Ich frage mich, warum hat Humphrey Bogart sooo viele verschiedene Stimme auf Deutsch gehabt...und so abwechselnd in Stil! Hat jemand eine Theorie? Welche ist eure lieblings Stimme für ihn und welche passt/passen ihn -in eurer Meinung- überhaupt nicht?
Die Nummer 1 ist für mich eindeutig Carl Raddatz, der Bogart ideal rüberbringt und auch in Filmen wie "African Queen" und "Wir sind keine Engel" die optimierte Variante der letztendlich gewählten Sprecherbesetzungen gewesen wäre, die zwar gut waren, aber nicht an Raddatz heranreichen. Furchtbar war Arnold Marquis in der TV-Synchro von "Spur des Falken", für mich eine der aufgesetztesten Synchros überhaupt, praktisch überhaupt kein Bezug zu Darsteller und Figur.
Wieso steht hier nicht, dass der einzig wahre Joachim Kemmer war? Auch wenn er erst später in Resynchros besetzt wurde, war er für mich immer die deutsche Inkarnation von Bogart.
In Antwort auf: Weil es eigentlich dem Boris sein Job ist, darauf hinzuweisen, aber er hat diesen Thread wohl verpennt!
Vielleicht liegt es daran, daß ich mit dem genialen Kemmer für Bogart nur die Neusynchro von CASABLANCA kenne, und die war, trotz der eigentlich guten Sprecher, mehr als nur bescheiden.
Ich kann mich auch nicht wirklich entscheiden, wer denn nun Bogarts beste Stimme ist. Kemmer paßt zwar gut, wirkte aber - zumindest in dieser Fassung - einfach zu "unecht", weil die ganze Synchro so draufgequatscht wirkte.
Hatte Kemmer später auch den älteren Bogart in einer Erstsynchro gesprochen? Das stelle ich mir dann schon wesentlich passsender vor.
In Antwort auf: Hatte Kemmer später auch den älteren Bogart in einer Erstsynchro gesprochen?
Hmm, gute Frage. Laut Peters Seite war DES TEUFELS PILOT von 1950 der späteste Film, in dem Kemmer Bogey gesprochen hat. Der späteste, den ICH kenne, wäre DIE ZWEI MRS. CARROLLS von 1947 ... aber ich bin mir im Moment gar nicht mehr so sicher, ob es tatsächlich Kemmer war ... ich glaub aber schon.
Also, bei mir ist es genau umgekehrt: auf dem JÜNGEREN Bogart kann ich mir keinen idealeren Sprecher vorstellen als Kemmer, auf dem älteren hätte ich ihn doch als sehr unpassend empfunden.
Grüße, Fehmi
„So, Jungs, gemma raus, gemma gemma!“ (Tom Deininger in EIN KÄFIG VOLLER HELDEN)
Kemmer auf Bogart war wirklich eine der glücklichsten "späteren" Stammbesetzungen für einen Schauspieler. Vergleichbar ist da höchstens noch die Paarung Wolfgang Draeger/James Cagney.
Gerd Martienzen für Bogart fand ich sehr stoned , was zu dem "Dr.X"-Film aber klasse passte, wohingegen es in "Chicago - Engel mit schmutzigen Gesichtern" etwas zu eindimensional bieder wirkte. Klasse war erstaunlicherweise Randolf Kronberg, bei dem ich mir zunehmend bewusst werde, dass er ein unglaublich vielseitiger Synchronsprecher war und ist, der vom klassischen "Liebling aller Schwiegermütter" bis zu Murphy, Bogart oder Psychopathenrollen alles drauf hat. Ich mein, es gibt, gerade heute, auch Sprecher, die sind einzig der "Schwiegermutter-Liebling" und bleiben's solange die Stimme so bleibt...
