Zitat von NorbertIch verstehe beim allerbesten Willen nicht, was an ausgebleichten Filmkopien, möglicherweise noch mit Bildsprüngen, so toll sein soll.
Und ich verstehe manchmal nicht diese HD-Hysterie. Ich finde, dass manche Leute mit zuviel Ansprüchen an DVD-VÖ herangehen und das deswegen die DVD-Vertriebe jetzt sogar schon auf nicht optimales Material hinweisen, dass nicht mehr so gut restaurierbar war damit es ja keinen Aufschrei gibt. Im Endeffekt haben sowohl verregnete Filmkopien als auch schön restaurierte Filme ihren Reiz.
Es macht doch auch den Charme vieler älterer Filme aus, dass das Material nicht so sauber und so perfekt ist. Wenn alles so glatt poliert und aufgefrischt werden würde, wie etwa viele Disney-Zeichentrickfilme, die inzwischen nur noch mit "Knallbonbonfarben" daherkommen, dann fände ich das persönlich sehr schade.
Angesichts solch erschreckender Aussagen darf man sich nicht mehr wundern, wenn man auf DVD mit qualitativ minderwertigem Material abgespeist wird. (Bei Arielle dürfte dies allerdings nicht der Fall sein.)
Disney geht bei seinen abendfüllenden Trickfilmklassikern aber weit über die Entfernung von altersbedingten Mängeln (was ich begrüßen würde!) hinaus!
Wenn alle Bildhintergründe digital eingefroren werden (sodass man fast glaubt, anstelle eines Trickfilms aus den 40ern eine sterile Flash-Animation zu sehen) und teils Pinselstriche bei flächigen Farbgebungen digital entfernt werden (sodass einem der Begriff "Photoshop-Füllwerkzeug" in den Sinn kommt), dann hat das nichts mehr mit einer seriösen Filmrestaurierung zu tun. Und die digital eingefrorenen Vorspanntexte der alten Trickfilme erwecken eher den Eindruck, dass man anstelle eines alten KINOvorspanns es mit einer Powerpoint-Präsentation, wo eingefrorene Standbilder alle paar Sekunden digital ineinander übergeblendet werden, zu tun hat. Wenigstens bei den "Disney Treasures"-DVDs hat sich Disney mit digitalen Verfälschungen im Bild zurückgehalten.
Bei den alten Disney-Trickfilmen handelt es sich um mit enormem Aufwand mittels ANALOGER Technik geschaffene Kunstwerke, die eigentlich in möglichst originalgetreuem Zustand (also hochwertig neu abgetastet von den besterhaltenen Ausgangsmaterialien) ins digitale Zeitalter transportiert werden sollten. NUR eine sorgfältig durchgeführte digitale Nachbearbeitung dieser Bildabtastungen, wo alters/lagerungsbedingte Mängel behutsam digital entfernt werden, aber gleichzeitig die produktionsbedingten Mängel (wie z. B. einfotographierte Folienspiegelungen, einfotographierter Cel Dust), die schon zu Premierezeiten im Kino zu sehen waren und daher Aufschluß über die Möglichkeiten und Grenzen der damaligen Tricktechnik geben, unangetastet bleiben, wäre mit seriöser Restaurierungsarbeit gleichzusetzen.
Zitat von Isch im Beitrag #37Das klingt interessant. Hast du konkrete Beispiele?
Hier ein Beispiel für digital wegretuschierte Pinselstriche (mich würde interessieren, ob bei der aktuellen "Peter Pan"-BD dieses Problem auch noch besteht):
Hier ein Videobeispiel (unbedingt in 1080p anschauen!) für einen eingefrorenen Kinovorspann, der nicht mehr an einen analogen Film aus dem Jahre 1950 erinnert, sondern vielmehr an digitale Standbilder, die alle paar Sekunden digital überblendet werden (bei den "Looney Tunes"-DVDs und auch bei den "Disney Treasures"-DVDs sehen die Vorspänne der in diesem Zeitraum entstandenen Cartoons noch authentisch nach "Film" aus): https://www.youtube.com/watch?v=9INTao1Hr60
Und dass sich die Figuren durch "tote" elektronisch eingefrorene Bildhintergründe bewegen, ist bei allen aktuelleren abendfüllenden Disney-Trickfilmklassiker-Releases, in die ich reingeschaut habe, der Fall. Bei Animationsfilmen jüngeren Datums, die (fast) gänzlich mit Computerhilfe produziert worden sind, gehen diese digital eingefrorenen Bildhintergründe auch voll in Ordnung (bei aktuellen Animationsfilmen würden ein unruhiger Bildstand oder Grain, sofern sie nicht von den Machern bewußt als Stilmittel eingesetzt worden sind, natürlich sogar für eine schlechte technische Qualität sprechen), aber bei einem mit reiner Analogtechnik hergestellten Trickfilm aus dem Jahre 1940 entspricht diese digitale "Starrheit" einfach nicht der Realität. Hier einmal ein Beispiel aus "Pinocchio" (1940): http://www.youtube.com/watch?v=WosyVgAmi08
Ich würde mir wünschen, dass Disney, seine abendfüllenden Trickfilmklassiker in zwei Versionen veröffentlicht:
Eine Version, wo Bild und Ton von mir aus exzessiv digital entrauscht, geglättet, upgemixt, neusynchronisiert usw... werden, bis eben letzten Endes ein digital-artifizielles Produkt, das es zuvor so nie gegeben hat, dabei herauskommt.
