Ich fand Schaale auf Schwimmer in Friends ausgesprochen passend und witzig, auch nah am Original. Ich finde, er brachte den Charakter von Ross Geller erstklassig rüber. Ich konnte nie nachvollziehen, weshalb viele Schaale auf Schwimmer ablehnen oder allgemein die deutsche Synchro von Friends unpassend finden.
Die Synchro von FRIENDS ist (für mich!) weniger aufgrund der Stimmen schlecht. Die Stimmen finde ich allesamt ganz okay, auch wenn David Schwimmer in der Tat eigentlich eine ganz andere Stimmfarbe hat als Schaale. Aber das schlimmste ist die Übersetzung an sich.
Wie auch immer, ich habe damals den Film DER ZUFALLSLOVER mit Schwimmer gesehen und war dann auch irgendwo froh über seine Stimme aus FRIENDS. Es ist eine Frage der Gewohnheit. Zumal man Schwimmer nun mal so kennengelernt hat. Als ich dann andere Filme mit ihm gesehen habe (u.a. mit Jan Odle auf ihn), konnte ich mir die irgendwie nicht ansehen. Das Phänomen FRIENDS schwappte nun mal auf uns über und damit auch die Verankerung der deutschen Stimmen. Nadja Reichardt wollten im Anschluß auch die meisten gern weiterhin hören. Als Uwe Büschken auf Matthew Perry sich zu etablieren drohte war das Geschrei ebenso groß (verständlich). Aber gut, ich glaub ich schweife ab. ;)
FRIENDS war, wenn man sich das Original anschaut, aber in Teilen auch schwer zu übersetzen. Das Original ist geprägt von ungewöhnlichen Wortspielen oder Bezügen zur amerikanischen Kultur, die man in Deutschland nicht kennt oder damals nicht kannte. Oftmals verbunden waren diese Jokes mit Nahaufnahmen und seltsamen Mundbewegungen und Mimiken. Ich denke zwar bei vielen Übersetzungen, daß sie sehr unglücklich und unwitzig sind. Gleichzeitig habe ich aber zumeist keine Idee, wie man das besser hätte rüber bringen können.
Viel schlimmer finde ich noch die Übersetzung von "Seinfeld". Da kommt der Humor des Originals für mein Empfinden überhaupt nicht rüber (ich finde aber die Serie auch im Original doof und habe deren Erfolg nie verstanden, offenbar ein besonders amerikanisches Phänomen).
Bei Sitcoms wie "Immer wieder Jim" oder "Bing Bang Theory" scheint mir das leichter gewesen zu sein. Die Sätze kann man zumeist wörtlich übersetzen, ohne daß der Witz verloren geht.
Zitat von Taccomania im Beitrag #94Viel schlimmer finde ich noch die Übersetzung von "Seinfeld". Da kommt der Humor des Originals für mein Empfinden überhaupt nicht rüber (ich finde aber die Serie auch im Original doof und habe deren Erfolg nie verstanden, offenbar ein besonders amerikanisches Phänomen).