Für Bogart bleibe ich trotzdem ganz klar bei Carl Raddatz als Nummer 1. Er hätte selbst für die jüngeren Rollen noch gepasst, wenn man in den 60ern mit ihm synchronisiert hätte. Kemmer klang schließlich auch immer recht voll und sogar relativ "alt". Arnold Marquis war auf Bogart wohl eher unglüclich besetzt. Ich bin gespannt auf "Tote schlafen fest"...aber in "Die Spur des Falken" war's nervig und aufdringlich, "Gangster in Key Largo" blass. Paul Klinger war als rollenbezogene Variante sehr interessant und klasse, aber allgemein betrachtet äußerst überflüssig. Dasselbe gilt auch für Wolfgang Lukschy. Meine allgemeine Nummer drei, hinter Raddatz und Kemmer, ist daher Peter Pasetti, der gut passte. Heinz Engelmann habe ich, glaube ich, noch nie für Bogart gehört. Stelle ich mir interessant, aber zu "unspektakulär" vor. Engelmann war vor allem immer dann gut, wenn er Schauspieler zu "Mehr" machen konnte, siehe seine Stammleute John Wayne und Randolph Scott. Bei Bogart ist das allerdings wohl kaum von Nöten gewesen und Engelmann erscheint mir daher fast etwas monoton. Wenn ich ihn mir in "Der Schatz der Sierra Madre" vorstelle schaudert's mir...jetzt nachts um vier.
---------------------------- Kürzelerklärung: [In Reihe] : Der Schauspieler wirkte in einer Reihe von Folgen innerhalb einer Serie oder eines Mehrteilers mit relativ langer Laufzeit und unbekannter Folgenanzahl mit. Der Schauspieler trat auffallend wiederkehrend in Erscheinung, also besonders, wenn er mehrmals in derselben Rolle auftrat oder ausgesprochen oft in verschiedenen Rollen. [Serie]: Der Schauspieler wirkte in einer oder wenigen Folgen einer Serie mit. ---------------------------- "Mein Name ist Luke Darcy. Ich habe soeben Ihre Stadt eingenommen." Curt Ackermann für Jeff Chandler in "Der Herrscher von Kansas"
Sooo..., aus aktuellem Anlass hole ich den Thread mal wieder hoch. In den kommenden Wochen wird es ja Filme mit dem früh verstorbenen Haudegen regelrecht hageln. Habe letztens auch "Tote schlafen fest" gesehen. Marquis auf Bogart ist in der Tat nicht übel, wirkt nicht aufdringlich, teilweise etwas mager ("Gansger in Key Largo"), aber insgesamt angenehm. Denn Marquis nervt nur, wenn er's übertreibt, zu blass kann der mit seiner Stimme und seinem Talent eigentlich nicht sein. Marquis gefällt mir immer dann am besten, wenn man das Gefühl hat, die Stimme (mehr oder weniger im Gegensatz zur Wahrheit) nicht schon tausend Mal gehört zu haben, sprich: wenn man eigentlich kaum Wiedererkennungswert an ihm zu haben scheint, und das erfüllte er vor allem auf Darren McGavin (in "Affäre in Berlin") ideal. War ne tolle Interpretation, ziemlich facettenreich und treffsicher, genau richtig aufgetragen. Auf Bogart ging es auch einigermaßen in die Richtung.
Ich bin gespannt auf Heinz Engelmann und darauf, wer es in "Fahrkarte nach Marseille" war.
@ Peter
Du kannst auf deiner Seite mal Gerd Martienzen für "Die Rückkehr des Dr.X" eintragen.
---------------------------- Kürzelerklärung: [In Reihe] : Der Schauspieler wirkte in einer Reihe von Folgen innerhalb einer Serie oder eines Mehrteilers mit relativ langer Laufzeit und unbekannter Folgenanzahl mit. Der Schauspieler trat auffallend wiederkehrend in Erscheinung, also besonders, wenn er mehrmals in derselben Rolle auftrat oder ausgesprochen oft in verschiedenen Rollen. [Serie]: Der Schauspieler wirkte in einer oder wenigen Folgen einer Serie mit. ---------------------------- "Kurzes Haar ist nichts für einen Mann." Heinz Drache für Charlton Heston in "Der letzte der harten Männer"
In Antwort auf:Ich bin gespannt auf Heinz Engelmann ...
Wieso denn ausgerechnet auf den?
In Antwort auf:... und darauf, wer es in "Fahrkarte nach Marseille" war.
