Zitat von Gast im Beitrag #15Da Eddie Murphy für Randolf Kronberg eher eine Ausnahme war und er im Regelfall "normal" synchronisieren durfte, auch nie wirklich auf Schauspieler a la Murphy-Abklatsch besetzt wurde
Doch, und zwar auf Michael Winslow in "Zärtliche Chaoten" und "Zärtliche Chaoten II".
Zitat von Gast im Beitrag #4Das mit dem Chargieren triffts, das fehlte in "Liebesgrüße aus Moskau" noch. Das gelegentliche Näseln oder andere Stimmcharakteristika fallen für mich nicht unter "Veränderungen", das gehört ja zu ihm.
Allerdings fiel es mir hier schon deutlicher als bei anderen frühen Rollen von ihm ("Die Totenliste", "Die 27. Etage" oder "Der Foltergarten des Dr. Diabolo") auf. Er scheint dieses Merkmal in "Liebesgrüßen" schon etwas stärker betont zu haben; vielleicht lag es aber auch daran, dass er hier besonders kalt und monoton sprach.
Ach ja, Michael Winslow - "Zärtliche Chaoten". Das wusste ich gar nicht mehr, dass Kronberg hier sprach. Aber im Grunde war auch das eine rare Ausnahme. Generell wurde Kronberg nur wegen Eddie Murphy nicht plötzlich auf jede Menge komischer Schauspieler besetzt oder wurde zum "Schwarzen vom Dienst". Bei Winslow als bewußt eingesetzte Murphy-Kopie war das wohl etwas anderes. Und darum färbte das auch nicht wirklich auf ihn ab, finde ich.
Sowohl Silenzio als auch mir war schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass Wilhelm Borchert in früheren Jahren relativ oft grob, fahrig oder sogar "gewollt unsauber" klang; Beispiele dafür wären u. a. "Frau ohne Gewissen", "Vierzehn Jahre Sing-Sing" oder sein Auftritt als Schauspieler in "Die Mörder sind unter uns". Seine typische Diktion hatte er erst ab 1955 durchgehend, danach konnte man ihn auch dann problemlos heraushören, wenn er rollenbezogen "dreckiger" sprach ("Spiel mir das Lied vom Tod", "Sie möchten Giganten sein").
Das war aber nicht nur bei Borchert so - teilweise (zu hören auch z.B. in "Der Schatz der Sierra Madre" bei Konrad Wagner und sogar (glaube ich) bei Carl Raddatz) scheint dahinter Absicht gesteckt zu haben, in keine sterile Kunstsprache zu verfallen; schließlich wurde auch in den Originaltönen mitunter kräftig genuschelt.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #20Das war aber nicht nur bei Borchert so - teilweise (zu hören auch z.B. in "Der Schatz der Sierra Madre" bei Konrad Wagner und sogar (glaube ich) bei Carl Raddatz) scheint dahinter Absicht gesteckt zu haben, in keine sterile Kunstsprache zu verfallen; schließlich wurde auch in den Originaltönen mitunter kräftig genuschelt.
Das wirkt dann im Gegensatz zur Originalfassung in der deutschen Fassung doch reichlich merkwürdig und irritierend, wenn z.B. Ernst Wilhelm Borchert bei "Frau ohne Gewissen" beim ersten Aufeinandertreffen mit Barbara Stanwyck auf einmal dermaßen anfängt zu nuscheln, dass man meinen könnte, er hätte bei der Synchronaufnahme "einen im Tee" gehabt.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #6Mir fällt da noch der gute Randolf Kronberg ein. Dass er jahrzehntelang der Stammsprecher von Eddie Murphy war (für den er bekanntlich sehr schnell und überdreht sprach), hat sich leider offensichtlich auch auf seine eigene Diktion ausgewirkt. Das kann man gut bei der Neusynchro von „Der weiße Hai“ oder der Nachsynchro von „Raumschiff Enterprise“ (beide 2004 entstanden) heraushören, wo er (aus meiner Sicht) zu komisch für die jeweiligen Rollen klang.
