Zitat von Serienfan im Beitrag #14Der Film "Stalag 17" von Billy Wilder spielt 1944 in einem deutschen Gefangenenlager. Die dort herrschende Lagergemeinschaft wird von einem deutschen Spion unterlaufen. Als die Paramount-Studios den Film in Deutschland herausbringen wollten, beschloss man, für die deutsche Fassung aus dem Verräter einen Polen zu machen. Billy Wilder, der fast seine ganze Familie im Holocaust verloren hatte, protestierte entschieden und konnte dies letztlich verhindern. Dennoch drehte er nie wieder für Paramount einen Film.
Als der Film einige Jahre später tatsächlich in Deutschland herauskam, geschah dies dann allerdings tatsächlich in einer ungekürzten und im Dialog unzensierten Fassung.
Ein klassisches Beispiel ist die Serie "Die 2". Sie handelt von einem aristokratischen Engländer namens Sinclair (gespielt von Roger Moore) und einem US-Amerikaner namens Danny Wilde (Tony Curtis). In der Serie ging es um abstruse Kriminalfälle vor exotischen Kulissen. Dabei spielte die Serie gekonnt mit allerlei Klischees, um Engländer wie Amerikaner durch den Kakao zu ziehen, von übertriebenen Akzenten bis hin zur Mode.
Die Serie gilt häufig als Beispiel dafür, dass eine kreative Synchro ein Original verbessern kann. Dieses Wunder vollbrachte eine Technik, die bald unter dem Begriff "Schnodder-Synchro" die Runde machte. Die beiden Hauptfiguren blödelten sich pausenlos mit Sprüchen wie "aber ohne umzufallen, äh aufzufallen", "alles Grüne, äh, Gute", "bleib hinter mir, falls du dir in die Hose machst" oder "wir zwei machen jetzt Hapahapa" durch jede einzelne Episode. Während sich heute die Geister über diesen Wortwitz durchaus auch scheiden, war man damals, wenn man den grandiosen Brandt-Humor ablehnte, geradezu ein Geisterfahrer.
Das Aufpeppen mit flotten Sprüchen war damals keineswegs unüblich, meiner Meinung nach lag darin auch ein wenig die ablehnende Arroganz gegenüber US-Unterhaltung.
Nach dem Erfolg von "Die 2" wurde das Aufmotzen durch eine Gag-Synchro bald zum Massenphänomen. Im Kino ging man sogar dazu über, ernste Filme mit bekannten Comedy-Stars wie Terence Hill neu in einer Blödelversion anzubieten. Aus dem Italo-Western "Gott vergibt – wir beide nie" wurde der Klamaukstreifen "Zwei vom Affen gebissen", aus "Hügel der blutigen Stiefel" wurde "Zwei hau’n auf den Putz", und "Mein Name ist Nobody" existierte gar nur in einer Ulk-Version. Dies zeigt natürlich drastisch, wie massiv ein Film durch die Synchronisation verändert werden kann.
Bei "Star Trek" zeigte die Folge "Weltraumfieber", wie man mit Hilfe von Synchronisation und Kürzungen eine völlig andere Geschichte erzählen kann.
Der John-Wayne-Film "Marihuana" aus 1952 ist heute kaum noch bekannt. Im Original heißt er "Big Jim McLain". In der McCarthy-Ära gedreht, handelt er von kommunistischen Umtrieben in den USA. John Wayne spielt darin einen der Kommunistenjäger (ein Film halt so recht nach dem Geschmack des "Duke").
Hier die Eröffnungssequenz in der Originalfassung:
Die deutsche Fassung entstand 1953 und aus den bösen Kommunisten wurden in Deutschland Rauschgifthändler, die Marihuanazigaretten unters Volk bringen.
Hier die gleiche Sequenz in der deutschen Fassung:
Zitat von berti im Beitrag #15Bei "Berüchtigt" (der dort auch abgehandelt wird) ist die Situation etwas anders, da Nazis und Uran in diesem Fall sowieso (wie auch hier schon öfter betont) nur der MacGuffin sind und die "eigentliche" Story auch mit verändertem Inhalt funktioniert.
Wenn man es nicht weiß, ist das Ganze größtenteils auch kein Problem. Wenn man es jedoch weiß, kann man sich als Zuschauer aber auch verarscht vorkommen, auch wenn keine eindeutige Nazi-Symbolik in diesem Film zu sehen ist. Man merkt aber trotzdem (es war zumindest bei mir so), dass hier etwas nicht stimmt und dass das Ganze vielleicht eine Spur unglaubwürdig ist. Was einen aber, trotz Zensur, stutzig machen dürfte, ist die Szene im Keller bei Alexander Sebastian (Claude Rains), wo Devlin (Cary Grant) und Alicia Huberman (Ingrid Bergman) den Erz- bzw. Medikamentengrundstoff in der zerbrochenen Flasche entdecken. Spätestens hier dürfte sich der Zuschauer fragen, seit wann Rauschgift in Pulverform schwarz ist.
