Trotz aller Parallelen gibt's bei unseren Einrichtungen jede Menge Unterschiede.
Kandidaten wie jene bei dir, die gibt's bei uns praktisch gar nicht - es sei denn übergangsmäßig von langer Haft in ein dauerhaftes betreutes Wohnen (bei uns ist das befristet). Wenn man so will, sind alle unsere Pappenheimer in der realen Welt angesiedelt.
Unsere Kochgruppe ist nicht verpflichtend und findet nicht täglich statt. Es sind alle Selbstversorger, sie müssen auch von ihrem Verdienst (dem Einkommen entsprechend) Miete bezahlen, einkaufen, etc. Immer klappt das nicht, da wird dann mal ausgeholfen. Manche können ja nicht mal was im Mikrowellenherd aufwärmen. Und generell kann's nicht schaden, ein paar einfache Speisen zubereiten zu können. Das Angebot wird aber relativ begeistert genutzt und macht manchen durchaus Spaß.
Die Grundregeln sind für alle gleich: sie müssen einen Job in einer der speziellen Einrichtungen haben und auf "normale" Arbeitssuche gehen. Nach Ende der Arbeitszeit gibt es 2 Freistunden, am Freitag eine "Einkaufsstunde" zusätzlich. Jeder muss einmal wöchentlich eine Therapie besuchen und ebenso im Haus ein allgemeines Gespräch abhalten. Mo, Di, Do und Fr ist von 16-22 Uhr Besuch erlaubt in den Wohnungen. Die Besucher müssen aber vorab alle genehmigt werden und sich einem einmaligen Gespräch mit Sozialarbeitern stellen. Einmal erledigt, kann man dann ohne weiteres immer kommen - nur muss man sich an- und abmelden. Internettaugliche Handys sind verboten, in den Wohnungen ist kein PC erlaubt - es gibt aber einen Computerraum, der Internetzugang ist aber zensiert, so können etwa keine Kontaktseiten aufgesucht werden oder Seiten mit sexuellen Inhalten. Internettaugliche Handys werden in Ausnahmefällen erlaubt, werden die aber weitergegeben, dann kann das Sanktionen von sieben bis dreissig Tagen zurück in den Bunker bedeuten. Sonntag dürfen Besucher den ganzen Tag über kommen. Freigang für die Bewohner gibt es Samstag und Sonntag alleine nicht. Mit Familienangehörigen nur eingeschränkt nach vorherigem Ansuchen einmal pro Quartal für maximal sechs Stunden. Samstag ist verpflichtendes Freizeitprogramm unterschiedlicher Gestaltung, zudem gibt es an einigen Tagen freiwillige Gruppenteilnahmen. Es herrscht striktes Alkoholverbot für Bewohner und Besucher. Wohnungskontrollbesuche gibt es einmal wöchentlich, die variieren je nach Kandidat von kurzem Hallo bis zur Schrankkontrolle. Kleine Haustiere bis zur Größe einer Katze (ausgenommen Reptilien und Spinnentiere) sind erlaubt nach vorheriger Absprache - das wird sogar sehr unterstützt. Jeder hat im Haus abwechselnd irgendeinen Dienst zu erledigen, was aber je nach Bewohneranzahl nicht sehr oft ist (etwa Treppenhaus wischen, Gangfenster putzen oder Gemeinschaftsräume aufräumen). Briefe und Pakete werden grundsätzlich nicht geöffnet, allerdings kann man im Zweifelsfall darauf bestehen, den Inhalt gemeinsam anzusehen - das darf aber nur der Leiter und dessen Stellvertreter. Pornographisches Material (Zeitschriften, Filme) ist an sich verboten, aber auch hier kann ganz offiziell ein Auge zugedrückt werden - schlimm wird's nur, wenn das weitergegeben wird, das kann von Verwarnungen bis Bunker diverse Sanktionen haben. Untereinander können sich die Bewohner werktags bis 23 Uhr, Freitag und Sonntag bis 14 Uhr und Samstags nach Belieben besuchen (das wird aber generell nur kontrolliert, wenn es auffälligen Lärm gibt). Keiner hat einen Schlüssel zum Haustor - jeder muss beim Heimkommen klingeln und sich anmelden und den Alkoholtest machen. Raus kommt man immer, rund um die Uhr. Allerdings gibt es eine Kameraüberwachung direkt (und nur) beim Hausausgang. Die Tür kann per Knopfdruck geöffnet werden, das hört man dann im Büro. Es gibt auch einen Schleichweg über den Müllraum und den Innenhof, da kann man dann den Notausgang benutzen und die Türe angelehnt lassen. Das wissen (wir) alle und wenn mal wer eine nächtliche Tour unternimmt, ist das in kleinem Ausmaß ok und man wird nicht drauf angesprochen.
