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Dieses Thema hat 86 Antworten
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Norbert


Beiträge: 1.606

11.09.2009 10:17
#61 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Zitat von Stahlnetz
Bei der Serie "Quincy" kastrierten sie mindestens zwei der 70 minütigen Langfolgen auf 46 Minuten "normale" Serienlänge und bei "Der Chef" beschnitt man den 93 minütigen Pilotfilm (der von der ARD in voller Länge gezeigt wurde!!!) auf 55 Minuten und synchronisierte diese auch noch neu. Und zum Glück "entschärft" und verfälscht die Synchro der Privaten ja grundsätzlich nichts, wie z.B. beim "A-Team", wo bei einer der RTL-Folgen Faceman aus dem Fenster eines Hochhauses geworfen wurde (er landete natürlich im großen Swimmingpool darunter) und der Bösewicht in der Originalfassung eiskalt zu seinem Handlanger sagte: "Ich wußte gar nicht, daß dort unten ein Pool ist". Was machte die laue RTL-Fassung daraus?! "Naja, hat er halt ein Bad genommen" oder etwas in dem Sinne.

QUINCY wurde von RTL nicht heruntergeschnitten - die "Standardfassungen" der 70minütigen Langfolgen stammt aus den USA. Man kann RTL also nicht die Kürzungen an sich vorwerfen, sondern lediglich die Tatsache, nicht die Langfolgen erworben zu haben. (Interessanterweise ist etwas ähnliches Jahre zuvor bei COLUMBO vorgekommen - die 90minütigen Folgen wurden in den USA auch zu 70minütigen Standardepisoden gerafft, von denen es auch welche nach Deutschland geschafft haben. Seltsamerweise möchtest du die Verantwortlichen der ARD hierfür nicht virtuell teeren und federn, obwohl sie sich bei diesen COLUMBO-Folgen nichts anderes geleistet haben als RTL später bei zwei QUINCY-Folgen.) Der Pilotfilm von CHEF wurde ebenfalls schon in den USA als Kurzfassung nachbearbeitet (in Frankreich ist er ebenfalls nur in der Kurzfassung erhältlich); da in der deutschen DVD-Box die regulären Folgen allesamt 48 Minuten laufen, obwohl sie von der ARD jeweils auf eine knappe Dreiviertelstunde gekürzt wurden, kann man auch davon ausgehen, dass eine Veröffentlichung der Urfassung des Piloten ursprünglich geplant war (bei cinefacts.de hieß es, rechtliche Gründe hätten dies bislang verhindert). DAS A-TEAM wurde bei RTL mit zahlreichen Kalauern versehen - sozusagen Rainer Brandt-Stil. Komisch, dass eine Kalauersynchronisation nur dann für gut befunden wird, wenn sie auf das Konto von Rainer Brandt geht. Die ARD hat übrigens beim A-TEAM die Vietnamvergangenheit wegsynchronisiert. Tatsächlich gefallen mir die Dialoge der RTL-Folgen besser als die der ARD-Folgen, während die Sprecherauswahl bei der ARD mehr meinen Geschmack trifft (Murdock klingt bei RTL viel zu normal).

Norbert


Beiträge: 1.606

11.09.2009 10:21
#62 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von Pete
Und nochmals zu "Mit Schirm, Charme...": Man hätte eventuell auch mehr Folgen mit Tara gezeigt, wenn die Teile gut angekommen wären!

Komisch ist nur, dass in Frankreich schon in den 70ern die meisten Tara King-Folgen gezeigt wurden, obwohl Emma auch dort die Nummer 1 war und ist. (Tara kommt in der Gunst der französischen Fans in der Regel nicht nur nach Emma, sondern auch nach den NEW AVENGERS, bildet also das Schlusslicht bei den synchronisierten Folgen!)

Zitat von Pete
P.S.: Dass mit der Enterprise als Kinderserie ins Programm genommen stand z. B. mal auf der Hülle der VHS-Kassette von "Schablonen der Gewalt". Ich weiß aber selbst auch, dass es durchaus falsche Gerüchte geben kann! Zudem hiess es irgendwo, dass deswegen auch bestimmte Dialoge ins Witzig/Komische umgeschrieben wurden.

