Zitat von VanToby im Beitrag #43Du hättest richtig entgegnen müssen: Der mag auch keine Western.
Das war mir bis heute gar nicht bekannt (wo du dich doch sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit vehement für Hans-Rainer Müller als Top-Sprecher für synchronmäßig noch ausstehende John Wayne-Western aussprichst).
Logo - hat er doch auch schon das offizielle Titellied zu dieser Serie, die auf der Farm Bonanza spielt, beigesteuert!
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Cheers 1x20 Glenn = Hans-Rainer Müller.mp3
Zitat von VanToby im Beitrag #46 Logo - hat er doch auch schon das offizielle Titellied zu dieser Serie, die auf der Farm Bonanza spielt, beigesteuert!
Hmm.. jaa, ich muss angesichts des Demobandes zugeben, dass Müller John Waynes Stimme so nahe kommt wie sonst keiner seiner klassischen Sprecher.
(Allerdings hast dich du leider doch mit einem klassischen Fehler als Nicht-Western-Kenner geoutet: die Farm heißt nicht "Bonanza", sondern "Ponderosa" - ein ebenso verräterischer Fehler wie die Verwechslung von Frankenstein und Frankensteins Monster.)
Aber wenn die Konversation hier so weiter geht, wird kogenta sein jüngstes Statement zurücknehmen müssen, dass es nirgends im Forum so seriös zugeht wie im Klassikerbereich. Und was wird erst Slarti sagen, wenn er sieht, was aus seinem Thread geworden ist!?
"Aber was wir der Club-Manager dazu sagen?"* (GGH in GOLDFINGER)
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #40Umkehrschlüsse stellen bekanntlich keine korrekten Folgerungen dar. Natürlich muss niemand Fan von irgendwas sein, aber bei einem Synchronfan mit einem gewissen Ruf mutet es eben seltsam an, wenn er (angeblich) eine synchrontechnisch bedeutsame Filmreihe komplett ignoriert.
Habe ich geschrieben, dass ich sie "komplett ignoriere"? Das ist keineswegs der Fall. Es ist nur so, dass ich die Filme nicht so toll finde, dass ich sie in meiner DVD-Sammlung haben müsste und regelmäßig ansehe. Aber grundsätzlich würde ich mich nicht als Fan von irgendjemand oder irgendwas bezeichnen.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #40Du hast genau das bisher nicht getan, bis auf den kleinen Ansatz mit Vorspulen actionfreier Szenen. Würdest du das wirklich so tun, wärst du erstens Hellseher und würdest zweitens ständig genau die Szenen verpassen, die für Synchronfans interessant sind. Also vielleicht nicht gleich übertreiben, wenn einem mal was nicht gefällt :)
Jenseits davon, ob es in solchen Fällen wirklich die Absicht des Betreffenden war, jemanden "vor den Kopf zu stoßen": Wieso wäre das bei meiner Aussage so? Wenn ich einen Film schon ein paar mal gesehen habe, ist ein Gespür vorhanden, welche Szenen sich lohnen und welche eher übersprungen werden können. Dazu muss man kein "Hellseher" sein. Ist das "übertrieben"?
Kubricks Film lebt stark von seinen Dialogen und der Art, wie die Schauspieler ihre Rollen interpretieren*, insofern werden an eine Synchronfassung hohe Anforderungen gestellt. Die deutsche Version ist ein zweischneidiges Schwert, obwohl hier mit F. A. Koeniger und Klaus von Wahl Spezialisten aus der Oberliga am Werk waren. Auch wenn man sich beim Dialogbuch manchmal kleine Freiheiten nahm, blieb zumindest das Element enthalten, dass die gewählten Worte angesichts der Situation grotesk erscheinen; dass man z. B. auf das Wortspiel "Präverser" verzichtete, ist da zu verschmerzen. Bei der Besetzung gibt es einige Pluspunkte: Wie früher erwähnt wurde, blieb Arnold Marquis seine Einsatz für George C. Scott besonders im Gedächtnis**. Mit dessen Spielweise (und ausnahmsweise auch dem O-Ton) harmonierte er perfekt, seine Neigung zum Chargieren konnte er ideal einbringen. Ähnlich verhält es sich mit Heinz Engelmann für Sterling Hayden: Hayden war auf robuste, betont männliche Rollen abonniert und daher ein Besetzungscoup, da man von so einem Mann kaum erwarten würde, dass er im Tonfall absoluter Überzeugung hysterisch und lächerlich wirkende Phantasien über kommunistischer Unterwanderungen äußert, die das Ziel hätten, die Manneskraft der Amerikaner ("kostbare Körpersäfte") zu schädigen. Der betont selbstbewusst und dominant klingende Engelmann sorgt für genau die richtige komische Wirkung, wenn er in selbstsicherem Ton grotesken Unsinn verkündet. Martin Hirthe und Konrad Wagner