Mitunter gehen einem die Schicksale einzelner sehr nahe, man hat oft keine Ahnung, wie die Lebensumstände dieser Leute waren. Manche sind wiederum echte Kotzbrocken und werden sicher wieder im Knast landen.
Etwas amüsant sind natürlich auch viele Vorfälle. Da war der liebe X, der eine tiefgekühlte Schwarzwälderkirschtorte von Coppenrath&Wiese zum Fertigbacken in den Herd gab. Y hat gerne am offenen Fenster onaniert, das konnte man natürlich nicht zulassen - seine Vorträge über die Verkorkstheit der Österreicher waren zum Brüllen. Er träume von einem Land, an dem jeder wichsen könne, wo und wann und wie er wolle. Ist lange wieder im Bunker. Z legte seinen Bewerbungsschreiben gern eine Foto-CD bei mit 600 Bildern von sich (inkl. Unterwäschebildern) und bestreitet stets, ein Narziss zu sein (fotografiert sich aber mehrmals täglich und will dauernd wissen, wie er wirke).
Ja klar gibt's es da auf jeden Fall viele Unterschiede. Wobei, das mit den täglichen Diensten ist bei uns auch der Fall: 1-2 Bewohner zum Kochen, ein anderer den Raucherraum sowie Gruppenraum sauber machen, Küchendienste, individuelle Waschtage (ja, wenn sich einer zweimal in der Woche duscht ist das schon eine enorme Leistung). Wenn die jeweiligen Dienste mal verweigert werden, tja, es wird zwar erfasst, aber großartige Konsequenzen gibt es dafür nicht.
Das mit den Besucherregelungen ist bei uns weit nicht so streng. Höchstens im geschlossenen bzw. geschützten Bereich. Da werden dann schon der Inhalt der mitgebrachten Sachen grob kontrolliert - wie etwa ob Alkohol mitgebracht wird oder elektronische Geräte (grob gesagt, man könnte sich ja mit den Kabeln etwas antun). Und Alkohol selbst ist in unserer Einrichtung nicht gestattet. Wenn es Bewohner bei ihren Hausausgängen etc. konsumieren ist das was anderes. In der Einrichtung selbst ist es tabu und wird bei Zuwiderhandlungen dann schon mal mit Abmahnungen und dergleichen geahndet.
Ansonsten gibt es an täglichen Angeboten für die Bewohner, z.B. Ergotherapie (mit u.a. Hirnleistungstraining), Hausmeistergruppe (Unterstütung des Hausmeisters bei handwerklichen Tätigkeiten oder Gartenarbeit), Spieleabende (wie Skat, Romméturniere) und Ausflüge an den Wochenenden. Hauptproblematik ist hier die Motivation. Denn, nunja, viele leben nur in den Tag hinein - der Vormittag gestaltet sich bei einigen so, dass sie eine nach der anderen Rauchen, auf das Mittagessen warten, danach einen längeren Mittagschlaf machen und am Nachmittag bis zum Abendessen eigentlich das selbe in Grün (Rauchen etc). Tja traurig sowas.
@E.v.G.: Wie stehst du denn der "Kulturflatrate", einen pauschalen Urheberrechtsvergütung auf Internetanschlüsse, gegenüber? Abgesehen davon, dass sie dich deinen Job kosten würde.[/quote]
wonach willst Du die Urheber vergüten? Irgendwie muss es schon auch danach gehen, wessen Werke genutzt werden. Bei Bildern ist es so, dass diese ja nicht nur Online sondern auch im Printbereich genutzt werden. Da vieles Landesgrenzen überschreitet lässt sich dass nicht mit Pauschalen regeln.
Wenn Du Dir bei Filmanbietern pauschal Abos besorgts können diese immerhin feststellen welche Filme Du Dir angesehen hast und die Pennies, entsprechend an die Urbeber abführen. So schön das aus Kundensicht sein mag, schon jetzt werden viele Werke bei Großanbietern in Pauschalpaketen verramscht.