So ein Unsinn. Das redest du dir ein.
Ok, er klang zwar nicht 100%ig wie Murphy, aber doch schon ein wenig...
Es stimmt schon. Ich hab Randolf im Studio bei der TOS-Nachsynchro sogar wörtlich gesagt, dass er grade sehr nach Eddie Murphy klingt und bat um weitere Takes. Er hat es leider nur teilweise geschafft, den Murphy-Tonfall abzustellen.
Zitat von berti im Beitrag #1 "Die vier Halunken der Königin" ist eine fuchtbar verkalauerte Synchro, wenn man zusätzlich schon weiß, dass Lutz Mackensy mit von der Partie ist (...) Das heutige "Glucksen" in der Stimme und das Kieksen (wenn er laut wird) fehlte ihm früher.
Mackensy ist gerade am Anfang seiner Karriere unglaublich pathetisch gewesen. Auf Leonard Whiting in "Romeo und Julia" war er unerträglich. Seine Glaubwürdigkeit stieg durch Al Pacino, wo er stets ruhig und schon fast sonor sprach. Dennoch neigte er auch weiterhin zum Overacting und bekam auch immer wieder entsprechende Rollen.
Jenseits vom frühen Pacino und den "vier Halunken" kenne ich den "frühen" Mackensy nicht gut genug, weswegen er mir nicht unbedingt als "unglaublich pathetisch" aufgefallen wäre. Fandest du ihn im Musketier-Film denn auch so? Dwight Frye im Lugosi-Dracula ist ein Fall für sich, dieses Spiel konnte man kaum "normal" rüberbringen.
Er hat auch die ernstesten Dialoge (vielleicht hatte der Autor auch ein kurzfristiges Einsehen, dass seine Figur mit auch nur einem blöden Spruch vollkommen den Sinn verlieren würde).
Betreffend "Romeo und Julia" muss ich Lutz Mackensy etwas in Schutz nehmen: so sprach man damals hierzulande Shakespeare. Zumindest meistens.
Bis heute hat man im deutschen Sprachraum noch nicht gelernt, Shakespeare relativ natürlich zu sprechen (was auch an den meist gebräuchlichen veralteten Übersetzungen liegt). Nur wenige beherrschten das mit Leichtigkeit (Holger Hagen, G. G. Hoffmann, Rosemarie Fendel, Manfred Schott, Thomas Reiner).
Es geht mir weniger um Theatralik, die mir durchaus bei Shakespeare bekannt ist. Selbst die Schlegel-Thieck-Übersetzungen (die auch ihre Berechtigung haben, obwohl z.B. Übersetzer wie Mike Hamburger trotz oder gerade wegen moderner Sprache Shakespeare viel besser zu transportieren vermögen) induzieren nicht automatisch eine dermaßen übertriebene Emotionalität ("Oh Gott, ich bin verbannt!"), wie sie Mackensy an den Tag legt. Ich sehe hier weniger Shakespeare-typische, sondern Mackensy-typische Kritikpunkte, der nämlich fast immer so geklungen hat, egal ob er Bob in der Sesamstraße oder den Erzähler auf Europa-Hörspielen gegeben hat. Die hier genannten Beispiele waren die rühmlichen Ausnahmen. Interessant sind hier auch die Hörspiele zu den beiden "Der kleine Mann"-Büchern von Erich Kästner: Im ersten Hörspiel spricht die Hauptrolle Hans Clarin, der (natürlich) seine Pumuckl-Stimme abliefert, während es im zweiten Teil Mackensy macht, der in einem Overacting-Delirium seine Stimme noch mehr hochzieht, als sie ohnehin schon ist, und zu einem Ergebnis kommt, dass in weiten Teiln genial, doch häufig auch sehr anstrengend ist.