Mich beschäftigt seit längerem das Thema Ostsprecher und jetzt wage ich mich doch mal hier näher anzufragen!
Ich hörte, viele billigen davon hätten nach der Wende die Preise ruiniert (vor allem in Berlin). Werden immer noch überwiegend Ostsprecher genommen, oder ist das Verhältnis zumindest inzwischen ausgewogen? Synchronisieren auch in Hamburg Ostsprecher? Haben die sich nach den Wende selbst den Studios vorgestellt oder kannte die jemand von DEFA-Synchros oder so und engagierte sie dann, weil sie billig arbeiten? Gibt es Studios in Berlin, die auch noch immer eher Westsprecher nehmen oder das Verhältnis pro Film oder Serie zumindest ausgewogen ist, ohne so sehr auf den Preis zu sehen? Wie viele Sprecher in Berlin sind Ost, wie viele West? Stars wie Claus Jurichs (ja schon seit den 60ern im Westen), Reinhard Kuhnert oder Udo Schenk, die noch vor der Wende kamen, werden ja noch zu normalen Preisen gearbeitet haben, oder? Vielen Dank für Infos zu dem Thema! Gruß; Pete
Zitat von PeteIch hörte, viele billigen davon hätten nach der Wende die Preise ruiniert (vor allem in Berlin).
Eckehardt Belle hat diesen Vorwurf angebracht - mit dem schönen Zusatz, daß man es ja verstehen könnte, weil sie sich so endlich was leisten konnten. Daß es hier um die blanke Existenz ging, weil sonst eine Unmenge Schauspieler arbeitslos geworden wären (man kannte sie ja in den westlichen Studios nicht), scheint ihm dabei gar nicht bewußt zu sein.
Das ist schon richtig. Die Problematik beruht da aber wohl auch auf Gegenseitigkeit. Eine Überbeschäftigung der Ostsprecher macht dann halt ebenso Westsprecher arbeitslos. Gerade wenn die Ostsprecher für weniger Geld arbeiten.
Gut, der andere Thread geht halt auf die Sprecher ein, die vom Osten sind, aber auf meine Fragen nicht so richtig.
Wann kam Hans Teuscher eigentlich nach Westdeutschland? Wußte gar nicht, dass das schon vor der Wende war. Seit wann synchronisiert er in der BRD? Danke für eure Antworten! Gruß, Pete!
Hans Teuscher war, ebenso wie Michael Pan, in der ZDF-Synchro von "In 80 Tagen um die Welt" zu hören, die praktisch zeitgleich zur DDR-Fassung entstand (schon irgendwie kurios). Da Pan 1988 einen Lolek-&-Bolek-Film sprach und Teuscher "Das kalte Herz" (Hörspiel, ca. 1986) ist zu vermuten, daß beide sehr kurz vor der Wende ausreisten - ich würde auf eine Tournee spekulieren, da sie ja "einfach" nach West-Berlin wechselten anstatt (wie die meisten, die Anfang der 80er ausreisten - Angelica Domröse, Hilmar Thate, Holger Mahlich, Harald Halgardt, Micaela Kreißler, Peter Aust) Hamburg als Anlaufpunkt zu nehmen. Daß ich wenigstens mal ein kleines bißchen Dampf ablassen musste über die von mir erwähnte Bemerkung liegt daran, daß ich mich darüber ärgere, daß eine sehr wohl vorhandene und keineswegs einfache Problematik mit Klischees besprochen wird. Wir befinden uns eben in der Marktwirtschaft und da kann man nicht immer fair sein - wer es ist, wird sehr bald feststellen, daß sein Kühlschrank sich leert. Nebenbei: Mittlerweile hat es sich ja zwischen Ost und West offensichtlich eingepegelt - ein Ernst Meincke (Ost) steht gleichberechtigt neben Hans-Werner Bussinger (West) oder Jürgen Kluckert (beides - also von Ost zu West gewechselt) - und das ist gut so.
