Was heißt Standardsprecher? Zu dem Zeitpunkt hatte Kindler ihn gerade zweimal gesprochen und war noch nicht allzu häufig in Berlin zu hören. Erst 7 Jahre später kam er das nächste Mal für Eastwood zum Einsatz.
Jede Nachsynchro, egal von wem gesprochen, ist mir immer noch 1000 mal lieber, als ein O-Ton-/deutsch-Mischmasch. Ärgerlich ist bei der neuen DVD/Blu-ray, dass man das Ende mit Tuco versehentlich von der TV-Fassung (Italien-Bildfassung) genommen hat (mit Thomas Fritsch), das aber überhaupt nicht zum Bild (US-Bildfassung) passt (out of sync) und die Originalsynchro mit Otto Preuss (US-Bildfassung, deutsche Kinofassung) ja ebenfalls noch existiert. Außerdem sind mir mehrere Schnipsel aufgefallen, wo z.B. Tuco mit der Kutsche bei der Kirche ankommt und man sein Räuspern und Husten nachsynchronisiert bzw. von wo anders genommen hat. Auch bei der Buddel-Szene mit den Geldsäcken wurde sein Keuchen und Stöhnen von wo anders genommen (aber merkwürdigerweise nicht vom O-Ton), Otto Preuss hört man da nicht, bei der alten DVD/Blu-ray hörte man da noch Preuss.
Womit die vom ZDF erstellte Reko (komplette Kinofassung, aufgefüllt mit der Kirch-TV-Reko plus der Grotto-Sequenz aus der DVD-Reko) tonmäßig das deutsche Optimum darstellt. Und bisher hat MGM es nicht geschafft, diese Tonspur offiziell herauszubringen.
Ich dachte, diese Fassung enthielte ebenfalls die mit Fritsch nachsynchronisierte Schlusssequenz und das Ende der Folterszene in DVD-Neusynchro? Hab ich mich da geirrt? Wenn ich nicht falsch liege, würde ich sie keineswegs als Optimum bezeichnen.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #13Wobei Hardenberg zumindest eine echt gute Besetzung war. Hat sich für mich nahtlos ins Original eingefügt.
Das mag bei der DVD so gewesen sein. In der Originalgeschwindigkeit passt es überhaupt nicht. (Mal davon abgesehen, dass die Szenen deutsch vorliegen. Hab ich mir von einer Premiere-Aufnahme an die Blu-ray angelegt.)
Das eigentliche Problem sind aus meiner Sicht nicht die unterschiedlichen Sprecher, es geht in erster Linie auch gar nicht so sehr darum, ob man die nachträglich integrierten Szenen untertitelt, nachsynchronisiert oder doch lieber den ganzen Film neusynchronisiert - es ist die unheilvolle Allianz mehrerer Logiken, die sich gegenseitig stützen.
Leider ist es so, dass auf der Nachfrageseite der Ursprünglichkeitsmythos und der Vollständigkeitsmythos bei vielen Zuschauern auf fruchtbaren Boden fallen. Egal um welche Lappalien es sich handelt, gleichgültig, ob die ehemals entfernten Szenen berechtigt waren oder nicht, ein Großteil des Publikums meint wohl, von den bösen Produzenten, von den bösen Distributoren um irgendetwas betrogen worden zu sein. In der Kunst gehören aber Ellipsen, Leerstellen, Widersprüche im Gegensatz zu wissenschaftlichen Texten etwa nicht nur dazu, sie sind auch bewährte Strategien der Qualitätssteigerung. Im Falle von ZWEI GLORREICHE HALUNKEN kann ich nicht nur auf so gut wie alle Ergänzungen verzichten, ich empfinde sie in dramaturgischer Hinsicht sogar als qualitätsmindernd.
Auf der Anbieterseite kommt dann noch die Überzeugung hinzu, dass jede Neuveröffentlichung eines Klassikers mit einer Überbietungslogik aufwarten müsse. Sei es das Bild, der Ton, die Dramaturgie - nichts bleibt von dieser Logik verschont. Auf der Bildebene kann ich viele Bearbeitungen ja nachvollziehen und honoriere die meisten "Verbesserungen" auch (da würden wohl auch die hartnäckigsten Nostalgiker wenig zu beanstanden haben, erst recht, wenn sie sich noch an die verhunzten Editionen aus der Video-Ära erinnern können). Aber wenn "Verbesserungen" auf der Tonebene wie beim WEISSEN HAI die alte Fassung verdrängen oder wenn dramaturgische Eingriffe wie bei EIN NEUER STERN AM HIMMEL auch von professionellen Kritikern mit Bezug auf den Vollständigkeits- und Ursprünglichkeitsmythos begeistert aufgenommen werden, und wenn das Publikum bei diesem Spiel auch mitspielt und sich lieber mit den Folgeproblemen der Kompatibilität alter und neuer Elemente beschäftigt, werden noch viele, viele Klassiker dieser Bearbeitungspraxis zum Opfer fallen.
Bei diesem Film hier wäre es ja wünschenswert wenn überhaupt mal irgendwo die ursprüngliche ital. Kinofassung Leones veröffentlicht würde. Ich jedenfalls möchte den Großteil der sogenannten neuen Szenen nicht mehr missen. Jedoch sollte diese hinzugefügte Grotto-Szene auf jeden Fall wieder entfernt werden. Die stört tatsächlich. Ansonsten gibt es noch 2 weitere eher kurze Szenen auf die ich verzichten kann, das wäre dann die für mich perfekte Fassung.
Sicherlich ist aber die kürzere internationale Version auch mittlerweile so anerkannt und beliebt, daß man auch diese bewahren sollte, aber es scheint schwierig, denn die neue US Blu enthält diese zwar weitgehend, aber eben nicht so hundertprozentig korrekt.
