Wer ist schuld daran, dass ich begann, mich für Synchronisation zu interessieren?
Es war Mitte der Achtziger Jahre, als ich zum ersten Mal dem Zauber eines Synchronsprechers erlag. Ich sah die Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone im Fernsehen und hörte aus dem Munde des Meisterdetektivs einen solchen unverwechselbaren Wohlklang, von dem ich absolut fasziniert war. Natürlich war mir damals schon bewusst, dass der ausländische Schauspieler von einem deutschen Kollegen synchronisiert wurde, und ich hatte das Glück, dass im deutschen Abspann der Filme - die damals wie heute fälschlicherweise als “englische Serie” bezeichnet werden, der Name seines Sprechers verzeichnet wurde: Walter Niklaus.
Weil ich ihn so wunderbar fand (und das noch immer so empfinde) begann es, dass ich genau hinhörte, was und wie da gesprochen wurde, dass ich mich freute, eine bestimmte Stimme (zu der ich oft erst später den betreffenden Namen erfuhr)wieder zu hören und ich mir überlegte, passen die Beiden die da im Synchron zu einander gefunden hatten, zu einander oder eher nicht.
Weitere frühe Favoriten unter meinen Synchronsprechern noch aus Zeiten der DDR waren damals und sind es noch immer:
Karl-Heinz Oppel, der es mit seiner brillanten Leistung fertiggebracht hat, dass ich die ersten beiden Filme der "Olsenbande" nicht anschauen möchte, weil Ove Sprogøe dort nicht von ihm synchronisiert wird.
Klaus Mertens für Ladislav Chudik und Werner Senftleben für Miloš Kopecký in der tschechoslowakischen Fernsehserie "Das Krankenhaus am Rande der Stadt"
Otto Mellies (ganz besonders für Wjatscheslaw Tichonow in der sowjetischen Fernsehserie "Siebzehn Augenblicke des Frühlings")
Gerd Biewer (ganz besonders für Vittoria de Sica)
Später kamen dann ihre westdeutschen Kollegen hinzu.
Rolf Schult: ich liebe einfach alles, was er spricht. Selbst wenn er etwas aus dem Telefonbuch vorlesen würde, wäre selbst das höchstwahrscheinlich noch ein Ereignis
Heinz Drache: ich verehre ihn als Schauspieler ganz besonders, liebe aber auch alle seine Synchronisationen (so ich sie bisher sehen/hören konnte) und ganz besonders seine Tätigkeit für Trevor Howard in "Der dritte Mann" sowie für Patrick McGoohan
Dietmar Schönherr: der Herr aus Innsbruck ist seit meiner Erstsichtung von "Raumpatrouille" einer meiner absoluten Favoriten als Schauspieler, und ich halte seine Synchronisation von James Dean für Sternstunden dieses Metiers
Das grandiose Pathos von Ernst Wilhelm Borchert
Die unwiderstehliche Ironie von Jürgen Thormann
Die aristokratischen Stimmen von Friedrich Schoenfelder und Siegfried Schürenberg
Und wenn Wolfgang Lukschy "nur" Cary Cooper in "Zwölf Uhr mittags" und Walter Matthau synchronisiert hätte, schon allein dafür hätte er einen Platz in meinem Herzen sicher.
Die Kraft von Martin Hirthe (wie er zum Beispiel Rod Steiger in "Waterloo" als Napoleon befehlen läßt, während der Amerikaner im Original alles andere als wie ein Feldherr klingt)
Die Kälte des Bösen, die von Heinz Petruo ausgeht. Ob Lee von Cleef oder "Darth Vader" und doch ganz anders für Fritz Weaver in "Angriffsziel Moskau" und in "Des Teufels Saat" sowie für Cameron Mitchell in "High Chaparral"
Und ich habe eine ganz besondere Schwäche für Klaus Schwarzkopf für Peter Falk als "Columbo"
Ich muß allerdings gestehen, dass für mich die Klassiker (seien es Filme, Schauspieler oder Synchronsprecher) immer Priorität genießen und mich aktuelle Synchronsprecher wenig bis gar nicht interessieren. Gelegentliche Ausnahmen stellen eigentlich nur Bernd Rumpf für Alan Rickman und Martin Umbach für Kenneth Branagh dar.