Und zusätzlich eine seriös restaurierte Version für den Filmklassiker-Liebhaber, die Bild und Ton in von den besten Ausgangsmaterialien neu abgetasteter und behutsam unter Wahrung der Originalgetreue digital nachbearbeiteter Form präsentiert (sodaß diese Bearbeitung möglichst nahe an das herankommt, was damals zu Premierezeiten im Kino zu sehen gewesen ist). Eine solche "Liebhaber"-Edition müßte dann natürlich auch sämtliche dt. Synchronfassungen (ebenfalls neu abgetastet von den besten im Archiv vorhandenen Ausgangsmaterialien und gleichzeitig ungefiltert!) beinhalten.
...da könnte man jetzt sagen, dass die "glatten" Hintergründe aber dem entsprochen haben was beabsichtigt wurde. Das sie dann "bewegt" flimmerten lag ja wohl an nicht ausgereifter Technik und nicht unbedingt an Absicht...
Bei dem Vergleichsbild sieht es so aus, als wäre das Linke ein abgenutzes, ausgebleichtes und vor allem aufgequollenes Master, sodass die Linien erst so breit wurden. Die Stellen rechts an denen die Konturen fast weg sind, sind aber auch links schon sehr dünn. Sieht für mich nicht danach aus, als wäre da nachträglich die Kontur entfernt worden. Was mich allerdings sehr verwirrt, ist die Farbgebung. Dieses leuchtende Grasgrün entspricht eher meiner Erinnerung von Naseweis, als das dunkle Tanngrün rechts...
Das linke Bild ist unscharf und überstrahlt, außerdem ist die Farbsättigung zu stark. Das rechte Bild ist nicht so farbenfroh, wirkt aber natürlicher, sofern man bei einem Zeichentrickfilm überhaupt davon sprechen kann. Angenehmer fürs Auge ist zweifellos das rechte Bild, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Version links wirklich so beabsichtigt war.
Zitat von Isch im Beitrag #39 Bei dem Vergleichsbild sieht es so aus, als wäre das Linke ein abgenutzes, ausgebleichtes und vor allem aufgequollenes Master, sodass die Linien erst so breit wurden. Die Stellen rechts an denen die Konturen fast weg sind, sind aber auch links schon sehr dünn. Sieht für mich nicht danach aus, als wäre da nachträglich die Kontur entfernt worden. Was mich allerdings sehr verwirrt, ist die Farbgebung. Dieses leuchtende Grasgrün entspricht eher meiner Erinnerung von Naseweis, als das dunkle Tanngrün rechts...
Das linke Bild ist tatsächlich ein matschiger, ausgeblichener jahrzehntealter Uralttransfer, das rechte Bild ist eine naturgemäß viel schärfere Abtastung jüngeren Datums. Zur Veranschaulichung des Umstandes, dass hier Pinselstriche bei flächigen Bemalungen digital nach der Photoshop-Füllwerkzeug-Methode digital wegretuschiert worden sind (und um genau DAS geht es mir, wie aus meinen letzen beiden Postings deutlich herauslesbar, nicht um die schwarzen Linien und auch nicht um die Farbgebung), ist der Bildvergleich aber bestens geeignet!
Zitat von Isch im Beitrag #39 ...da könnte man jetzt sagen, dass die "glatten" Hintergründe aber dem entsprochen haben was beabsichtigt wurde. Das sie dann "bewegt" flimmerten lag ja wohl an nicht ausgereifter Technik und nicht unbedingt an Absicht...
Wie schon zuvor geschrieben: Ziel muß es sein, den Film möglichst in der Form zu präsentieren, wie er damals zu Premierenzeiten im Kino ausgesehen hat, und kein nachträglich "photogeshoptes" digital-artifizielles Phantasieprodukt, das es zuvor so nie gegeben hat. Ideal wären bei den alten Disney-Filmen brandneue hochauflösende Digitalabtastungen, bei denen das Bild behutsam digital restauriert wird, aber auf verfälschende digitale Übermalungen/Retuschen, die über die Entfernung von alters-/lagerungsbedingten Mängeln hinausgehen, gänzlich verzichtet wird: also eine saubere, aufwändig durchgeführte digitale Restaurierung (die in dieser Form dann auch noch in 30 oder 40 Jahren nichts von ihrer Relevanz einbüßen würde).