Zitat von Slartibartfast im Beitrag #30Es geht mir weniger um Theatralik, die mir durchaus bei Shakespeare bekannt ist. Selbst die Schlegel-Thieck-Übersetzungen (die auch ihre Berechtigung haben, obwohl z.B. Übersetzer wie Mike Hamburger trotz oder gerade wegen moderner Sprache Shakespeare viel besser zu transportieren vermögen) induzieren nicht automatisch eine dermaßen übertriebene Emotionalität ("Oh Gott, ich bin verbannt!"), wie sie Mackensy an den Tag legt. Ich sehe hier weniger Shakespeare-typische, sondern Mackensy-typische Kritikpunkte, der nämlich fast immer so geklungen hat, egal ob er Bob in der Sesamstraße oder den Erzähler auf Europa-Hörspielen gegeben hat. Die hier genannten Beispiele waren die rühmlichen Ausnahmen. Interessant sind hier auch die Hörspiele zu den beiden "Der kleine Mann"-Büchern von Erich Kästner: Im ersten Hörspiel spricht die Hauptrolle Hans Clarin, der (natürlich) seine Pumuckl-Stimme abliefert, während es im zweiten Teil Mackensy macht, der in einem Overacting-Delirium seine Stimme noch mehr hochzieht, als sie ohnehin schon ist, und zu einem Ergebnis kommt, dass in weiten Teiln genial, doch häufig auch sehr anstrengend ist.
Stolpere ich gerade drüber. Schöne Analyse. So ähnlich würde ich begründen, warum Mackensy für mich einer der schlechtesten Synchronsprecher sein kann - und einer der besten.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #23Mir fällt da noch der gute Randolf Kronberg ein. Dass er jahrzehntelang der Stammsprecher von Eddie Murphy war (für den er bekanntlich sehr schnell und überdreht sprach), hat sich leider offensichtlich auch auf seine eigene Diktion ausgewirkt. Das kann man gut bei der Neusynchro von „Der weiße Hai“ oder der Nachsynchro von „Raumschiff Enterprise“ (beide 2004 entstanden) heraushören, wo er (aus meiner Sicht) zu komisch für die jeweiligen Rollen klang.
Vielleicht ein bekräftendes Gegenbeispiel: Norbert Gastell hat bspw. für meinen Geschmack im Harry Potter 3 als Fudge auch stellenweise sehr „nach Homer“ geklungen (gerade in der Szene in der Hogsmeade-Schänke) und auch bei Stefan Fredrich hör ich in anderen Rollen auch immer mal den Carrey raus (in Big Lebowski fiel es mir bspw. auf) , dennoch würde ich nicht sagen, dass sich beide ihre Charge als Tonfall angeeignet haben. Es liegt denke ich vor allem an uns Zuhörern, die wir eine Stimmfarbe/einen Sprecher so sehr mit einer "Kultrolle" verbinden, so dass wir diese Rolle dann irgendwie immer hören, egal ob der Sprecher einen völlig anderen Schauspieler spricht, oder nicht. (Tommi Piper und Santiago Ziesmer können da ein Lied von singen).