Ich sage ja nicht, dass er mir nicht gefällt (passt besser als Beckhaus, um Längen besser als Wawraczek, Ezard Haußmann und leider auch als Kindler, von Brückner ganz zu schweigen), aber irgendwie fehlt ihm ein gewisses Etwas, dieses Explosive, das für Kinski typisch ist. Deswegen ist mein Favorit nach Draeger auch Helmut Straßburger, den ich ansonsten überhaupt nicht mag, der aber für Kinski genau das richtige Theaterhafte (naja, jahrelang Intendant in Weimar) und Schroffe mitbrachte.
Gruß Stefan
Dragers einziger Einsatz für Kinski war übrigens in dem exzellenten Italowestern "Das Gold von Sam Cooper".
Ich glaube, was diese Synchro über den Durchschnitt hebt, ist die plumpe Tatsache, dass in der Hauptrolle ausnahmsweise mal nicht ein Genre-typischer Allessprecher rumstolpert (GGH, Kindler, Brandt, mit Abstrichen auch Leute wie Danneberg, Brückner oder - der für Hauptrollen des Alters wegen eher nicht so häufig aufgetretene - Arnold Marquis), weil sie eben stumm ist. Dadurch wird der Film nicht so auf's Massenproduktionslevel gezogen.
Trotzdem ist es natürlich fraglich, ob die Synchro soooo gelungen ist, wenn für Kinski sofort eine Unmenge an besseren Vorschlägen kommen und Frank Wolff ausgerechnet von Martin Hirthe gesprochen wird, der einer ganzen Reihe von Wolff-Sprechern nicht das Wasser reichen konnte (Marquis, Clausnitzer, Marholm, im Grunde sogar Martienzen(!), Frickhöffer und Weicker; hinzu kommt auf alle Fälle auch noch sein DEFA-Sprecher Hasso Billerbeck) und ihn viel zu beliebig wirken ließ. Hirthe für Wolff hat mir nur in "Heiß über Afrikas Erde" gefallen. In "Spiel mir das Lied vom Tod" wäre auch viel mehr drin gewesen.
Friedrich W. Bauschulte für Luigi Pistilli fand ich ebenfalls etwas sonderbar, da Bauschulte grundsätzlich alt wirkte...auch damals schon. Ob GGH, Edgar Ott, Rolf Schult oder sogar Gerd Martienzen. Da gab es einige, die besser zum Typ passten. Bauschulte funktionierte in der Rolle zwar nicht wirklich schlecht, aber auf Pistilli im Allgemeinen passt der eigentlich suboptimal. Oder beser gesagt: Er passt eigentlich sehr gut zum Typ, könnte ich mir z.B. auch in der Rolle in "Zwei glorreiche Halunken" vorstellen, aber lässt ihn halt echt merklich älter wirken. Bei ruhigen Rollen geht das, ansonsten ist es ein Schuss in den Ofen. Ist hier insofern eine witzige Besetzung, weil der Part von der Aufmachung her etwas an Henry Brandons Rolle in "Dick & Doof - Rache ist süß" erinnert - ähnliches gilt übrigens auch für die Rolle von Gino Pernice in "Django" - , wo Brandon ja auch einen wesentlich älteren Synchronsprecher bekam, was es irgendwo gerade kongenial machte.
Die Optimalbesetzung hier wäre für mich wohl:
Kinski - Draeger (in Berlin sehe ich da nicht viele Alternativen, zumal der von mir neben Wolfgang Draeger auch favorisierte Werner Uschkurat und Fred Maire ja eigentlich nach München gehören)
Wolff - Marholm (war zwar viel in München tätig, hat ihn aber in Berlin gesprochen! und sogar bei der Hermes Synchron!!), der auf die Rolle meiner Ansicht nach perfekt passt, was ich bei Marquis aufgrund der Aufmachung und der Art, wie die Maske sein Gesicht zurecht gemacht hat, hier eher nicht so sehe; obwohl es wahrscheinlich keinen einzigen für Italowestern bekannten Schauspieler gibt, für den Marquis je besser funktionierte
Pistilli - GGH; fänd ich absolut originell den dann noch in so nen Anti-Part zu packen, wobei mich Bauschulte von den drei tatsächlichen Sprechern (gegenüber Martienzen und Hirthe) definitiv am wenigsten stört...
Mücke, wenn ich oben bestätige: "einer der am sorgfältigsten synchronisierten Italo-Western", so meine ich damit natürlich die Fassung, die vorliegt, und mache mir nicht ernsthaft Gedanken über alternative Stimmen.