Bei Bildern ist das anders. Da hast Du einen Urheber, der, wenn er nicht durch Buyout alle Nutzungsrechte und damit verbundene Einnahmenweggeben hat, der direct für jeden Lizenzvertrag Geld erhält. Oft tritt er zeitlich begrenzt Nutzungsrechte an Bildagenturen (exclusiv oder an mehrere) ab und die Agenturen kümmern sich um die Vermarktung und zahlen regelmäßig einen vereinbarten Prozentsatz für verkaufte Lizenzen, das geschied oft weltwelt dann wieder über Partner. Das macht zwar Anteil kleiner, dafür werden mehr Kunden erreicht. Auch wenn es heute viele Plattformen gibt, wo Hobbyfotografen ihre Bilder anbieten können, die professionelle Agenturen niemals ansehen würden, ist es leider so, dass der Wert der Arbeit nicht gewürdigt wird und es immer schwieriger wird für Profi-Fotografen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das Schlimme ist, dass gerade im Internet viele tätig sind, die wenn es um Urheberrecht geht absolut nicht wissen, was sie tun und oft andere damit in Schwierigkeiten bringen.
Die Grundregel ist ganz einfach. nur der Urheber darf ein Werk kopieren, veröffentlichen und verbreiten. Dabei geht es nicht nur um gewerbliche Nutzung. Sondern das gilt grundsätzlich. Auch hier für das Forum.
Wikipedia mit den Ceative Commons ist eine nette Idee, aber in der Praxis keine Lösung. Es fängt damit an, dass der Urheber, wenn er sich entscheidet seine Rechte abzutreten, zwischen verschiedenen Versionen sich entscheiden muss. Außerdem können Rechte Dritte (z.B. Person auf einem Bild) betroffen sein, über die er nicht entscheiden kann. Sieh mal wieviele von den Leuten die Bilder und Texte von Wikipedia kopieren, so wie es die Nutzungsbedingungen vorsehen, auch die Lizenzbedingung angeben? Wer als Hobby etwas schafft und sich mit Anerkennung allein zufrienden ist (Hobby Astronomen verdienen normalerweise kein Geld mit ihren Bildern, sind aber extrem verschnupft, wenn man sie nicht ordnungsgemäß als Urheber angibt), aber sobald jemand versucht ein EInkommen mit seiner Arbeit zu erwirtschaften, wird schnell einsehen, dass es ohne Regeln nicht geht.
Früher war es bei Bildern so, dass der Kunde angeben musste, welches Bild, in welcher Größe, wo abgebildet und in welcher Form (Buch oder Zeitschrift)und welcher Auflage er es nutzen wollte und musste entsprechend viel oder wenig bezahlen. Redaktionell (Nachrichten, Berichte) ist von einigen Exklusivbildern ist, weil nicht mit Werbunge verbunden, meist billigier. Durch die Digitaliserung und das einfache Kopieren und die im Prinzip unbegrenzte Nutzung im Internet (zeitlich und räumlich) ist das ganze Durcheinander geraten. Versuche durch die Schaffung von Billigbilder-Segmenten, wo man einmalig je nach Bildgröße, ein paar Euro bis mehrer hundert bezahlt ist für die Fotografen nur eine Notlösung, weil er dadurch die Kontrolle über die Verbreitung verliert. Die Bilder sind zu billig um eine Verfolgung zu lohnen. Und der verwendete Begriff "Royalty-free", der korrekt übersetzt, tantiemen-frei (also keine weiteren Gebührung nach einmaliger Zahlung) und nicht lizenzfrei heißen müsste, macht es auch nicht besser.
Auch wenn Tumbr, Pinterest u.a. Plattformen mal als creativer Austausch angefangen haben, laden diese zusammen mit der Ignoranz der Nutzer geradezu zur Urbeberrechtsverletzung ein. Daher sollte man die Plattformen dazu verflichten, die Nutzer kostenpflichtig zu halten dann sofort sperren und nicht die Urheber mit endlosen, "was", "wer" Fragen endlos nerven.
