Gab es in der Synchrongeschichte eigentlich überhaupt schon einmal den Fall, dass ein Sprecher nach seinem Abschied in den wohlverdienten Ruhestand doch für eine Rolle wider Erwarten zurückgekehrt ist?
Als einziges Beispiel würde mir da evtl. nur Rolf Schult einfallen. Dieser war (soweit ich weiß) schon 10-15 Jahre vor seinem Tod offiziell "im Ruhestand", ist aber immer mal wieder gerne für Filme von Robert Redford und Patrick Stewart vor das Mikro gekommen.
Weiß aber nicht, ob das Beispiel so richtig passt. Kennt ihr weitere Fälle - oder hat sich das bisher kaum ereignet?
Meines Wissens ist Rolf Schult lediglich für einen kurzen Gastauftritt von Patrick Stewart in dem "X-Men"-Spin-Off "Wolverine" aus dem Ruhestand zurückgekehrt. Die größeren Rollen von Stewart und Redford hat zu dem Zeitpunkt schon Kaspar Eichel übernommen.
Hallgard Bruckhaus ist für die Nachsynchro von "Alien 3" noch einmal hinters Mikro getreten. Da dürfte es allerdings noch ein paar Fälle geben.
Kommt denke ich drauf an wie man "Ruhestand" definiert. Willi Röbke oder Santiago Ziesmer sind etwa auch im "Ruhestand" und trotzdem machen sie hin und wieder oder gar regelmäßig noch Synchron, wenn auch nicht mehr so oft wie vor 10 Jahren.
Wenn aber schon Patrick Stewart genannt wird. Ich würde da Ernst Meincke noch in diese Kategorie zählen. Auch wenn er die letzten Jahre sporadisch mal wieder etwas im Synchron tätig war würde ich ihn nicht mehr als aktiven Synchronsprecher betrachten. Dafür empfand ich ihn noch vor 10 Jahren als deutlich präsenter im Synchron. Mit "Star Trek: Picard" ist er nach langer Zeit wieder mal für eine Hauptrolle "zurückgekehrt".
Tja, wie ist "Ruhestand" definiert? Dass Santiago Ziesmer sich in Ruhestand begeben hätte, wäre mir neu - meines Wissens ist er regelmäßig als Hörspielsprecher für Holysoft aktiv. Wenn's nur um Synchronisation an sich geht, ohne dass der jeweilige Schauspieler sich aus dem Beruf als solches zurück gezogen hätte, gäbe es aus dem klassischen Bereich die Beispiele Rolf Ludwig und Fred Düren. Beide noch Jahrzehnte im Theater, beim Film und im Hörspiel sehr aktiv, hatten sich aus der Filmsynchronisation schon seit Jahren komplett zurück gezogen (nach auch hier arbeitsreichen Jahren), als sie ein letztes Mal ins Studio zurück kehrten - Ludwig 1979 in "Dick Turpin" und Düren 1974 in "Kalina Krasnaja" (angesichts dieses Meisterwerks war es sicher nicht so schwer, ihn zu überreden).
Zitat von Dark_Blue im Beitrag #6Zählen Manfred Lehmann und Joachim Kerzel dazu? Die beiden Herren sind im Synchron auch eher sporadisch unterwegs bzw. nur für ihre Schauspieler.
Dann könnte man noch Jürgen Thormann und Christian Brückner hinzufügen. Die beiden sind auch "nur" noch auf ihren Stammschauspielern zuhören (mit wirklich wenigen Ausnahmen).
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #5Tja, wie ist "Ruhestand" definiert? Dass Santiago Ziesmer sich in Ruhestand begeben hätte, wäre mir neu - meines Wissens ist er regelmäßig als Hörspielsprecher für Holysoft aktiv.
