Die jüngste (und gleichzeitig mieseste) Verfilmung des klassischen Christie-Stoffes, die trotz einer Handvoll Stars allenfalls blasser Durchschnitt ist. Selbst der Euro-Pudding "Ein Unbekannter rechnet ab" aus den 70ern war da überzeugender, und sowohl die komödiantische Verfilmung "Das letzte Wochenende" von Rene Clair als auch die russische Version (die als einzige das Romanende umsetzt) spielen in einer ganz anderen Liga. Folgerichtig erschien der Film hierzulande nur auf Video, wurde später aber auch gelegentlich im Nachtprogramm von Kabel.1 versteckt. Die Synchronisation entstand in München.
Death on Safari/Zehn kleine Negerlein/Ten Little Indians (UK 1989)
Deutsche Fassung: ? (München) Buch & Regie: ?
Richter Lawrence Wargrave (Donald Pleasence) Horst Sachtleben Captain Philip Lombard (Frank Stallone) Gudo Hoegel Vera Claythorne (Sarah Maur Thorpe) Madeleine Stolze General Brancko Romensky (Herbert Lom) Herbert Weicker Marion Marshall (Brenda Vaccaro) Viktoria Brams Det. William Henry Blore (Warren Berlinger) Michael Habeck Dr. Hans Yokem Werner (Yehuda Efroni) Klaus Guth Elmo Rodgers (Paul L. Smith) Gernot Duda Ethel Mae Rodgers (Moira Lister) Ursula Traun Anthony Marston (Neil McCarthy) Elmar Wepper Stimme von Mr. Owen (?) Franz Rudnick
Einige Namen werden in der Synchro anders ausgesprochen, so heißt der General dort "Romanetzky" und der Arzt "Hans Joachim Werner".
fortinbras
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24.01.2014 23:25
#2 RE: Death on Safari/Zehn kleine Negerlein (1989)
Muß dir recht geben, das ist echt die mieseste Verfilmung des Romanes. Daß die Geschichte in der Wildnis spielt, nimmt doch allem zusätzlich noch die Spannung. In Grundzügen funktioniert das zwar, weil die Geschichte einfach zu gut ist, aber es tut echt weh, wenn man nichts daraus macht.
Mir gefällt auch die Synchronisation nicht. Gut, Herbert Weicker für Lom ist natürlich genehmigt. Sachtleben für Pleasence fällt eher unter "Nervensäge", hier hätte ich viel lieber Klaus Höhne gehört oder Leo Bardischewski, wenn wir schon in München sind.
Und Franz Rudnick ist nicht unbedingt die Stimme, wie ich sie mir zu Mr. Unbelannt denke-das wäre ein Job für Thomas Reiner gewesen. Oder Christian Marschall!
Leider ist das trotz guter Namen unter den Sprechern eine Synchronisation, die noch schwächer ist als das Original-für mein Empfinden.
Weicker für Lom ist auch der einzige Lichtblick - wobei ich den auch schon motivierter erlebt habe. Sachtlebens Interpretation erinnert mich an seine Darbietung als Gollum in der Bakshi-Version des "Herrn der Ringe", er versucht krampfhaft einen auf sinister zu machen, nervt aber eher. Höhne wäre hier in der Tat eine gute Option gewesen. Viktoria Brams liefert eine bemerkenswert unangenehme Imitation von Marianne Wischmanns Einsatz für Ingrid Bergmann aus "Berüchigt", und wenn Habeck gegen Ende cholerisch wird, wirkt das auch eher albern ("Platzpatronen!"). Lediglich Hoegel und Stolze machen einen ganz guten Job, der Rest ist eher unauffällig.
Rudnick fand ich jetzt nicht so schlecht, kann aber natürlich nicht mit Petruo oder der schneidenden Stimme aus der Clair-Version (die mich etwas an Fritz Rasp erinnert) mithalten. Marschall hätte ich mir hier auch sehr gut vorstellen können. Aber seien wir froh, daß es nicht Sachtleben selbst war, diesen Fehler machte man leider bei der russischen Version (und das mit einem markanten Sprecher wie Walter Niklaus).
fortinbras
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26.01.2014 09:58
#4 RE: Death on Safari/Zehn kleine Negerlein (1989)
Schlecht war Rudnick keineswegs als Mr. U. N. Owen. Es fehlte nur dieses spezielle "Feeling": eine Stimme, die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und die sehr dominant ist.
Mir blieb da besonders auch Herbert Weicker hängen, der in der deutschen Fernsehfassung von 1969 diese Rolle übernahm. Das war ein großartiger Auftritt. Seine oder vergleichbare Stimmen waren die des Richters/Henkers-das Urteil ist bereits gefällt, muß nur noch vollstreckt werden. Bei Rudnick hat es eher etwas von einem Staatsanwalt, der die Anklageschrift vorliest.
Übrigens war mal bei Sommerfestspielen in Klosterneuburg die Theaterfassung zu sehen. Aufgeführt wurde sie sehr professionell von Laien. Nur die Stimme des Unbekannten wurde eigens bestellt: Wolfgang Pampel.
Zitat von fortinbras im Beitrag #4Schlecht war Rudnick keineswegs als Mr. U. N. Owen. Es fehlte nur dieses spezielle "Feeling": eine Stimme, die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und die sehr dominant ist.