Auf der einen Seite sind Bildern, vor allem im nicht redaktionellen Bereich, keine Werke die man beliebig oft verkaufen kann, denn wer will schon für seine Werbung ein Bild einsetzen, dass schon andere, möglicherweise Konkurrenten eingesetzt haben? Großunternehmen geben gerne Fotos in Auftrag, manche sogar mit unbefristen Nutzungsrechten, anderen nur mit begrenzten und befristeten Nutzungsrechten, so dass das Fotograf nach Ablauf selber Geld damit verdienen kann. Wenn jetzt Leute einfach Bildern kopieren und nutzen, wird nicht nur der Fotograf um Einkünfte betrogen, sondern Unternehmen, die viel Geld für exclusive Nutung gezahlt haben, müssen feststellen, dass andere die Bildern ohne Erlaubnis nutzen.
Bei redaktionellen Bildern wie Fotos von Schauspielern bei Premieren ist es so, dass die Fotografen für die Genehmigung bei Veranstaltungen Geld bezahlen müssen. Dann können sie von den hunderten Fotos, die sie gemachten haben, oft nur eine Handvoll besonderns gelungener Agenturen anbieten, vorausgesetzt das die anderen Fotografen nicht bessere machen konnten. Mir hat mal nach einer Filmpremiere in London ein Fotograf erzählt, dass es nicht ein einziges Agenturen überhaupt anzubieten bräuchte, da immer irgendwas nicht perfekt war. Agenturen belegen Fotos oft mit Embagos für bestimmte Länder und Zeit bevor jeder diese lizenzieren kann. Für Exklusivberichte müssen Zeitschriften dann auch mal richtig tief in die Tasche greifen. Masse und Klasse spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Durch das Internet und das unerlaubte Kopieren, und Plattformen wie Tumblr, Pinster etc. wird jegliche Kontrolle über die Verbreitung vollkommen untergraben. Auch das Kopieren, egal ob man nur verlinked oder es auf der Festplatte speichert und dann wieder auf einer anderen Webseite hochgeladen untergräbt die Kontrolle der Rechteinhaber. Den Link anzugeben, wo man es "geklaut" hat macht es auch nicht besser, zumal die Links ja nicht den Urheber angeben, sondern nur einen Lizenznehmer oder anderen Urheberrechtsverletzer. Selbst wenn Bildmaterial unerlaubt weitergegeben wird und der Empfänger glaubt alles richtig gemacht zu haben, befreit den Empfänger nicht von der Verantwortung. Bitter, aber wahr. Und alles was sich im Internet unter "free images""public domain" findet ist, davon sollte man die Finger lassen. Anbieter sind meist nicht die Urheber und oft findet sich "im Kleingedruckten, dass man die Bilder nur als Wallpaper (=Hintergrundbild auf dem Bildschirm), also Privatkopie, die in den meisten Ländern als "fair use" keine gesonderte Genehmigung bedarf. "Fair use" und "public domain" kann man getrost vergessen, denn das sind keine Rechtsterminologien, sondern nur Umschreibungen für gewisse tolerierte Nutzungen. NASA Bilder sind vom Urheberrecht ausgenommen, Gesetzestexte, oder wenn der Fotograf 70 Jahre tot ist. Dazu muss man aber wissen, wer der Fotograf war und diese v.a. in den USA propagierten Orphan works, also Werke, wo sich beim besten Wille kein Urheber finden läßt und deshalb zur Nutzung freigegeben werden sollte, sind nichts worauf man sich beziehen kann.
Die Nutzung von kurzen Tonaufnahmen, sollte nach Einschätzung eines Bekannten, der Bereich tätig ist, kein Problem sein, da sie nur minimale Auschnitte aus dem Gesamtwerk darstellen. Ich würde außerdem argumentieren, dass sie Forschungszwecken dienen, denn wir wollen ja heraus finden, wer die Sprecher sind und uns nicht den Film anhören.
Zusammengefasst, kann man zwar für technische Dienstleistungen Pauschalgebühren abrechnen, aber wenn es um Urheberrechte geht, muss es irgendwo eine Schnittstelle geben, die den Umfang einer Nutzung kontrolliert und abrechnet, aber für die Rechtekontrolle, wo es im Interesse der Urheber und Lizenznehmer ist, dass etwas in uneingeschränkt einfach verfügbar ist, kann man nicht auf Vorabverträge verzichten, wo der Zugang und Umfang geregelt ist.