Schau' dir ein paar ZDF-Folgen an - die Dialoge passen nicht zu einer Kindersendung. Außerdem lief die Serie zunächst samstags um 17.45, dann um 18.00; die Wiederholungen kamen sonntags um 18.15, dann - nach einer mehrjährigen Pause - montags gegen 18.05 und schließlich mittwochs gegen 18.05. Keiner dieser Sendeplätze war je fürs Kinderprogramm vorgesehen - es handelte sich um das Werberahmenprogramm. Das ZDF strahlte RAUMSCHIFF ENTERPRISE in dem Zeitfenster aus, in dem es in den USA am erfolgreichsten war.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 14.847

11.09.2009 10:24
#63 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von Pete
Und nochmals zu "Mit Schirm, Charme...": Man hätte eventuell auch mehr Folgen mit Tara gezeigt, wenn die Teile gut angekommen wären!


Soweit ich das im Gedächtnis habe, sind alle Peel-Folgen, die das ZDF kaufte, ad hoc synchronisiert und gesendet worden (bis auf "Forget-Me-Not"), also wahrscheinlich auch auf einen Hieb ausgewählt und angekauft - und das waren deutlich mehr als 10 Folgen. Das ZDF hatte von vornherein offensichtlich nicht sehr viel Zutrauen in die neue Darstellerin, mit den tatsächlichen Quoten hatte es, scheint mir, weniger zu tun.

Gruß
Stefan

Stahlnetz



Beiträge: 230

11.09.2009 16:57
#64 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Zitat von Norbert
QUINCY wurde von RTL nicht heruntergeschnitten - die "Standardfassungen" der 70minütigen Langfolgen stammt aus den USA. Man kann RTL also nicht die Kürzungen an sich vorwerfen, sondern lediglich die Tatsache, nicht die Langfolgen erworben zu haben.



Dann frage ich mich allerdings, weshalb gerade diese beiden einstigen Langfassungen im O-Ton auf den heimischen DVDs so zerstümmelt klingen an den entsprechenden Schnittstellen, während die gleichen Übergänge in der RTL-Synchro "sauber" laufen. Solche Patzer hätten sich die Amis bei den Kürzungen ganz sicher nicht geleistet (wäre drüben so ja gar nicht sendefähig gewesen), daher meine begründete Vermutung, daß hier eben doch RTL zur Schere griff und nicht nur bereits gekürztes Material synchronisieren ließ. Aber geschenkt, Norbert.

Es zweifelt ja auch niemand an, daß bei ARD und ZDF quantitativ deutlich mehr geschnitten wurde wie später bei den Privatsendern, doch eben auch diese griffen gerne mal zur Schere, selektierten einzelne Folgen, Pilotfilme oder Langfolgen (z.B. bei "CHiPs" die Episode "The Greatest Adventures Of CHiPs") und entschärften nicht selten Dialoge durch die Synchro. Und wenn einem diese Praxis bei den öffentlich rechtlichen Sendern mißfällt, dann müßte man sie doch bei den Privaten in gleichem Maße kritisieren und nicht damit schönreden, daß dort jene Umstände ja nur seltener vorkamen. Weder waren ARD und ZDF nur gut und die Privaten nur schlecht oder umgekehrt. Sie sind - wie Hauptwachtmeister schon sehr richtig feststellte - von der rechtlichen Struktur aber grundverschieden, insofern hinkt ein direkter Vergleich schon mal immer. Auch das darf man nicht vergessen, wenn wir uns hier aus reiner Zuschauersicht lediglich die Umstände und Details der reinen Unterhaltungsprogramme um die Ohren schleudern...

Gruß
Stahlnetz

Pete


Beiträge: 2.799

11.09.2009 21:20
#65 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Von "Ufo" scheint es die deutschen Spielfilmfassungen ja auch noch zu geben (zumindest 1 Ausstrahlung wurde ja auf dieser Seite für 1996 bei Pro 7 genannt!). Vielleicht laufen sie dann doch auch mal wieder! Danke, Stahlnetz!

Nein, die DVD-Boxen von "Starsky & Hutch" habe ich nicht. Dann wurde also auch in den Gewaltszenen gesprochen, dass man feststellen konnte, dass das ZDF sie beibehielt?

