Zitat von kogentaVon den farbigen Filmen noch zu empfehlen ist Der Mönch mit der Peitsche - von der ersten Szene an absurd unrealistisch, aber sehr amüsant. Dazu melodische Musik von Martin Böttcher statt dem Geplärre von Peter Thomas.
...und ein recht cooles Finale mit einem Claus Holm, der der Peitsche regelrecht aus dem Weg hechtet.
Ist hier echt mal Geschmackssache, aber wer DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE über DER UNHEIMLICHE MÖNCH ansiedelt, will offenbar eine ganz andere Art Wallace sehen als ich. Ich kann mich schon über absurde Szenen amüsieren, aber zum Dogma würde ich sie nicht erheben. DER UNHEIMLICHE MÖNCH ist für mich der ernstzunehmenste Wallace überhaupt (ich mag auch den FÄLSCHER sehr aus dem gleichen Grund), weil er eben (fast) ohne die Vohrer-Metzchen auskommt und ob Kinski wirklich die bessere Besetzung gewesen wäre, werden wir wohl nie erfahren. Der Aufbau des Films ist nahezu perfekt, es beginnt mit dem Teaser, der grandiosen Farb-Titelsequenz mit des besten Thomas-Musik aller Wallace-Filme überhaupt, und endet mit der fast schon tragischen Auflösung, die (einzeln gesehen) eigentlich nur im GLASAUGE getoppt wird. Dazwischen sieht man Lowitz als Schurken (grandios und noch eindrucksvoller als seine Inspektorrollen), einen schrulligen, aber noch nicht überkantitelten Schürenberg, eine bezaubernde Karin Dor, und einen actionreichen aber einfühlsamen Harald Leipnitz fern aller Heißspornattitüden von Joachim Fuchsberger. Ist und bleibt mein Lieblingswallace.
Zitat von kogentaStecknadel ist ja nicht wirklich ein Wallace. Das ist ein italienischer Giallo-Thriller, bei dem Horst Wendlandt nur als Co-Produzent fungierte, federführend waren hier die Italiener. Regie führte Sergio Leones ehemaliger Kameramann Massimo Dallamano, die Musik ist gar von Ennio Morricone (da kann Peter Thomas einpacken!). Wer sich in seiner Erwartungshaltung von den klassischen Wallace-Filmen löst, bekommt hier einen stimmigen Thriller geboten, wenn auch kein Meisterwerk. Jedenfalls ganz und gar kein Machwerk wie der für diesen Threat titelgebende Jess-Franco-Heuler.
Ich denke sogar, dass Dallamos Film sehr beachtenswert ist, weil er das Giallo-Schema sprengt und erfolgreich versucht mehr zu sein, als "nur" ein Genrefilm. Ähnliches gelingt ihm in seinem "Der Tod trägt schwarzes Leder". In einem Sekundärwerk wird STECKNADEL sogar als einer der 10 besten Giallos aller Zeiten gewürdigt - zu recht, wie ich finde. Und da unter dem Bryan Edgar Wallace Logo auch weitere Giallos veröffentlicht wurden, ist das nicht mal OT. Ich mag namentlich die zwei frühen Dario Argento-Filme "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" und die "neunschwänziuge Katze" sehr gern. Hat mit Wallace beides nichts zu tun, aber als Giallos sind sie top, ja sogar stilgebend für viele andere Filme dieser Ära; wobei ich mich letzterem wünsche, er wäre wie der Franco-Film von Elsholtz und nicht von Rainer Brandt eingedeutscht worden.
Zitat Ist hier echt mal Geschmackssache, aber wer DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE über DER UNHEIMLICHE MÖNCH ansiedelt, will offenbar eine ganz andere Art Wallace sehen als ich. Ich kann mich schon über absurde Szenen amüsieren, aber zum Dogma würde ich sie nicht erheben.
Ich auch nicht, aber Vohrer und Reinl - das sind halt zwei verschiedene Welten.
Ich versuch's mal mit einem Beispiel. Das hinkt immer etwas, aber vielleicht kann ich das Wesentliche doch verdeutlichen:
Ein Harald-Reinl-Film ist wie der Sonntags-Nachmittags-Besuch bei netten Bekannten. Es gibt Kaffee und Kuchen, nette Gespräche, und alle sind zufrieden, ohne daß irgendeine Art von Begeisterung aufkommen würde.
Ein Alfred-Vohrer-Film ist wie der Kneipen-Besuch am Samstag Abend, man weiß nicht so genau, was einen erwartet, und es kann auch durchaus mal desaströs enden. Ganz gewiß ist's allerdings viel prickelnder als der Kaffeeklatsch und verblasst auch nicht so schnell.
Also: lieber Vohrer als Reinl; lieber Corbucci als Leone; lieber Fassbinder als Herzog; lieber Cassavetes als Spielberg; lieber Godard als Truffaut ... Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel!
Zitat von Uwe HuberArne Elsholtz machte Buch und Regie, wie bei vielen Brauner Produktionen aus dieser Zeit.
