Es hat ja nicht nur mit Eitelkeit zu tun. Es ist für die Schauspieler ja auch frustrierend, tausend Wiederholungen zu machen - solange bis sie selbst nur noch technisch und tot ihre Szene abspulen - nur, weil der Kollege nichts taugt...
Ich verstehe, was das Synchron betrifft, nicht den "Mehrwert", den diese Laien bringen sollen: Langsam und teurer zu schlechterem Endergebnis kommen und Nerven des Regisseurs kosten bringt letzten Endes ja niemandem was. Womöglich nicht mal den Laien, mit denen da gearbeitet wird: denn die Mehrheit ist ja auch frustriert, wenn sie einsehen, dass sie offenbar nicht besonders viel Talent haben und tausend Versuche brauchen.
Oder anders: Es interessieren sich gar nicht so viele Leute für Synchron. Die, die es interessiert, werden schon in der Lage sein, irgendwie darauf hinzuarbeiten, mal ein Studio von innen zu sehen. Wenn das aber bei wenigen Malen bleibt, dann ist das halt nicht ihr Ding. Ich versteh auch nicht, wieso das ausgerechnet beim Synchron anders laufen soll. Das halbe Leben basiert doch darauf, dass man nur ein oder zwei Chancen hat, auch Schule, Uni, usw. Wieso soll man nun beim Synchron mit Samthandschuhen Nulpenpushing betreiben?
Bezüglich des Frusts, den Laien für die erfahrenen Sprecher bedeuten können -> hieß es nicht mal von Herrm Danneberg, dass er das X-en aus diesem Grund bevorzugt? So brauche er nämlich keine Takes wiederholen, weil ein anderer gepatzt hat.
Das ergibt durchaus Sinn mit dem Xen. Aber das Spiel kommt dabei teilweise zu kurz - sowas wie bei den Spencer-Hill Filmen (wo man oft die gute Stimmung im Studio quasi fühlen kann) kann dann ja garnicht mehr aufkommen.
Zitat von John ConnorAltaaaa, ist das jetzt nicht etwas zu dreist!? Bist du mit deinen ganzen Mehrfach-Nicks durcheinander gekommen und hast dich falsch eingeloggt? Ich sag's nur - VanTobias ist in letzter Zeit so richtig in Account-Lösch-Laune!
Nö, zumal ich nicht mich selbst meinte, sondern jemand anders, was mir aber misslungen ist. Ist aber schon korrigiert. Ich hab übrigens nur einen Account und das seit 2004.
Die überwiegende Ablehnung meiner Anregungen, es öfter mal mit Laien zu versuchen, bringt mich zu dem Schluß, daß ich den wesentlichen Punkt wohl bisher nicht vermitteln konnte. Ich versuch's also nochmal anders:
Nichts liegt mir ferner als die Branche den Dilettanten zu überlassen. Aber auch Profis haben mal klein angefangen. Eine Binsenweisheit! Aus Laien werden - zumindest teilweise - Profis. Die 'Belastung' der Profis, sich auch mal mit Laien/Lehrlingen 'abzugeben', ist unumgänglich! In jedem Beruf! Wobei nur dumme Menschen das als 'Belastung' wahrnehmen ... Bleiben die Profis unter sich, sind sie zum baldigen Aussterben verurteilt.
Ich stimme euch 100% zu, daß ein Profi es schneller und meistens auch besser kann. Ein Fliesenleger - um das kürzlich genannte Beispiel mal aufzugreifen - fliest mein Bad perfekter als jeder Laie. Also keinerlei Grund, einen Laien ranzulassen! Denselben professionellen Fliesenleger kann ich sogar immer wieder engagieren, auch wenn es gilt, einen Wohnblock mit 100 Badezimmern zu verfliesen. Dann habe ich 100 perfekt geflieste Badezimmer - wunderbar.
Und genau hier sehe ich - neben dem grundsätzlichen Nachwuchsproblem - den entscheidenden Unterschied zum Synchron-Sprecher: Bei 100 Filmen kann ich eben NICHT immer dasselbe Grüppchen von 50 Profi-Sprechern für die Hauptrollen nehmen!! Dabei entsteht eine Uniformität, die bei Badezimmern sicher egal ist, bei Filmen aber nicht! Da mag der einzelne Film noch so perfekt synchronisiert sein, in der Summe ist das ein fatales Ergebnis.
EIN Film hört sich an wie der ANDERE! Perfekt, sicher, aber wie am Fließband ... Ganz so krass ist es zum Glück noch nicht, aber der Zug fährt in diese Richtung.