Ja, es scheint so als hätte das ZDF schon von vornherein weniger Vertrauen in Tara King gesetzt, nach dem großen Erfolg von Emma! Wären die Tara King-Folgen aber erfolgreicher gelaufen und auch das ist ja an den Quoten gemessen (laut dem Buch "Mrs. Peel, wir werden gebraucht waren die King-Folgen in Frankreich wohl trotzdem ein großer Hit im Vergleich zu zumindest den meisten anderen Ländern wie Deutschland) , hätte man während der Ausstrahlung oder danach jedoch vielleicht doch noch mehr gekauft, synchronisiert und gesendet- aber ich habe wirklich keine Ahnung, denn die Sendeplanung war damals für viele Serien sowieso bewusst nur kurz bemessen!

Interessant! Gab es auch 90-Minüter von "Columbo" die erst RTL gleich in Originallänge sendete in 70-Minuten-Kurzfassungen?

P. S.: Das arme "Tennisschläger- und Kanonen-Thema"! Da sind wir inzwischen mal wieder total davon abgekommen!

Gruß

Pete

Stahlnetz



Beiträge: 230

12.09.2009 04:04
#66 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Zitat von Pete

Nein, die DVD-Boxen von "Starsky & Hutch" habe ich nicht. Dann wurde also auch in den Gewaltszenen gesprochen, dass man feststellen konnte, dass das ZDF sie beibehielt?



Eine sehr berechtigte Frage, Pete, damit hast Du zielsicher den (hoffentlich einzigen) Schwachpunkt meiner diesbzgl. Aussage erkannt. Wenn gerade die Fäuste sprechen oder heftig mit Blei "argumentiert" wird, ist hochgeistige Konversation natürlich rar. Da aber bei der heimischen Synchro sehr häufig auch die Kampflaute (heftiges atmen, stöhnen, keuchen) eingedeutscht wurden, kann man sich bei vielen dieser Szenen durchaus sicher sein, daß sie vom ZDF damals auch gesendet wurden, sonst hätte man sie schließlich gar nicht erst vertonen lassen. Gleiches gilt für Schießereien, wenn lautreich von Deckung zu Deckung gehechtet wird. Gerade die ZDF-Synchro legte den beiden Akteuren bei solchen Gelegenheiten ja gerne auch noch einen flapsigen Spruch auf die (Off) Lippen.

Um aber einen wirklich nahtlosen "Beweis" antreten zu wollen, müßte man schon beide Fassungen aufwändig Bild für Bild vergleichen, um mit Sicherheit auch die kleinsten Zensurschnitte noch aufzuspüren. Das habe ich natürlich nicht gemacht. Dennoch bleibe ich anhand der DVD-Boxen bei meiner Kernaussage, daß hier weit weniger reine Gewaltszenen vorenthalten wurden, wie das ZDF seinerzeit selbst behauptet hat. Unerwünschte Dialoge und andere unerwünschte Szenen (z.B. aus dem Drogenmilieu) fielen weit häufiger der Schere zum Opfer.

Gruß
Stahlnetz

kogenta



Beiträge: 1.975

12.09.2009 07:19
#67 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

In Antwort auf:
... lief die Serie zunächst samstags um 17.45, dann um 18.00; die Wiederholungen kamen sonntags um 18.15, dann - nach einer mehrjährigen Pause - montags gegen 18.05 und schließlich mittwochs gegen 18.05. Keiner dieser Sendeplätze war je fürs Kinderprogramm vorgesehen ...


STAR TREK war sicher nicht für 6jährige Kinder gedacht wie LASSIE oder FLIPPER, aber die von Dir genannten Sendezeiten gegen 18 Uhr im Wechsel mit Serien wie TARZAN und DAKTARI sprechen doch eine deutliche Sprache. Ältere Kinder und Jugendliche waren das Zielpublikum, ähnlich wie bei den Godzilla-Filmen in den Matinee-Vorstellungen der Kinos!

"Im Weltall herumzufliegen, das ist was für die Jugend" sagt Captain Kirk in irgendeiner Folge. Die ernstzunehmenderen Science-Fiction-Serien für Erwachsene wie UFO und INVASION VON DER WEGA liefen nämlich um 21 Uhr im Abendprogramm.