Interessant, in Amerika wurden "Seinfeld" und "Friends" immer irgendwie als Konkurrenzserien angesehen, wobei die beiden Serien sich nur auf den ersten Blick leicht ähneln. Im Deutschen hatten beide keinen allzugroßen Erfolg, "Friends" dürfte hierzulande allerdings zweifellos die bekanntere und vermutlich auch beliebtere Serie sein (auch durch die vielen Wiederholungen), während "Seinfeld" komplett baden gegangen ist und sich erst auf DVD einigermaßen gut verkauft hat. Doch während ich die Synchronisation von "Friends" absolut grauenhaft finde (teilweise schlechte Besetzungen und gandenlos versemmelte Witze) und ziemlich schnell auf die OV gewechselt habe, halte ich "Seinfeld" für eine der besten Sitcom-Bearbeitungen überhaupt. Die vier dt. Pendants verstehen ihre Figuren und bringen deren Witze/Dialoge tadellos rüber, ohne die Figuren zu verfälschen (was man "Friends" z.B. nicht geschafft hat) und auch das Dialogbuch rettet die meisten Witze ziemlich gut ins Deutsche. Auch hier gibt es einige Anpassungen ("Thomas Schalkgott") oder Übersetzungen, die gandenlos in die Hose gegangen ist, aber im Grunde hat man sich ziemlich nah ans (aus meiner Sicht) geniale Original gehalten, an manchen Stellen vielleicht ein wenig zu sehr, so dass der schräge Humor des Originals nicht mehr ganz so gut zündet. Im Original gab es viele Neologismen ("spongeworthy", "re-gifter"), die durch ihre deutsche 1:1-Übersetzung halt einfach nicht mehr so lustig wirken. In "Friends" dagegen hat man an vielen Stellen versucht, neue Witze zu schaffen, wenn der Witz im Deutschen nicht gezündet hätte, das Problem dabei war aber, dass die deutschen Dialoge meist überhaupt nicht lustig waren oder total unverständlich, so dass der Witz komplett über die Wupper gegangen ist. Ich mag beide Serien, "Seinfeld" aber 'ne ganze Ecke mehr und finde auch, dass man den speziellen, amerikanischen Humor durchaus übertragen kann, wenn man die richtigen Leute am Start hat (und sich auch von Haus aus schon ein wenig mit der amerikanischen (Pop)kultur auskennt). Das hat "Seinfeld" geschafft, "Friends" dagegen nicht.
Ich stimme dlh zu - auch ich empfinde die deutsche Version von Seinfeld viel viel gelungener als die von Friends. Das liegt zum einen an den besseren Stimmen - bei Seinfeld hat man sehr gute deutsche Stimmen gefunden und die passen erstmal allgemein sehr gut ... was bei Friends nur maximal bei der Hälfte der Hauptprotagonisten der Fall ist.
"Keine Suppe für Sie" ist genau so witzig wie "No soup for you"; "Schwämmchenwürdig" ist ebenso witzig wie "spongeworthy". Das Wortspiel mit Georges Nachnamen hat man sehr elegant übersetzt: Statt "Can't-Stand-Ya" wie im Original ausgesprochen machte man daraus "Kotztanzo" und der Gag kommt problemlos auch in der Synchro. Ja, an der einen oder anderen Stelle hat man auch dort gepatzt ... insgesamt aber kann ich da sehr gut zwischen O-Ton und Synchro wechseln und es ist gleichermaßen lustig und unterhaltsam.
Bei Friends kommen sowohl Joey als auch Ross vollkommen verfälscht herüber: In der Synchro fragt man sich ständig, was Rachel eigentlich von Ross will und wie sie auch nur im entferntesten etwas mit ihm anfangen würde. Im O-Ton klingt David Schwimmer zum einen ganz anders und ja, er ist irgendwie ein Nerd und schwer von Begriff was Frauen angeht ... aber er kommt nicht wie ein totaler Idiot rüber ... was in der Synchro der Fall ist. Bei Joey passt ist nicht nur sein ultimativer Aufreißerspruch ("How YOU doin'?") völlig vergeigt worden, sondern er ist dermassen farblos, dass man auch hier wirklich von einer Verfremdung sprechen muss. Chandler kommt noch ganz gut und Monica eigentlich auch ... so lala sind Rachel und Phoebe geraten. Bei den Dialoge hat man nicht ansatzweise geschafft, was Seinfeld gelungen ist: Die Serie adäquat zu übersetzen. Da passt eigentlich fast nichts. Mein Fazit: Totalausfall in der Synchro.
Wenn man diese beiden Serien erwähnt, kommt man eigentlich auch nicht um "Frasier" herum: Ganz gut übersetzt überzeugt zumindest ein Großteil der Hauptbesetzung: Frasier, Niles und Daphne finde ich insgesamt sehr gut besetzt - nicht so toll ist teilweise Martin und leider ganz daneben ist die (ansich wunderbare) Evelyn Maron für Roz.
