Originaltitel: "A Matter of Life and Death" Us-Titel: "Stairway to Heaven"
Großbritannien, 1946 Regie / Drehbuch: Michael Powell / Emeric Pressburger Musik: Allen Gray Produktion: Archer Films Verleih: Rank / Columbia
Deutsche Fassungen:
I) Eagle-Lion (Rank) Verleih, 1948: Linzer Film, Berlin Dialogbuch/-regie: C. W. Burg Kinostart: 17. September 1948
II) Columbia Verleih, 1965 Ultra Film ?, Berlin Dialogbuch: Dialogregie: Kinostart: xx. xx. 1965
Zum Film:
Ein visuell sehr schön, aber nicht aufdringlich verfilmtes Märchen für Erwachsene. Das anspruchsvoll unterhaltende Werk befasst sich mit Leben und Sterben und es wird dem Zuseher überlassen, ob man die rationale Lösung (Halluzinationen nach einer Hirnverletzung) bevorzugt oder die Geschichte für einen wirklichen Ausflug ins Jenseits hält, bei dem ein Todeskandidat Einspruch erhebt. Bemerkenswert übrigens, dass der Film auf religiöse Symbolik, die einen bestimmten Glauben darstellt, betont verzichtet und alle Menschen gleich macht. Die bis in kleinste Rollen gute Besetzung ist ein Freudenfest.
Vor allem in den USA nahm man längere Zeit Anstoß an einer Szene: wenn David Niven die reale Welt verlässt, wird er in den Dünen von einem flötenspielenden Jungen von etwa 11, 12 Jahren begrüßt, der ihm den weiteren Weg weist. Das Kind ist vollkommen nackt. Auch wenn der Intimbereich nicht zu sehen ist, stieß man sich immer wieder an der Szene. Sogar vor vergleichsweise kurzen Zeit bei einer Powell/Pressburger-Retrospektive sah eine Pädagogin diese Szene sehr kritisch: Peter Carter fragt nicht, warum das Kind nackt ist. Er bietet ihm auch keine Bekleidung an. Es spielt keine Rolle. Dies könne man so deuten, dass Carter der Anblick vertraut sei und "man fragt sich hier schon: ist dieser Mann pädophil?" Eigentlich seltsam, dass eine kurze Szene voll schöner Symbolik für Kontroversen sorgt. Das Kind uns seine Unbefangenheit ist eine Allegorie auf den Tod, für den alle gleich sind. Mitunter frage ich mich, was in Menschen vor geht, die immer und überall etwas Schmutziges sehen.
Die deutsche Fassung von 1948 dürfte verschollen sein, es finden sich nur karge Angaben. Die zweite Synchronisation, die Columbia 1965 für den neuen Kinostart anfertigen ließ, dürfte wohl bei der Ultra entstanden sein. Holger Hagen ist perfekt besetzt für David Niven. Schoenfelder fehlte mir hier nicht, der hätte zu britisch gewirkt - auch Niven hatte 1946 noch nicht ganz das Gentleman-Image und war hier sehr maskulin-draufgängerisch. Innerhalb der hervorragenden Besetzung sticht Sebastian Fischer heraus. Marius Goring als affektierter, leicht dekadenter Aristokrat, der einst geköpft wurde und nun als Beamter die Todeskandidaten holen muss, ist ein Schmankerl für sich - und Fischer macht daraus bei jedem Dialog ein kleines Fest samt herrlichem Akzent.
Bislang wurde der Film sprechermäßig nur wenig erfasst.