Ja, Ziesmer ist noch rege aktiv. Er selber hatte mal auf die Frage wann er sich in den Ruhestand begibt mal geantwortet, dass er de facto schon im Ruhestand ist, aber trotzdem noch gerne weiter arbeitet. Von daher denke ich, dass er sein Arbeitspensum entsprechend daran anpassen wird inwieweit er noch Lust auf die ganze Arbeit hat und ihn auch nicht allzu sehr vom Umfang überfordert. Im Grunde genommen wie einige andere Sprecher auch. Sozusagen ein gemächliches ausfahren statt Vollbremsung. Da macht es jeder entsprechend anders. Als Außenstehender wäre Ziesmer gefühlt wohl noch nicht im Ruhestand und für mich auch nicht.
Interessant ist da noch der Fall Torsten Sense. Er hatte sich anfangs der 2000er Jahre vom Synchron zurückgezogen (auch wenn ich das jetzt nicht als Ruhestand bezeichnen würde, sondern eher eine lange Pause) und ist nach einem Jahrzehnt wieder umfangreich zurückgekehrt ins Synchrongeschäft.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #5Tja, wie ist "Ruhestand" definiert?[...] Wenn's nur um Synchronisation an sich geht, ohne dass der jeweilige Schauspieler sich aus dem Beruf als solches zurückgezogen hat[...]
Uns hier im Forum geht es jedenfalls cor Allem um ihre Arbeit im Synchronbereich (und in Hörspielen und -büchern), vom Off-Topic-Faden abgesehen. Koboldsky geht es wohl um Leute, die mit der Arbeit im Synchronatelier aufgehört hatten, später aber wieder aus irgend einem Grund weitergemacht haben. Das trifft ebem beispielsweise auf Jürgen Prochnow zu, der bekanntlich vor vielen Jahren einige Male Stallone und einmal Alec baldwin sprach (lt. SK). Inzwischen hat er ihm in drei Filmen erneut seine Stimme geliehen (möglicherweise steht er ja für weitere Einsätze für ihn zur Verfügung). Auch seine letzte Selbstsynchro liegt fünf Jahre zurück.
Und z.B. Hansi Jochmann ist seit ca. drei Jahren im "Schauspielerinnen-Ruhestand". Sie macht allerdings (zum Glück) mit Jodie Foster weiter und hatte demnach außerdem 2019 Charlayne Woodard in "Glass".
Das ist eine interessante Frage und selbst für mich nicht so leicht zu beantworten.
Ich meinte den hypothetischen Fall, dass jetzt z. B. etwa Norbert Gescher nach langer Auszeit plötzlich für einen kurzen Gastauftritt von Steve Martin wieder vor das Mikro treten würde (obwohl Gescher schon seit 2011/12 im Ruhestand ist).
Hoffentlich habe ich das einigermaßen verständlich ausgedrückt...
Schon klar, aber Gescher ist (wenn ich es nicht falsch mitbekommen habe) generell als Schauspieler in Rente gegangen, wie Thomas Danneberg (aus gesundheitlichen Gründen) ebenfalls. Bei Karin Buchholz sehe ich die Definition "Ruhestand" auch ein, bei anderen aber weniger. Kürzer getreten ja, aber Ruhestand ist dann vielleicht doch was Anderes. Und wie gesagt - mein Beispiel bezog sich ja auf einen Synchron"ruhestand", obwohl beide Schauspieler in anderen Bereichen noch über Jahrzehnte aktiv waren. Damit habe ich vor allem ausloten wollen, wie präzis die Prämise tatsächlich ist.
Gescher war wohl aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand getreten. Der Klang zuletzt auch nicht mehr so gut.
Meinem Eindruck nach bleiben ältere Sprecher im Ruhestand, wenn sie von sich aus konsequent einen Schlussstrich ziehen. Dann gibt es wie gesagt die Leute, wo die Zahl ihrer Synchronrollen mit dem Alter so langsam sich ausdünnt, aber an sich immer noch aktiv bleiben. Am wahrscheinlichsten wäre theoretisch eine Rückkehr von Sprechern, die im Synchronbereich schon seit längerem kaum noch aktiv sind, aber durchaus noch am Theater oder mal vor der Kamera oder anderweitig. Nur fällt mir dazu gerade kein Fall ein. Vielleicht könnte man Sigmar Solbach in diese Kategorie zählen.