Als aktuellstes Beispiel hätten wir noch Joachim Kerzel, der im Trailer von "Those about to die" plötzlich wieder auf Anthony Hopkins zu hören war. Ansonsten stammen seine letzten Synchronrollen aus dem Jahr 2021 und außerdem wurde er auf seinen Stammschauspielern seitdem von anderen Sprechern abgelöst.
Hans Dieter Zeidler gehörte vielleicht nicht zur Oberliga, aber über Jahrzehnte hinweg war er in Berlin relativ präsent, wie ein Blick in die Synchronkartei zeigt. Das änderte sich 1978 relativ abrupt; danach war er einige Jahre gar nicht mehr verzeichnet, erst um 1983 herum gab es wieder eine Reihe von Synchronrollen und dann nur noch eine einzige (Rod Steiger in "The Bomber Boys"). Laut Wikipedia starb Zeidler 1998 in Zürich; in Langen Müllers "Schauspieler-Lexikon der Gegenwart" von 1986 heißt es, dass er 1978 Mitglied des Ensembles am Zürcher Schauspielhaus wurde, dies zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Buches noch war und 1983 ein Gastspiel in Bonn gegeben habe. Von Bonn nach Berlin sind es zwar einige hundert Kilometer; aber es fällt auf, dass er genau zu dieser Zeit plötzlich wieder einige Rollen in Spielfilmen und Serien hatte. Ob er einen Abstecher an die Spree machte und dabei Lust bekam, sich ein kleines Zubrot zu verdienen? Da er zuvor niemanden wirklich regelmäßig synchronisiert hatte und auch viel in Nebenrollen besetzt wurde fiel ihm ein Ausstieg aus der Branche 1978 möglicherweise nicht so schwer.
Hans_Dieter Zeidler hat auch in 1981 noch (in Berlin) synchronisiert, seine Hauptrolle als "Captain Baines" in der britischen Dramaserie "THE ONEDIN LINE" dürfte er noch bis Frühjahr/Sommer 1981 gehabt haben, wobei es meist auch nur ca. 10 Folgen pro Jahr (1977 bis 1981) waren.
Danke für den Hinweis auf diese mir bisher unbekannte Serie! Dann ist es natürlich komisch, dass er für diese noch in Berlin ins Studio kam, für Spielfilme dagegen jahrelang nicht mehr.
Die ersten drei Staffeln von "ONEDIN LINE" wurden zwischen 1972 und 1974 in Berlin aufgenommen, bevor es ab 1977 (jährlich mit ca. 10 Folgen) weiterging. Vielleicht hat der Regisseur ihn freundlich gefragt, ob er seine Rolle in den Folgejahren (ab 1977) noch einmal aufnehmen wolle - falls er denn Zeit hätte (bevor ein neues Sprecher-Casting hätte passieren müssen)?
Ein richtiger Ruhestand war das bei Knorn eher nicht. Der war nur schwerer verfügbar gewesen, weil er im Ausland gelebt hatte. Bei Digimon war er immer noch an Bord gewesen, sofern man ihn unbedingt nach Deutschland einfliegen ließ. Ist so wie damals mit Ronald Nitschke, den man auch nur noch für Tommy Lee Jones geholt hatte, weil er eine zeitlang in den USA gelebt hatte.
Insofern würde ich da Sprecher, die kaum noch verfügbar sind, weil die ins Ausland gezogen sind da eher rausnehmen. Ein Ruhestand ist da nochmal was anderes.
Ähnlich sehe ich es bei Zeidler, da ein kompletter Umzug nach Zürich zu dieser Zeit den faktischen Ausstieg aus der hiesigen Synchronbranche bedeutet haben dürfte. Natürlich gab es damals auch schon X-en, aber das scheint eher bei der Selbstsynchronisation von deutschsprachigen Stars angewandt worden zu sein- besonders, wenn diese im Ausland lebten (etwa Curd Jürgens). Hinzu kommt noch, dass Zeidler eigentlich niemanden regelmäßig gesprochen hat und auch öfter in Nebenrollen zu hören war, so dass hier auch keine Kontinuität einzuhalten gewesen wäre (abgesehen von der von Griz erwähnten Serienrolle).
Dass er um 1996 dann noch einmal auf Rod Steiger besetzt wurde erscheint daher überraschend, wenn das tatsächlich seine erste (und einzige) Arbeit nach über zehn Jahren Pause war; zumal Steiger zu dieser Zeit öfter Beckhaus und Teuscher hatte.