Ich wollte nochmal auf die Frage zurückkommen, wieso man in einer ansonsten rein Berliner Synchro Klaus Kindler besetzt hat. Laut Synchrondatenbank hatte er zuvor nur einen einzigen Einsatz auf Elliott Gould gehabt. Da Kindler zu diesem Zeitpunkt (laut Bräutigam) dem Theater bereits seit einiger Zeit den Rücken gekehrt hatte, fällt ein Engagement in Berlin als Grund aus. Könnte die Synchro eventuell von Josef Wolf sein? Der holte bekanntlich öfter Münchner nach Berlin und hat 1973 noch Regie geführt ("Sein Leben in meiner Gewalt").
Nachdem ich mir mal wieder das Hörbuch angehört und im Anschluss den Film angesehen habe, fällt mir mal wieder auf, daß mir Altmans Lesart überhaupt nicht gefällt. Marlowe als kompletter Loser, der teilweise nur noch wie ein trauriger Clown wirkt, und dann noch die 70er-Optik - nein, einfach nicht meins. Dick Powells TV-Fassung wird zwar auch kein Meisterwerk gewesen sein, aber zum Vergleich hätte ich sie doch gerne mal gesehen…
Man kann streiten, ob die Übersetzung in die Gegenwart notwendig war, aber wenn, dann passt sie bei diesem Buch am besten und ist Altman meiner Meinung nach auch weitaus mehr geglückt als Paul Bogart bei "Der Dritte im Hinterhalt". Und ich finde den Film auch tatsächlich gelungener als die beiden mit Mitchum.
Geschmackssache, ja. Hier auch noch eine Stimme für Altman. Die Mitchum-Filme sind mir beide zu schwerfällig, dann doch lieber einen zynischen, verbitterten Marlowe in der Gegenwart.
Zyniker ist schon ein passendes Stichwort, denn ich vermute, dass dies vor allem Lord Peter stört - eigentlich ist Marlowe ja ein unerschütterlicher Idealist, trotz seiner schnoddrigen Kommentare (zumindest nach meiner Definition). Aber der Sprung vom Idealisten zum Zyniker ist nur ein kurzer, auch wenn der Gedanke nicht schön ist ...
Eine etwas abseits führende Frage: Welche heutige Stimme könntet ihr euch für Marlowe (nicht Gould) vorstellen?
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #26Zyniker ist schon ein passendes Stichwort, denn ich vermute, dass dies vor allem Lord Peter stört - eigentlich ist Marlowe ja ein unerschütterlicher Idealist, trotz seiner schnoddrigen Kommentare (zumindest nach meiner Definition). Aber der Sprung vom Idealisten zum Zyniker ist nur ein kurzer, auch wenn der Gedanke nicht schön ist ...
Mein Problem mit Goulds Marlowe ist nicht nur das - der Typ ist ja nicht nur ein Zyniker, sondern ein Fatalist, der auch noch abgeklärt (wenn auch mit angewidertem Gesicht) danebensteht, wenn ein bekloppter Gangster mal eben seine Freundin mit einer kaputten Flasche entstellt, nur um ihm zu beweisen, wozu er fähig ist - geht's noch? Chandlers Marlowe hätte wenigstens (trotz der Übermacht) noch einen angemessenen Kommentar auf Lager gehabt. Und auch ansonsten ist der Gould-Marlowe ein grundpassiver Charakter, der den ganzen Film über nur reagiert, aber niemals agiert (vom Ende mal abgesehen, und da wirkt es dann komplett "out of character"). Mir ist schon klar, was Brackett und Altman da grundsätzlich vorschwebte - aber es ist absolut nicht meins. Aber Altmans größter Fan war ich sowieso nie...
Von Mitchums beiden Marlowes kenne ich übrigens nur den "Big Sleep", der IMHO (trotz Starbesetzung) ein völliger Rohrkrepierer ist. Wie schon beim "Dritten im Hinterhalt" ausgeführt, finde ich es mehr als merkwürdig, daß es so wenige Chandler-Verfilmungen gibt, von denen auch eigentlich nur die ersten beiden (Dmytryks "Murder, My Sweet" und Hawks' "Big Sleep") ihren Vorlagen einigermaßen gerecht werden.