In dem neuen Wallace-Buch von MPW (sehr zu empfehlen) steht, dass Thomas Danneberg das Dialogbuch gemacht hat, sogar mit ein paar Sätzen, die so klingen, als sei eine Verwechslung ausgeschlossen.
Elsholz dürfte dennoch für die Regie zuständig gewesen sein, worüber sich das Buch allerdings ausschweigt.
Zitat von SlartibartfastIst hier echt mal Geschmackssache, aber wer DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE über DER UNHEIMLICHE MÖNCH ansiedelt, will offenbar eine ganz andere Art Wallace sehen als ich.
Ich mag BEIDE Filme und sehe sie z.B. klar vor dem "Schwarzen Abt", der mit seiner Bösewicht-Zeichnung m.E. sogar fast noch trashiger war als Vohrers "Mönch"-Version.
Zitat von MückeIch mag BEIDE Filme und sehe sie z.B. klar vor dem "Schwarzen Abt", der mit seiner Bösewicht-Zeichnung m.E. sogar fast noch trashiger war als Vohrers "Mönch"-Version.
Beziehst du dich dabei auf Dieter Borsche als zunehmend verrückter werdenden Lord Chelford? Denn einen Haupttäter gibt es in diesem Film eigentlich nicht (was mal eine interessante Abwechslung ist).
DER SCHWARZE ABT ist für mich neben DIE GRUFT MIT DEM RÄTSELSCHLOSS der uninteressanteste Wallace-Film. Nicht aus inhaltlichen Gründen (wer das als Maßstab nimmt, mag das anders sehen), sondern die beiden genannten Filme - beide von F.J. Gottlieb! - sind so einfallslos und öde inszeniert, da kann einfach keine Begeisterung aufkommen.
Es gibt halt Regisseure, die es können (Vohrer, Reinl) und welche, die es nicht können (Gottlieb). Selbst der 'schlechteste' Vohrer-Film ist gewiß noch zehnmal interessanter als der 'beste' Gottlieb-Film!
Dass beide Filme überwiegend spannungslos inszeniert sind, sehe ich auch so. Immerhin hat der "Abt" aber eine gelungene Kameraführung sowie einiges an Atmosphäre und die "Gruft" eines der besten Titelthemen der ganzen Serie zu bieten (Kabel1 setzte es vor Jahren mal im Trailer für "Eine Leiche zum Desert" ein).
Martin Böttchers Musik für DIE GRUFT - da hast Du recht, die ist sehr schön, da kann Peter Thomas einpacken. Das rettet den Film aber leider nicht, die Musik kommt nach der Titelsequenz ja kaum noch zur Geltung.
Zitat von kogentaMartin Böttchers Musik für DIE GRUFT - da hast Du recht, die ist sehr schön, da kann Peter Thomas einpacken. Das rettet den Film aber leider nicht, die Musik kommt nach der Titelsequenz ja kaum noch zur Geltung.
Du meinst jetzt wohl den "Abt"? Denn dessen Musik stammt von Martin Böttcher (und ist bekanntlich auch bei "Pfarrer Braun" zu hören). Bei der "Gruft" war es dagegen Thomas, und sein Titelthema hört man auch im Film (z. B., als Kathleen Kent sich bei ihrem Ausbruchsversuch im Keller versteckt).
Den ABT meinte ich und nicht die GRUFT, sorry, da hab ich mich vertippt. Während ich die Böttcher-Musik ganz allgemein sehr schön finde, kann ich mich für die Thomas-Musik nicht so erwärmen. Nicht nur bei Wallace-Filmen, beim LETZTEN MOHIKANER geht mir das Thomas-Gelärme gehörig auf die Nerven. Aber das ist nun wirklich Geschmachsache, hier kann man das ungestraft sagen.
Drum gefällt mir ja der UNHEIMLICHE MÖNCH so gut, weil Thomas da seine beste Musik zum Besten gibt. Kein Easy Listening-Gedröne sondern eine echte Melodie - und was für eine!
Da stimme ich dir zu. Als ich den Film das erste Mal 1996 auf Kabel 1 im Rahmen der Edgar-Wallace-Rehihe gesehen habe, fand ich die Musik mit dem markanten Orgelthema schon sehr gruselig. Sowohl das Thema, als auch die Szene, wo der Mönch von den Mädchen im Internat gesehen wird und zur Musik verschwindet.
Zitat von bertiZumindest die an eine Kirchenorgel erinnernden Klänge bei den Auftritten des Mönches erinnern auffälligerweise eher an Martin Böttcher.
Nur oberflächlich aufgrund der Instrumente, da die Orgel ein Markenzeichen von Böttcher war. Allerdings hat dieser sie viel pompöser klingen lassen. Zum Vergliech höre man sich das Mönch-mit-der-Peitsche-Thema von Böttcher an. Die Unheimliche-Mönch-Mucke erinnert eher an Raumpatrouille Orion (ebenfalls kultig.