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Dieses Thema hat 86 Antworten
und wurde 11.272 mal aufgerufen
 Serien: Archiv
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Norbert


Beiträge: 1.628

13.09.2009 00:34
#76 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von kogenta

In Antwort auf:
Und INVASION VON DER WEGA kann man mit den anderen Serien eher schlecht vergleichen. (Und die wenigsten dürften diese Serie noch kennen - schließlich liegt die letzte deutschsprachige Ausstrahlung dreißig Jahre zurück ...


Kleiner Tipp: INVASION VON DER WEGA (THE INVADERS) gibt's für 'nen Appel und nen Ei' in England komplett zu kaufen (z.B. http://www.amazon.co.uk).

In Antwort auf:
Wer Realismus sucht, sollte um den phantastischen Bereich einen möglichst großen Bogen machen.


Nichts gegen unrealistische Serien und Filme, aber diese dann zur Grundlage 'ernsthafter' Diskussionen und Philisophien zu machen, naja ...


Ich mache keine Serie zur Grundlage irgendeiner Philosophie...

Stahlnetz



Beiträge: 230

13.09.2009 03:16
#77 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Zitat von Norbert
Meine Theorie bröckelt nicht im geringsten. 1972 liefen die Hauptnachrichten noch gar nicht um 19.00, sondern erst um 19.45. Die Serien liefen ab 17.45, eine Stunde später gab's Musiksendungen wie DISCO oder HITPARADE, eine weitere Stunde später die Nachrichten. Ich habe RAUMSCHIFF ENTERPRISE bereits bei der Erstausstrahlung im ZDF gesehen. Als 1973 das Schema geändert wurde und die Nachrichten schon um 19.00 anfingen, wurden die Serien am Samstag auf 18.00 angesetzt. Der Werbeblock zwischen Serie und Programmtafeln vor den Nachrichten dauerte einschließlich Mainzelmännchen etwa zehn Minuten. Unter einem sehr kurzen Werbeblock verstehe zumindest ich etwas anderes...



Deine genannten Sendezeiten und Daten sind ja auch alle völlig korrekt, Norbert, doch die Tatsache, daß es in dieser Ära noch gar keine Unterbrecher-Werbung gab - worauf sich kogenta bezog - aber auch. Insofern macht es doch nicht den geringsten Unterschied, ob die "Enterprise" nun schon samstags um 17:45 oder nach Änderung der ZDF-Programmstruktur anno 1973 erst um 18:00 zu ihren Abenteuern aufbrach. Was hat es denn die damaligen Zuschauer großartig gekümmert, wie lange die Werbeblöcke vor oder gar nach ihrer Lieblingssendung dauerten? Gar nichts! Es war mir persönlich als Zuschauer seinerzeit recht egal, und ich wette mit Dir, es hat Dich damals ebenfalls nicht wirklich interessiert!

Natürlich waren ARD und ZDF schon damals grundsätzlich bemüht, ein möglichst attraktives Programm in jenen lukrativen Fenstern zu senden, um so der Werbewirtschaft das nötige Zuschauerpotential zur Verfügung stellen zu können. Priorität bei der Auswahl der Sendungen war aber stets, ob diese auch hinreichend geeignet erschienen für das entsprechende Klientel, welches zu jener frühen Abendstunde vor der Glotze saß. Deshalb mußte die Wahl in der logischen Konsequenz eben auf "Raumschiff Enterprise" statt auf "UFO" fallen oder auf "Bonanza" statt auf "High Chaparral".

Und mit den Jahren änderte sich schließlich auch langsam der Zeitgeist und mit ihm die gesellschaftlichen Empfindlichkeiten, so daß Serien "plötzlich" auf Sendeplätzen erschienen, die dort wenige Jahre zuvor noch undenkbar gewesen wären. Erst als Jahre später die unsägliche Unterbrecher-Werbung eingeführt wurde, konnten die Sender mit der Beliebtheit einer Serie auch echte Kohle scheffeln und ihre Zuschauer ernsthaft drangsalieren. In meinen Augen die schlimmste Fehlentscheidung der deutschen Fernsehgeschichte überhaupt und damit die üble Grundsteinlegung zu den katastrophalen Verhältnissen des aktuellen TV, sowohl im öffentlich rechtlichen Sektor, wie noch verheerender bei den Privaten...

