Von "My Fair Lady" (Ultra 1964) schreibt Thomas Bräutigam, dies sei eine der aufwendigsten und damit auch teuersten Synchronisationen der 60er gewesen. Das glaube ich unbesehen, schon durch die umfangreichen Gesänge. Durch die großen Teils exquisiten Besetzungen dürfte auch "Amadeus" (? 1984) kräftig zu Buche geschlagen haben (umso bedauerlicher, dass keinerlei offizielle Informationen verfügbar scheinen). Aber auch "Schöne Wassilissa" (Tobis 1946), "Die geheimnisvolle Insel" (DEFA 1952) und "Iwan der Schreckliche 2. Teil" (BSG 1960) müssen enorm ins Geld gegangen sein, da extra ein Sinfonieorchester ins Studio geholt wurde, um die nacharrangierte Musik neu einzuspielen. Da für die in den 30ern und 40ern gedrehten sowjetischen Filme keine ITs verfügbar waren, wird es wohl auch andere Filme wie "Die stalingrader Schlacht" (DEFA 1950) betreffen. Und nicht zuletzt zählt auch "Saboteur" (BSG 1958) dazu, für den Kurt Heuser eine komplett neue Musik komponierte und aufnahm (auch wenn das Orchester hier deutlich kleiner war). Hat noch jemand solche Beispiele oder gar genauere Infos zu den genannten Filmen?
SynchroWorld.de Von welchem Projekt würden Sie behaupten, dass es das umfangreichste in der bisherigen Firmengeschichte der PPA Film war?
Pierre Peters-Arnolds Das war eindeutig „Hamlet“ mit Kenneth Branagh. 14 Akte, viereinhalb Stunden Länge, vier Wochen Aufnahmen mit allem was Rang und Namen hat. Und das gleich ein Jahr nach der Gründung.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #1Und nicht zuletzt zählt auch "Saboteur" (BSG 1958) dazu, für den Kurt Heuser eine komplett neue Musik komponierte und aufnahm (auch wenn das Orchester hier deutlich kleiner war).
Wenn es um die Musik geht, wären "Casablanca" und "Sein oder Nichtsein" wohl ähnlich aufwendige Fälle: Im einen Fall besorgte man sich eine Aufnahme, die hineingebastelt wurde, im anderen spielte man die Kompositionen anhand der Noten neu ein Was den zeitlichen Aufwand betrifft, so wurde in der Vergangenheit von kogenta die Erstsynchro von "Es war einmal in Amerika" genannt:Es war einmal in Amerika [alt/neu] (2)
Das Mammutwerk "Krieg und Frieden" (DEFA 1967/68) dürfte auch von enormem Aufwand gewesen sein - von der illustren Besetzung bis dahin, dass die Texte nicht "einfach" übersetzt wurden, sondern dass man auf die etablierte Buchübertragung von Werner Bergengruen zurück griff.
Ach, nicht zu vergessen: wenn man Bernhard Wicki ("Der Exorzist") oder Wolfgang Staudte (Kubrik-Filme) als Synchronregisseur hat, kann man wohl auch von großen Aufwand ausgehen.
Zitat von berti im Beitrag #3Wenn es um die Musik geht, wären "Casablanca" und "Sein oder Nichtsein" wohl ähnlich aufwendige Fälle: Im einen Fall besorgte man sich eine Aufnahme, die hineingebastelt wurde, im anderen spielte man die Kompositionen anhand der Noten neu ein.
Inwiefern existierende Aufnahme? Bei welchem Film und woher?
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #5Inwiefern existierende Aufnahme? Bei welchem Film und woher?
Dabei bezog ich mich auf "Casablanca": In der deutschen Fassung hört man die Originalmusik, obwohl 1942 natürlich keine IT-Bänder produziert wurden. Daher nehme ich an, dass man sich Aufnahmen von woanders besorgte. Oder wurde hier (wie bei "Sein oder Nichtsein") anhand der Noten neu eingespielt? So oder so war diese Synchro sicher ein Prestigeprojekt, da der Film zu dieser Zeit schon einen Kultstatus erlangt hatte und die drastisch verfälschte alte Fassung nicht mehr vertretbar war.
Da befindest Du Dich im Irrtum. Zwar tauchten Jahre später die Originalaufnahmen tatsächlich auf (sie wurden auf CD veröffentlicht), aber hier standen sie nicht zur Verfügung. Die Musik wurde für die Dialogszenen mit einem hörbar kleineren Kammerorchester neu eingespielt. Da unglücklicherweise die Synchronisation auf 25 b/s produziert wurde, gibt es leichte Unsauberkeiten in den Übergängen zwischen Originalton und Neueinspielung - zwar hatte man auf die Erhöhung um einen halben Ton Rücksicht genommen, aber es ist eben doch etwas weniger als ein halber Ton und deshalb rutscht die Musik ganz leicht hin und her. Und ein wenig ärmlich klingt es außerdem, auch wenn ich der Gründlichkeit und dem Aufwand, den man betrieben hat, gebührenden Respekt zolle - gerade bei der Beta war das wirklich nicht selbstverständlich.