Es spielen und sprechen:
David Niven (Peter Carter) Holger Hagen / Axel Monje (1948) Kim Hunter (June) Roswitha Krämer / Agathe Poschmann (1948) Robert Coote (Bob) Gerd Martienzen Roger Livesey (Dr. Reeves) Heinz Engelmann Marius Goring (Nummer 71) Sebastian Fischer Kathleen Byron (Verwaltungsbeamtin) Bettina Schön Joan Maude (Verwaltungschefin) Tilly Lauenstein Raymond Massey (Ankläger Farlan) Klaus W. Krause Abraham Sofaer (Richter) Wolfgang Lukschy Richard Attenborough (verstorbener Pilot) Wolfgang Draeger Robert Atkins (Vikar) Eduard Wandrey Bob Roberts (Dr. Gaertler) Claus Holm Edwin Max (Dr. McEwen) Robert Arden (Soldat beim Theater) Wolfgang Draeger Bonar Colleano (US-Pilot) H. W. Clasen Robert Beatty (US-Soldat) kein Dialog Betty Potter (Mrs. Tucker) Tommy Duggan (P. A. Mahoney, Juror) Howard Marshall (Radiostimme) Lois Maxwell (Schauspielerin) Richard Nielson (verstorbener Pilot) Wolfgang Draeger N. N. (US-Pilot, Juror) Holger Hagen (mit starkem Klischeeakzent) N. N. (verstorbener Soldat) Otto Czarski John Longden (Erzähler) Arnold Marquis
ich habe Draeger nur zweimal gehört. Aber ich vertraue mal auf dein Ohr - die drei oder vier Worte die Attenborough glucksend spricht, waren mir zu wenig.
Und danke für die Ergänzungen! Vor allem bei Kim Hunter - Roswitha Krämers Stimme ist auch so eine, die mich stets an diverse andere Sprecherinnen erinnert.
Bei Tilly Lauenstein hab ich ausnahmsweise auch zweimal hinhören müssen, weil sie hier einen für sie recht unüblichen Sprachrythmus hat. Sie ist sichtlich bemüht, "verwaltungsbeamtisch" ausdruckslos und emotionsfrei zu sprechen.
Ist Clasen nicht auch für Tommy Duggan in dessen wenigen Worten zu hören?
Zitat von fortinbras im Beitrag #5Bei Tilly Lauenstein hab ich ausnahmsweise auch zweimal hinhören müssen, weil sie hier einen für sie recht unüblichen Sprachrythmus hat. Sie ist sichtlich bemüht, "verwaltungsbeamtisch" ausdruckslos und emotionsfrei zu sprechen.
Ich hatte da sofort eine Assoziation zu Lotte Lenya in "Liebesgrüße aus Moskau", deshalb kam ich auf die Treff.
Zitat von Gast im Beitrag #3ich habe Draeger nur zweimal gehört. Aber ich vertraue mal auf dein Ohr - die drei oder vier Worte die Attenborough glucksend spricht, waren mir zu wenig.
Für mich ist das eindeutig Draeger, daneben habe ich ihn in noch weiteren Rollen gehört: einmal als eine der Stimmen zu Beginn des Wellensalats nach dem Ende des Prologtextes und als der chinesischstämmige Amerikaner unter den "neuen" Geschworenen, der sich als "George Wong" vorstellt. Bei der Funkstimme bin ich sicher, bei Wong nicht ganz, da er mit Akzent spricht. Immerhin nahm man hier nicht Gerd Duwner oder Horst Gentzen! Dass Holger Hagen als Sprecher der Hauptrolle noch den Take des amerikanischen Geschworenen übernahm, ist trotz der Kürze und des Akzents zu auffällig. Ob sich der unbekannte Regisseur einen Scherz erlauben wollte, weil ihm Hagens amerikanischer Hintergrund bekannt war? Oder eventuell sogar ein spontaner Einfall von ihm selber? Leider kann man dazu niemanden mehr befragen.