Mir blieb da besonders auch Herbert Weicker hängen, der in der deutschen Fernsehfassung von 1969 diese Rolle übernahm. Das war ein großartiger Auftritt. Seine oder vergleichbare Stimmen waren die des Richters/Henkers-das Urteil ist bereits gefällt, muß nur noch vollstreckt werden.
Ich nehme an, Heinz Petruo in der dritten Verfilmung des Stoffes ("Ein Unbekannter rechnet ab") erfüllt diese Kriterien aus deiner Sicht ebenfalls?
fortinbras
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26.01.2014 11:31
#6 RE: Death on Safari/Zehn kleine Negerlein (1989)
Aber natürlich tut er das! Er spricht und sofort muß man aufmerksam lauschen. Hat auch einen Hauch "jüngstes Gericht", wenn er loslegt.
Christopher Lee in der Originalfassung von "Geheimnis im blauen Schloß / Dann gab's keines mehr" war übrigens auch sehr gut. Der -noch- unbekannte Sprecher der deutschen Fassung hat mich hier allerdings auch nicht ganz überzeugt.
Ich hätte mir auch Schürenberg gut als deutsche Stimme von Mr. Owen vorstellen können, aber Petruo war ebenfalls eine gelungene Besetzung. Und Lee und Welles waren durchaus clevere Besetzungscoups, mit denen Weicker in der deutschen TV-Fassung aber locker mithalten konnte.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #7Ich hätte mir auch Schürenberg gut als deutsche Stimme von Mr. Owen vorstellen können, aber Petruo war ebenfalls eine gelungene Besetzung.
Obwohl Schürenberg in dieser Verfilmung schon als Stimme von Herbert Lom zu hören ist? Oder wäre dir aus dessem Mund Klaus Miedel lieber gewesen? (An Weicker war bei der BSG und ohne Kontinuitätsgründe ja kaum zu denken.)
Ich bin kein Freund von der Kombi Lom/Weicker (besser: Klaus Miedel), aber hier klang er mir auch zu kernig und obendrein etwas gelangweilt (ist ja auch wirklich eine miese Verfilmung).
Zitat von Lord Peter im Beitrag #9Lom hätte natürlich eine andere Stimme bekommen müssen, und warum nicht Miedel? Da Lom sowieso kaum zu erkennen ist, war Weicker entbehrlich.
Miedel wäre in diesem Fall sicher die wahrscheinlichste Besetzung für Lom gewesen.
fortinbras
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27.01.2014 17:50
#12 RE: Death on Safari/Zehn kleine Negerlein (1989)
Das artet ja zu einem generellen Thrad aus zum Thema "Zehn kleine Negerlein"...
Bei der 1974er-Verfilmung war Lom zwar etwas ungewohnt hergerichtet, aber Schürenberg doch eine eigentümliche Besetzung. Auch Biederstaedt für Adolfo Celi gefiel mir nicht so sonderlich. Der hätte zu Lom besser gepasst. Hier hätte man durchaus Miedel besetzen können und Schürenberg wäre eine ausgezeichnete Wahl gewesen für den Mr. Unbekannt!
Bei "Death on Safari" war Weicker in der Tat lustlos, allerdings machte Lom nicht unbedingt einen anderen Eindruck auf mich. Immerhin konnte man feststellen, daß Frank Stallone verglichen mit dem großen Bruder schon beinahe als Charakterdarsteller durchging...
Zitat von fortinbras im Beitrag #12 Bei der 1974er-Verfilmung war Lom zwar etwas ungewohnt hergerichtet, aber Schürenberg doch eine eigentümliche Besetzung. Auch Biederstaedt für Adolfo Celi gefiel mir nicht so sonderlich. Der hätte zu Lom besser gepasst. Hier hätte man durchaus Miedel besetzen können und Schürenberg wäre eine ausgezeichnete Wahl gewesen für den Mr. Unbekannt!
Im Grunde hast du schon recht, aber als ich den Film letztens wieder sah, war ich bei Celis zweitem längerem Dialogeinsatz so irritiert, weil ich hätte schwören können, ich hätte ihn bei seinem ersten mit Hirthes Stimme gehört! Von daher ging diese Besetzung, nachdem ich mich im ersten Moment über Hirthes Nichtbesetzung geärgert hatte, unter den gegebenen Umständen dann doch in Ordnung.
Zitat von fortinbras im Beitrag #12Das artet ja zu einem generellen Thread aus zum Thema "Zehn kleine Negerlein"...
Zumal es zu zwei anderen Verfilmungen bereits eigene Threads gibt. GEHEIMNIS IM BLAUEN SCHLOSS (UK 1965/DF 1965) Ein Unbekannter rechnet ab (1974) Schürenberg finde ich auch sehr merkwürdig, aber da Lom in dieser Rolle stark angegraute Haare hat und dadurch deutlich älter wirkt, funktioniert es schon. Miedel wäre aber auch absolut vertretbar gewesen. Ein Verdacht, den ich früher schon ausgesprochen hatte: Ob man meinte, hier eine untypische Stimme wählen zu müssen, da Lom nicht nur auf alt geschminkt war, sondern auch ausnahmsweise einen Engländer spielte? Ansonsten wurde er ja meist als (wie er es mal nannte) "bloody foreigner" besetzt.