Es gibt viele Filme, in denen ein und die selbe Figur von verschiedenen Schauspielern in unterschiedlichen Altersstufen dargestellt wird. Meistens werden sie auch von unterschiedlichen Stimmen gesprochen. Und hier finde ich oft die Besetzungen interessant und ich wüsste gerne, ob man sich dabei Gedanken macht, wenn man die SprecherInnen auswählt. Kann sich Stimme X tatsächlich zu Stimme Y verändern?
Ich denke z. Bsp. an "Titanic", wo aus Ulrike Stürzbecher im Alter Tilly Lauenstein wird. Ist das für jeden mit akustischem Sinn glaubwürdig? Für mich schon, da zwischen den zeitlichen Ereignissen Jahrzehnte liegen.
In "Frankensteins Fluch" wird Melvyn Hayes als Baron im Alter von etwa 15, 16 Jahren von Hans Clarin gesprochen. Der Ältere dann, Peter Cushing, von Hans Nielsen. Immerhin ist es bei einem Hans geblieben. Allerdings, wenn ich genau darüber nachdenke, so sehr ich die Arbeiten schätze, ist es für mich im Grunde nicht ganz glaubwürdig. Dennoch ist eine Parallele da: sowohl Clarin als auch Nielsen haben einen frechen Beiklang in der Stimme.
In "Geheimnisvolle Erbschaft" wird die jugendliche Jean Simmons von...das habe ich jetzt vergessen...Petra Peters oder Toni Treutler gesprochen. Später, als aus Jean Simmons Valerie Hobson geworden ist, hört man Dagmar Altrichter. Hier wiederum ist es auch insofern glaubwürdig, da die Figur als Mädchen recht grob ist und als Erwachsene von einem jahrelangen Aufenthalt zurückkommt, wo man sie zur Dame erzog-was ja auch die Aussprache beinhaltet.
Bei kleinen Kindern oder jüngeren Teenagern macht das nicht soviel aus, weil da ein zu grosser Bruch von der Zeit her dargestellt wird. Sind die Figuren aber schon an der Schwelle zum Erwachsenwerden, können manche Besetzungen bei genauer Betrachtung unglaubwürdig erscheinen, weil stimmliche Charakteristika in beiden Fällen ähnlich sein sollten. Was natürlich im O-Ton auch nicht immer der Fall ist und man ja bevorzugt nach äusseren Merkmalen die Besetzung wählt. Allerdings, um nochmal bei "Frankensteins Fluch" zu graben, wird dort ein sehr ähnlich klingendes feines Englisch gesprochen-von beiden!
"Das Geisterhaus" mit Jeremy Irons habe ich zwar nicht gesehen; ich weiß aber, das Irons dort als jüngere Version der Hauptfigur von Frank Glaubrecht, als ältere Version von Wolfgang Hess gesprochen wurde, was wohl aufgrund der Tatsache, dass Glaubrecht zu gepresst geklungen haben soll, gemacht wurde. Ich habe mal gehört, dass Hess aber wohl auch nicht die Ideallösung war, da er für Irons trotz Maskerade doch etwas zu voll geklungen haben soll.
Ein recht jüngeres Beispiel aus dem Film "Große Erwartungen", einer Verfilmung von Charles Dickens gleichnamigen Roman. Dort spielt die Schauspielerin Holliday Grainger die Figur der Estella, die dem Jungen Pip den Kopf verdreht. Als Kind wird diese Estella von Marie Christin Morgenstern gesprochen, was eine interessante Wahl ist, da die Schauspielerin Holliday Grainger in der Serie "Die Borgias" ebenfalls von Marie Christin Morgenstern gesprochen wird. Doch diese Chance auf Kontinuität beachtet man nicht, denn als sie dann erwachsen ist, wird aus Friedel Morgenstern plötzlich Anne Helm. Einen stimmlichen Wandel, den ich persönlich nur schwer nachvollziehen kann. Übrigens wird eine andere Figur in dem Film sowohl als Kind als auch erwachsen von ein und derselben Sprecherin (Luisa Wietzorek) synchronisiert.
Zitat von Lammers im Beitrag #2"Das Geisterhaus" mit Jeremy Irons habe ich zwar nicht gesehen; ich weiß aber, das Irons dort als jüngere Version der Hauptfigur von Frank Glaubrecht, als ältere Version von Wolfgang Hess gesprochen wurde, was wohl aufgrund der Tatsache, dass Glaubrecht zu gepresst geklungen haben soll, gemacht wurde.
Nicht ganz: In der deutschen Fassung des Films ist Hess durchgehend zu hören. Glaubrecht hat die Rolle zuvor (laut Karsten Prüßmanns Buch über Jeremy Irons) komplett eingesprochen, wurden dann aber vollständig ersetzt, weil man meinte, Hess könne die verschiedenen Altersstufen überzeugender "spielen".
Ich habe den Film ein einziges Mal gesehen, vor langer Zeit und kann mich nur an eines erinnern: dass sich das Kinopublikum beschwerte, was Jeremy Irons doch für eine furchtbare Stimme habe. Jahre später mal im Fernsehen hängen geblieben für ein paar Szenen: für mich hat das einfach nicht funktioniert.