Abschließend noch ein positives Beispiel einer bei weitem nicht so erfolgreichen, dennoch aber sehr guten Sitcom: Becker. Exzellent übersetzt, exzellentes Stimmcasting. Wie bei Seinfeld kann ich da problemlos zwischen O-Ton und Synchro wechseln ... da stimmt eigentlich alles. Die Synchro finde ich sogar noch etwas besser.
Zu dem Thema noch mein Senf. Ein weiteres, verwandtes "Konkurrenzprodukt", die Serie VERRÜCKT NACH DIR. Hier muß ich sagen, dass ich die deutsche Synchro dermaßen lieb gewonnen habe, dass ich nach ein paar Tests des O-Tons gleich wieder auf deutsch umgeschalten habe. Volker Brandt, der hier Paul Reiser synchronisiert, und den ich bis dato immer nur als "Michael Douglas" kannte, zeigt hier ungeahnte Komödienqualität. Weiterhin geradezu kongenial und mutig besetzt: Tommi Piper auf seinen Verwandten Ira, gespielt von John Pankow. Für mich die zweitprägnanteste bzw. beste Rolle von ihm die ich kenne (WER IST HIER DER BOSS möchte ich nicht unterschlagen, habe ich jedoch nie gesehen). Die Synchro ist immer wieder ein Genuß.
Nochmal zu FRIENDS: Gewisse Sachen sind wirklich nicht übersetzbar gewesen (Chandlers Sprachfehler/Betonung "Could i BE...?") und andere Dinge. Aber man muß sich nur einmal die allererste Folge geben: Problemlos übersetzbare Gags werden einfach vollkommen anders eingedeutscht - der Grund ist vollkommen unklar. Das passiert in der Episode gute 10 Mal, und setzt sich traurigerweise ähnlich oft bis in die ca. 3. bis 4. Season fort.
Später wurde die Synchro gewissenhafter, sodaß man sich die zweite Season-Hälfte immerhin gut anschauen kann. Aber in den späteren Staffel wirkt es teilweise so, als kam die Kritik damals bis zu den Synchronautoren durch, wodurch man dann ironischerweise ZU PENIBEL aufgepaßt hat. Beispiel als sich Phoebe beim zuständigen Amt einen neuen Namen geben läßt: Princess Consuela Bananahammock. Ihr Mann Mike ist erbost und beschließt sich ab sofort (O-Ton) "Crap Bag" zu nennen. Was wurde daraus in der deutschen Fassung? Ebenso "Crap Bag". Selbst für O-Ton-Fetischisten klingt das daneben, zumal die nachfolgenden Gags, die sich darauf beziehen, folglich nicht hinhauen.
Zitat von Scat im Beitrag #97Aber man muß sich nur einmal die allererste Folge geben: Problemlos übersetzbare Gags werden einfach vollkommen anders eingedeutscht - der Grund ist vollkommen unklar.
Bezeichnend fand ich es ja, dass man direkt den ersten Gag der Serie falsch übersetzt hat: Ross kommt ins Café und sagt "Hi...", die Antwort (von Joey) im Original: "This guy says hello, I wanna kill myself", im Deutschen hat man dann (nicht wortgenau) "...möchte ich ihn am liebsten umbringen" gemacht. Unverständlich. Von den "großen" 90er-Sitcoms hat "Friends" mit Abstand die minderwertigste Synchronisation bekommen. Die erwähnten Beispiele aus München "Becker" und "Verrückt nach Dir" zeigen tatsächlich, wie man es im Grunde perfekt macht. Beide Synchronisationen sind so gut, dass ich absolut kein Interesse am Original habe, weil die Übersetzungen und auch die Leistungen der Synchronschauspieler einfach ein Genuss sind.