Gruß
Stahlnetz

kogenta



Beiträge: 2.069

13.09.2009 07:15
#78 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

In Antwort auf:
UFO ist von den drei Serien die mit Abstand trashigste.


Norbert, verrätst Du uns, warum?

In Antwort auf:
INVASION VON DER WEGA kann man mit den anderen Serien eher schlecht vergleichen.


Dieselbe Frage: warum denn das?

Gruß, kogenta

Norbert


Beiträge: 1.628

13.09.2009 20:52
#79 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Zitat von Stahlnetz
Deine genannten Sendezeiten und Daten sind ja auch alle völlig korrekt, Norbert, doch die Tatsache, daß es in dieser Ära noch gar keine Unterbrecher-Werbung gab - worauf sich kogenta bezog - aber auch. Insofern macht es doch nicht den geringsten Unterschied, ob die "Enterprise" nun schon samstags um 17:45 oder nach Änderung der ZDF-Programmstruktur anno 1973 erst um 18:00 zu ihren Abenteuern aufbrach. Was hat es denn die damaligen Zuschauer großartig gekümmert, wie lange die Werbeblöcke vor oder gar nach ihrer Lieblingssendung dauerten? Gar nichts! Es war mir persönlich als Zuschauer seinerzeit recht egal, und ich wette mit Dir, es hat Dich damals ebenfalls nicht wirklich interessiert!

Im ZDF gab es damals noch keine Unterbrecherwerbung, in der ARD hingegen schon. Die Werbepausen wurden dadurch kaschiert, indem man die 50minütigen Serien einfach in zwei Teilen ausstrahlte, in einigen Regionalprogrammen auch noch das Sandmännchen innerhalb der Pause sendete.

Zwischen der Samstagsserie und der nachfolgenden Musiksendung bzw. den Nachrichten lag eine Pause von gut zehn Minuten, die mit Werbung gefüllt wurde. Die meisten blieben auf dem Sender und schauten dadurch auch die Werbung an (wobei man in erster Linie natürlich auf die Zwischenblenden wartete - im ZDF die Mainzelmännchen, im SDR Pferdle & Äffle).

Norbert


Beiträge: 1.628

13.09.2009 21:06
#80 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von kogenta

In Antwort auf:
UFO ist von den drei Serien die mit Abstand trashigste.

Norbert, verrätst Du uns, warum?

In Antwort auf:
INVASION VON DER WEGA kann man mit den anderen Serien eher schlecht vergleichen.

Dieselbe Frage: warum denn das?


Kann es sein, dass du die Serien gar nicht kennst? Bei UFO tragen die Frauen auf der Mondbasis lila Perücken - zu welchem Zweck? Die gesamte Serie hindurch wird ausschließlich versucht, die Außerirdischen abzuschießen. Nie kommt man auf die Idee, mit ihnen zu kommunizieren. Das ist auf dem selben Niveau wie die japanischen Monsterfilme. Sämtliche STAR TREK-Serien spielen da in einer ganz anderen Liga. Es gibt eine Vielzahl von Themen - nicht nur einfach: Außerirdische sind böse und müssen vernichtet werden. Es gibt humorvolle Folgen, ernsthafte, dramatische, traurige; bei manchen Folgen müsste nur das Drehbuch geringfügig umgeschrieben werden, und man könnte die Handlung auch für BONANZA oder CSI verwenden. Genau dies dürfte auch mit ein Grund für den Erfolg sein - die Serie würde im Großen und Ganzen auch in einer anderen Umgebung funktionieren, sie spricht nicht ausschließlich SF-Fans an, wo wie BONANZA auch nicht ausschließlich Westernfans anspricht. INVASION VON DER WEGA hingegen könnte man eher mit AKTE X vergleichen - zumal Roy Thinnes in AKTE X zeitweise eine Gastrolle hatte, die an alte INVASION-Zeiten erinnern sollte. Schade, dass man es in Deutschland in den 90ern versäumt hat, im Fahrwasser von AKTE X auch INVASION VON DER WEGA auszustrahlen und bei dieser Gelegenheit die 23 noch fehlenden Folgen nachzuliefern. (Mit etwas Glück kommen diese im nächsten Jahr auf DVD heraus.)