Das war bei Western-Serien ähnlich: BONANZA am späten Nachmittag, HIGH CHAPARRAL im Abendprogramm.

Auch bei der Kontinuität einzelner Folgen gab man sich früher oft Mühe: So liefen z.B. die Bonanza-Folgen AUF WALTER IST VERLASS und WALTER UND DIE BANDITEN (die aus 2 verschiedenen Staffeln stammen!) im ZDF direkt hintereinander. Wogegen es die Privat-Sender bei den Serien UNSERE KLEINE FARM und BEZAUBERNDE JEANNIE jahrelang (vermutlich bis heute) nicht geschafft haben, inhaltlich zusammenhängende Folgen in der richtigen Reihenfolge zu senden.

Norbert, Du bist sauer auf ARD/ZDF, weil bei Deiner Lieblingsserie STAR TREK vom ZDF anscheinend 2 oder 3 grobe Schnitzer gemacht wurden. Daraus aber zu schließen, daß früher alles eine einzige Katastrophe war und heute alles zum Besten steht, ist natürlich totaler Unsinn!
Man hat sich früher mindestens genausoviele Gedanken gemacht wie heute, und Fehler passieren halt, damals wie heute.
Und man sollte auch berücksichtigen: es geht hier um eine relativ 'belanglose' Serie, da waren sicher nicht die Spitzenkräfte des ZDF mit befaßt, eine solche Wichtigkeit hat man einer Vorabendserie gewiß nicht beigemessen.

------------------

MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE wurde im ZDF übrigens mehrfach wiederholt, sogar nachmittags in 'bearbeiteten Fassungen'. Da fehlte dann bei der Roboter-Folge so ziemlich alles, was Kinder erschrecken könnte.

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Gekürzte COLUMBO-Folgen wurden von der ARD geschnitten, zunächst von 90 auf 70 min, später dann nochmals von 70 auf 60 min für's regionale Vorabend-Programm. Kein Ruhmesblatt für die ARD, aber auch nicht das Todesurteil. Nicht das ich mich für Kürzungen aussprechen will, aber manch langatmige Folge oder auch manch langatmiger Spielfilm würde durch Kürzungen deutlich an Qualität gewinnen. Längere Fassungen sind nicht automatisch besser!

Geringfügige Kürzungen (z.B. von 48 auf 45 min) stören mich jedenfalls erheblich weniger als permanente Werbeunterbrechungen und abgeschnittene Nachspänne oder 16:9 Sendungen alter Serien, wo 25 Prozent des Bildes unterschlagen wird ('Kürzung' um 25 Prozent, sozusagen).

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 14.847

12.09.2009 09:22
#68 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von kogenta
"Im Weltall herumzufliegen, das ist was für die Jugend" sagt Captain Kirk in irgendeiner Folge.


Leider in keiner Folge, sondern im Kinofilm "Der Zorn des Khan" (und Uhura reagiert erstaunt mit "Was sollte das nun wieder?"), aber trotzdem stimme ich zu

Zitat von kogenta
Ältere Kinder und Jugendliche waren das Zielpublikum, ähnlich wie bei den Godzilla-Filmen in den Matinee-Vorstellungen der Kinos!


Zitat von kogenta
Gekürzte COLUMBO-Folgen wurden von der ARD geschnitten, zunächst von 90 auf 70 min, später dann nochmals von 70 auf 60 min für's regionale Vorabend-Programm. Kein Ruhmesblatt für die ARD, aber auch nicht das Todesurteil. Nicht das ich mich für Kürzungen aussprechen will, aber manch langatmige Folge oder auch manch langatmiger Spielfilm würde durch Kürzungen deutlich an Qualität gewinnen. Längere Fassungen sind nicht automatisch besser!