Das zu vermeiden sollte bei jedem, der auch nur den Hauch einer künstlerischen Ader für sich reklamiert, eine höhere Priorität haben als das Interesse nach Vollbeschäftigung. Synchron-Sprecher ist halt - im Interesse der Vielfalt - in der Regel KEIN Beruf für eine Vollbeschäftigung. Also: Sprecher-Casting, die hoffnungslosen Fälle nach Hause schicken; da bleiben aber - da bin ich ganz sicher - reichlich Talente übrig, um die sich abschottende Branche zu beleben. Gewiß kann dann manch mittelmäßiger vielbeschäftigter 'Profi' einpacken - was ich ausdrücklich begrüßen würde!
Also: Sprecher-Casting, die hoffnungslosen Fälle nach Hause schicken; da bleiben aber - da bin ich ganz sicher - reichlich Talente übrig, um die sich abschottende Branche zu beleben.
Es gab in der Vergangenheit bei der einen oder anderen Firma durchaus schon offene Castings für Synchron, wo man eben auf der Suche nach neuen Talenten war.
Zitat von Donnie DarkoAlso: Sprecher-Casting, die hoffnungslosen Fälle nach Hause schicken; da bleiben aber - da bin ich ganz sicher - reichlich Talente übrig, um die sich abschottende Branche zu beleben.
Es gab in der Vergangenheit bei der einen oder anderen Firma durchaus schon offene Castings für Synchron, wo man eben auf der Suche nach neuen Talenten war.
@kogenta ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zitat: Bei 100 Filmen kann ich eben NICHT immer dasselbe Grüppchen von 50 Profi-Sprechern für die Hauptrollen nehmen!! Dabei entsteht eine Uniformität, die bei Badezimmern sicher egal ist, bei Filmen aber nicht! Da mag der einzelne Film noch so perfekt synchronisiert sein, in der Summe ist das ein fatales Ergebnis. ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Damit hast du absolut recht. Allerdings ist das keine Rechtfertigung, um mit Laien zu arbeiten. Das ist auch bei noch so geduldigen Regisseuren und Sprechern einfach nur realitätsfern. Es würde aller Wahrscheinlichkeit nach den Film versauen, ebenso wie der Amateuer-Fliesenleger in deinem Beispiel dir dein Bad ruinieren könnte, wenn es denn überhaupt fertig würde. Es gibt aber ausser dem "Grüppchen von 50 Profi-Sprechern", die man dauernd hört, sicher noch mindestens 150 bis 200 (wenn nicht viel mehr...) andere professionelle, ausgebildete Sprecher. Die sollte man durchaus mal öfter ans Mikrofon lassen. Mehr Abwechslung, Neuerungen und vielleicht eine etwas unkonventionellere Sprecherauswahl täten der gesamten Synchronbranche gut. Nur eben nicht mit Laien, das geht gar nicht.
Habe gerade eine interessante Aussage von Regisseur Eric Rohmer gelesen; der setzt neben 'richtigen' Schauspielern (Hauptrollen) in kleinen Rollen wie Kellner, Taxifahrer, Arzt etc. bevorzugt Laien ein; mit O-Ton und ohne 'professionelle' Nachsynchro:
"Es ist viel leichter, einem Kellner das Schauspielern beizubringen, als einem Schauspieler das Kellnern."
Das leuchtet ein: Ein Schauspieler bewegt sich in der Regel nicht wie ein Kellner, und er spricht nicht wie ein Kellner; erst recht nicht, wenn er 'professionell' nachsynchronisiert wurde.
Das bekräftigt einmal mehr meine Theorie: Profis abgeschottet unter sich - da kommt (genormte immer gleiche durchrationalisierte Fließbandarbeit mal ausgeklammert) zumeist nichts Vernünftiges bei raus. Es fehlt das Authentische; da wirkt der Film dann schnell steril-leblos wie ein Computer-Spiel.