Zitat von Serienfan im Beitrag #17Ein klassisches Beispiel ist die Serie "Die 2". Sie handelt von einem aristokratischen Engländer namens Sinclair (gespielt von Roger Moore) und einem US-Amerikaner namens Danny Wilde (Tony Curtis). In der Serie ging es um abstruse Kriminalfälle vor exotischen Kulissen. Dabei spielte die Serie gekonnt mit allerlei Klischees, um Engländer wie Amerikaner durch den Kakao zu ziehen, von übertriebenen Akzenten bis hin zur Mode.
Die Serie gilt häufig als Beispiel dafür, dass eine kreative Synchro ein Original verbessern kann. Dieses Wunder vollbrachte eine Technik, die bald unter dem Begriff "Schnodder-Synchro" die Runde machte. Die beiden Hauptfiguren blödelten sich pausenlos mit Sprüchen wie "aber ohne umzufallen, äh aufzufallen", "alles Grüne, äh, Gute", "bleib hinter mir, falls du dir in die Hose machst" oder "wir zwei machen jetzt Hapahapa" durch jede einzelne Episode. Während sich heute die Geister über diesen Wortwitz durchaus auch scheiden, war man damals, wenn man den grandiosen Brandt-Humor ablehnte, geradezu ein Geisterfahrer.
Die Synchronfassung dieser Serie und der Vergleich mit dem Humor des Originals war allerdings vor Jahrzehnte (und damit lange vor Beginn des DVD-Zeitalters) bereits Gegenstand einer Dissertation: https://portal.dnb.de/opac.htm?method=sh...rentPosition=22
Bevor dieser Thread zum Tummelplatz über zensierende Synchronfassungen (von wem auch immer und zu welchen Zwecken angeordnet) wird, verweise ich lieber darauf, dass er für solche Fälle bereits einen separaten gibt: Zensur in der Synchronisation
Zitat von berti im Beitrag #20 Bevor dieser Thread zum Tummelplatz über zensierende Synchronfassungen wird ...
Lässt sich bei dem Thema kaum vermeiden. Grobe Veränderungen von Originalen gibt es im Grunde nur aufgrund von Verulkungen oder aufgrund von Zensur.
Zitat von Isch im Beitrag #21Viele inhaltliche Veränderungen gab es auch bei der Brandt-Synchro "Ein Käfig voller Helden" (weit über dumme Sprüche hinaus).
Ich denke, etwas in diesem Sinne dürfte gemeint sein.
Die deutsche Fassung von "Cheers", die unter dem Titel "Prost Helmut!" lief, scheint mir so ein Fall zu sein. Das ZDF ließ durch die Synchro eine neue Serie erzeugen. Die Bar hieß angeblich nicht "Cheers", sondern "Zum fröhlichen Feierabend". Angeblich wurden völlig neue Texte und Geschichten erfunden. Sam, der übrigens nicht Helmut sondern Hubert hieß (Hubert Milbe, Helmut hieß die Figur von Norm) ist hier überzeugter Junggeselle, der mit Frauen nichts am Hut hat (!!!) und schon immer ein Anti-Alkoholiker war. Diana heißt mit Nachnamen Zimmerlinde, Cliff heißt Uwe.
Auch ohne auch nur eine Szene davon gesehen zu haben, bin ich fest davon überzeugt, dass diese Fassung unerträglich ist.
Zitat Die deutsche Fassung von "Cheers", die unter dem Titel "Prost Helmut!" lief, scheint mir so ein Fall zu sein. Das ZDF ließ durch die Synchro eine neue Serie erzeugen.
Ich glaube, es war bei der Erstausstrahlung von "Cheers",(also mit der bekannten Münchner Synchro), da war bei einigen Folgen merkwürdigerweise im deutschen Nachspann zu lesen, dass die Synchro von Brandt-Film gemacht wurde. Allerdings wurde der Name Brandt so geschrieben: BRANDTt. Kam mir alles bißchen komisch vor und irgendwie hab' rausfinden können, dass dies "Logo" für "Brandt-Test" stand, der Nachspann sich also wohl auf eine Synchro bezog, die von der "Rainer Brandt Filmproductions GmbH" zur Begutachtug vorgelegt wurde. Für das Dialogbuch und die Synchron-Regie war Ursula Heyer, die Ehefrau von Rainer Brandt verantwortlich. Folgen mit dieser Synchro wurden aber nie gezeigt. "Prost, Helmut!" wurde von Ivar Combrink/Arena-Synchron für das ZDFsynchronisiert.