Ein weiterer Film aus der Reihe große Filmklassiker, die fürs deutschsprachige Publikum unrettbar verloren sind. Die Neusynchronisation der ARD krankt zusätzlich zu ihrer Sterilität an der völlig anachronistischen Neueinspielung von David Raksins berühmter Filmmusik. Wer den Film in zeitgenössischer Synchro mit Originalmusik sehen möchte, kann hier zumindest auf die italienische und französische Synchronfassung zurückgreifen, die beide 1946 entstanden und in ungefilterter Qualität auf Blu-Ray bzw DVD verfügbar sind. In Spanien wurde der Film bereits 1945 synchronisiert, auf Blu-Ray und DVD befindet sich jedoch die spanische TV-Synchronisation von 1970 in einer dermaßen kaputtgefilterten und verdumpften Qualität, dass man zunächst glauben könnte, es würde sich hier um eine völlig verunstaltete Uralt-Synchro handeln...
Von der Rangfolge her steht für mich die englische Originalfassung klar an erster Stelle, gefolgt von der sehr stimmigen italienischen Synchronisation. Die frühe französische Nachkriegssynchro konnte mich hingegen von der Besetzung nicht so recht überzeugen; sie wirkt auch von der Machart in gewisser Weise unrund und bleibt damit deutlich hinter der italienischen Synchro zurück. Italien war eines der wenigen Länder, wo der Film nicht unter dem Titel "Laura" verliehen wurde. Er hieß dort "Vertigine", was "Taumel" und "Schwindel" bedeutet.
Laura
(Laura) (USA) (UK) (FRA) (Vertigine) (ITA)
USA 1944
Erst-Verleih Deutschland MPEA, München Erst-Verleih Österreich MPEA, Wien Deutsche Erstaufführung 09.05.1947 (OmU) / Juli 1947 (Synchronfassung) Österreichische Erstaufführung 08.05.1947 (OmU) / 04.07.1947 (Synchronfassung) Deutsche TV-Erstausstrahlung 25.12.1975, ARD (Neusynchronisation)
1. Deutsche Bearbeitung Hans Grimm Film, München für MPEA, München (1947) Dialogregie Hans Grimm Deutsches Buch Dr. Paul W. Kuehner, Berta Gunderloh Produktionsleitung Josef Wolf
2. Deutsche Bearbeitung im Auftrag der ARD (1975) Dialogregie Deutsches Buch
Französische Bearbeitung (1946) Dialogregie Französisches Buch Jacques Monteux, Georges Réville
Italienische Bearbeitung (1946) Dialogregie Italienisches Buch
Rolle Darsteller Deutsche Sprecher (1947) Dt. Sprecher (1975) Französische Sprecher (1946) Italienische Sprecher (1946)
Laura Hunt Gene Tierney Ilse Werner Ilse Pagé Madeleine Duhau Rina Morelli Det. Lt. Mark McPherson Dana Andrews Hans Christian Blech Joachim Ansorge Guy Darvey Mario Pisu Waldo Lydecker Clifton Webb Rudolf Vogel Helmo Kindermann Gérard Férat Sandro Ruffini Shelby Carpenter Vincent Price Peter Pasetti Manfred Schott Gérald Castrix Ennio Cerlesi Ann Treadwell Judith Anderson Edith Schultze-Westrum Eva Pflug Germaine Bredy Bessie Clary, Lauras Mädchen Dorothy Adams Ilsebill Sturm Suzie Ledret
Nennungsreihenfolge in „Der neue Film“, Zeitschrift 12/1947 (Oktober 1947): Ilse Werner, Hans Christian Blech, Rudolf Vogel, Peter Pasetti, I. Sturm, Edith Schultze-Westrum
Die deutsche Besetzung müßte von der Zuordnung her so stimmen. Bei dem als "I. Sturm" in der Zeitschrift abgekürzten Namen kann es sich nach entsprechenden Recherchen an sich nur um "Yvonne Sturm" handeln, die 1949 zwei Filmrollen in den DEFA-Produktionen "Das Mädchen Christine" (Regie: Arthur Maria Rabenalt) und "Die Buntkarierten" (R: Kurt Maetzig) spielte und über die darüber hinaus nichts weiter bekannt ist.
EDIT 06.01.2018: In der Ausgabe "Der neue Film" 15/1948 findet sich bei dem Film "Sackgasse" aka "Schatten einer Lüge" (FRA 1949), einer Bearbeitung der Risle-Film, München, eine Sprecherin "Ilsebill Sturm". Insoweit sehe ich meine oben abgegebene Vermutung "Yvonne Sturm" als widerlegt an.