Hier hat die ARD wirklich gekürzte Master aus den USA bekommen, zumindest bei "Etüde in schwarz" ist dies zweifelsfrei zu beweisen, wenn man beide Fassungen miteinander vergleicht: Mehrere Szenen haben unterschiedliches Bildmaterial (!), die Unterhaltung zwischen Falk und Cassavetes auf der Freilichtbühne ist in der 70-Minuten-Fassung sogar deutlich länger (!!). Mehrere Szenen der 90-Minuten-Fassung sind definitiv verspätet nachgedreht worden (Cassavates' kürzere Haare!).
Mag sein, dass die ARD dann noch 5 Minuten herausschnitt, aber das anzunehmen ist nicht logisch. Warum wurden die Filme oder Serienfolgen (wie immer man es definieren will) in der einen Woche ungekürzt (72 min), in der nächsten gekürzt (59 min) ausgestrahlt, ohne dass ein Muster zu erkennen wäre? Die einzig logische Erklärung ist, dass einige Filme von vornherein in ihrer gekürzten Syndication-Fassung angeliefert wurden (so etwas passierte sicher nicht zum ersten und definitiv nicht zum letzten Mal). Wie gesagt - bei "Etüde in schwarz" ist es erwiesenermaßen so.

Gruß
Stefan

kogenta



Beiträge: 1.975

12.09.2009 17:34
#69 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

In Antwort auf:
Hier hat die ARD wirklich gekürzte Master aus den USA bekommen, zumindest bei "Etüde in schwarz" ist dies zweifelsfrei zu beweisen, wenn man beide Fassungen miteinander vergleicht: Mehrere Szenen haben unterschiedliches Bildmaterial (!), die Unterhaltung zwischen Falk und Cassavetes auf der Freilichtbühne ist in der 70-Minuten-Fassung sogar deutlich länger (!!). Mehrere Szenen der 90-Minuten-Fassung sind definitiv verspätet nachgedreht worden (Cassavates' kürzere Haare!).


Vermutlich ist dies eine der Folgen, die NACHTRÄGLICH auf Druck des Senders von 70 auf 90 min gestreckt wurden, um einen weiteren Werbeblock unterbringen zu können (nachzulesen im Columbo-Buch). Wenn die ARD damals die ursprüngliche 70 min Fassung* nahm, so deshalb, weil diese vermutlich stimmiger ist. Daß RTL später die Langfassung nachgereicht hat, ist somit gewiß keine Bereicherung. Wie ich oben schon sagte: Länger ist nicht automatisch besser.

Zum Schneiden bei Serien-Episoden im Allgemeinen: Die Länge eines Films ergibt sich ja aus dem Drehbuch, nur ist man bei Serien leider gezwungen, eine bestimmte Länge (z.B. 48 min) exakt zu erreichen. Die optimale Länge einer Episode dürfte aber jeweils etwa zwischen 40 und 55 min liegen, es muß also entweder gekürzt oder - vermutlich sehr oft - gestreckt werden. Anders als bei einem Spielfilm würde ich deshalb die Länge von 48 min nicht als die einzig wahre und unantastbare Fassung ansehen! Verlängern geht meistens nachträglich nicht, aber zum Strecken verwendete Sequenzen wieder rauszuschneiden, halte ich nicht nur für vertretbar, sondern sogar für ratsam!

Das ZDF hatte seinerzeit bei der Serie DER KOMMISSAR eine variable Episodenlänge zwischen 55 und 63 min, was natürlich besser ist als eine exakt zu erzwingende Länge, die zwangsläufig auf Kosten der Qualität gehen muß.

----------------------------

* Daß eine kürzere Fassung anderes Bildmaterial enthält, ist ja interessant. Also offenbar in einigen Szenen komplett anders geschnitten. Solch einen Fall kenne ich bisher nur einen: Beim Sam-Fuller-Film WEISSE BESTIE (TV: DER WEISSE HUND VON BEVERLY HILLS) gibt's das auch, kombiniert mit sinnentstellenden geänderten Dialogen, wodurch die kürzere TV-Version quasi ein anderer Film ist. Wer nur die kennt, hat den Film nicht wirklich gesehen!

Stahlnetz



Beiträge: 230

12.09.2009 18:12
#70 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Zitat von kogenta

Die ernstzunehmenderen Science-Fiction-Serien für Erwachsene wie UFO und INVASION VON DER WEGA liefen nämlich um 21 Uhr im Abendprogramm.