Für die Ausgewogenheit bin ich natürlich auch. Aber kann mir denn niemand genau sagen, ob in Berlin oder Hamburg jetzt tatsächlich mehr Ost- wie Westsprecher genommen werden, oder die Ausgewogenheit inzwischen erreicht ist. Oder meinst du das schon mit der Gleichberechtigung, mit der sie in den Studios nebeneinander stehen, Stefan? Hier sind doch ein paar Spezialisten. Kann mir zudem noch einer Namen von Westsprechern in Berlin und Hamburg nennen, die noch tätig sind? Gerade fällt mir z. B. Helmut Krauss, Janina Richter, Santiago Ziesmer, Rolf Schult, Katrin Fröhlich, Andreas von der Meden, Benjamin Völz, Wolfgang Völz, Christian Rode, Oliver Rohrbeck, Engelbert von Nordhausen, Klaus Sonnenschein, Regina Lemnitz, Christian Brückner, Norbert Langer, Hans Werner-Bussinger, Michael Chevalier (synchronisiert der überhaupt noch?), Eckart Dux, Gisela Fritsch und Franziska Pigulla ein. Sorry, die neueren Stimmen und Frauenstimmen hab ich nicht so drauf. Sind der Monk-Sprecher und der seines Chefs auch Oststimmen? Danke! Gruß, Pete!
Wer Monks Chef spricht, weiß ich leider nicht - Bodo Wolf jedenfalls stammt ursprünglich aus dem Osten (er ist mit roter Perücke in dem DEFA-Film "Schneeweißchen und Rosenrot" zu sehen"), da er aber erst in den 90ern im Synchron richtig rausgekommen ist, kann ich schwer sagen, ob er kurz vor der Wende in den Westen gegangen ist oder erst "gesamtdeutsch" zum Zuge kam. Frank Schenk - er machte in der DDR Kinderfernsehen, war ab und an in Filmrollen zu sehen und synchronisierte nur gelegentlich. Erst nach der Wende arbeitete er immer häufiger in Synchronstudios - wie sagte Thomas Bräutigam so schön: "Fernsehen - das tägliche Graubrot des Synchronschauspielers" - beginnend mit den "Fliegenden Ärzten", >Sprungbrett< für einige ostdeutsche Synchronsprecher wie Michael Pan, Werner Ehrlicher oder auch Dialogautor Heinz Nitzsche und Regisseur Thilo Kreisel. Die schwierige Frage bei Ost und West ist für mich: Wohin zählen die Schauspieler, die noch vor der Wende über die Grenze wechselten? Detlef Bierstedt sprach seine ersten großen Rollen bei der DEFA (kurioserweise sind sie alle noch "verfügbar" - "Marco Polo", "Die Prinzessin mit der Eselshaut", "Hügel der Stiefel"), Jürgen Kluckert war jahrelang DER >Heldensprecher< der DEFA, sogar Wolfgang Pampel stammt ja eigentlich aus der DDR (Lothar Blumhagen und Rainer Brandt lasse ich an dieser Stelle mal weg - zwar synchronisierten beide erstmals bei der DEFA - "Rot und Schwarz" (Blumhagen) und "Die Kraniche ziehen" (Brandt) - aber das waren eher >Gastspiele<). Über diese Definition müsste man sich mal einig werden.
Das ist Helmut Gauß, der müsste meines Wissens nach auch aus der DDR stammen. Generell würde ich da keine Abstriche machen, sofern die Schauspieler nachweislich vor ihrer Übersiedlung bereits bei der DEFA als Synchronsprecher aktiv waren. Das wäre eine imo sinnvolle Definition.
Nein, das hast du falsch verstanden. Es geht hier (zB im Falle Jurichs) um West-Sprecher, die auch im Osten gearbeitet haben. Das ist etwas anderes als Ostsprecher, die vor der Übersiedlung im Osten gearbeitet haben.