Du setzt offenbar immer Minirollen mit großen oder gar Hauptrollen gleich. Natürlich ist es einfacher, einem Kellner für einen kleinen Auftritt die nötigen Gesten und Gesichtsausdrücke beizubringen als einem Schauspieler ein komplettes ihm fremdes Handwerk (denn auch für einen kurzen Auftritt muss jeder Handgriff sitzen wie tausendmal getan, sonst wirkt es nicht authentisch) - in kleinen Rollen! Und was ist mit Deinem Beispiel aus dem Bereich italienisches Kino? Die Charaktergesichter in den Filmen von Visconti oder Leone - sagen die auch nur ein Wort? Nein, sie sitzen da und halten ihre herrlich schrägen Visagen in die Kamera. Das aber ist noch kein Schauspiel und war auch noch nie so gedacht. Und wer außer Pasolini (und in frühen neorealistischen Filmen de Sica) hat Laien für die Dialogrollen besetzt? Und was hat das mit Synchronisation zu tun? Im Studio kommt es nicht auf Improvisation an, sondern auf genaue Beobachtung dessen, was auf dem Bildschirm zu sehen ist und genaue Abnahme - und in diesem bescheidenen Rahmen kann der Synchronschauspieler dann eventuell frei agieren. Ich kann Dich kaum von Deiner Meinung abbringen, aber stell Dich als Laie einfach mal selbst ins Studio. Und mal eine andere Frage: Wie ist mit dem Dialekt? Wie ist das mit - sagen wir - einem Kellner, der in einem amerikanischen Film bayrisch spricht oder kölsch oder norddeutsch oder sächsisch? Wie viele Leute in Deiner Umgebung kennst Du, die absolutes Hochdeutsch sprechen?
@kogenta: Schön, daß du das gelesen hast, in Bezug auf Schauspieler bei Dreharbeiten ist das auch völlig okay. Aber Synchronisieren ist eben etwas ganz anderes, das wurde hier zwar schon x-mal erklärt, aber anscheinend möchtest du das nicht verstehen. Dann bleib bei deiner (leider realitätsfernen) Ansicht, die Hauptsache ist ja, dir gehts gut damit ;-)
Zitat von Stefan der DEFA-FanDu setzt offenbar immer Minirollen mit großen oder gar Hauptrollen gleich. Natürlich ist es einfacher, einem Kellner für einen kleinen Auftritt die nötigen Gesten und Gesichtsausdrücke beizubringen als einem Schauspieler ein komplettes ihm fremdes Handwerk (denn auch für einen kurzen Auftritt muss jeder Handgriff sitzen wie tausendmal getan, sonst wirkt es nicht authentisch) - in kleinen Rollen!
Stefan, für die Hauptrollen sind richtige Schauspieler und Synchron-Profis in aller Regel vorzuziehen, bei den kleineren Rollen wo irgend möglich aber bitte Laien und Neulinge - sozusagen als das 'Salz in der Suppe' und auch als Investition in die Zukunft. So meine ich das, falls das bisher nicht richtig rüberkam. Wird ja vereinzelt sogar gemacht, aber leider viel zu wenig ... Und Dein Pasolini-Beispiel beweist allen Skeptikern (um nicht zu sagen Ignoranten), was möglich ist. Nebenbei: Gerade wurden in Berlin (Filmfestspiele) sowohl ein Film mit Laien als auch ein Laiendarsteller mit Hauptpreisen ausgezeichnet. Also nicht nur Pasolini, obwohl der natürlich ein sehr schönes Beispiel ist.
@Sandokan Ja, gerne gebe ich zu, realitätsfremd zu sein. Gott sei Dank, da bin ich in guter Gesellschaft: Wäre Einstein nicht realitätsfremd gewesen, wäre er gewiß nie auf die Relativitätstheorie gekommen (um mal ein etwas anmaßendes Beispiel zu nehmen). Wer den vermeintlich 'realen Zwängen' hinterherläuft, wird kaum etwas Innovatives zustande bringen ...
Zurück zum Synchronisieren: Eine Branche, die den Nachwuchs dramatisch vernachlässigt, weil ein kleiner Kreis den lukrativen Kuchen unter sich aufteilt, wird in 15-20 Jahren degeneriert dahinsiechen. Wo sollen denn die Profis der Zukunft herkommen, fallen die vom Himmel? Oder verläßt man sich darauf, daß Andere (Schauspielschulen etc.) schon für Nachwuchs sorgen werden, auf den man dann parasitär zugreifen wird?
Eine Branche, die den Nachwuchs dramatisch vernachlässigt
Der (in irgendeiner Weise eben auch entsprechend vorqualifizierte) Nachwuchs wird nicht vernachlässigt. Es kommen doch immer wieder mal neue Leute nach, wenn auch schleichend, aber es passiert durchaus. Könnte natürlich noch häufiger der Fall sein, das stimmt. Deine hochgelobten Laien, die von Tuten und Blasen keinen blassen Schimmer haben, haben aber beim Synchron dennoch nichts verloren.
Du hast übrigens sowohl Stefans Frage nach den Dialekten, als auch meine nach Deinen eigenen evtl. vorhandenen Ambitionen in die Richtung noch nicht beantwortet.
Was bringt Dich nur zu diesem völlig realitätsfremden Berufsbild???
Zitat von Donnie DarkoDu hast übrigens sowohl Stefans Frage nach den Dialekten, als auch meine nach Deinen eigenen evtl. vorhandenen Ambitionen in die Richtung noch nicht beantwortet.Was bringt Dich nur zu diesem völlig realitätsfremden Berufsbild???