Jetzt würde mich mal interessieren, warum so viele Leute die Grottenszene stört. Gewohnheit? Mich hat immer gestört, dass die drei Gehilfen aus dem Nichts auftauchten. Heutzutage ist es ja wahrlich nicht schwer, sich seine eigene Fassung zu erstellen - für mich gehört dann auf jeden Fall die ungekürzte Folterszene dazu; so schlecht die Bildqualität wieder nicht, dass man nicht die fehlenden Einstellungen dort einfügen könnte, wo sie hingehören.
Das finde ich auch. Würde die Szene mit Preuss synchronisiert sein, dann würde sich wahrscheinlich kein Mensch aufregen. Durch den Sprecherwechsel wird man eben etwas geschockt, aber inhaltlich hat sie absolut ihre Berechtigung.
Nee, das ist für mich einfach eine schwache und vollkommen überflüssige Szene. Die den Film unnötig aufhält. Sie ist auch an sich, rein von der Inszenierung her, mit die Schwächste des Films. Ich habe mich nie gefragt wo die 3 Typen herkommen. Wozu auch? Es war doch klar daß die nur dafür da waren von vorne umgelegt zu werden, damit Tuco sich von hinten anschleichen kann. Ich frage mich ja z.B. auch nicht wo Eastwood den armen Shorty aufgetrieben hat, der als Tuco Ersatz beim Hänge-Spiel herhalten musste.
Ähnliches gilt aber auch für die neue Szene in der Clint und LvC nachts lagern und Lees Leute auftauchen. Ebenfalls schwach und überflüssig
Zitat von Grubert im Beitrag #25... Ich habe mich nie gefragt wo die 3 Typen herkommen. Wozu auch? Es war doch klar daß die nur dafür da waren von vorne umgelegt zu werden, damit Tuco sich von hinten anschleichen kann. Ich frage mich ja z.B. auch nicht wo Eastwood den armen Shorty aufgetrieben hat, der als Tuco Ersatz beim Hänge-Spiel herhalten musste.
Da bin ich ganz und gar derselben Meinung.
Szenen, die außer (unnötigen) Erklärungen zur Handlung nichts zu bieten haben, sollte man rausschneiden. Beim Drehen kann man das nicht immer schon beurteilen, aber jeder gute Regisseur kürzt seine Filme letztlich um solche Szenen.
"Längere Fassung" wird von vielen leider automatisch als "Bessere Fassung" verstanden, was oft völliger Unsinn ist.
Genau, längere Fassung ist nicht immer besser, jedoch bei fürs deutsche Kino gekürzten Fassungen meist schon. Aber nicht jeder DC ist der Kinofassung überlegen.
Zitat von Grubert im Beitrag #25Nee, das ist für mich einfach eine schwache und vollkommen überflüssige Szene. Die den Film unnötig aufhält. Sie ist auch an sich, rein von der Inszenierung her, mit die Schwächste des Films. Ich habe mich nie gefragt wo die 3 Typen herkommen. Wozu auch? Es war doch klar daß die nur dafür da waren von vorne umgelegt zu werden, damit Tuco sich von hinten anschleichen kann. Ich frage mich ja z.B. auch nicht wo Eastwood den armen Shorty aufgetrieben hat, der als Tuco Ersatz beim Hänge-Spiel herhalten musste. Ähnliches gilt aber auch für die neue Szene in der Clint und LvC nachts lagern und Lees Leute auftauchen. Ebenfalls schwach und überflüssig
Mit der selben Logik müsste man alle anderen neuen Szenen ebenso rausschneiden. Beginnend mit der Lazerett-Szene (die ich absolut wichtig finde), über die Szene, wo Tuco am Lagereingang abgewiesen wird, bis hin zu der längeren Fassung mit dem betrunkenen Captain. Klar sind es alles Dialogszenen, aber bereits die Kinofassung ist doch stetig durchbrochen durch kontemplative Einschübe. Genauso das macht den Filmstil aus. Dass eine Extended Version den Film nicht rasanter macht, ist eigentlich klar.
Für mich ist die Sache relativ einfach zu fassen: "DC"s haben immer ihre Berechtigung, da es laut Definition die Fassungen sind, die der Regisseur haben wollte. Das muss man so respektieren. "Extended Versions" hingegen, sind oft vom Studio nachträglich gebastelt worden und haben rein kommerzielle Hintergründe. Leider werden Sie häufig fälschlich als DC bezeichnet, teilweise sogar vom Studio. Die bei uns bekannte Kinoversion von TGtBatU wurde bekanntlich nicht von Leone so geschnitten, sondern von den United Artists. In Italien lief immer schon eine andere Fassung, also ist die UA-Version alles andere als authentisch.
Akira Kurosawa hat mal gesagt (sinngemäß): "Wie beeindruckend eine Szene für sich genommen auch sein mag, wie mühsam es auch war, sie zu drehen, und wie wichtig sie einem auch vorkommen mag: Wenn man sie schneiden kann, ohne den Film dadurch schlechter zu machen, sollte man das immer tun!"
Ja, der Regisseur selbst kann sie schneiden. Nicht der Verleih. Und ob der Film dadurch schlechter wird, ist eben auch ziemlich subjektiv. Hinzu kommt noch, dass das italienischen Kino häufig aus so genannten Set-Pieces besteht. Dies sind genau solche Szenenfolgen, die für sich genommen höchst beeindruckend sind. Unter Akiras Prämisse könnte man jede einzelne davon schneiden, aber dann bliebe nicht viel Film übrig. Ergo: Hochtrabendes Statement ohne jeden praktischen Wert.