Richtig, kogenta, denn der heutige "Hype" der Fans und Medien um "Star Trek" samt all seinen Nachfolgeserien war zum Zeitpunkt des ZDF-Einkaufs der Serie ja noch gar nicht absehbar. Selbst in den USA hatte die Reihe bekanntlich einen schweren Start. Wer hätte also damals ahnen können, daß Jahrzehnte später ein eigenes Evangelium daraus entstehen würde und auch heimische Fans wie mit Saugrüsseln am Original-Text hängen, jedes Wort auf die Goldwaage legen und zum Teil Dinge dort hinein interpretieren, über die selbst Gene Roddenberry nur geschmunzelt hätte. Folglich behandelte das ZDF die Serie wie eine unter vielen jener Ära, schrieb sie einem vorwiegend jugendlichen Publikum als Hauptzielgruppe zu, schnitt und synchronisierte sie dementsprechend und plazierte sie auf einem dazu passenden Sendeplatz im mittleren Vorabendprogramm. Nicht mehr und nicht weniger oder neudeutsch ausgedrückt: "That simple!"

Bei der englischen Serie "UFO" standen die Dinge hingegen deutlich anders. Hier düste man schließlich nicht erst viele hundert Jahre später in der Zukunft etwas belächelt mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit von einer Ecke der Galaxie in die nächste oder schickte seinen Prachtkörper in Moleküle zerlegt auf die Reise, "UFO" spielte nur ganze 10 Jahre von der Gegenwart entfernt!!! Nach dem damaligen Zeitgeist lag das "bedrohlich" nahe an der Realität, was sich nicht mehr so leicht als "blühende Phantasie" verharmlosen ließ, schon gar nicht die behandelte UFO-Thematik mit seinen latenten Urängsten unter zahlreichen Menschen. Folglich ordnete das ZDF die Reihe vornehmlich einem ernsthaften Publikum zu und wählte auch einen entsprechend späten Sendeplatz. Schon der Synchro merkt man diesen höheren Stellenwert deutlich an, denn hier ließ man jegliche Art von flapsigen Sprüchen gänzlich weg und hielt sich erstaunlich eng an die originale englische Fassung.

Entfernt wurde aber rigeros alles, was auf die nur nahe Zukunft hinwies, sowohl im optischen wie auch im Bereich der Dialoge. Da ging das ZDF konsequent auf Nummer sicher, weil es seine Zuschauer mit der gezeigten Bedrohung nicht ängstigen wollte. Schon in der ersten Hälfte des Vorspanns wurde die mehrfach eingeblendete Jahreszahl 1980 durch den Schriftzug UFO ersetzt, wie ihn auch die O-Fassung einige Male zeigt - in der deutschen Fassung bekam man ihn so halt öfters zu sehen. Und die knapp 2 sekündige Anfangssequenz mit dem Entfernen der Augenhaftschale des Fremden wollte das ZDF seinen Zuschauern auch nicht "zumuten". Der Abspann war Marke "Eigenbau", wie häufig aus Kostengründen praktiziert in jener Zeit, und "paßte" so gleich hinter jede Folge. In der deutschen Fassung dauerte er auch nur ganze 22 Sekunden, während der originale rund eine Minute umfasste. Von den insgesamt 17 gezeigten Folgen wurden aber nachweislich "nur" 4 Episoden gekürzt, davon 2 Folgen zusätzlich inhaltlich verändert. Für damalige Verhältnisse und in Anbetracht des brisanten Thema also eine ausgesprochen gute Bilanz.

