* ein versiertes Dialogbuch, das nicht nur das Original umsetzt, sondern es in eine rythmische Sprachmelodie bringt. Dort, wo wortwörtliche Übersetzung nicht möglich ist, soll es kreativ sein und etwas gleichwertiges schaffen, das dem deutschsprachigen Publikum verständlicher ist.
* eine dichte Synchronregie, die die Atmosphäre des Filmes einfängt und dafür sorgt, daß die Schauspieler im Studio nicht ausbrechen in Eigeninterpretationen, damit die Originaldarstellungen erhalten bleiben.
* eine gute Besetzung, wobei weniger darauf zu achten ist, ob die Stimme tatsächlich dem Original ähnlich ist, sondern vielmehr, daß der Synchronsprecher die Rolle und Ausstrahlung des zu Synchronisierenden einfängt. (Beispiel: Helmut Ahner hört sich fast genauso an wie Stan Laurel, aber Walter Bluhm IST Stan Laurel)
Eine gute Synchro ist eine, bei der man vergisst, eine Synchro zu hören.
Daher sollte alles vermieden werden, was genau diese Illusion zerstört. Besonders störend finde ich:
1. Darsteller mit etablierten Stimmen erhalten plötzlich einen neuen Synchronsprecher 2. Gags, die nur in Deutschland funktionieren würden, werden ausländischen Figuren in den Mund gelegt (ein US-Bürger spricht von Dieter Thomas Heck usw.) 3. Bei Filmreihen werden Begriffe plötzlich anders ausgesprochen als zuvor (Lichtschwert -> Laserschwert usw.) 4. Figuren, die sich duzen sollten, sagen "Sie" zueinander (ganz grauenvoll bei "Doctor Who", weil die laut Redakteur ja irgendwie Engländer sind und daher natürlich reden sollten wie die Figuren aus "Mit Schirm, Charme und Melone", oder auch alle neuen "Star Trek"-Serien außer "Enterprise"; ganz grauenvoll war es bei der Serie "Practice - Die Anwälte") 5. Die Übersetzung berücksichtigt nicht die Lippenbewegungen, weshalb Pausen völlig unnatürlich gesetzt werden 6. Es mangelt an der technischen Anpassung, Stimmen im Freien klingen wie in einem Wohnzimmer usw. 7. Die Stimmen sind im Vergleich zum "Soundtrack" zu laut (kommt zum Glück kaum noch vor)
Bei Punkt zwei von "Serienfan" möchte ich (bis zu einem gewissen Grad) widersprechen.
Es kommt immer darauf an, wie weit der Gag geht oder wie er sich vom Original unterscheidet. Nimmt die OF Bezug auf jemand oder etwas, das man hierzulande nicht kennt, sich aber gerade daraus eine Pointe ergibt, wäre eine 1:1 Übersetzung ein nichtssagender Dialog. In "Will und Grace" etwa wird auf eine für uns unbekannte Kochshow Bezug genommen. Dadurch, daß deutsch Alfred Biolek erwähnt wird, ist zwar der Name verändert, aber der Witz der Szene bleibt erhalten.
Oft geht das schon zu weit, man denke an die berühmten Blödelsynchros, aber in Grundzügen finde ich das gut, wenn dadurch der Sinn und Zweck des Originales erhalten bleibt.
Zitat von Serienfan im Beitrag #4Eine gute Synchro ist eine, bei der man vergisst, eine Synchro zu hören.
Sehr gut auf den Punkt gebracht. So ähnlich hat es auch Friedrich Schoenfelder im Vorwort zu Thomas Bräutigams "Stars und ihre deutschen Stimmen - Lexikon der Synchronsprecher" ausgedrückt.
Zitat von Serienfan im Beitrag #45. Die Übersetzung berücksichtigt nicht die Lippenbewegungen, weshalb Pausen völlig unnatürlich gesetzt werden
Kommt hier in Deutschland glücklicherweise nicht so häufig vor. Bei englischen Synchros asiatischer Spielfilme kann das schon mal häufiger passieren, wie ich gehört habe. Anders herum, sprich massenweise Off-Sprüche, wo man sich denken kann, dass das im Original nicht so war, geht es natürlich auch.
Zitat von Serienfan im Beitrag #46. Es mangelt an der technischen Anpassung, Stimmen im Freien klingen wie in einem Wohnzimmer usw.
In der Serie Bergerac hat man desöfteren in manchen Szenen, die in einem Raum spielten, einen künstlichen, etwas scheppernden Halleffekt erzeugt, wo man sich auch fragen kann, was das sollte.