Aristeides


Beiträge: 1.572

13.09.2009 21:16
#81 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Ich möchte zu der Thematik Privatfernsehen vs. ÖRR incl. Qualitätsmerkmale, mit der ihr euch seit Tagen zu beschäftigen scheint, mal eine weitere Perspektive hinzufügen: Dort, wo ich aufwuchs, gab es v.a. amerikanisches Fernsehen bzw. dessen Programme, sodass ich im Prinzip von klein auf an eine schnelle Taktung der Werbefenster gewohnt bin. Dass die Taktung höher war als es heute im Privatfernsehen der Fall ist, kann jeder sehen, der zB eine Zeichentrickserie anschaut: An mehreren Stellen friert das Bild meist mit einem längeren Fade-out ein, kurz vor dem Werbeblock. Aufgrund dieser zahlreichen Unterbrechungen - zudem in einer nicht ganz so schnellebigen Zeit - war es oftmals schwerer, den roten Faden wiederzufinden, v.a. bei Sendungen (wie Serienepisoden, in denen zudem die Gastrollen naturgemäß oft weniger einprägsam sind als die Standardrollen) mit einem etwas komplizierteren Plot. Damit will ich nicht die ARD/ZDF-Kürzungen in Schutz nehmen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass - wenn man Film- und Fernsehproduktionen nicht als reine Kunst, sondern auch als Unterhaltungsprodukte betrachtet - die Kommerzialisierung etwas von dem eigentlich "Zauber", der die bewegten Bilder umgeben kann, nimmt.
Außerdem war die Fluktuation der Programme deutlich größer, sodass eine vermeintlich nicht gut zu vermarktende Serie oft nach wenigen Folgen ersatzlos aus dem Programm verschwand (das konnte man manchmal schon im Vorfeld raten, je nach dem, wie viele und wie lange Werbepausen in der ersten Sendung geschaltet waren). Insofern habe ich große Zweifel, zu glauben, dass mit einem dt. Privatfernsehen in den 60ern komplette Staffeln amerikanischer Programme hierzulande gelaufen wären und halte es für viel wahrscheinlicher, dass genauso verfahren worden wäre.
Was ich hingegen nicht leugnen kann, ist, dass der deutschsprachige Erstkontakt für mich oft entscheidender für das weitergehende Ansehen einer Serie bzw. deren DVD-Kauf ist als Nähe zum Original. Das hat damit zu tun, dass viele ältere Serien für mich v.a. einen nostalgischen Wert haben, ich sie aber aus der heutigen Warte aus betrachtet dann nicht mehr so besonders finde. Synchronisiert man sie neu, verliert sich der Reiz für mich auch - so geschehen bei "Ein Colt für alle Fälle" und "Magnum" (lernte ich zunächst im Original, d.h. ohne Kürzungen, kennen, konnte mich aber dennoch mit der ARD-Synchro in den 80ern gut anfreunden und war dann von der Neusynchro trotz Ausbügeln einiger Fehler nie anfreunden, weil das Flair einfach nicht mehr da ist. Bevor ich mir die RTL-Fassung noch einmal gebe, schaue ich es mir nur noch auf englisch an)...

Stahlnetz



Beiträge: 230

14.09.2009 17:05
#82 RE: Diskussion um das TV der 60er und 70er Jahre Zitat · antworten

Hallo Aristeides,

in der Tat eine sehr interessante Perspektive, die Du hier in die Diskussion einbringst, insbesondere Deine eigenen langen Erfahrungen mit dem amerikanischen TV-System. Um so bemerkenswerter Deine sachliche und persönliche Einschätzung dazu. Ich gebe Dir völlig recht, daß es bei unserer bisherigen Argumentation eigentlich weit weniger um die einzelnen Programmpunkte selbst geht, als vielmehr um die Unterschiede der heimischen TV-Systeme mit all ihren unterschiedlichen Qualitäten und vor allem Unzulänglichkeiten.

Beschäftigt man sich also mit der Frage, warum die deutschen TV-Sender seinerzeit die Dinge so machten wie sie es eben machten und wir es nun lieben oder kritisieren, dann muß der Blick neben dem jeweiligen Zeitgeist auch stets die Unterschiede des rechtlichen Systems im Auge haben, in welchem die einzelnen Sender eingebunden sind. Ich hatte es ja bereits zu Isch gesagt, daß man das kommerzielle Fernsehen in den USA nicht im geringsten mit unseren Privatsendern vergleichen kann, was Du sicher bestätigen kannst, Aristeides. Nicht zuletzt aus geschichtlich-historischen Gründen begann das TV-Zeitalter in Deutschland allein mit dem öffentlich rechtlichen System, und als man Anfang der 80er Jahre auch hier das Privat(wirtschaftliche)-Fernsehen zuließ, passierte dies ja nur sehr halbherzig. Frei dem Motto "Wasch` dich, aber mach dich nicht naß dabei", wurden dafür Regularien "gebastelt", die weder Fisch noch Fleisch waren und bekanntlich zu recht skurilen Praxen und letztlich zu den heutigen Ausuferungen führten.