Also eine Kulturpauschale für Internetabschlüsse in einem Land ist für das World Wide Web keine praktikable Lösung. Man bräuchte einen riesigen Verwaltungsapparat und müsste jedes Bild, jeden Text, jede Tonaufnahme, jedes Video mit dieser registrieren. Wer in den USA jemanden wegen unerlaubter Bildnutzung verklagen will und mehr als die entgangenen Lizenzgebühren will, muss sein Bild in den USA registriert haben, was natürlich auch nicht umsonst ist.
Wir im Haus haben betreffend der Regeln natürlich einen großen Vorteil: die Herren müssen sich bewähren und wenn sie sich nicht an gewisse Regeln halten, kann die Bewährungsphase jederzeit verlängert werden. Von umsetzbaren Sanktionen ganz zu schweigen, die aber wirklich nur als letztes Mittel angewandt werden. Da alle ja noch sozusagen unter Obhut der Justiz stehen, hat man etwas in der Hand und motiviert die Herren auch zum Weitermachen.
Problemfälle gibt's trotzdem, vor allem jene, deren Lebensinhalt nur aus Computerspielen und Rauchen besteht. Wir haben da gleich eine ganze Gruppe davon, deren Intellekt (das soll jetzt nicht arrogant klingen) zusammen Kraft aus einer einzigen Hirnzelle schöpft. Hier hört man dann Gespräche, bei denen ganze Sätze auf zwei Worte reduziert werden - zu denen wird dann dauernd der Begriff "Alter" angefügt. Oder "Oida" im Dialekt, ist noch grauslicher.
Mit Körperhygiene ist es schon so, dass es ein paar gibt, die nachlässig sind. Da ist jetzt nicht die Rede von unrasiert herumlaufen oder mal am Wochenende faul ungeduscht herumliegen. Meistens machen sie es dann, aber es ist mühsam zu sagen: Geh dich duschen! Geh Zähneputzen! Wasch dir die Haare! Deine Kleidung stinkt!
Problematisch ist hauptsächlich eine Person diesbezüglich. Da gibt es einen Mann, der sich einbildet, er wäre transsexuell. Der wurde überall abgelehnt bei Hormonbehandlungen, Therapien, etc - weil er nicht transsexuell ist. Bei ihm führte das dazu, dass er Ärzte und Therapeuten verfolgte, bedrohte und sie attackierte. Das wiederholte sich öfter und er kam in Maßnahmehaft. Mittlerweile ist es so, dass er ganz umgänglich ist im Alltag, er arbeitet auch in einem Re-Integrationsbetrieb, wo er bleiben wird und dort zu den besten Kräften zählt in der Zinnmalerei. Er nennt sich Angelina. Angelina hat sich mittlerweile entschlossen, sich mit dem Schicksal abzufinden und bewusst als Transsexuelle zu leben. An sich habe ich für solche Menschen Bewunderung, weil das sehr schwierig sein muss. Aber wie gesagt: Angelina ist keine Transe.
Angelina trägt natürlich Frauenkleider. Betont weiblich, also etwas "nuttig". Angelina hat eine üppige Körperbehaarung und offenbar kein Problem damit. Aus der Rüschenbluse schauen zwischendrin die Haare raus. Auch rasiert sich Angelina meistens nur alle vier bis fünf Tage. Der Bartwuchs in Kombi mit Lippenstift, Rouge, Wimperntusche und Lidschatten sieht prächtig aus. Die Haare sind platinblond, aber meistens fettig. Dass sie durch die Brille sehen kann, wundert alle - da sind nämlich jede Menge Fettflecken drauf, Tapper und Spritzer. Angelina hat stets knallig bemalte Fingernägel, aber die Finger selbst sind gelb-braun von den Zigaretten. Sie duftet stets nach einer Mischung aus zuviel Blumenduft, abgestandenem Nikotin, altem Schweiß und ungewaschener Bekleidung. Auch sind sämtliche Bemühungen ergebnislos, sie zum Zahnarzt zu schicken. Angelina lädt sämtliche Mitbewohner und das männliche Personal zu sich ein, züngelt dann dabei herum, entblösst ihre schwarzen Zähne und betont gewisse Qualitäten.