Ich möchte mich an dieser Stelle gern mal selbst zitieren. Vor acht Jahren schrieb ich hier im Forum (bei einer Debatte über die Frage, ob Synchros überhaupt für Fans der Originalfassung gedacht sind):
Eine Synchro funktioniert, wenn sie so selten wie möglich erkennen lässt, dass es eine ist. Zu vermeiden sind also: - anglizistische Übersetzungen oder andere Entstellungen der deutschen Sprache - überflüssige Umbesetzungen der Sprecher von BEKANNTEN Darstellern (dies ist bereits ein subjektiver Punkt)
Wann ist eine Synchro aber nun richtig gut? - Wenn das Anhören Spaß macht (dazu muss es keine Comedy-Synchro sein!) - Wenn die Stimmen gut auf den Charakteren (nicht zwingend auf den Darstellern!) liegen - Wenn die Dialoge stimmig sind und im Deutschen funktionieren, auch wenn man dazu das Original ab und zu hinter sich lassen muss - Wenn sie eine in sich geschlossene runde Sache ist
Um dies alles zu erkennen, ist es nötig sich beim Zuschauen wie beim Schreiben vom Original zu lösen und sich vorzustellen, dass man die Serie zum ersten Mal sieht. Sonst wird man in jedem Satz, der vom O-Ton abweicht, erschrecken. Bei jeder Stimme die anders intoniert als der Original-Darsteller wird man zusammenzucken. Jede Änderung wird man als Makel registrieren und nie draufkommen, dass es sich um Freiheiten handeln könnte, die der deutschen Fassung durchaus zugute kommen.
Die schlechtesten Synchros sind solche, die das Original zensieren. Die zweitschlechtesten sind aber solche, in welchen versucht wird krampfhaft sklavisch das Original zu imitieren. Dies führt meist zu Vergewaltigungen der deutschen Sprache in den Dialoge und zu steril klingenden deutschen Stimmen. Am meisten schimpfen über so etwas diejenigen, die durch ihre Forderungen nach übertriebener Originaltreue erst alles herbeigeführt haben.
Oh, nachdem ich Ähnliches vor etwa dreissig Minuten in den "Citizen Kane"-Thread schrieb, stünden die Chancen nicht schlecht, mich jetzt auf ein Plagiat zu verklagen...
Muß nur noch Van Toby bekanntgeben, wie hoch die Strafe für Forums-Plagiate ist.
Wie definiert man eigentlich "sich vom Original lösen"? Mein Lieblingsbeispiel ist immer noch "Hügel der Stiefel", bei dem Dialogautor Wolfgang Krüger (ich fasse immer noch nicht, dass er es war und nicht Thiemann) bei jedem Satz genau am Sinn des (englischen) Originals blieb und trotzdem mit seinen lockeren Formulierungen in die Nähe der Brandt/Brunnemann-Synchros rückte, die man auch in der DDR mit Spencer/Hill verband. Das ist so sicher nicht immer möglich, aber da scheiden sich bestimmt schon die Geister, ob die Synchro nun dem Original verpflichtet ist (wegen der Sinnnähe) oder nicht (wegen der gesteigerten komischen Atmosphäre).
Um eine Illusion zu erhalten, darf man bei Anspielungen auf die lokale Popkultur nicht einfach vergleichsweise unbekannte US-Promis durch bekannte deutsche ersetzen, weil praktisch jeder merkt, dass dies im Original so niemals gesagt wurde. Beispielsweise die diversen Seitenhiebe auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland in EINE SCHRECKLICH NETTE FAMILIE. Wie man es richtig macht, haben die Bearbeiter der GOLDEN GIRLS gezeigt. Wenn vergleichsweise unbekannte US-Referenzen kamen, wurde dies durch bekannte Referenzen aus dem anglo-amerikanischen Raum ersetzt. Ohne Vergleich mit der englischen Tonspur würde man nie denken, dass Dorothy im Original nicht mit Lee Marvin verglichen wird. Auch bei ASHES TO ASHES hat man immer wieder vergleichsweise unbekannte englische Referenzen durch bekanntere englische ersetzt (aus einem Vergleich mit SAPPHIRE & STEEL wurde beispielsweise ein Vergleich mit Emma Peel und John Steed).
Die Synchronstimmen müssen nicht so klingen wie die der originalen Schauspieler, sondern eine Symbiose mit der optischen Erscheinung bilden. Ein gutes Beispiel ist die Kombination Herbert Weicker auf Leonard Nimoy.
Richtig, das ist in vor allem Sitcoms ein generelles Problem. Manche Ersetzungen sind aber auch unnötig. Bei WÄHREND DU SCHLFIEST wurden die "3 Stooges" durch die "Marx-Brothers" ersetzt, was zwar prinzipiell funktioniert, aber den Zuschauer etwas unterschätzt. Bei GILMORE GIRLS, wo der Reiz der Serie vor allem aus Kommentaren über die US-Popkultur besteht, wurde z.B. ein Verweis auf die "Tribbles" weggelassen und neutral übersetzt. Sowas ärgert mich sogar, nicht wegen meiner Star-Trek-Affinität, sondern weil ein Gag auf das bloße Verständnis der Handlung reduziert wurde. Damit fehlt etwas Wesentliches. Mein Vorbild für eine spitzenmäßige Sitcom-Synchro ist immer noch SCRUBS, wo so gut wie alles richtig gemacht wurde. Sehr eigenständige Synchro, toll transportierter Humor. @Stefan: Mit "vom Original lösen" meinte ich einfach nur die Grundhaltung, jegliches Wissen über den O-Ton auszublenden. Wer nur Leonard Nimoys Originalstimme im Ohr hat, wird weder als Regisseur auf die Idee kommen, Weicker zu besetzen, noch als Zuschauer in der Lage sein, Weicker als passend zu empfinden.