Der lief vor ein paar Monaten auf hr3 - ich müsste mich doch sehr täuschen, wenn es hier nicht einmal mehr Joachim Kemmer war (bei den Spätsynchros fällt es doch immer auf, wenn er es nicht ist)
Hmm, Marquis für Bogart gefällt mir eigentlich am besten in DIE SPUR DES FALKEN und in DAS UNBEKANNTE GESICHT; in KEY LARGO und insbesondere in TOTE SCHLAFEN FEST finde ich ihn eher unpassend - vor allem bei ersterem wäre Engelmann doch genial geworden, zumal er ja in dem Film zu hören ist.
Hier nochmal meine Bogart-Liste (irgendwo hatte ich die hier schonmal gepostet). Das dürfte vielleicht einige offene Fragen beseitigen...
"Der versteinerte Wald": Jan Hendriks (ARD 1964) "Wem gehört die Stadt": Randolf Kronberg (ARD 1979) "Zwei gegen die Welt": ??? (ARD 1968) - vermutlich nur OmU "Ordnung ist das halbe Leben": Leo Bardischewski (ARD 1962) "Geheimbund ‘Schwarze Legion’": Erich Ebert (ARD 1964) "Mord im Nachtclub": Frank Engelhardt (ZDF 1989) "Mit harten Fäusten"/"Kid Galahad": Frank Engelhardt (ZDF 1988) "Flucht aus San Quentin": Ludwig Donath(höchstwahrscheinlich - mit Dank an Peter) (Warner 1937!) "Sackgasse": Gottfried Kramer (ZDF 1974) "Mr. Dodd geht nach Hollywood": Frank Engelhardt (ARD 1994) "Schule des Verbrechens": Joachim Kemmer (ARD 1997) "Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse": Joachim Kemmer (ARD 1978) "Chicago": Gerd Martienzen (atlas 1965) "Oklahoma Kid": Joachim Kemmer (ARD 1978) "Opfer einer großen Liebe": ??? (Warner 1950) "Die wilden Zwanziger": Gottfried Kramer (ZDF 1977) "Die zweite Leben des Dr. X": Gerd Martienzen (ARD 1970) "Zwölf Monate Bewährungsfrist": Herbert Stass (ARD 1965) "Goldschmuggel nach Virginia": Walter Klam (Warner 1950) "Goldschmuggel nach Virginia" (neu): Joachim Kemmer (ARD 1997) "Ein Nachtclub für Sarah Jane": Joachim Kemmer (ZDF 1982) "Orchid der Gangsterbruder": Joachim Kemmer (ZDF 1981) "Nachts unterwegs"/"Sie fuhren bei Nacht": Frank Engelhardt (ZDF 1987) "Entscheidung in der Sierra": Joachim Kemmer (ARD 1978) "Von Stadt zu Stadt": Herbert Stass (ARD 1962) "Die Spur des Falken": Arnold Marquis (neue filmform 1964) - keine TV-Synchro wie allgemein angenommen! "Agenten der Nacht": Joachim Kemmer (ZDF 1989) "Der große Gangster": Joachim Kemmer (ARD 1977) "Abenteuer in Panama": ??? (Warner 1946?) - fraglich, ob der Film 1946 synchronisiert wurde - ich vermute eher, dass er OmU lief!? "Abenteuer in Panama" (neu?): Joachim Kemmer (ARD 1977) "Casablanca": Paul Klinger (Warner 1952) "Casablanca" (neu): Joachim Kemmer (ARD 1975) "Einsatz im Nordatlantik": Joachim Kemmer (ARD 1995) "Sahara": --- (ARD 1974) - nur OmU "Fahrkarte nach Marseille": Joachim Kemmer (ARD 1996) "Haben und Nichthaben": Joachim Kemmer (ZDF 1988) "Konflikt": ??? (Warner 1950) "Konflikt" (neu): Joachim Kemmer (ARD 1986) "Die zwei Mrs. Carrolls": Joachim Kemmer (ARD 1979) "Tote schlafen fest": Arnold Marquis (Eckelkamp 1967) "Späte Sühne": Ernst Fritz Fürbringer (Columbia 1950) "Das unbekannte Gesicht"/"Die schwarze Natter": ??? (Warner 1950) "Das unbekannte Gesicht"/"Die schwarze Natter" (neu): Arnold Marquis (ARD 1969) "Der Schatz der Sierra Madre": Carl Raddatz (Warner 1949) "Gangster in Key Largo"/"Hafen des