Angelina muffelt meistens. So duscht sie sich ja, aber schlüpft immer wieder in dieselbe Kleidung. Die wurde oft schon entsorgt. Aus dem Fundus ist sie dann schwer zufriedenzustellen, weil wir für solche Fälle keine Damenbekleidung haben, sondern nur Männerklamotten. Da kann es dann schon vorkommen, dass sie improvisiert und die Kleidung verweiblicht. Übrigens ist Angelina keinesfalls dumm, sie ist sogar sehr gebildet und man kann mit ihr unglaubliche Gespräche führen. Sie wurde ihm Haus schon dreimal verlängert, sie ist auch so zwischen den Stühlen. Bei einem Probewohnen andernorts gab's nur Probleme. Und es sei noch hinzugefügt, dass es tatsächlich Burschen gibt, die heimlich in ihre Wohnung schleichen. Solche, die das eigentlich nicht notwendig hätten.
Unlängst hat sich Angelina übrigens drei Häuser weiter um einen Job beworben. Da gibt es eine Peepshow und dort wurden Tänzerinnen gesucht. Den Mut bewundere ich sehr - genommen wurde sie nicht.
Sie ist auch einer der wenigen Bewohner, wo regelmäßige Wohnungskontrollen sein müssen. Sonst verschimmeln herumstehende Joghurtbescher, wird der Müll nicht entsorgt, das Geschirr nicht gewaschen und bleiben Speisereste liegen.
In Haft kommt sie nicht mehr, aber es gibt auch keinen anderen Platz momentan - also wird sie vermutlich noch eine Zeit lang einfach mitgetragen.
Mein Profil gibt "Student" an und lag damit genau zwei Monate richtig . Bin Mitte letzten Jahres mit meiner Ausbildung zum "Mediengestalter Bild & Ton, Schwerpunkt Filmrestaurierung und -digitalisierung" fertig geworden. Während der Ausbildung bestand meine Aufgabe zu einem großen Teil darin, alte 16- & 35mm-Filmpositivkopien bekannter Fernsehanstalten wieder für die Abtastung "fit" zu machen (Säuberung des Materials, Neuverklebung der alten Klebestellen etc.) und anschließend für die Archivverwahrung abzutasten und auf Bänder (Digital Betacam & IMX) zu überspielen, leichte Farbkorrektur inklusive. Die Arbeit war ansich zwar nicht uninteressant - ich bin mit vielen Dingen (Technik & Filmmaterial) in Berührung gekommen, die eigentlich schon lange "ausgestorben" sind -, allerdings auch wenig abwechslungsreich - durch die ewig gleichen Abläufe wirkte es ein wenig wie Fließbandarbeit - und durch die benutzten Chemikalien auch gesundheitsschädigend. Zudem war es, besonders während der dunklen Jahreszeit, extrem demotivierend, da ein großer Teil der Arbeit in abgedunkelten Räumen stattfand und ich so in der Woche teilweise gar kein Tageslicht gesehen habe.
Daher habe ich nach der Ausbildung beschlossen, an der Universität an meine alten Schul-Leistungskurse anzuknüpfen und habe Germanistik & Philosophie belegt. Damit wurde ich aber leider bitter enttäuscht. Wirre (und auch extrem hochnäsige!) Kommilitonen, wirre Dozenten, die ebenso wirre Inhalte vertraten, die in den meisten Fällen zu endlosen, blödsinnigen und nicht lösbaren Diskussionen führten, haben mir eher die Nerven geraubt, als dass ich mein Interesse/Wissen für/über die Themen vergrößern konnte.
Lange Rede, wenig Sinn: Inzwischen bin ich - momentan noch aushilfsweise - auch im Büro, Bereich Vertrieb & (Datenbank-)Verwaltung, gelandet und erfreue mich jeden Tag an der Möglichkeit, während der Arbeit auch einmal aus dem Fenster schauen zu können und habe generell Spaß an der "sauberen" und abwechslungsreichen Arbeit .
fortinbras
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29.03.2015 11:42
#25 RE: [Off-Topic] Welcher Tätigkeit gehen denn die Forumianer nach?
Und ich dachte, "dlh" stünde für ein besonders schnelles Zustellunternehmen von Paketsendungen...
Ich bin ein Nachtschwärmer, liebe die Dunkelheit - aber ich hatte mal einen Job, da ging ich früh in ein Gebäude ohne Fenster und kam erst wieder raus, wenn's schon düster war. Das setzt einem wirklich zu, man sollte es nicht glauben. Da wird man dann irgendwie depressiv und missmutig.