Gruß
Stahlnetz

Norbert


Beiträge: 1.606

12.09.2009 19:00
#71 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

UFO war Trash in Reinstform. Die Serie war eigentlich ziemlich primitiv und wurde lediglich deswegen im Abenprogramm ausgestrahlt, da sie vergleichsweise düster war. Dass RAUMSCHIFF ENTERPRISE als Kinderserie angesehen wurde, haben wahrscheinlich einige beinhart Trekkies in die Welt gesetzt, nachdem ihnen klar wurde, dass Kirk & Co. im Original nicht so lustig sind wie in Deutschland. Also hat man 1 und 1 zusammengezählt und 3 herausbekommen. (DIE ZWEI wurde in ähnlicher Weise bearbeitet, aber dort ist nie jemand auf die Idee gekommen, von einer Kinderserie zu sprechen.) Die direkte Vorgängerserie von RAUMSCHIFF ENTERPRISE war SOS CHARTERBOOT, später konnte man auf diesem Sendeplatz beispielsweise auch KUNG FU sehen. Das ZDF hat diese Serien ins Vorabendprogramm gesteckt, weil man Einschaltquoten brauchte, um die Werbezeit zu verkaufen. Es ging also nicht um Kinder, sondern um eine kaufkräftige Zuschauerschaft (heute würde man von der Altersgruppe 14 - 49 sprechen). Ein paar Jahre später hätten die Mainzer UFO höchstwahrscheinlich auch im Vorabendprogramm ausgestrahlt (wurde mit der Nachfolgeserie MONDBASIS ALPHA 1, deren erste Staffel deutlich düsterer ist als UFO, ja auch gemacht).

Norbert


Beiträge: 1.606

12.09.2009 19:03
#72 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von kogenta
Geringfügige Kürzungen (z.B. von 48 auf 45 min) stören mich jedenfalls erheblich weniger als permanente Werbeunterbrechungen und abgeschnittene Nachspänne oder 16:9 Sendungen alter Serien, wo 25 Prozent des Bildes unterschlagen wird ('Kürzung' um 25 Prozent, sozusagen).

Beim ZDF bekommst du alles davon - Kürzungen, Werbeunterbrechungen, fehlende Nachspänne und alte Serie auf 16/9 beschnitten.

kogenta



Beiträge: 1.975

12.09.2009 23:41
#73 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

In Antwort auf:
Beim ZDF bekommst du alles davon - Kürzungen, Werbeunterbrechungen, fehlende Nachspänne und alte Serie auf 16/9 beschnitten.


Heutzutage mag das sein, man passt sich leider im Kampf um die Quoten den üblen Sitten der Privatsender an. Dummheit siegt!

Und Norbert, ob Du es glaubst oder nicht: Bei der Erstsendung der Serie STAR TREK 1972 gab's im ZDF keine Werbeunterbrechungen, und die Werbung zwischen STAR TREK und den 19 Uhr Nachrichten war sehr kurz, sofern es überhaupt welche gab. Damit bröckelt Deine o.g. Theorie (STAR TREK als attraktives Programm für zahlungskräftige Werbekunden) ein bißchen ...

STAR TREK oder UFO oder INVASION VON DER WEGA - welche ist ernsthafter, welche ist trashiger?

Darüber kann man sicher geteilter Meinung sein, ich persönlich bevorzuge Science-Fiction-Serien/Filme, die auf der Erde spielen und auf einer mehr oder weniger 'realistischen' Grundkonstellation basieren. Denn das Hin- und Her-Reisen im Weltall ist nach den Gesetzen der Physik nicht möglich, außer im lokalen Bereich wie unserem Sonnensystem. Der Film 'Planet der Affen' thematisiert das realistisch: Nach mehrwöchiger Weltraumreise landet die Crew wieder auf der Erde, hier sind aber inzwischen 2000 Jahre vergangen. Raumfahrt im interstellaren Bereich ist immer eine Reise ohne Rückfahrkarte! Filme, die diese Tatsache ignorieren, kann ich deshalb niemals erstnehmen, leider gehört STAR TREK mit allen seinen Ablegern zu dieser Kategorie.

Versteht mich bitte richtig: nichts gegen STAR TREK & Co, ist ganz nett anzusehen, ist für mich aber eine Serie wie viele andere auch, nicht mehr und nicht weniger. Das wird auch durch die Tatsache belegt, daß die Autoren, Regisseure und Darsteller dieselben sind wie bei allen anderen zeitgleich entstandenen Serien. Daß die ausgerechnet bei der Arbeit an STAR TREK plötzlich alle von einem 'genialen Virus' infiziert waren, ist kaum anzunehmen.

Das 'Evangelium', wie Stahlnetz das so schön auf den Punkt bringt, das aus dieser Serie hervorging, ist doch wohl reiner Unsinn, sorry. Und Gene Roddenberry, der davor Drehbücher für Dutzende anderer Serien wie 'Die Leute von der Shiloh Ranch' geschrieben hatte, hat sich vermutlich insgeheim kaputtgelacht angesichts der Überinterpretationen und dem Ernst, mit dem 'seine' Serie in einigen Kreisen aufgenommen wurde.

