Zitat von Erik im Beitrag #29Habe ich eben erst gelesen - genau das ist das Problem mit diesem hervorragenden Schauspieler:
Zitat SZ: Sind Sie sicher? Britische Wissenschaftler haben vor Jahren eine mathematische Formel entwickelt, um die perfekte Stimme zu beschreiben. Dem Ideal am nächsten kamen die Stimme von Jeremy Irons - und Ihre. Rickman: Ich entsinne mich, davon gehört zu haben, begreife aber nicht, was das bedeuten soll. Meine Stimme war und bleibt ein Problem, besonders im Theater. Sie ist sehr leise und sitzt an einem schwierigen Platz, mitunter hört man sie nur sehr schlecht. Es gibt da wohl irgendeinen funktionalen Defekt. Was die Stimme angeht, bin ich beim Film eindeutig besser aufgehoben als im Theater."
Wenn man ihn im Original hört, hat man mitunter den Eindruck, er würde seinen Text nur halblaut denken (etwas, was manche mediokren Schauspieler machen, weil sie das mit sensibler Darstellung verwechseln). Hochinteressante Selbsterkenntnis, die sich - in aller Bescheidenheit - mit meinem Eindruck deckt, da ich ihn seit jeher absolut nicht für medioker halte, sondern für einen hervorragenden Schauspieler. Ich halte nach wie vor Dirk Galuba für die ideale Besetzung, wobei ich auch den leider verstorbenen Michael Telloke oder Bernd Rumpf als adäquate Alternativen sehe. Den Kontinuitätsfetischisten ins Poesiealbum geschrieben: Ja, es gibt tatsächlich ausländische Schauspieler, für die es mehrere hervorragende deutsche Besetzungsmöglchkeiten gibt (siehe auch Sean Bean und etliche andere)!
Rickman hat eine sehr spezielle Stimme, und ja, sie sitzt sehr weit unten und nutzt das grundsätzlich verfügbare Volumen scheinbar nicht aus. Allerdings hab ich ihn in London auf der Bühne erlebt und muß sagen: er war ganz vorzüglich zu verstehen.
Etwas bizarr finde ich, dass Benedict Cumberbatch, der einmal zum großen Vergnügen eines Fernsehpublikums bei einer Talkshow eine amüsante Parodie auf Rickman gesprochen hat, sich diesen parodistischen Effekt offensichtlich für bestimmte Rollen ganz ernsthaft zueigen gemacht hat. Seinen Smaug fand ich z.B. nur schwer erträglich - Rickman-Pausen und -Dehnungen nicht adaptiert, sondern überzogen.
Zitat von Filmfan93 im Beitrag #38Oh Mann. Und gestern schau ich mir noch Stirb Langsam an.
Ich sah erst am Wochenende wieder "Snow Cake". Eine von Rickmans stärksten Rollen mit einem kongenialen Michael Telloke, den ich nie besser als in diesem Film wahrnahm.
Der Mann mit der eindruckvollsten Stimme Hollywoods (neben Irons) geht von uns. Ich finde ein ganz besonderer Schauspieler, der seine Rollen mit einem herrlichem Charisma füllte, nicht zuletzt wegen seiner ... einfach geilen Stimme.
Ein markantes Gesicht, eine mindestens ebenso markante Stimme - ein Risenverlust! Trotz gleich mehrerer Bösewichte (mindestens zwei davon dürften schon in die Filmgeschichte eingegangen sein) konnte er immer wieder auch ganz andere Rollen spielen - mal tragisch, mal komisch, aber oft mit seiner ganz speziellen Ironie. In einem Synchronforum ist es natürlich schwer, etwas über ihn zu schreiben, da seine unnachahmliche Stimme und Diktion (gedehnt und zugleich zischelnd-schneidend) in keiner Synchro wirklich getroffen wurde. Viele Sprecher waren für sich genommen und zur jeweiligen Rolle passend, aber seine spezielle akustische Wirkung traf keiner (ähnlich wie seinerzeit bei Vincent Price). Allerdings geht es hier ja auch innerhalb der Branche um Stimmpersönlichkeiten, und da kann man durchaus jemand lobend erwähnen, der aus einem anderen Sprachraum stammte.
Was deine Einschätzung zur akustischen Wirkung angeht, sprichst du nur für dich selbst. Insbesondere Erich Hallhuber, aber auch Bernd Rumpf ist auf seinem Snape auch in Sachen Wirkung ein perfektes Übertragen gelungen. Sie haben es geschafft, etwas imposant klingen zu lassen, das leicht zur Farce hätte gereichen können, da derart gedehntes Sprechen bei uns nun wahrlich unüblich ist (er tat es nicht immer gänzlich extrem, setzte diese Gabe aber gern ein). Da ich quasi alle seine Werke im Original kenne, steht außer Frage: Es war sehr, sehr, sehr schwer, ihn "einzufangen" - Mackensy, Rainer, Telloke und Hallwachs im unterschätzten "Quigley der Australier" gehen ganz eigene Wege, sind teils sehr weit weg vom O-Ton, sind dadurch im Einklang mit diesem grandiosen Gesicht ein sehr starkes Duo - aber eben nicht auf Augenhöhe. Dennoch: es war machbar. Schön auf ihm war Lothar Blumhagen, mit dem er sehr würdevoll klang.
Mag selbst bei den Adäquatesten 1% gefehlt haben, so war dies schlichtweg jedem "Nachvertonenden" verwehrt. Auch die liebevolle Imitation durch Benedict Cumberbatch, oft als stimmliche Wiedergeburt Rickmans gefeiert (noch zu dessen Lebzeiten, künftig aber wohl noch mehr), scheitert. Muss scheitern. Einzigartiges erfährt keine Kopie.
Ich denke, in Sachen Herausforderung für den Synchronsprechenden (ein Aspekt, über den hier nie gesprochen wird) war er ein wahres Juwel unter den Schauspielern, und ihn zu "machen", dürfte so betrachtet eine Ehre gewesen sein.