Zitat von dlh im Beitrag #8Genau. Die Fassung stellt eine Mischung aus Kino- und Redux-Fassung dar, d.h. einige Szenen aus dem Redux sind drin (wenn auch nicht alle), neue, exklusive Szenen gibt es nicht. Von daher keine Neu- oder Nachsynchro notwendig.
Also sind die ganzen Schnipsel, die kürzlich hochgeladen wurden, alle aus der REDUX?
Für die Synchronisation von Marlon Brando in der Redux-Fassung war übrigens einmal der großartige, leider vor Kurzem verstorbene Michael Gwisdek vorgesehen – warum er es dann nicht geworden ist, kann man hier nachhören: https://www.youtube.com/watch?v=BnG-2Qe83wM#t=16m48s
(Sich das komplette Interview anzuhören, lohnt sich übrigens auch!)
Habe bisher nur die Kinoversion gesehen. Für mich einer der besten Filme aller Zeiten, die Synchro wird dem auch gerecht. Für Dialogbuchautoren sicherlich ein Traum. Sheen ständig im Voice-Over, Brando maximal im Halbdunkeln. Die Besetzung ist durchweg gelungen. Man wird von Brückner sanft durch den Film geschippert. Kramer finde ich hier großartig auf Colonel Kurtz. Brando lässt Kurtz klingen, als habe er "das Grauen gesehen" (was völlig richtig ist), während er durch Kramer eher klingt, als sei er das Grauen höchstpersönlich. Ich find's geil. Aber der Coup schlechthin ist für mich Heinz Drache. Er transportiert seine Rolle herrlich authentisch, mit Gespür für Komik ("Nein, die Wellen!") und klingt dabei so herrlich "unsynchronig". Ein Meisterwerk in vielerlei Hinsicht.
Zitat von dlh im Beitrag #1Dialogregie: Christian Rode Dialogbuch: Horst Balzer
Nur ne Frage, war Balzer nicht auch für die Dialog-Regie zuständig? Zwar steht bei Wikipedia ebenfalls Christian Rode, die SK und die Synchrondatenbank hingegen geben beide Horst Balzer (was ich persönlich auch naheliegender finde) für den Regieposten an.
Christian Brückner hat mich in der Redux-Fassung tatsächlich am meisten überrascht. Normalerweise sind bei Neusynchros zu alt klingende Feststimmen ein großes Problem, aber Brückner klang 2001 noch so jung/alterslos (?), dass er auf dem damals Ende 30-jährigen Martin Sheen überhaupt nicht wie ein Fremdkörper wirkte und an seine Leistung von damals wunderbar anknüpfen konnte. Ist leider keine Selbstverständlichkeit...
Die Redux - Version ist sowieso ein Paradebeispiel für eine hervorragende Neusynchronisation, Thomas Fritsch liefert hier unglaublich ab und ist Kramer definitiv ebenbürtig, auch der restliche Cast spielt absolut top. Brückner war wider Erwarten auch unglaublich toll, mit Schrecken denke ich da an seine Leistung in Es war einmal in Amerika, wo er unglaublich alt klang. Auch Joachim Kerzel funktionierte trotz des Altersunterschieds erstaunlich gut für Hopper.
In punkto Dialogbuch finde ich Löwes Text sogar einen Hauch besser als Balzers, da letzterer manche Passagen etwas sperriger formuliert hat (z.B. Glaubrechts "Wollen Sie rauchen" und noch ein paar weitere Szenen, wo ich aber gerade den Wortlaut nicht kenne). Persönlich bevorzuge ich aber die Kinofassung samt erster Synchro, da ich wie bereits an anderer Stelle geschrieben, immer am liebsten zeitgenössische Sprecher in einer Synchro höre und aus erzählerischer Sicht die Szene bei den Franzosen völlig deplatziert finde. Trotzdem finde ich die Neusynchro wirklich äußerst gut gelungen, da hätten sich andere Neusynchros wirklich ne Scheibe von abschneiden können.
Wobei man bei der Neusynchro m. E. schon darauf geachtet hat, keine "modernen Synchrontöne" einzubringen, sondern diese relativ 70er-Jahre-mäßig klingen zu lassen. Für mich klangen alle Beteiligten recht unsynchronig, auch Björn Schalla, Kim Hasper, Tobias Meister usw. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Stimmen "über dem Bild schweben". Da kann ich auch nur ein großes Lob aussprechen.