So wäre es wohl in den meisten Ländern dieser Welt ein Unding gewesen, den Werbeblock mitten in den Dialog einer laufenden Sendung zu prügeln, was sich hierzulande aber rasch zur gängigen Norm entwickelte... erstaunlicherweise auch noch ohne nachhaltige Sanktionen durch die so verar...ten Zuschauer!!! Aber so ein himmelschreiender Dumfug kommt halt dabei herraus, wenn man Serien aus den USA zeigt, die ja stets für die dortigen Werbeunterbrechungen produziert werden, selbst aber Auflagen und Vorgaben erfüllen muß, die von Dillentanten am grünen Schreibtisch fernab jeder Praxis verbrochen wurden. Leider wurden RTL & CO selbst bei den späteren Eigenproduktionen nicht schlauer und behielten auch damit jene unsägliche Praxis bei.

Auch wenn sich ARD und ZDF den Privaten leider immer weiter angepaßt haben, halte ich das öffentlich rechtliche System dennoch für das kleinere Übel, weil dort Minderheiten und Kultur immerhin noch ein verbrieftes Recht besitzen, während die Privaten zur eigenen Gewinnmaximierung nur die reine Quote bedienen. Mit breitgefächerter Auswahl und Qualität oder gar Meinungsvielfalt hat so ein System für mich absolut nichts zu tun, weil es zu 100% den reinen Marktgesetzen und damit allein der Wirtschaft und der Industrie unterworfen ist. Rechtlich zwar (leider) legitim, für die Menschen als Zuschauer aber ein pures Diktat einer einseitigen Macht.

Gruß
Stahlnetz

kogenta



Beiträge: 2.069

14.09.2009 23:33
#83 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

In Antwort auf:
Kann es sein, dass du die Serien gar nicht kennst?


Klar kenne ich die! Ich finde beide Serien deutlich interessanter als STAR TREK!
Daß Außerirdische angreifen wollen (UFO) bzw. die Menschheit unterwandern (INVASION VON DER WEGA), ist doch nur der 'Aufhänger' (McGuffin sagt man glaube ich im fachchinesisch) für ansonsten in der Realität angesiedelte Geschichten. Was mich persönlich halt mehr fasziniert als spinnerte Weltraum-Fantasien.
Und ob lila Perücken trashiger sind als knallbunte Dienst-Pullover, naja ...

Die japanischen Monsterfilme - tja, die mag ich ganz besonders gerne, allerdings nur die von Regisseur Ishiro Honda, möglichst mit Musik von Akira Ifukube. Jetzt komme ich ins Schwärmen! Das sind echte kleine Meisterwerke, da können sämtliche STAR TREK Filme einpacken. Gewiß nicht wegen der Handlung, auch die amüsante Tricktechnik interessiert mich weniger, aber das ausgereifte Feeling, das diese Filme vermitteln, ist einzigartig und trifft bei mir voll ins Schwarze (ich wiederhole: nur in den Filmen von Ishiro Honda). Ich werd' mir gleich einen ansehen, habe dieser Tage die 3-DVD-Box aus den USA bekommen ...

In Antwort auf:
... bei manchen Folgen [STAR TREK] müsste nur das Drehbuch geringfügig umgeschrieben werden, und man könnte die Handlung auch für BONANZA oder CSI verwenden.


Norbert, jetzt bin ich ganz und gar Deiner Meinung.

Tatsächlich ist es oft so gewesen, daß Drehbücher einer Serie (z.B. BONANZA oder RAUCHENDE COLTS) vom Drehbuch-Autoren selbst leicht modifiziert für eine andere Serie (z.B. STAR TREK oder UNSERE KLEINE FARM) nochmals verfilmt wurden, ein Remake sozusagen.

Überspitzt gesagt: Statt der Apachen greifen die Klingonen an, ansonsten bleibt alles beim Alten, dieselben melodramatischen Konflikte dominieren, ob in der Prärie oder im Weltall.

