Zitat von fortinbras im Beitrag #30Ich empfinde auch Matic ganz anders als es etwa Van Toby tut.
Sowas liegt wohl irgendwie in der Natur dieses Threads.
Zu John Cleese: Ich kann sehr gut verstehen, was du meinst. Danneberg macht hier etwas, was für Synchron generell eigentlich eine schlechte Idee ist: Er legt einen realen Darsteller über eine Charge an. Und oft wirkt genau dies dann neben der Spur bzw. "drüber". Ich muss aber zugeben, dass sich daraus oft genug etwas gelungenes Eigenes gibt, das ich dann auch nicht unbedingt missen wollte. In RAT RACE hat es dann sogar schon von einer absolut zur Charakterisierung und in den Film passenden Selbst-Parodie.
Berno von Cramm passte mit seiner natürlichen, unaufgesetzten Verschrobenheit noch recht gut. Doch Klaus "Recht so" Guth hatte wirklich ein gewisses Etwas, vom dem ich denke, dass es der Originalintention wohl am nächsten kommt - aber für das gemeine deutsche Publikum wohl nicht funktioniert. (CLOCKWISE ist übrigens quasi auch der Grund, weshalb ich Klaus Guth als neuen Rektor Skinner bei den SIMPSONS doch etwas abgewinnen kann, nachdem ich eigentlich Fred Klaus immer noch über die Maße genial passend fand, obwohl/gerade weil der mit dem Original immer weniger zu tun hatte. Er legt da etwas hin, was deiner Beschreibung von John Cleese recht nahekommt und mitunter gibt es in neuerer Zeit sogar Szenen, die mit einem Klaus-Guth-Skinner, der total seriös und korrekt wirken will, aber gerade dabei einfach wie ein Trottel rüberkommt, besser funktionieren, als sie das wohl mit Fred Klaus getan hätten. ... Entschuldigung für diesen etwas weiten Gedankenabschwuff.)
Kinski hat seine internationalen Filme so gut wie nie selbst synchronisiert, aber die insgesamt 13 (!) Einsätze von Gerd Martienzen sind durchweg eine Fehlbesetzung und eine schwere Verfälschung des Originals. Klassiker wie 'Leichen pflastern seinen Weg' oder 'Aguirre' werden damit fast ruiniert.
Die sanfte und gleichzeitig bedrohliche Stimme von Kinski im Kontrast zur knarrenden, den Unsympathen überdeutlich hervorkehrenden Stimme Gerd Martienzens - wer ist bloß auf diese verrückte Idee verfallen? Unpassender geht es nicht!
Fred Maire und Werner Uschkurat, die Kinski auch oft synchronisiert haben, sind da zehnmal passender. Geradezu genial war Wolfgang Draeger, der Kinski leider nur ein einziges Mal gesprochen hat, aber in der Lage war, das Sanfte wie das Bedrohliche gleichzeitig zum Ausdruck zu bringen.
Gruß, kogenta
PS: Nichts gegen Gerd Martienzen, der ein erstklassiger Sprecher war! Für Louis De Funes oder Frank Sinatra, aber nicht für Klaus Kinski!
fortinbras
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23.07.2013 12:15
#33 RE: Ungeschminkte persönliche Wahrheit:Kult-Combis,die unausstehlich sind
Eine Charge aus der Rolle zu machen-genau das ist die ideale Bezeichnung für meine Kritik an Danneberg/Cleese. Mir wollte das so einfach nicht einfallen. Ich stimme dir grundsätzlich schon zu, dass Chargieren manchmal auch reizvoll sein kann. Ich finde es sogar schade, dass es die klassischen Chargenspieler nicht mehr gibt. Im Bezug auf die Synchronisation allerdings sollte man im Regelfall wohl nur dann chargieren, wenns auch im Original so ist. Es gab durchaus Szenen, wo mir Danneberg für Cleese auch gefiel, sogar in "Fawlty Towers": in der 6. Folge etwa, wenn die Deutschen kommen und Fawlty einen "Hitler-Koller" bekommt. Da passte es, aber auch weil Cleese selber da überschnappte. Finde ich schön, dass jemand mal was Positives zu Klaus Guth für Cleese sagt-sehr viele finden das furchtbar. Da hier erst von Ben Kingsley die Rede war-auf dem funktionierte er auch ausgezeichnet. Obwohl ich ja Peter Matic sehr schätze.
