Bei Christopher Lee finde ich einen Aspekt sehr interessant, nämlich das Berliner Besetzungsverhalten, ehe Otto Mellies dort Lees neue Feststimme wurde.
Herrschte zunächst Wildwucher, setzte man zumindest ab dem ersten Fu Man Chu in München stark auf Herbert Weicker. Diese Kombination bestand über 20 Jahre. Ebenfalls hatte man mit Christian Marschall eine zweite Münchener Feststimme, die oft zum Einsatz kam. In Hamburg fand man Gottfried Kramer, den man auch über Jahre kontinuierlich besetzte. Nur in Berlin gab es bis zum Erscheinen von Mellies keine Besetzung, die irgendwie einer Feststimme nahe kam, auch Heinz Petruo nicht.
- Fritz Tillmann & Alexander Welbat (50er/60er-Jahre) - Horst Niendorf (70er-Jahre) - Wolfgang Völz & Donald Arthur (80er-Jahre) - Sir Peter Ustinov & Wolfgang Völz (90er/2000er-Jahre)
Wobei ich mich frage, ob man bei Fritz Tillmann, Horst Niendorf, Alexander Welbat und Donald Arthur von "Feststimmen" sprechen kann. Schließlich kamen die genannten Sprecher nur ein paar Male zum Einsatz.
Um noch klüger zu sch...: Im Grunde war Gentzen selbst bei den späteren Synchros keine "Feststimme", Balthoff zu seiner Zeit schon eher, zumindest var er bis 1964 der am häufigsten auf Lorre besetzte Sprecher.
Es ist wirklich schade, daß man die Duwner-Eastwood-Beziehung später nicht wieder aufgenommen hat...vor allem in "Dirty Harry" wäre er sicher passender gewesen als Rolf Schult.
Zitat von dlh im Beitrag #48Ein aktueller ist mir noch eingefallen: Steve Buscemi In Dramen/Arthouse-Filmen besetzt man Udo Schenk, für Comedy etc. wird meist Santiago Ziesmer geholt.
Thomas Petruo hat Buscemi in früheren Zeiten auch oft gesprochen. In München war für einige Jahre auch Tobias Lelle Buscemis Feststimme.
Eigentlich ist es künstlerisch gesehen wesentlich sinnvoller, Schauspielern zwei Feststimmen als nur eine zu geben. Klar, der Wiedererkennungswert mag dabei vielleicht ein bisschen verloren gehen, aber bei einer Synchronisation kann 100%-ige Kontinuität eh nie gewährleistet werden und manchmal sogar der Wirkung schaden.
Ich finde es durchaus reizvoll, auch mal zwei oder drei unterschiedliche Interpretationen von bestimmten Schauspielern hören zu können, die auf ihre eigene Art und Weise funktionieren. Die Gefahr, dass eine Fehlbesetzung plötzlich zur Standardstimme wird, ist hierbei auch etwas geringer.
Zudem hat man auch für den Notfall eine gute Alternative bereits "in der Tasche", falls der Stammsprecher nicht verfügbar sein sollte.
Bestes Beispiel ist meiner Meinung nach Morgan Freeman: Da der grandiose Klaus Sonnenschein sich (verdientermaßen) zur Ruhe gesetzt hat, musste Freeman in "Abgang mit Stil" zwar umbesetzt werden, aber man konnte trotzdem auf Jürgen Kluckert, der bereits mehrere Male zum Einsatz kam, zurückgreifen und konnte sich somit ein langes Casting (mit einer vielleicht nicht wirklich befriedigenden Lösung) oder ein Besetzungschaos wie bei Sean Connery nach dem Tod von GGH ersparen.
Ich bin natürlich auch für Kontinuität, aber die muss man nicht unbedingt immer knallhart durchziehen.
Klar kann es durchaus Sinnvoll sein mehr als eine Feststimme zu haben, jedoch hat der Wiedererkennungswert mit nur einer Feststimme durchaus seine Vorteile, vor allem marketingtechnisch. Man sieht ja vor allem in der Werbung, dass gerne mal mit der deutschen Stimme von irgendeinem großen Hollywoodschauspieler geworben wird, was auf manche Werbespots eine interessante Wirkung entfaltet. Ich denke da z.B. gerne an die alte Praktiker Werbung mit Manne Lehmann zurück.
Bei Morgan Freeman war man im übrigen so gegen 2010 langsam komplett auf Sonnenschein umgeschwenkt und wäre er nicht vor ein paar Jahren in den Ruhestand gegangen hätte er immer noch Freeman gesprochen. Auf Kluckert wäre man also gar nicht mehr gekommen. Wenn es also eine bessere bzw. idealere Stimme gibt schwenkt man nach einiger Zeit ohnehin nur noch zu dem einen Sprecher. Schauspieler mit mehreren Feststimmen kommen daher aus meiner Sicht nur noch in Form von Klischeebesetzungen daher. Bei Steve Buscemi lässt man Ziesmer auch nicht mehr die ernsthafteren Rollen sprechen, sondern engagiert lieber Lelle.
Die einzigen Vorteile bei mehreren Feststimmen die ich finde sind, dass man nicht zwangsweise auf einen Sprecher angewiesen ist und man bei terminlichen Problemen einfach den anderen Festsprecher besetzen kann oder im Falle, dass die eine Feststimme nicht mehr verfügbar ist einfach unkompliziert auf die andere umschwenken kann. Das sind für mich aber eher ökonomische Vorteile, die den künstlerischen Aspekt der Verbundenheit einer guten, passenden und im Idealfall einzigartigen markanten Stimme mit einem bestimmten Schauspieler bei weitem nicht ausgleichen können.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #71Zudem hat man auch für den Notfall eine gute Alternative bereits "in der Tasche", falls der Stammsprecher nicht verfügbar sein sollte.
Oder auch für den Fall, dass zwei Stars im selben Film spielten, die beide regelmäßig dieselbe Stimme hatten. In der Hochphase von Arnold Marquis´ Karriere z. B. gab es auf diese Weise öfter (mal mehr, mal weniger passende) Alternativen.