Was ich hiermit nachhole:
a) Warum soll in Synchros nur perfektes Hochdeutsch gesprochen werden (außer man will einen Lacher erzeugen)? Ist in dtsch. Filmen mit O-Ton ja auch nicht der Fall. Auch in amerik. Filmen sprechen viele Darsteller mit Südstaaten-Dialekt oder irgendeinem Akzent. Was soll daran schlimm sein? Ist doch wie im wirklichen Leben ... Solange es halbwegs verständlich bleibt, ist das völlig in Ordnung!
b) Nein, ich selbst habe keine Ambitionen, Synchron-Sprecher zu werden. Eine komische Schlußfolgerung, das aus meinen Beiträgen herauszulesen.
c) Was mich zu dem 'realitätsfremden' Berufsbild bringt, habe ich ja nun mehrfach erläutert; und auch, daß ich es keineswegs für realitätsfremd halte. Dieses Argument schieben im allgemeinen diejenigen vor, die gern alles beim Alten belassen möchten und jede Änderung eingefahrener Strukturen skeptisch bewerten. In der Politik nennt man das KONSERVATIV, weil daraus nichts Neues entstehen kann.
Wie hoch ist das Durchschnittsalter der etablierten Synchron-Sprecher? 40 Jahre? 50 Jahre? Jedenfalls deutlich höher als in fast allen anderen Branchen. Daran sieht man doch, daß die Branche mangels ausreichendem Nachwuchs überaltert ist. Nimmt man gar die Top-Profis a la Brückner oder Danneberg, sieht es noch düsterer aus. Wo sind denn die charismatischen Sprecher unterhalb der 50 Jahre? Die kann man doch fast an einer Hand abzählen ...
Jeder Maurer-Trupp hat seinen Lehrling, und bei jeder Operation sind neben dem erfahrenen Arzt auch unerfahrene Neulinge frisch von der UNI dabei (Und da geht's um mehr als um eine versaute Synchro). Auch spätere Profis fangen unerfahren oder als Laien an und stellen eine gewisse 'Belastung' für die Profis dar! Dafür MUSS einfach Raum sein, wie kann man da sagen: 'Laien haben vor dem Mikrophon nichts zu suchen'. Ein wahrhaft unbegreiflicher Standpunkt!! Die hoffnungslosen Fälle kann man ja gern wieder nach Hause schicken, aber das pauschal schon im Vorfeld abzublocken ist wirklich absurd ...
Wie wär's denn mit einem Computer-Programm, das mit synthetischen Stimmen alle Filme makellos synchronisiert? An sowas wird schon gearbeitet, wie ich gelesen habe. Für mich eine alptraumhafte Vorstellung ...
Warum soll in Synchros nur perfektes Hochdeutsch gesprochen werden (außer man will einen Lacher erzeugen)? Ist in dtsch. Filmen mit O-Ton ja auch nicht der Fall.
Ja, und genau das ist einer der Gründe, warum ich mir deutsche Filme nicht antun kann.
und bei jeder Operation sind neben dem erfahrenen Arzt auch unerfahrene Neulinge frisch von der UNI dabei
Du sagst es, frisch von der UNI und nicht mal eben von der Strasse weg in den OP. Sie haben Medizin studiert und verfügen somit über eine entsprechende Qualifikation und sind keine Laien.
Auf den Schreibtischen der Aufnahmeleiter landen jede Woche neue Bewerbungen. Und dabei handelt es sich zum größten Teil um qualifizierte Leute, also mit schauspielerischer/sprecherischer Vorbildung, in welcher Form auch immer. Und selbst von denen schafft es nur ein verhältnismäßig kleiner Teil, dauerhaft in dem Beruf zu bestehen, sofern man sie denn überhaupt mal ausprobieren kann. Und da glaubst Du immer noch ernsthaft, ein Hans Wurst, der vielleicht noch nicht mal weiß, was genau Synchron eigentlich bedeutet, sollte sogar noch über diese Leute gestellt werden?! In welcher Welt lebst Du?!
Wie schon hundertmal gesagt: Nachwuchsförderung auch außerhalb des Ensembles immer gern und sehr gern noch weitaus intensiver!!! Aber Laien sollen doch bitte bei dem bleiben, was sie können - was auch immer das ist. Zum Glück weiß der Großteil der Leute ja auch, wo ihre Befähigungen und Begabungen liegen, orientieren sich bei der Berufswahl entsprechend und geben sich nicht irgendwelchen völlig realitätsfremden Träumen hin.