@ Kogenta:
Klaus Kinski höre ich am allerliebsten mit der Stimme von Fred Maire. Das ist für mich DIE Stimme vom wilden Klaus. Ich komme mit Martienzen aber auch ausgezeichnet zurecht, ebenso mit Beckhaus. Werner Uschkurat ist dem Original sicher am Nächsten. Und jetzt kommt mein Bekenntnis: ich finde Kinski stets am Besten, wenn er synchronisiert zu hören ist. Er hat eine tolle Stimme. Aber so irgendwann ab den späten 60ern fing er stimmlich "zu spinnen" an und übertrieb es mit seinen sprachlichen Manierismen. Besonders bei "Nosferatu" bedaure ich es zutiefst, dass man ihn nicht synchronisierte. In "Woyzzeck" wiederum sprach er wieder normal-damals ein Ausnahmefall.
Die 3 vorherigen Columbo-Sprecher Uwe Friedrichsen, Klaus Schwarzkopf und Claus Biederstaedt passten alle mehr oder weniger gut, wobei Schwarzkopf natürlich an erster Stelle steht. Columbo war jedenfalls bei allen dreien ein ernstzunehmender souveräner Charakter, wenn auch ein Fremdkörper im Millieu der meisten Verdächtigen.
Mit Horst Sachtleben dagegen wirkt Columbo beinahe wie ein leicht seniler Opa. Das macht den später schon stark gealterten Columbo fast zur Witzfigur, und beim noch jungen Columbo passt es erst recht nicht.
Auch hier möchte ich aber ausdrücklich betonen: Nichts gegen Horst Sachtleben, der ein großartiger Sprecher ist (Major Healey - Bezaubernde Jeannie = ein Highlight!), für Columbo aber eine gewaltige Fehlbesetzung.
Zitat von kogentaMit Horst Sachtleben dagegen wirkt Columbo beinahe wie ein leicht seniler Opa. Das macht den später schon stark gealterten Columbo fast zur Witzfigur, und beim noch jungen Columbo passt es erst recht nicht.
Wobei Peter Falk, je länger die Reihe dauerte, mehr und mehr chargierte; besonders in den letzten Folgen. In der 8. Staffel wirkte er auch schon anders als in den 70ern, was sich im Laufe der Zeit noch verstärkte. Jemand im Forum sagte mal vor Jahren zur Kombi Falk/Sachtleben, dass Falk bei dem Rumgekaspere nichts besseres als Sachtleben verdient habe.
fortinbras
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28.07.2013 11:37
#36 RE: Ungeschminkte persönliche Wahrheit:Kult-Combis,die unausstehlich sind
Die Schlußbemerkung deines Beitrages trifft den Nagel wohl auf den Kopf! Ich habe die letzten Jahre con Columbo nicht oder kaum angesehen, auch nicht bei Wiederholungen. Weil mit Peter Falk selbst schon so auf die Nerven fiel und die Geschichten auch immer mühsamer wurden. Auch so eine Serie/Reihe, wo man den rechtzeitigen Absprung vergessen hat.
Von den letzten Episoden habe ich vor langer Zeit mal Ausschnitte gesehen, als ich "Columbo" noch nicht so gut kannte und da fiel mir Sachtleben auch negativ auf. Könnte sogar aus der letzten Episode gewesen sein.
Zitat von fortinbras im Beitrag #36Weil mit Peter Falk selbst schon so auf die Nerven fiel und die Geschichten auch immer mühsamer wurden. Auch so eine Serie/Reihe, wo man den rechtzeitigen Absprung vergessen hat.
Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb die Folgen mit zunehmender Seriendauer, besonders in den 90ern, immer seltener wurden und man insgesamt weniger Columbo-Folgen produzierte.
Zitat von fortinbras im Beitrag #30 (@ Iron: Ich distanziere mich von keinem einzigen meiner genannten Kombis!)
Wieso sind dann Willis/Lehmann in deine Auflistung deiner "Heiligtümer" hineingeraten (wo du doch diese Kombi widerholt in deiner Antwort auf mein Posting so verissen hast?), Depadieu/ML, sowie Lewis/Gentzen?
Zitat Peter Matic/Ben Kingsley ist für mich absolut perfekt. Ich empfinde auch Matic ganz anders als es etwa Van Toby tut.
Dem kann ich mich eigentlich anschließen. Kann sein, dass er mir ab und zu etwas zu schnarrend auf Kingsleys Gesicht vorkam, aber es ist lange her, dass ich diese Kombi gesehen und gehört habe, muss das demnächst nachholen. Vielleicht hat sich Van Toby in seiner Meinung vom O-Ton beeinflussen lassen. bei "inside the Actors" habe ich Ben Kingsley miteiner eher weichen und sanften Stimme gehört. Sonst (in seinen Filmen?) soll er Peter Matic sehr ähnlich klingen.
Zitat Oft stimmt es wohl, dass man Kombinationen nicht besonders mag, wenn der Schauspieler selbst einem fremd bleibt. Jodie Foster ging mir immer etwas auf die Nerven. Und Hansi Jochmann, die ich als sie selbst sehr mag (ausser in den Pfarrer Braun-Filmen), macht diese Abneigung nicht besser
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Für mich gehören Jodie Foster und Hansi Jochmann zusammen! Sie spricht Foster durchaus facettenreich und vielseitig. Deine These zu Kombinationen scheint imho. auch auf Tobias zuzutreffen.
fortinbras
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28.07.2013 22:44
#39 RE: Ungeschminkte persönliche Wahrheit:Kult-Combis,die unausstehlich sind
Danke für deine ausführlichen Ausführungen (Wortwiederholung, ein Punkt Abzug)
Deine erste Meldung ist mir momentan zu hoch (nach 38,6 Grad tagsüber im Schatten arbeitet mein Hirn jetzt nur mehr mit einer Kapazität von 6, 524 %).
Ich habe mich da wohl seltsam ausgedrückt. Willis/Lehmann und Depardie/Lehmann sowie Lewis/Gentzen sind nach wie vor Favoriten der umgekehrten Art.
Als ich den Thread ins Leben rief, war ich sehr neu hier und etwas irritiert, dass man gleich so angefeindet wird und sich für jede wirkliche Meinung erklären, entschuldigen und rechtfertigen muß. Gleich den Schwanz einziehen hätte ich nicht müssen... -----------------------------------
Mit Sympathie und Antipathie hängt sicherlich enorm viel zusammen. So mag ich etwa Manfred Lehmann auch als Schauspieler vor der Kamera nicht. Da ist er sogar fast noch eindimensionaler als im Synchronstudio.
Jerry Lewis ist mir auch mit anderen Sprechern unsympathisch. Georg Thomalla schätze ich sehr, aber wenn ich ihn für Bob Hope höre, ist aus mit der Zuneigung-weil der so ein stinkfader, outrierender und unlustiger Typ ist. Vielleicht spielt das sogar die allergrößte Rolle bei der persönlichen Wahrnehmung. Aber Ausnahmen gibt's ja auch, wie etwa bei mir der weiter oben erwähnte John Cleese. Den schätze ich über alles, aber bitte nicht mit Thomas Danneberg! Den wiederum finde ich nicht unsympathisch, aber bitte nicht Cleese und seine Komik kaputtmachen!!! Wie auch erwähnt-Klaus Guth wäre mein absoluter Favorit für John Cleese!