Deine Eindrücke vom neuerlichen Universitätsbesuch habe ich sehr genossen...wie wahr, wie wahr.
hmm, ich möchte jetzt wirklich nicht die Universität verteidigen - gerade nicht mit ihrem heutigen Bachelor-/Mastersystem, aber der Eindruck von "wirr" erscheint mir doch sehr pauschal. Natürlich gibt es auch an Universitäten (wie überall sonst) die gesamte menschliche Bandbreite: sehr gute bis sehr schlechte Dozenten, sehr nette bis unausstehliche Kommilitonen und Kollegen. In der Schule ist es ja auch so. Ich glaube allerdings, der Student ist sehr viel mehr zur Eigeninitiative "verdammt", und genau das erstickt das heutige System leider mehr und mehr. Versteht mich nicht falsch: Natürlich kann man feststellen, daß Uni nichts für einen ist, und das ist dann ja auch völlig ok.
Ich wollte mit meinem kurzen Kommentar keinesfalls "meine" Universität schlechtreden oder gar andere Universitäten und deren Dozenten über einen Kamm scheren. Das war lediglich mein Eindruck, in der - wie erwähnt - kurzen Zeit von knapp zwei Monaten und bezieht sich natürlich nur auf die Dozenten und Kommilitonen, die ich während der Zeit erlebt habe und das auch nur in den beiden Studiengängen "Germanistik" & "Philosophie". Das kann in anderen Studiengängen natürlich ganz anders aussehen (tut es mit Sicherheit auch). Mir kam die Zeit allerdings sehr "zäh" und unproduktiv vor. Das kann natürlich daran liegen, dass ich nach der Schule erst den Umweg über die Ausbildung / das Berufsleben gegangen bin. Fast alle Kommilitonen, die ich kennen gelernt habe, kamen eben direkt vom Abitur oder von einem anderen (abgebrochenen) Studiengang. Die haben das System Universität sicher mit anderen Augen gesehen, weil sie eben durch die Schule noch Ahnliches gewohnt waren. Ich habe mir dagegen nach jeder Veranstaltung die Frage gestellt, wie mir dieses Wissen im Beruf wieder weiterhelfen würde (obwohl das eigentlich gar nicht der Grund war, die Uni zu besuchen, ließ sich die Frage nicht mehr ausblenden). Da ich diese Frage meist nicht oder nur mit "Gar nicht" beantworten konnte, habe ich als Konsequenz daraus gezogen, dass mir das System Universität - zumindest derzeit - nicht zusagt.
Ja, das sind ganz richtige Eindrücke, die Du da schreibst. Gerade Studenten, die vorher eine Ausbildung absolviert haben, leiden häufig am Verlust des Realitätsbezugs, wie es mal nennen möchte. Das ist in meinem Bereich (Chemie) genauso und gilt übrigens auch für viele Lehramtsstudenten, die aus ihrer eigenen Schulzeit wissen oder zu wissen glauben, was genau sie an Fachwissen für ihren späteren Berufseinsatz benötigen. Das Dilemma ist halt, daß eine Universität kein Ausbildungsbetrieb ist (vielleicht zu einem Gutteil noch eine "Bildungsstätte"?), aber dennoch Menschen für Berufe ausbildet. Dieser Spagat gelingt manchmal besser (Ingenieurswissenschaften, Naturwissenschaften), manches Mal schlechter (Lehramt, Geisteswissenschaften). In den ersteren Fällen stehen die späteren Berufsfelder aber auch i. A. fester und sind den Dozenten bekannt als in den Geisteswissenschaften. Das Lehramt und seine Studenten sind meiner Erfahrung nach noch einmal eine ganz besondere Sache. ;-)
Gruß B.
fortinbras
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29.03.2015 13:13
#29 RE: [Off-Topic] Welcher Tätigkeit gehen denn die Forumianer nach?
Ich habe dlhs Beitrag durchaus nicht als pauschal empfunden, die daraus entstandene Argumentation fand ich sehr interessant.
Leider sind Geisteswissenschaften teilweise wirklich von einer entsetzlichen Eigendynamik geprägt und driften in Irrationalität ab. Zu den Studienrichtungen mit den absonderlichsten Auswüchsen zählt auch die Psychologie mit ihren Nebenfächern.
Wer aber denkt, da ist es an der normalen Uni schlimm, hat noch keinen Blick an Privatuniversitäten gemacht.