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #1Italien war eines der wenigen Länder, wo der Film nicht unter dem Titel "Laura" verliehen wurde. Er hieß dort "Vertigine", was "Taumel" und "Schwindel" bedeutet.
Wie hieß dort dann wohl Hitchcocks "Vertigo"? Aber da es in beiden Filmen (so unterschiedlich sie in anderer Hinsicht sind) in gewisser Weise um Nekrophilie und die Konstruktion des Wunschbildes einer "idealen Frau" geht, wäre ein ähnlicher Titel nicht ganz abwegig.
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #1In Spanien wurde der Film bereits 1945 synchronisiert, auf Blu-Ray und DVD befindet sich jedoch die spanische TV-Synchronisation von 1970 in einer dermaßen kaputtgefilterten und verdumpften Qualität, dass man zunächst glauben könnte, es würde sich hier um eine völlig verunstaltete Uralt-Synchro handeln...
Ob man so kaschieren wollte, dass es sich um eine Neufassung handelt, wie offenbar auch Disney bei der berüchtigten Drittsynchro von "Schneewittchen"?
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #1Italien war eines der wenigen Länder, wo der Film nicht unter dem Titel "Laura" verliehen wurde. Er hieß dort "Vertigine", was "Taumel" und "Schwindel" bedeutet.
Wie hieß dort dann wohl Hitchcocks "Vertigo"? Aber da es in beiden Filmen (so unterschiedlich sie in anderer Hinsicht sind) in gewisser Weise um Nekrophilie und die Konstruktion des Wunschbildes einer "idealen Frau" geht, wäre ein ähnlicher Titel nicht ganz abwegig.
Dort hieß der Film "La donna che visse due volte" (Die Frau, die zweimal lebte). Auch ein guter Filmtitel, der den durchaus vorhandenen Mystery-Faktor des Films noch etwas betont.
Zitat von Lammers im Beitrag #5 Dort hieß der Film "La donna che visse due volte" (Die Frau, die zweimal lebte). Auch ein guter Filmtitel, der den durchaus vorhandenen Mystery-Faktor des Films noch etwas betont.
Das Ganze riecht mir nach einem Titel-Ketten-Spiel: Wie hieß dann wohl der Frankenheimer-Film DER MANN, DER ZWEIMAL LEBTE dort!
Zitat von Lammers im Beitrag #5 Dort hieß der Film "La donna che visse due volte" (Die Frau, die zweimal lebte). Auch ein guter Filmtitel, der den durchaus vorhandenen Mystery-Faktor des Films noch etwas betont.
Das Ganze riecht mir nach einem Titel-Ketten-Spiel: Wie hieß dann wohl der Frankenheimer-Film DER MANN, DER ZWEIMAL LEBTE dort!
In der Ausgabe "Der neue Film" 15/1948 findet sich bei dem Film "Sackgasse" aka "Schatten einer Lüge" (FRA 1949), einer Bearbeitung der Risle-Film, München, eine Sprecherin "Ilsebill Sturm". Insoweit sehe ich meine oben abgegebene Vermutung "Yvonne Sturm" als widerlegt an.
Honig/Rodek führen eine Schauspielerin, Tänzerin, Theaterregisseurin und -direktorin mit Namen "Isebil Sturm" (geb. 16. 11. 1910 in Köln, gest. 24. 02. 1990) an, die auch als "Ellen Fielding" aufgetreten sein soll. Sie sei mit dem Theaterdirektor und -regisseur Gerhard Metzner verheiratet gewesen. Wahrscheinlich ist das die Gesuchte.
in der zeitschrift, die c.n.tonfilm weiter oben nennt, steht 1000%-ig "Ilsebill". ich guck mal in die bühnenjahrbücher 1944 und 1945/48. im letzteren ist keine ilsebill oder isebil aufgeführt, jedoch im bühnenjahrbuch 1944: keine ilsebill, aber eine isebil sturm als darstellerin am stadttheater Steyr(Oberdonau)/östereich im fach SCHAUSPIEL.
Am 26.2. strahlt Arte den Film aus. Ungekürzt? Und wird dann die ungekürzte ARD-Fassung ausgestrahlt werden oder hat man idiotischerweise nachsynchronisiert? Man darf gespannt sein - nur dass die Altsynchro ausgegraben wird, den Gedanken kann mal wohl gleich ad acta legen.