sind ideal besetzt, Werner Schwier wirkt unverbraucht, Jürgen Thormann solide (die Rolle gibt nicht viel her). Bleibt Peter Sellers: Einen Schauspieler, der innerhalb eines Films mehrere Rollen spielt, mit unterschiedlichen Stimmen zu besetzen, hat oft den Beigeschmack einer Kapitulation. Normalerweise könnte man einwenden, dass dieser im Original ja auch mit seiner eigenen Stimme sprach*** (wenn man von Ausnahmen Jean Marais als Fantomas oder Bela Lugosi im "Würgen von London" absieht), aber Sellers war nicht nur optisch, sondern auch akustisch ein Chamäleon. Mit seiner Neigung zum Maskieren, Stimmenverstellen und Imitieren von Akzenten konnte er sich in diesem Film voll austoben. Neulich sah ich den Film im Freundeskreis im Original; ein Freund, der nicht genauer informiert war und bei dem die letzte Sichtung schon sehr lange her war, reagierte überrascht, als er auf die Mehrfachbesetzung hingewiesen wurde. Als Mandrake ist Sellers natürlich direkt erkennbar, zumal er hier wie in seiner bekanntesten Rolle aussieht und sich von dieser nur durch einen anderen falschen Schnurrbart unterscheidet. Wenn man mit seinem Gesicht vertraut ist, kann man ihn in der Titelrolle auch identifizieren, aber beim Präsidenten ist er kaum zu erkennen, lediglich die Augenpartie ist da ein Indiz. Aber auch akustisch schafft er es mühelos, Dialoge mit sich selbst zu führen, ohne dass es auffällt; natürlich trägt dazu bei, dass er als Dr. Seltsam nicht nur einen Akzent, sondern auch einen sehr speziellen "manischen" und abgehakten Sprachduktus hat. So sehr ich Georg Thomalla schätzen und ihm durchaus Wandlungsfähigkeit zutraue: diese Stimmverstellung hätte er wohl nicht geschafft. Allenfalls Siegmar Schneider hätte dem vielleicht gerecht werden können, wenn man sich anhört, wie wandlungsfähig er in "Adel verpflichtet" war. Für sich genommen schafft es allerdings jeder der drei Sprecher, die einzelne Rolle einzufangen: Schoenfelders Art passt zu Mandrakes betont "britischem" Auftreten, Meyen zu den der klaren, schneidenden Diktion des Präsidenten, die nach und nach durch die irrationale Situation ins Groteske umschlägt, und Schneider schafft es, Sellers´ Diktion nahezu 1:1 rüberzubringen. Aber trotz allem bewahrheitet sich hier, was in einem anderen Thread geschrieben wurde: "Auffallenderweise wurde Sellers überdurchschnittlich oft von mehreren Sprechern pro Film synchronisiert, wahrscheinlich öfter als jeder andere. Kapitulierten die Synchronregisseure vor seinem großen Stimmtalent?"
*In diesem Zusammenhang verweise ich auf Robert Kolkers Analyse in "Allein im Licht" (S. 177-187), die diese Aspekte sehr genau herausarbeitet.
** "In einem Interview im Südwestfunk (ca. 1982) antworte Arnold Marquis auf die Frage: „Welchen Film haben Sie besonders gerne synchronisiert, gibt es einen Lieblingsfilm, eine Lieblingsrolle?“ - „George C. Scott. Das ist der, der zweimal gesagt hat zum ‚Oscar’ [für 'Patton'] - nun muss ich sagen, was er gesagt hat: ‚Ach, leckt mich doch am Arsch!’ Der den Rummel nicht mag. Ein wunderbarer Schauspieler. Nun nehm’ ich den Film, den ich nun nennen will: ‚Mit der Bombe leben’ [gemeint ist ‚Dr. Seltsam’] Darin war ein großes amerikanisches und englisches – wie man so sagt – ‚Staraufgebot’. Es geht um das Auslösen oder das Verhüten des Auslösens der Atomwaffen, und es geht um das berühmte ‚rote Telefon’ im Pentagon. Es hatte jemand verrückt gespielt und hat das ‚rote Telefon’ in Bewegung gesetzt. Die Amerikanischen Bomber fliegen auf Russland zu. Und der, der sich mitverantwortlich fühlt in einer Rolle als General im Pentagon ist der Scott. Der fällt auf die Knie und betet. Und diese Szene ist so grandios, und ihm das mit- und nachzubeten, diese Rolle und diese Szene zu spielen, hat mir viel Freude gemacht und hat mich viel Schweiß gekostet."
*** Zitat eines Mitglieds aus einem anderen Thread: "Sellers war genial und vielseitig, aber natürlich war er auch immer hinter seinen Masken zu erkennen - und gerade bei "Dr. Seltsam" wurde er ja in drei völlig verschiedenen Rollen besetzt, um den Film von vornherein ironisch zu brechen und jede Möglichkeit, ihn als etwas anderes zu sehen als eine bittere Parodie, damit ausgeschlossen. Durch die verschiedenen Sprecher in der deutschen Fassung wird eben gerade dieser Effekt verwischt."