchtest, aber nicht mehr kannst!" Randolf Kronberg für Frederic Forrest in "Hammett"
Nur ein Detail, aber der DEFA-Regisseur Horst Schappo (Spezialität u.a. Arbeit mit Kindern) legte großen Wert auf die englische Aussprache beim Buchstabieren englischer Namen - klar zu verfolgen in der heute üblichen DEFA-Fassung von "Zwei hau'n auf den Putz": "Es-eydsch-ey-ar-pi - Sharp!" (Ernst Meincke als Terence Hill). Das war bei der DEFA sehr unüblich, da kaum einer englisch auch nur in Grundzügen beherrschte.
In Antwort auf:Das ist zwar nicht unbedingt ein Merkmal, das direkt bei der Synchronarbeit an sich zur Geltung kommt, IMHO aber auf jeden Fall eine Eigenschaft, die nicht zu unterschätzen ist, denn so lassen sich in eigentlich "regionale" Synchros sicher viel mehr Farbe und auch Kontinuität reinbringen. Bei einem Synchronregisseur, der vielleicht keinen so netten Ruf hat, überlegen es sich Sprecher von außerhalb sicherlich zweimal, ob und unter welchen Konditionen sich für eventuelle Rollen "vorbeikommen". Deswegen halte ich so eine Eigenschaft bei Synchronregisseuren ebenfalls für wichtig.
Is richtig. Mir ging es ja auch um die Arbeit dieser Menschen als Gesamtes. Die Passage, wo ich oben nur von Merkmalen sprach hab' ich mal entsprechend editiert.
---------------------------- Kürzelerklärung: [In Reihe] : Der Schauspieler wirkte in einer Reihe von Folgen innerhalb einer Serie oder eines Mehrteilers mit relativ langer Laufzeit und unbekannter Folgenanzahl mit. [Serie]: Der Schauspieler wirkte in einer oder wenigen Folgen einer Serie mit. ---------------------------- "Stell' dir mal vor ich polier' dir die Fresse so, dass du auspacken möchtest, aber nicht mehr kannst!" Randolf Kronberg für Frederic Forrest in "Hammett"
Neben der Sprücheklopferei haben Rainer Brandts Synchros ein weiteres Kennzeichen: Selbst in "ernsthaften" Bearbeitungen ließ er immer wieder gern jemanden aus dem Off reden, wenn im Original nichts zu hören war. Dabei musste es sich noch nicht einmal um einen coolen Spruch handeln. Manchmal hat es dem Film nicht geschadet (wie etwa bei "Sag niemals nie"), bei der Neusynchro von "Für eine Handvoll Dollar" hätte er aber lieber darauf verzichten sollen. Ich weiß, ich hab dieses Beispiel schon anderweitig gepostet, aber ich finde es einfach zu treffend:http://de.youtube.com/watch?v=NfHrlGQ4odI Das "Ich warte!" ist a) an dieser Stelle völlig überflüssig und b) killt vor allem die Spannung vor dem Schusswechsel, die durch mehrere Sekunden Totenstille entsteht.
Wieso, hat er das auch bei "Reise nach Indien" gemacht?
Ansonsten fehlt mir gerade bei älteren Synchro's die Personenkenntnis (über die Namen der Sprecher hinaus), aber ich habe positiv zur Kenntnis genommen, dass bei vielen Filme aus den 50ern/60er Jahren,so z. B. auch andere Lean-Filme wie "Die Brücke am Kwai", die deutsche Fassung oftmals wie angegossen passt und auch irgendwie "authentisch" wirkt.
Kürzlich sah ich den recht unbekannten Film "Sie nannten ihn King" (King Rat) von 1966, Kindler auf George Segal, Engelmann auf John Mills und Thomas Reimer u. a. auf mir nicht bekannten Darstellern. Ich war positiv überrascht, wie authentisch das ganze war - zumal ich kurz davor den Director's Cut von 'Troja' gesehen habe und mich häufiger über die Sterilität geärgert habe, die nicht nur durch den aalglatten Klang kommt. Die Intonation war damals in der Masse einfach besser.
Zitat von marginalWieso, hat er das auch bei "Reise nach Indien" gemacht?
Den Film kenne ich leider noch nicht.
Ich habe ja schon mehrfach gesagt, dass ich ein Fan vieler Synchros bin, die Josef Wolf für die Ultra erstellt hat. Er hat oft bei der Besetzung ins Schwarze getroffen und aus seinem Team tolle Leistungen rausgeholt. Ein weiteres Merkmal von Wolf, dass Stefan schon mehrfach erwähnt hat: Er war offenbar mit GGH befreundet und besetzte ihn öfter, auch in Cameo-Rollen (Topkapi) oder auch mal gegen den Strich (Ein Schuß im Dunkeln).
Manche Filmregisseure drehen bekanntlich streng nach dem Drehbuch, andere lassen ihre Darstellern auch etwas freier Hand. Weiß jemand, ob es in der "guten alten Zeit", als man noch mehr Zeit zum Synchronisieren hatte, Diaolgregisseure gab, die ihren Sprechern öfter mal kleine Umformulierungen durchgehen ließen? Ich meine jetzt nicht in erster Linie das Dazudichten von Sprüchen, sondern z. B. Fälle, in denen Sprecher bestimmte Formulierungen hölzern oder unpassend fanden.
In einem anderen Thread wurde mal erwähnt, dass manche Synchronregisseure Probleme damit hätten, neben ihrer Regie gleichzeitig noch eine Hauptrolle zu sprechen:http://215072.homepagemodules.de/topic-t...message=6753666 VanToby hat als ein Beispiel dafür Andreas Fröhlich genannt. Kennt jemand noch andere, die damit große Schwierigkeiten haben?
Mal 'ne andere Frage: Woran erkennt ihr, ob eine Synchro von einem bestimmten Regisseur ist. Das mit Rainer Brandt ist ja klar, aber woran erkennt man z.B. eine Synchro von Josef Wolf, Klaus von Wahl, Horst Sommer, Arne Elsholtz, Wolfgang Schick (außer seinem "Lieblingsinstrument" natürlich ) oder von anderen Regisseuren ist ?
Zumindest Arne Elsholtz ist in vielen seiner Synchros in einer kleinen Cameo-Rolle zu hören (Bsp.: "Good Morning Vietnam", wo man ihn für mehrere junge GIs hört (noch dazu direkt nacheinander), die von Williams interviewt werden).
Zitat von Stefan der DEFA-FanZumindest Arne Elsholtz ist in vielen seiner Synchros in einer kleinen Cameo-Rolle zu hören (Bsp.: "Good Morning Vietnam", wo man ihn für mehrere junge GIs hört (noch dazu direkt nacheinander), die von Williams interviewt werden).
Gibt es hier absolute Experten, die eine Elsholtz-Regie auch an anderen Dingen (z. B. den Dialogen) identifizieren können, so wie andere die Handschrift von bestimmten Autoren erkennen?
Kann es sein, dass in den meisten Filmen, wo Arne in irgendeiner Rolle zu hören ist, darauf geschlossen werden kann dass er auch Synchronregie geführt hat?
Zitat von VigoKann es sein, dass in den meisten Filmen, wo Arne in irgendeiner Rolle zu hören ist, darauf geschlossen werden kann dass er auch Synchronregie geführt hat?
Kommt drauf an, ob Haupt- oder Nebenrolle. Wenn es sich um den Hauptdarsteller handelt, und er zum Zeitpunkt der Synchro dessen Stammsprecher war, nicht unbedingt. Eine andere Frage wäre natürlich, ob er sich selbst manchmal als Feststimme durchgedrückt hat.