Gerade der Tonunterschied war mir aufgefallen, noch bevor mir bewusst war, dass natürlich keine Bänder vorlagen. Dass es um 1975 noch keine Platte mit der Originalmusik gab, war mir nicht bekannt.
Allerdings wurde beim Sabu-"Dschungelbuch" (auch Beta) so vorgegangen, wie berti schreibt. Zumindest Teile der Originalmusik wurden von der Schallplatte reingeschnitten, was eine furchtbare Fummelarbeit gewesen sein muß.
Ein hoher Aufwand war ja wohl auch die Erstsynchro von Disneys "Schneewittchen", wo das deutsche Dialogbuch nochmals zurückübersetzt wurde, um Verfälschungen auszumerzen. Sowas würde man sich heute gelegentlich wünschen...
Zitat von Lord Peter im Beitrag #9Allerdings wurde beim Sabu-"Dschungelbuch" (auch Beta) so vorgegangen, wie berti schreibt. Zumindest Teile der Originalmusik wurden von der Schallplatte reingeschnitten, was eine furchtbare Fummelarbeit gewesen sein muß.
Gerade wegen dieses Beispiels (das früher bereits erwähnt wurde) hatte ich gedacht, dass man bei "Casablanca" auch so verfahren könnte.
Beim "Dschungelbuch" war die große Schwierigkeit, dass zu der Zeit nur die "Kantaten"einspielung vorlag - also mit Sabus Erzählertext, weshalb nicht alle Themen verwendet werden konnten, sondern nur die, bei denen sich die freien Schnipsel in den Originalton einfügen ließen. Und leider hat man eben hier nicht den Tonhöhenunterschied bedacht, was bei aller Löblichkeit des Vorhabens wiederum Schlamperei ist. Aber das wird zu sehr off-toppic.
Angeblich wurden bei der Erstsynchro von "David Copperfield" Kulissen des Originals teilweise nachgebaut - entweder um den Sprechern die Einfühlung in die Rollen zu erleichtern (war ja die Kleinkinderzeit der Synchronisation) oder um dem Originalklang nahe zu kommen. Inwieweit das stimmt oder Legende ist ... schon Jahre später vollkommen undenkbar und unbezahlbar.
Ich bin mir nicht ganz so sicher, aber könnte man die Synchro zu "Der Herr der Ringe"-Trilogie auch mit dazu zählen? Angefangen von der durch die Bank Weg erstklassig gecasteten Synchronbesetzung mit Top-Sprechern, tollen Rollenbesetzungen und auch einigen erfrischenden Stimmen zu der Zeit, die von der ersten Sekunde an mit den jeweiligen Charakteren verschmolzen waren, sodass ich größtenteils nie das Gefühl hatte eine Synchronisation zu hören.
Allen voran Andreas Fröhlich hat sich bei der Synchro richtig reingehängt und sich bei der Umsetzung des Dialogbuches große Mühe gegeben der Romanvorlage gerecht zu werden (wohlgemerkt der Carroux-Übersetzung). Mit seiner Gollum-Interpretation hat sich Fröhlich auch noch ein Denkmal gesetzt und ich kann mir nicht vorstellen, dass er das mal einfach so im Studio hingezaubert hat. Dafür hat man ihm wohl extra Zeit eingeräumt.
Budgetmäßig bin ich davon überzeugt, dass hier nicht gekleckert, sondern ordentlich geklotzt wurde.
Ok, danke. Bei solchen Filmen scheint man meist immer viel in die Synchro zu investieren, was auch verständlich ist. Vor allem in manch epischen Szenen sind entsprechend episch tönende Stimmen sehr wichtig, mit der man auch richtig in das Geschehen eintauchen kann. In dem Sinne fällt mir auch kaum ein aufwendig produzierter monumentaler Streifen ein, wo nicht in eine qualitativ gute Synchro investiert wurde.
Wobei ich bei "Herr der Ringe" wohl nie kapieren werde, warum Christopher Lee sich nicht selbst synchronisieren durfte. Mit Mellies büßt er viel von seiner Wirkung ein und wirkt beliebiger, leider hielt man an dieser Besetzung auch bei Lees letzten Filmen noch fest.