Interessant wird es meiner Ansicht nach immer, wenn es im Original um etwas geht, das man nicht "wegsynchronisieren" kann, wie ein geschriebenes Wort. Persönlich habe ich kein Problem damit, wenn es einfach hingenommen wird, dass es eben englisch ist, der Zuschauer sollte sich ohnehin bewusst sein, dass die Serie, die er gerade sieht in den USA spielt und die Figuren eigentlich englisch reden. Früher wurde dann manchmal ein Satz eingefügt wie "X, das heißt ... auf deutsch". Find ich manchmal noch akzeptabel, wenn der Handlungsort ganz unklar ist. Gab aber auch noch schlechtere Lösungen. Leider fällt mir weder ein gelungenes, noch ein schlecht gemachtes Beispiel ein.
@Martin: Was meinst du mit steril klingen? Diesen "Synchro-Sprech", der nach der Meinung mancher eine Imitation der amerikanischen Sprachmelodie ist? Vor einiger Zeit geisterte hier mal ein Video einer deutschen Komikerin herum, die diesen Stil wunderbar parodierte. Das Gegenteil sind für mich alte Synchros, in den denen die Sprecher noch sehr "rustikal" sprachen, wie damals offenbar allgemein üblich; mit starken Konsonanten, knarrigem Tonfall und meist gerollten "r"s. Irgendwo dazwischen, liegt wohl ein moderner, glaubwürdiger Sprechklang.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #11Mit "vom Original lösen" meinte ich einfach nur die Grundhaltung, jegliches Wissen über den O-Ton auszublenden.
Das kann gut gehen. Muss aber nicht. "Star Wars" ist eng am Original. Bei "Das Dschungelbuch" hat man Phil Harris mit Edgar Ott sehr passend besetzt. Genau deshalb funktioniert es für mich. Die deutsche Ben Kingsley-Stimme ist völlig anders, dennoch finde ich sie grandios.
Es ist oft schwer, vom Original zur Synchro zu wechseln. Man "klebt" am Original, so wie man meist an der Erst-Synchro hängt. Es gibt allerdings Serien und Filme, die sind so schwach synchronisiert, dass der Wechsel zum Original eine Rückkehr unmöglich macht. "Frasier" kannte ich zunächst nur auf deutsch. Und obwohl die Synchro viel verliert (Daphnes Akzent), kann ich mir die Serie, nachdem ich sehr viel im Original gesehen habe, immer noch gut auf deutsch ansehen. Bei "Star Trek: The Next Generation" ist das deutlich schwerer (insbesondere bei der fatalen SAT.1-Synchro.)
Was übrigens oft übersehen wird: Eine gute Synchro lebt auch davon, dass die Balance zwischen Stimmen, Geräuschen und Musik passt. Obwohl man bei vielen Filmen in den 70ern und 80ern sehr gut war ("Der Exorzist" zum Beispiel), war das bei Serien oft verheerend. Bei "Invasion von der Wega" wurden offenbar zusätzlich Geräusche eingefügt, vor allem Schrittgeräusche, die im Vergleich zur Musik übertrieben laut sind. Zu Beginn von "Insekten" stapft die Grundschullehrerin über den Acker, dass man seinen Ohren nicht traut. Offenbar war den damals Verantwortlichen nicht bewusst, dass bei einem Film keine Geräuschkulisse wie bei einem EUROPA-Hörspiel da sein muss. Die übertriebenen Geräusche und die völlig unterdrückte Musik machen für mich die deutsche Fassung von "Invasion von der Wega" unerträglich.
@Isch: Ja. genau das meine ich (u.a.) Das Problem mit der Käte-Lachmann-Parodie war für mich immer, das Otto-Normal-Zuschauer gar nicht verstehen konnte, was da eigentlich paradiert wurde. Ist ähnlich wie mit "Scary Movie 1", bei dem die Zielgruppe (Horrornerds/Teenies) in der Regel kein Wissen über USUAL SUSPECTS besessen haben dürfte und der Schlussgag damit ins Leere geht. Kein Normalsterblicher dürfte sich vorher eingehend mit der englischen bzw. deutschen Sprachmelodie beschäftigt haben. Viele beschweren sich ganz im Gegenteil nach einem Vergleich mit der O-Tonspur, dass es überhaupt Unterschiede bei Betonungen etc. gibt und schreiben dann bei Amzon, die Synchro sei "hingeschludert" und die Stimmen klängen "gelangweilt". Insofern war die gute Käte immer ein wenig Perlen vor die Säue.