Deswegen sage ich auch: STAR TREK und z.B. BONANZA bewegen sich exakt auf demselben Niveau, reine Geschmacksache, ob man lieber Corboyhüte und Colts oder lieber knallbunte Pullover und Strahlenpistolen sehen möchte. Einen objektiven Grund, die eine Serie der anderen vorzuziehen, gibt's nicht.

Warum ausgerechnet um STAR TREK so ein Kult entstanden ist, wird sich mir nie erschließen ...

Aristeides


Beiträge: 1.572

14.09.2009 23:49
#84 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

In Antwort auf:
Einen objektiven Grund, die eine Serie der anderen vorzuziehen, gibt's nicht.


Vielleicht schon. Nämlich Brechts guten alten V-Effekt. o.k., für uns als Publikum ist der Wilde Westen ebenso weit weg wie die Starfleet, aber ein amerikanischer Zuschauer im mittleren Westen, der Viehbarons, Sheriffs (oder Texas Ranger oder was auch immer) aus seiner Nachbarschaft kennt, wird vielleicht in der einen Serie trotz gleicher Handlung eher Nostalgie und die "gute alte Zeit", in der anderen jedoch eine deutlichere (und vielleicht ersehnte) Realitätsflucht sehen. Selbst ein deutscher Zuschauer mag mit oder ohne Karl-May-Romantik Bonanza eher als potentiell mgölich oder zumindest zu einem bestimmten Punkt innerhalb der Zeitachse für theoretisch möglich erachten, wohingegen das Star-Trek-Universum fast einer traditionellen Hohlwelt gleicht, die ebenso fernab der Realität wie symbolhaft auf verschiedene Realitätsebenen übertragbar ist. Oder anders ausgedrückt: Wenn auf einem entfernten Planeten etwas passiert, was mir evtl. eine moralische Positionierung abverlangt, tut das bei weitem nicht so weh oder geht auch nur annähernd so tief, als wenn es ein Vorkommnis aus meiner eigenen Geschichte, meiner potentiellen Nachbarschaft, meiner eigenen Gegenwart (der "Kalte Krieg" gegen die Klingonen etwa) oder Ähnlichem wäre...

kogenta



Beiträge: 2.069

15.09.2009 00:34
#85 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten


Aristeides, Dein Einwand hat im ersten Moment was für sich.

Mit Brecht konnte ich zwar nie viel anfangen, aber wenn Woody Allen sich plötzlich in die Kamera wendet und den Zuschauer direkt anspricht (Stadtneurotiker), finde ich das außerordentlich gelungen.

Derartige Verfremdungen oder andere bewußte Distanzierungen zum Zuschauer sehe ich bei STAR TREK allerdings nicht, so daß man den Erfolg eher nicht mit Brechts V-Effekt erklären kann.

Vielleicht hängt's eher damit zusammen, daß die Zuschauer im Film bevorzugt das suchen, was sie im richtigen Leben vermissen. Wem also die Realität langweilig erscheint, der wird vermutlich eher auf STAR TREK oder ähnliches anspringen als derjenige, dessen reales Leben schon spannend genug verläuft. Letzterer sieht stattdessen vielleicht lieber einen düsteren Bergman-Film oder ein Liebesdrama, weil er da in der Realität ein Manko hat. Wogegen Untersuchungen zufolge brutale Splatter-Filme besonders von sanftmütigen Menschen gesehen werden, während die typischen Komödien-Fans im richtigen Leben zumeist überhaupt keinen Humor haben.