Zu Beitrag #3 von Marakundnougat:
Die Neuverfilmung habe ich noch nicht gesehen und muss offen zugeben, dass mir die von dir genannten Stimmen absolut nichts sagen. Aber den von dir gewonnenen Eindruck finde ich interessant. Und danke für "Estella"-mir ist der Name einfach nicht eingefallen.
In einem Battlestar Galactica Special namens Razor spielt auch eine zweite Version von William Adama mit, die gut 40 Jahre jünger sein soll. Interessanterweise spricht Thomas Fritsch dabei nicht nur den von Edward James Olmos verkörperten, rund 60 Jahre alten Admiral Adama, sondern auch dessen 40 Jahre jüngeres Ich als jungen Piloten. Hier war man wohl der Meinung, durch die Doppelbesetzung das glaubwürdigste Ergebnis erzielen zu können. Obwohl ich überrascht war, wie jung Fritsch noch klingen kann, ist er mir in einigen Szenen viel zu sehr ins Hohe abgedriftet. Ähnlich einem Norbert Gastell, wenn er Homer Simpson in Rückblicken als Kind spricht. Auf einem Menschen in den Zwanzigern kommt das mMn nicht so gut. Hier hätte wohl ein anderer Sprecher glaubwürdiger gewirkt, wobei das in der kurzen Szene mit Doppelfritsch - wenn man ein Auge zudrückt - noch als netter Gag funktioniert hat. Das Original hatte in dem Fall den Vorteil, dass Olmos eine sehr markante Aussprache hat, die mit einer halbwegs tiefen Stimme leicht und wiedererkennend zu imitieren ist. Aber vielleicht wollte man auch genau diesen Effekt durch die Doppelbesetzung ins Deutsche übertragen.
Auch wenn du jetzt nach Filmen gefragt hast: Die Serie COLD CASE - KEIN OPFER IST JE VERGESSEN ist eine wahre Fundgrube für solche Paarungen. In ihr geht es um eine Abteilung, die alte Kriminalfälle, welche niemals gelöst wurden, wieder aufrollt. In Rückblenden werden von den noch Lebenden Stück für Stück die einzelnen Geschehnisse erzählt und zusammengefügt. Teilweise liegen diese schon mehrere Jahrzehnte zurück. Die zuständige Aufnahmeleiterin hatte hierbei m.W. relativ freie Hand und hat sich dann öfters nur sehr vage an Originalstimme und -alter orientiert, sondern sich immer um glaubhafte, zur Rolle passende Paarungen bemüht, manchmal sogar Trippelungen. Das Ergebnis fand ich dabei stets überaus gelungen. ... Die Serie müsste ich eigentlich auch mal wieder sehen :)
Ein Beispiel wo sowohl im Deutschen als auch im Origianl der Stimwandel schwerer Nachvollziehbar ist (für mich, und für andere) ist wohl "How I Met Your Mother". Wobei im Original die Stimmen sich doch ähnlicher sind als in der deutschen Synchronfassung.
Ein Beispiel dass ein bischen an der Idee des Threads vorbeigeht ist wohl der erst Futurama Film, "Benders Big Score". SPOILER: Dort haben wir 2 mal Fry, einmal normal und einmal leicht gealtert als Lars. Im Original der gleiche Sprecher, halt verstellt, in der Deutschen Fassung 2 verschiedene Sprecher. Der normale Fry wird wie üblich von Dirk Meyer gesprochen, der ältere Lars dann von Frank Röth. Allerdings ändert sich die Stimme weniger durch das altern, sondern spontan durch eine Kehlkopfentzündung.
Wie seht ihr das bei den aktuellen Star Trek Filmen? Timmo Niesmer passt gut zum neuen Zachary-Quinto-Spock, aber ist es vorstellbar, dass seine Stimme sich zu Herbert Weickers, Norbert Gerschers oder (Vorname entfallen) Pauls Stimme entwickeln könnte. Selbst wenn man über 100 Erdenjahre Abstand bedenkt? ABer wer weiss schon, wie die Stimmen von Vulkaniern altern können :)
Natürlich betrifft das genauso Serien, ich hab nur nicht daran gedacht. "Cold Case" habe ich, seltsamerweise, niemals gesehen-aber wenn das so oft vorkommt, muss das sicher eine grosse Herausforderung sein bei der Bearbeitung. Vor allem, wenn man Wert darauf legt, das gut zu machen.
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"Iris"
Seltsamerweise kann ich mir nie und nimmer vorstellen, dass aus Kate Winslet im Alter Judi Dench wird. Aber stimmlich ist das für mich bei Ulrike Stürzbecher und Gisela Fritsch nicht unglaubwürdig. Vor allem auch, wenn man Gisela Fritsch in älteren Synchronisationen kennt.
Zitat von danielcw im Beitrag #9Ein Beispiel wo sowohl im Deutschen als auch im Origianl der Stimwandel schwerer Nachvollziehbar ist (für mich, und für andere) ist wohl "How I Met Your Mother". Wobei im Original die Stimmen sich doch ähnlicher sind als in der deutschen Synchronfassung.