Hier noch ein paar Angaben zur Erstsynchro von 1948:
Irrtum im Jenseits
(A Matter of Life and Death)
Erst-Verleih Deutschland Rank Verleih Wiederaufführung BRD Columbia Erst-Verleih Österreich Eagle-Lion-Film, Wien Deutsche Erstaufführung 17.09.1948 Österreichische Erstaufführung 30.07.1948 Wiederaufführung ??.??.1965 (Neusynchronisation)
1. Deutsche Bearbeitung Firma Emil Unfried, Berlin (1948) Buch und Dialogregie C.W. Burg
2. Deutsche Bearbeitung (1965) Dialogregie Deutsches Buch
Rolle Darsteller *Deutsche Sprecher (1948)* Deutsche Sprecher (1965) (unter Vorbehalt)
Peter D. Carter David Niven Axel Monjé Holger Hagen June Kim Hunter Agathe Poschmann Roswitha Kraemer Bob Trubshaw Robert Coote Herbert Hübner Gerd Martienzen Ein Engel Kathleen Byron Bettina Schön Englischer Pilot Richard Attenborough Wolfgang Draeger Amerikanischer Pilot Bonar Colleano Hans Walter Clasen Chief Recorder Joan Maude Tilly Lauenstein Nummer 71 Marius Goring Erich Fiedler Sebastian Fischer Dr. Frank Reeves Roger Livesey Heinz Engelmann Der Vikar Robert Atkins Walter Suessenguth Eduard Wandrey Dr. Gaertler Bob Roberts Claus Holm Dr. Mc.Ewen Edwin Max Mrs Tucker Betty Potter Der Richter/der Arzt Abraham Sofaer Wolfgang Lukschy Abraham Farlan Raymond Massey O.E. Hasse Klaus W. Krause US Soldat im Theater Robert Arden Wolfgang Draeger US Soldat Robert Beatty kein Dialog kein Dialog Patrick Aloyusius Mahoney Tommy Duggan Radiosprecher Cricketspiel Howard Marshall Schauspielerin Lois Maxwell ARP Warden Wally Patch Prosecuting Council Laurence Payne Mann auf der Treppe Robert Rietty James Monahan Roger Snowdon Schwester Wendy Thompson RAF Kaplan Frederick Valk Mann im Gerichtssaal John Huntley Mann im Gerichtssaal Geoff van Rijssel Mädchen Joan Verney Richard Neilson Spaniel Erik Spaniel Spangle Erzähler der Einleitung John Longden Arnold Marquis
Nennungsreihenfolge in „Der neue Film“ 18/1948 (September 1948): Axel Monjé, Agathe Poschmann, O.E. Hasse, Erich Fiedler, Walther Suessenguth, Herbert Hübner
So gut mir die Neusynchro gefällt, so interessant liest sich die Liste zur älteren, besonders Fiedler und Hasse kann ich mir sehr gut in diesen Rollen vorstellen! Enthält das Programm auch Angaben zur Länge des Films? Mich würde nämlich interessant, ob man eventuell am Anfang leicht gekürzt hat.
Zitat von berti im Beitrag #13Danke! Das überrascht mich, weil ich erwartet hatte, dass der direkte Bezug zum Luftangriff am Anfang durch Schnitte entfernt worden wäre.
Und die Szene mit dem nackten Kind war ja schon in den USA ein Stein des Anstoßes.
Zitat von Gast im Beitrag #1Die zweite Synchronisation, die Columbia 1965 für den neuen Kinostart anfertigen ließ, dürfte wohl bei der Ultra entstanden sein.
Davon würde ich auch ausgehen, da die Ultra zu der Zeit ja die meisten Filme bearbeitet zu haben scheint, die im Verleih der Columbia waren. Wie neulich erwähnt, wurde in der deutschen Fassung eine kleine satirische Spitze hinzugedichtet:Verkehrte Welt – wenn die Synchro politisch wird Kurz kam mir der Gedanke, ob der kabarettistisch geschulte Franz-Otto Krüger hier am Werk war. Aber wenn dieser den Film bearbeitet hätte, wäre er sicher zu hören, zumal es relativ viele Sprechrollen gibt. Hat hemand eine Theorie, von wem diese (exzellente) Synchro sein könnte?