Lasters": Paul Klinger (Warner 1950) "Gangster in Key Largo"/"Hafen des Lasters" (neu): Arnold Marquis (ZDF 1970) "Vor verschlossenen Türen": O.E. Hasse (Columbia 1954) "Tokio Joe": Ernst Fritz Fürbringer (Columbia 1950) "Des Teufels Pilot": Walter Klam (Warner 1950) "Des Teufels Pilot" (neu): Joachim Kemmer (ARD 1978) "Ein einsamer Ort": Ekkehardt Belle (ZDF 2011) "Der Tiger": Hans Emons (Warner 1951) "Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus": Wolfgang Lukschy (Columbia 1952) "African Queen": Wolfgang Lukschy (Columbia 1958) "Die Maske runter": Erwin Linder (Fox 1952) "Arzt im Zwielicht": Heinz Engelmann (MGM 1953) "Schach dem Teufel": Paul Klinger (United Artists 1954) "Liebeslotterie": --- (TV 2003) - kein Dialog "Sabrina": Wolfgang Lukschy (Paramount 1954) "Die Caine war ihr Schicksal": O.E. Hasse (Columbia 1954) "Die barfüßige Gräfin": Paul Klinger (United Artists 1955) "Wir sind keine Engel": Peter Pasetti (Paramount 1955) "Die linke Hand Gottes": Heinz Engelmann (Fox 1955) "An einem Tag wie jeder andere": Wolfgang Lukschy (Paramount 1956) "Schmutziger Lorbeer": Wolfgang Lukschy (Columbia 1956)
Bei einigen Synchros mit Joachim Kemmer weiß ich das genaue Jahr leider nicht, weil die Filme zunächst OmU gelaufen sind. Ergänzugen sind natürich herzlich willkommen!
Engelmann finde ich auf Bogart überraschenderweise ziemlich schwach. Irgendwie bringt er die latente Agressivität, die bei Bogart immer ein bisschen durchscheint, nicht rüber. Ansonsten hat man sich in den 50ern anscheinend sehr nach den unterschiedlichen Rollen gerichtet, denn ich finde z.B. Peter Pasetti (in "Wir sind keine Engel"), O.E. Hasse (in "Die Caine war ihr Schicksal") und auch Paul Klinger (in "Die barfüßige Gräfin" und "Schach dem Teufel") in den jeweiligen Rollen sehr passend, während ich sie mir als Bogarts Stammstimme nicht vorstellen will. Pasetti vielleicht noch am ehesten. Lukschy hingegen passte meiner Meinung nach immer recht gut (besonders in "African Queen" und "An einem Tag wie jeder andere" finde ich ihn perfekt) und hatte in den 50ern auch die meisten Einsätze auf Bogart. Mücke hätte sich ja Carl Raddatz öfters gewünscht und ich frag mich auch warum man ihn nur einmal genommen hat...
In den 60ern (als viele seiner Klassiker aus den 40ern erstmals synchronisiert wurden) war dann Arnold Marquis die Stammstimme und er war in meinen Augen für die entsprechenden Filme ideal, besonders in "Tote schlafen fest" gefällt er mir. Ich kann mir nicht vorstellen, wer die "Buchladen-Szene" (mit verstellter Stimme) so gut hingekriegt hätte, außer vielleicht Joachim Kemmer, der aber 1967 natürlich noch zu jung war. Kemmers Zeit kam dann in den 70ern (er kam ausschließlich in TV-Synchros zum Einsatz). Wie hier im Forum schon mal festgestellt wurde, war er erstmals in Woody Allens "Mach's noch einmal Sam" als Woodys imaginäre Bogart-Stimme zu hören, was dann wohl auch direkt zu seinem ersten richtigen Einsatz führte: Nachdem er Bogart 1975 in der Neusynchro von "Casablanca" erstmals gesprochen hatte, war er "die" deutsche Bogart-Stimme. Wenn man sich übrigens an Bogarts eigener Stimme orientiert, finde ich, dass Gottfried Kramer da ziemlich nah rankommt.