Wenigstens ist der ältere Ted Mosby nie zu sehen, das macht meiner Ansicht nach diesen Stimmwandel ganz erträglich. Ähnlich sieht das ja mit Norbert Langer als stimme des erwachsenen Kevin in "Wunderbare Jahre"aus. Aber wegen seiner witzigen und charmanten kommentare und Sprüche im Off verzeihe ich das gerne! War in diesem Fall zwar der selbe Darsteller, aber den wechsel von Björn Schalla auf marcel Collé fand ich sehr gelungen. Dieser wirkt für mich zum Großteil wirklich wie schalla, der plötzlich in den Stimmbruch gekommen ist. Nur so aus Neugier gefragt: Welche Sychronstimme hätte denn damals als älterer Collé durchgehen können?
In "Der junge Löwe" wird Churchill von Simon Ward dargestellt und von Elmar Wepper synchronisiert. Der Darsteller des 7jährigen Churchill hat eine Kinderstimme, während der 13jährige bereits Elmar Weppers Stimme hat. Er versucht zwar, heller und aufgedrehter zu klingen, aber es ist eine sehr unglaubwürdige Imitation einer Jungenstimme vor dem Stimmbruch.
Die Miniserie IN DEN WESTEN zeigt die Erlebnisse einer Weißen- und einer Indianer-Familie zur Zeit der Erschließung des amerikanischen Westens. Da dies einen Zeitraum von 75 Jahren umfasst, sieht man mehrere Figuren in unterschiedlichen Zeitstufen. Entsprechend kamen auch je zwei oder gar drei verschiedene Sprecher zum Zuge:
Jacob Wheeler: Dennis Schmidt-Foß -> Reinhard Kuhnert Frau mit dem Donnerherz: Tanja Geke -> Monica Bielenstein Margaret Heller Stern: Lam Ha Ly -> Ilona Otto/Brokowski -> Gundi Eberhard Jacob Wheeler Jr.: Lino Hirthe -> Wanja Gerick Abe Wheeler: Simon Illig -> Tobias Kluckert Clara Wheeler: Giuliana Jakobeit -> Victoria Sturm George/Tragende Stimme: ? -> Ozan Ünal
Da die Geschichte nicht nur rückblickend von dem alten Indianer Den die Büffel lieben mit der Stimme von Helmut Gauß erzählt werden, sondern auch handlungsbegleitend von Jacob Wheeler, geht dessen Erzählstimme an einer Stelle von Episode 3 sogar fließend von Dennis Schmidt-Foß in Reinhard Kuhnert über.
Zitat von danielcw im Beitrag #9Ein Beispiel wo sowohl im Deutschen als auch im Origianl der Stimwandel schwerer Nachvollziehbar ist (für mich, und für andere) ist wohl "How I Met Your Mother". Wobei im Original die Stimmen sich doch ähnlicher sind als in der deutschen Synchronfassung.
Wenigstens ist der ältere Ted Mosby nie zu sehen, das macht meiner Ansicht nach diesen Stimmwandel ganz erträglich.
Soll sich aber in der nächsten Staffel ändern. Gerüchteweise verlautet, dass es darin eine Szene geben wird, in der Josh Radnor von Bob Saget synchronisiert wird.
Zunächst dachte ich, ich schreibe diesen Beitrag in Bertis Thread "Stimmen, die alt klingen"-aber da passt er nicht hinein. Sonst habe ich auch nichts gefunden-also bleibe ich mir selbst treu. Aus Kindern werden Leute-und jünger wird niemand. Und wenn man alt ist, ist man alt, da nützt kein Gejammere. Im Judi Dench-Thread wurde in Bezug auf eine Synchronsprecherin, die Gisela Fritsch folgen könnte, der Begriff "zu alt" verwendet. Für andere lag es auch in der Luft. Überhaupt werden viele, meist altgediente Synchronsprecher als "zu alt" bezeichnet. Manchesmal wird wieder betont, wie frisch jemand noch klänge, weshalb er/sie besonders passend wäre für wen, der aber auch nimmer jung ist und selbst eine alterspassende Stimme hat. Das irritiert mich teilweise sehr und ist auch ein Widerspruch an sich. Vor allem in Bezug auf SchauspielerInnen, die selbst alt sind. Darum wüsste ich gerne, was jeder so unter "alt" versteht und warum manch alte Stimmen für alte Schauspieler nicht passend sein sollten??? Ich erinnere mich an einen Film mit Tony Curtis vor ein paar Jahren (wohl sein letzter Kinofilm), da schrieb ein Kritiker, dass Rainer Brandts Stimme für Curtis "langsam zu alt" klänge. Scheinbar hat er übersehen, dass Curtis selbst schon 80 oder so war.
Auch hier im Forum stößt man immer wieder auf solche "Vorurteile" und scheinbar spielen sie bei einigen Synchron-Verantwortlichen auch eine Rolle. Wie gesagt-ich spreche nicht von alt klingenden Stimmen für jüngere Leute, sondern von altersmäßig passenden Stimmen.