In Wien gibt es die "Sigmund Freud Privat-Universität", die sich selbst über alle öffentlichen Universitäten stellt und mit ihrer weltfernen Überakademisierung für viel Kopfschütteln unter Fachleuten sorgt.
Problematisch ist hier etwa, dass diese Privatuniversität auch fachliche Gutachten erstellt über die Arbeits- oder Kursfähigkeit von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Da kommen oft haarsträubende Dinge heraus und werden langwierige Behandlungen und Diagnosen nach wenigen Minuten auf den Kopf gestellt. Da gibt es antriebslose Menschen mit Depressionen, die plötzlich ihr Leben lang unter ADHS gelitten haben oder Borderline-Patienten, die nicht an Borderline leiden, sondern an posttraumatischen Folgen sexueller Misshandlungen, an die sie sich nicht erinnern können. Hört sich klischeehaft an, ist aber so. Dort werden die Behandlungsmethoden und Diagnosen sämtlicher kompetenter Einrichtungen prinzipiell als unzureichend eingestuft. Ausserdem wird den Studenten dort nach wie vor Freud in Reinkultur eingeimpft und Theorien weitergeführt, die international schon lange als überholt gelten. Es gibt natürlich auch dort kompetentere Personen, einer hat mal einen launigen, wissenschaftlich nicht haltbaren Satz gesagt: In Analyse stecke das Wort "anal", deshalb müsse man sehr aufpassen, dass diese nicht für den Arsch sei.
Ich habe da erst unlängst wen hinbegleitet. 28 Jahre, sehr intelligent, hatte ein unschönes Leben und ist wegen Drogenproblemen auf die Schiefe Bahn geraten. Der hat in der Haft den Schulabschluss nachgeholt und Koch gelernt. Die Begutachterin, eine mit mehreren Titeln kokketierende Dame Edna-Kopie, sprach ganz normal mit ihm. Dann fragte sie nach seiner Ausbildung und sagte: "Sie haben also erst kürzlich Lesen und Schreiben gelernt. Verstehen Sie überhaupt, was ich sage? Sie haben ja keinerlei Bildung!" Die hat dann mit ihm geredet wie mit einem etwas beschränkten Kleinkind. Im Gutachten stand dann etwas von "unterdurchschnittlicher Intelligenz und mangelhafter Bildung".
Wenn Absolventen eines Psychologiestudiums dann beruflich etwas machen und konkret in eine Richtung gehen, dann gibt es oft ein böses Erwachen. Generell treiben solche Studienrichtungen Blüten, die Bücher füllen als Anekdoten.
Vor Jahren, als ich in einem Kulturbetrieb arbeitete, kam der Direktor mal auf die Idee, nach amerikanischem Vorbild eine Betriebspsychologin einzustellen. Die sollte nicht nur Bewerbungsgespräche führen, sondern auch das Team beobachten und fördern. Die von ihr eingestellten Personen waren übrigens in den seltensten Fällen brauchbar - da ging es Großteils um Aufsichtspersonal und sie nahm in erster Linie Studenten, die sich erwarteten, den ganzen Tag bei Bezahlung herumsitzen und lernen zu können. Dabei war der Job oft sehr fordernd und anstrengend und ohne Ruhe.
Da gab's bei mir mal heftigen Ärger mit zwei C-Promis, die bei einer Kulturveranstaltung Probleme machten und die ich als für den Ablauf Verantwortlicher rauswerfen musste. Die Aufsichtsperson hatte es nicht geschafft. Zu diesem Vorfall wurde ich dann von der Psychologin aufgesucht und ich schilderte ihr die Personen. Sie wollte mich dann davon überzeugen, dass ich der Situation nicht gewachsen war und subjektiv die Realität falsch wahrgenommen habe. Es existieren nämlich wissenschaftlich exakt ausgearbeitete Besucherprofile und solche Menschen wie sie von mir geschildert wurden, die existieren nicht. Denn wenn es so wäre, gäbe es ein Besucherprofil dafür...
Zitat von The Baron im Beitrag #4Ganz prosaisch: Reklamationssachbearbeiter in der Korrespondenz. Abscheulicher Beruf. Ab einem bestimmten Alter darf man freilich nicht mehr wählerisch sein.
Eigentlich hätte ich mir bei dir zumindest erwartet, dass du Reklamationssachbearbeiter in Peter Cushings allgemeinchirurgischer Station bist!