Auweia, spätestens jetzt habe ich mich bei dem Einen oder Anderen unwiderruflich unbeliebt gemacht ...

Gruß, kogenta

PS: Kommen wir zurück zur Serie TENNISSCHLÄGER UND KANONEN.
Habe dieser Tage die Episode mit Gaststar Gene Hackman gesehen. Naja, der große Renner ist das nicht. Wurde zu Recht vom ZDF weggelassen.
Gene Hackman war auch in einer Folge INVASION VON DER WEGA dabei: als Außerirdischer verbrennt und verglüht er gleichzeitig in einer lichterloh brennenden Scheune. Gute Folge, vom ZDF leider verschmäht. Vermutlich zu unheimlich: Kinder spielen unwissend mit tödlichen Sporen zur Erzeugung außerirdischen Lebens.

Norbert


Beiträge: 1.606

13.09.2009 00:21
#74 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von kogenta
Bei der Erstsendung der Serie STAR TREK 1972 gab's im ZDF keine Werbeunterbrechungen, und die Werbung zwischen STAR TREK und den 19 Uhr Nachrichten war sehr kurz, sofern es überhaupt welche gab. Damit bröckelt Deine o.g. Theorie (STAR TREK als attraktives Programm für zahlungskräftige Werbekunden) ein bißchen ...

Meine Theorie bröckelt nicht im geringsten. 1972 liefen die Hauptnachrichten noch gar nicht um 19.00, sondern erst um 19.45. Die Serien liefen ab 17.45, eine Stunde später gab's Musiksendungen wie DISCO oder HITPARADE, eine weitere Stunde später die Nachrichten. Ich habe RAUMSCHIFF ENTERPRISE bereits bei der Erstausstrahlung im ZDF gesehen. Als 1973 das Schema geändert wurde und die Nachrichten schon um 19.00 anfingen, wurden die Serien am Samstag auf 18.00 angesetzt. Der Werbeblock zwischen Serie und Programmtafeln vor den Nachrichten dauerte einschließlich Mainzelmännchen etwa zehn Minuten. Unter einem sehr kurzen Werbeblock verstehe zumindest ich etwas anderes...

UFO ist von den drei Serien die mit Abstand trashigste. Es war die erste Realserie von Gerry Anderson, der bis dahin immer Marionettenserien drehte - unter anderem auch CAPTAIN SCARLETT, ebenfalls eine Invasionsserie. Und INVASION VON DER WEGA kann man mit den anderen Serien eher schlecht vergleichen. (Und die wenigsten dürften diese Serie noch kennen - schließlich liegt die letzte deutschsprachige Ausstrahlung dreißig Jahre zurück, die letzte deutsch sogar noch länger.) Wer Realismus sucht, sollte um den phantastischen Bereich einen möglichst großen Bogen machen.

Nachtrag: Das ZDF führte Unterbrecherwerbung im Vorabendprogramm 1982 ein - damals gab's noch gar keine kommerziellen Sender. (Und die Regionalprogramme der ARD unterbrachen ihre 50minütigen Serien sogar schon in den 70ern.)

kogenta



Beiträge: 1.975

13.09.2009 00:31
#75 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

In Antwort auf:
Und INVASION VON DER WEGA kann man mit den anderen Serien eher schlecht vergleichen. (Und die wenigsten dürften diese Serie noch kennen - schließlich liegt die letzte deutschsprachige Ausstrahlung dreißig Jahre zurück ...


Kleiner Tipp: INVASION VON DER WEGA (THE INVADERS) gibt's für 'nen Appel und nen Ei' in England komplett zu kaufen (z.B. http://www.amazon.co.uk).

In Antwort auf:
Wer Realismus sucht, sollte um den phantastischen Bereich einen möglichst großen Bogen machen.


Nichts gegen unrealistische Serien und Filme, aber diese dann zur Grundlage 'ernsthafter' Diskussionen und Philisophien zu machen, naja ...

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Farb-Legende: blau = Spekulation, orange = Trailer-Besetzung, grün = endgültige Besetzung, rot = Korrektur/Ergänzung zur endgültigen Besetzung


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