Zitat von Flammentanz im Beitrag #32Es war Mitte der Achtziger Jahre, als ich zum ersten Mal dem Zauber eines Synchronsprechers erlag. Ich sah die Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone im Fernsehen und hörte aus dem Munde des Meisterdetektivs einen solchen unverwechselbaren Wohlklang, von dem ich absolut fasziniert war. Natürlich war mir damals schon bewusst, dass der ausländische Schauspieler von einem deutschen Kollegen synchronisiert wurde, und ich hatte das Glück, dass im deutschen Abspann der Filme - die damals wie heute fälschlicherweise als “englische Serie” bezeichnet werden, der Name seines Sprechers verzeichnet wurde: Walter Niklaus.
In meinem Fall war Niklaus´ Stimme zwar nicht der Grund, mich mit dem Thema Synchronisation zu beschäftigen, hat aber trotzdem einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es kam mir merkwürdig vor, dass ein so markanter Sprecher mir zuvor noch nie untergekommen war. DDR-Synchros waren für mich damals noch unbekanntes Terrain, und ich wusste auch gar nicht, welcher Zeit die Bearbeitungen dieser Filme zuzuordnen wären. Mittlerweile kenne ich Walter Niklaus auch aus anderen Rollen und finde seine Mischung aus Listigkeit, Gewitzt- und Überlegenheit sowie seinen Sinn für Zwischen- und (ironische) Untertöne immer noch faszinierend: Sprecher, die ihr besonders gerne hört (3)
Auf Synchronschauspieler aufmerksam wurde ich - glaube ich - durch die Schallplatten (später Kassetten), die es damals manchmal zu Filmen und Serien gab: »Biene Maja«, »Asterix der Gallier« (alte Synchro mit Hessling, versteht sich), »Krieg der Sterne«, »Rückkehr der Jedi-Ritter« und »Jack Holborn« (krude Mischung, ich weiß). Da ich die Platten eher gehört hatte als die Filme gesehen und die Sprecher dort auf den Hüllen standen, kannte ich Panczak, Pampel, Bonaséwicz und Petruo eher als Hamill, Ford, Fisher oder... die schwarze Samuraimaske. »Dallas« lief immer im Nebenzimmer, ich wusste immer, wie sich J.R. anhört, aber lange nicht, wie er aussieht. Das führte sich dann fort, als bestimmte Sprecher (Duwner, Marquis, Bauschulte, Bussinger, Thormann, Eggert, Gassen, Wüstenhagen) auch in Radiosendungen auftauchten, die ich damals hörte. (Ach ja, der gute alte RIAS! )
Das erste Mal bewusst aufgefallen, wie gut eine Stimme zu einem Gesicht passt, das gar nicht ihr eigenes ist, war GGH für Sean Connery in »Der Wind und der Löwe«. Hm, oder doch Joseline Gassen für Kate Jackson in »Drei Engel für Charlie«? Hab’ Connery dann mal bei ’ner Rede im Original gehört und gedacht: »Das passt ja nu’ überhaupt nicht!«
Bei mir war kurioserweise Randolf Kronberg der Auslöser dafür, mich mit Synchronisation ernsthaft zu beschäftigen.
Ich habe ihn schon recht früh als recht vielseitigen Synchronschauspieler kennengelernt, sei es als Zweitstimme von Dr. McCoy in "Raumschiff Enterprise" oder als Eddie Murphy, bei dem sich Kronbergs Interpretation bei mir als markanteste Besetzung in der Synchrongeschichte eingeprägt hat und für mich quasi das "Maskottchen" der deutschen Synchronisation war.
Bei mir dürfte es mit Gert Günther Hoffmann losgegangen sein. Ich habe ich mich schon extrem frühzeitig für Sprecher interessiert, aber DDR-Sprecher waren ja auf Platten und in Filmen dokumentiert. Aber bei dieser wunderbaren und so oft zu hörenden Stimme (Karl May, Sindbad, Meuterei auf der Bounty, Miss Marple - kam alles zur für mich richtigen Zeit ins DDR-Kino/-Fernsehen) war es eine unlösbare Aufgabe. So begriff ich auch erstaunlich frühzeitig die Existenz und den Unterschied von ostdeutscher und westdeutscher Synchronisation.
Bei mir waren es ganz klar die Stimmen der drei Hauptfiguren aus der Fluch-der-Karibik-Reihe, eben weil es neben Herr der Ringe auch die ersten Filme waren, mit denen ich mich intensiver auseinandersetzte. Diese Namen haben sich einfach so in mein Gedächtnis eingebrannt, dass ich sie einfach nie wieder vergessen konnte und stimmlich und schauspielerisch sind sie natürlich auch alle faszinierend und zu einem gewissen Grad auch einzigartig. Bleibt mir bis heute ein Rätsel, wie man nur eine so tolle Stimme haben kann. Die Rede ist natürlich von Marcus Off, Giuliana Jakobeit und Matthias Deutelmoser.