Gruß, kogenta

Aristeides


Beiträge: 1.572

15.09.2009 00:47
#86 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Damit würdest du den gesamten Komplex Star Trek dem Genre der Space Opera zuschreiben. Zum Teil gehe ich damit d'accord, allerdings bietet gerade Star Trek eine Menge Verfremdung für politisch brisante Themen dieser Zeit, die das heute sich apolitisch gebende Hollywood in zahlreichen Produktionen plakativ und unmissverständlich auswalzte. So ist der Kalte Krieg hier nicht auf James Bond-Spionage und mad-scientist-Phantasien beschränkt, sondern kann dank des föderalistischen Ansatzes der Starfleet (ist sie eine intergalaktische NATO oder nicht?) mal in eine Art Kuba-Krise münden und mal ein quasi freundschaftliches Nebenher ermöglichen (Chekhov kann hier eine Art Doppeleffekt zuteil werden), ohne dass man gleich den McCarthyism zu fürchten braucht. Zudem bietet es in der Zeit des Wettlaufs im Weltraum eine relativ einfache Sichtweise auf diesen in der Retrospektive: Die anglo-amerikanische Raumfahrt hat sich durchgesetzt, ein Chekhov fungiert mehr als Stichwortgeber denn als Gagarins Erbe...
Wie gesagt, ist eine Möglichkeit, das farbenfrohe Plastikdesign einer psychedelischen Zeit mit deren Fernweh nach allem, was anders ist, traf aber sicher auch in nicht geringem Maße den Nerv des zeitgenössischen Zuschauers.

Stahlnetz



Beiträge: 230

15.09.2009 18:56
#87 RE: Hauptwachtmeister Zitat · antworten

Zitat von kogenta
Wogegen Untersuchungen zufolge (...) die typischen Komödien-Fans im richtigen Leben zumeist überhaupt keinen Humor haben.



Das setzt die umstrittenen Laugh-Tracks der inflationären Sitcoms und Comedy-Fluten ja endlich mal ins richtige Licht, kogenta: Wer keinen eigenen Humor besitzt, weiß dann zwar noch immer nicht, weshalb er überhaupt lachen soll, aber zumindest an welcher Stelle Frei dem schönen Motto: Humor ist wenn wenn man trotzdem lacht. Und das hätte für mich schon fast wieder etwas vom tiefschwarzen englischen Humor, den ich so sehr schätze und liebe.

In Antwort auf:
Daß Außerirdische angreifen wollen (UFO) bzw. die Menschheit unterwandern (INVASION VON DER WEGA), ist doch nur der 'Aufhänger' (McGuffin sagt man glaube ich im fachchinesisch) für ansonsten in der Realität angesiedelte Geschichten



Diesen angeblich von Alfred Hitchcock geprägten Begriff des "McGuffin" findet man in der Sci-Fi zwar eher seltener, auf die beiden genannten Serien trifft er aber für mein Verständnis durchaus zu, denn die eigentlichen "Auslöser" (McGuffin) sind in beiden Fällen latente Urängste des Menschen, wie halt vor Angriff oder Unterwanderung einer außerirdischen Spezies.

Auf diesem "Thrill" ritt ja bereits der schnelle Raumkreuzer Orion aus der heimischen Produktion "Raumpatrouille Orion" (7 Folgen / 1966). Dort nannte man die Aliens zur Steigerung der Antipathie auch noch Frogs (Frösche), wobei jener "McGuffin" häufig lediglich dazu diente, den spießigen Zeitgeist der 60er Jahre zu konterkarieren. Zudem wurde (fast schon im Sinne eines Running Gag) mit Genuß und Wonne stets die deutsche Bürokratie karikiert, aktuelle Themen wie Umweltschutz und Gleichberechtigung nahezu schon persifliert. Wie z.B. in Folge 5 "Kampf um die Sonne", in welcher sich "Macho" Commander McLane und "Schürzenjäger" Mario de Monti mit einem von Frauen beherrschten Planeten auseinandersetzen mußten und damit dem Zuschauer "gnadenlos" der Spiegel (der Realität) vor Augen gehalten wurde.

Obwohl auch ich die Serie "Raumschiff Enterprise" als Jugendlicher seinerzeit sehr gerne gesehen hatte, aus heutiger Sicht des (kritischen) Erwachsenen erscheint sie mir doch weit kitschiger und sogar recht stereotyp, zumindest im unmittelbaren Vergleich der anderen hier erwähnten Titel. Insofern würde ich den gesamten Star Trek Komplex ebenfalls in den Bereich einer gigantischen Space Opera ansiedeln wollen. Nicht nur die viel zu hohe Folgenzahl spricht für diese Einstufung (weniger ist oftmals mehr!!!), auch thematisch nichts Neues zwischen den Sternen und schwarzen Wurmlöchern, nur Aufgewärmtes im anderen Outfit und vor leicht veränderter Kulisse. Ganz nett zum kurzweiligen Berieseln, doch die biologische Festplatte mang der Ohren bleibt bei derartiger Seichtheit leider nur im Standby-Modus... jedenfalls nach meiner rein persönlichen Auffasung.

Gruß
Stahlnetz

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