Für mich ist Apocalypse Now wohl die Horst Balzer Synchro schlechthin. Obwohl er für seine teils abnormen Besetzungen als Synchronregisseur bekannt ist, finde ich seine Besetzungen hier sehr gut. Das Highlight für mich ist tatsächlich Heinz Drache, welchen ich großartig auf Robert Duvall fand. Wie Dr. Lächeln vor mehr als 2 Jahren bereits perfekt beschrieb, transportiert Drache Duvalls schräge Figur mit einem Gespür für Komik und lässt dadurch das Synchronherz höher schlagen. Eine weitere Besetzung, die mir ebenfalls sehr gut gefiel war Fred Maire auf Frederic Forrest. Ob Maire generell auf Forrest gepasst hätte, ist sicherlich eine Frage über die man sich streiten kann, aber für diesen Film und den soweit ich mich erinnere, speziellen von Forrest gespielten Charakter funktioniert Maire äußerst gut. Für mich gilt Fred Maire sowieso ohnehin als ein Alleskönner - zumindest was Synchron anbelangt. Joachim Tennstedt gefiel mir auf dem jungen Laurence Fishburne ebenfalls äußerst gut, wobei diese Besetzung meiner Meinung nach später in den 90er/00er und auch heute nicht mehr funktioniert/funktionieren hätte/würde. Mathias Einert will ich nicht ganz außer Acht lassen. Er brachte diesen jungen Mann, welcher ohne es mit Spoilern auszudrücken später einen ziemlichen charakterlichen Wandel durchmachte, in allen seinen Facetten gut rüber. Dass Ford nicht mit Wolfgang Pampel besetzt wurde, war Ende der 70er wo Pampel sich noch nicht gänzlich auf Ford etabliert hatte, abzusehen - zumindest unter Regie von Horst Balzer. Da Harrison Ford in diesem Film allerdings nur eine handvoll Sätze spricht, ist die Nichtbesetzung von Wolfgang Pampel nicht so wild. Und der absolute Oberhammer ist natürlich mal wieder die kongeniale Besetzung des Gottfried Kramers auf Marlon Brando, welche sich auch hier mal wieder als kongenial entpuppte.
Der Film selbst ist ein ziemlich merkwürdiges und doch interessantes Schauerlebnis. Coppola spielt wahrlich mit der Atmosphäre eines Untergangs und lässt seine Figuren teilweise unkonventionelle und teils gar nicht groß sichtbare Charakterentwicklungen durchleben. Und das beides sind, wie ich finde die beiden stärksten Aspekte des Films: die Charaktere und die Atmosphäre, die uns eindrucksvoll die Grausamkeit des Krieges zeigt. Wer bei diesem Film einen spannenden Action Blockbuster erwartet, der wird wohl am Ende des Films mit einem ähnlichen Fazit wie: Wow, das war echt krass, aber irgendwie auch langweilig. (Das wird natürlich nicht wortwörtlich so lauten) Wenn man die ganze Zeit erwartet, dass jetzt etwas passiert, dann wird man die ganze kleinen Ereignisse verpassen, die fernab der Haupthandlung großteilig langsam und schleichend geschehen.
Generell ist Apocalypse Now ein sehr besonderer Film, den es sich definitiv lohnt anzuschauen und dazugehörig verfügt der Film über die beste Horst Balzer Synchro, die ich je hören durfte.
Volle Zustimmung! Von allen Balzer-Synchros ist "Apocalypse Now" mit die beste, hier hat er den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen. Selbst die auch sehr gut gemachte Fassung von "Das Schweigen der Lämmer" hat im Vergleich hierzu doch einige gravierendere Schönheitsfehler. Klar, den ein oder anderen Kritikpunkt im Dialogbuchbereich (gute Dialogbücher respektive lebensnahe Texte waren für mein Empfinden nicht seine Stärke) habe ich ein paar Beiträge früher angeführt, aber ansonsten gehen alle Besetzungen auf und das Spiel der Beteiligten ist erste Klasse. Und das Ford nicht Pampel war, ist mir anfangs überhaupt nicht aufgefallen...vielleicht wirken manche Synchronsprecher auf 'anderen' Schauspieler oft ähnlicher als gedacht.
Zur Zeit der Nachsychro lebte Pampel allerdings schon seit längerem in Wien. Und ob es sich für die paar Sätze (lass das mal maximal 3-4min sein, wo er auftaucht und noch weniger in denen er was sagt) gelohnt hätte ihn einzufliegen? Sowohl aus finanzieller Sicht als auch für ihn selber?