Off-topic, aber welch eine Ironie in seinen Worten: "Es hieß damals auch noch nicht Synchronschaupieler, sondern Synchronsprecher." Und an anderer Stelle dann: "Bei den unter 40jährigen sind es eigentlich nur die erwachsen gewordenen Synchronkinder, die tip-top synchron sind, manchmal allerdings Probleme haben, etwas zu spielen..." Bei dem einen oder anderen Akteur heutzutage wäre ich mit der Bezeichnung "Synchronschaupieler" in der Tat äußerst vorsichtig.
Bernd Rumpf war für mich immer einer der ganz großen. Mein Erstkontakt auf Clooney (hätte man gerne etablieren können), für mich der passendere Liam Neeson und nach langem Hin- und Her die perfekte Wahl für Alan Rickman. Auch seine Nachsynchros auf Martin Landau und Patrick McGoohan werden mir unvergesslich bleiben. Er brillierte bei seinen Rollen vor allem durch Haltung, die sein Spiel auf jedem seiner Darsteller einzigartig machten.
Wir Freunde und Förderer von nr6de standen mit Bernd Rumpf und seiner Frau Roswitha Rumpf-Dost seit der Zusage zum Jubiläumsevent am 12. Oktober in Verbindung. Der Kontakt mit Bernd bestand seit der Nachsynchro der vier Nummer 6 Folgen 2010 durch ARTE. Gern wollte er mal mit uns nach Portmeirion in Wales reisen oder unsere Treffen besuchen, aber der volle Terminkalender ließ es nicht zu.
Bernd und Roswitha hatten sich auf das Treffen in Gießen gefreut und wollten anschließend nach Italien weiterfahren, um Urlaub zu machen. Es kam leider anders. Die schwere Krankheit holte ihn wieder ein und nahm beide gefangen. Bernd wusste, wie es um ihn stand und dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt. Der Krankheitsverlauf entwickelte sich rapide zum Schlechteren. Bald wurde klar, dass eine Reise nicht mehr in Frage kommt. Roswitha bat uns, die Absage bekannt zu geben, aber keine Einzelheiten zu nennen. Das haben wir respektiert.
Ein angedachtes Interview mit Bernd zu Hause oder in einem Studio kam nicht zustande. Aber er war zu einem schriftlichen Interview in der Klinik bereit, bei dem seine Frau ihm unsere Fragen stellte. Das war eine Woche vor seinem Tod. Wir schickten ihm auch Autogrammkarten für das Nummer 6 Jubiläum. Doch seine Kräfte waren schon zu schwach und er war nicht mehr in der Lage sie zu signieren. Der Wille war da, aber sein Körper konnte nicht mehr. Die letzten Tage verbrachte er in einem Hospiz in Berlin. Am 1. Oktober wurde er erlöst und konnte im Frieden gehen.
Bernd hat seine Arbeit geliebt und er war mit Leib und Seele dabei. Was er gemacht hat, tat er mit Überzeugung, Einfühlungsvermögen und Leidenschaft. 47 Jahre war seine Frau Roswitha an seiner Seite und hat seine Arbeit unterstützt und mitgetragen. Jede berufliche Herausforderung gab ihm Auftrieb und neue Motivation. Das Interesse an seiner profunden Arbeit gab ihm Mut und Zuversicht, selbst in den letzten Wochen und Tagen.
Bernds Frau Roswitha hat die Beiträge im Synchron-Forum gelesen und sie ist dannkbar für die Anerkennung und Wertschätzung der künstlerischen Arbeit ihres Mannes. Sie lässt ausdrücklich allen danken, die sich hier lobend zu Wort gemeldet haben. Das gibt ihr Trost in der Trauer.
Am 12. Oktober würdigen wir „50 Jahre Nummer 6 / The Prisoner“ mit einer Jubiläumsveranstaltung in Gießen. Dabei werden wir auch ein Memento für Bernd halten und sein letztes Interview veröffentlichen.
Im Media-Patenvideo vor zwei Jahren hat er noch gesprüht vor Energie und Humor - und nun musste er gehen, mit erst Anfang Siebzig, für mein Empfinden zu früh... Als mir gerade dieser Betreff ins Auge sprang, war ich schon recht betroffen von seinem wahrscheinlich sehr plötzlichen Tod.
Er wird mir besonders für Liam Neeson fehlen! Für Alan Ricman als Snape war er ein wunderbarer und würdiger "Nachfolger" von Erich hallhuber. Behalten wir ihn durch seine zahlreichen Synchronrollen in Erinnerung!
In dem Interview Anfang des Jahres, was ich hier verlinkt hatte klang er auch noch ganz gut und hat so wie ich sehe bis zur ersten Jahreshälfte noch synchronisiert. Wenn dann muss Rumpf durch die Erkrankung in den letzten Monaten enorm abgebaut haben. Hoffentlich musste er nicht zu lange leiden.