Ausnahme: Mit Martienzen für Kinski habe ich ein generelles Problem, da er absolut nicht zu Kinski passt. Bei Martienzen traut man Kinski von vornherein nicht über den Weg, was der Rolle - hier ganz besonders! - niemals bekommt.
Deine Alternativen für Pistilli (Du denkst womöglich an 'Von Mann zu Mann', wo er genial von Gert Günther Hoffmann gesprochen wurde) und Wolff klingen ja ganz interessant, aber - entschuldige, wenn ich das so deutlich sage - solch weitreichende Spekulationen, die den gesamten Film auf den Kopf stellen, gehen für meinen Geschmack doch zu weit.
Gruß, kogenta
PS: Mücke, kannst Du nicht oben noch ein paar Kleindarsteller ergänzen? Wie man hört, bist Du auf dem Gebiet nicht zu schlagen ...
Es ist schon ziemlich lange her, dass ich den Film gesehen habe, daher kann ich keine wirklich Ergänzungen beisteuern. Erinnere mich aber, dass recht viele Stuntmen dabei gewesen sind (z.B. Ruffini).
Ich muß doch mal eine Lanze für Klaus Kindler auf Kinski brechen. Ich fand dies zuerst auch unpassend, da ich Stimmen wie Uschkurat oder Martienzen im Ohr hatte. Nachdem ich aber den (nebenbei bemerkt großartigen) Dokumentarfilm "Jesus Christus Erlöser" gesehen habe, bin ich umgeschwenkt. Kinski klingt in dem Film über längere Strecken wie Kindler. Seitdem sehe ich diese Besetzung mit anderen Augen respektive höre die Besetzung mit anderen Ohren. Das Problem ist, daß man sich an die Besetzungen von Martienzen und sehr gewöhnt hat. Mit Kinskis realer Stimme haben sie nur teilweise etwas zu tun.
In Antwort auf:... daß man sich an die Besetzungen von Martienzen und sehr gewöhnt hat. Mit Kinskis realer Stimme haben sie nur teilweise etwas zu tun
Martienzen hat mit Kinskis originales Stimme NICHTS gemein - das ist wie Feuer und Wasser. Und - wie oben schon gesagt - zieht Martienzen den Kinski-Charakter stets automatisch ins Negative.
Draeger, Kindler und Brückner haben Kinski nur 1-2 x synchronisiert und wirken deshalb ungewohnt, aber alle 3 wären passender als Martienzen*.
Gruß, kogenta
*) Um nicht falsch verstanden zu werden: Gerd Martienzen ist ein ganz ausgezeichneter Sprecher - aber bei Kinski halt leider fehlbesetzt; ähnlich wie Horst Sachtleben ein brillanter Sprecher ist - aber bei Columbo leider völlig fehlbesetzt, da Columbo durch ihn einen recht debilen Charakter bekommt.
Zitat von MoviefreakIch muß doch mal eine Lanze für Klaus Kindler auf Kinski brechen.
Schließe mich an. Kindler war sehr gut. Der haute von der Wirkung her, im Gegensatz zu 95% aller Kinski-Sprecher, vor allem auch nicht von vorn herein so in die Psycho-Kerbe. Obwohl er für seine Verhältnisse wiederum sehr in diese Richtung spielte. Selbst Wolfgang Draeger oder Werner Uschkurat wirkten dahingehend vom ersten Moment an vorbelastet. Fred Maire dito, Gerd Martienzen sowieso. Klaus Kindler war z.B. auch für Peter Lorre interessant gewählt. Ein ähnlicher Fall von Gegen-den-Strich-Besetzung. Man hätte Kindler (damals) öfter mal die Gelegenheit geben sollen, sich in Parts jenseits des Helden-Images zu probieren. Ich kann mich irren, aber ich glaube da war selbst GGH noch besser dran.
Also ich bevorzuge ganz klar Werner Uschkurat und Fred Maire auf Kinski. Dass Kinski durch diese beiden grundsätzlich in Richtung Schurke tendiert (wie bei Martienzen), kann ich nicht finden. Auch Hans-Michael Rehberg find ich übrigens recht gut, allerdings klingt er Kinskis Stimme nicht so ähnlich, wie die anderen beiden. Kindler geht für mich durchaus okay. Mit Wolfgang Draeger (der für mich damals in bestimmten Rollen sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit Fred Maire haben konnte) kann ich mich dagegen gar nicht anfreunden, der klingt mir zu weich für Kinski - da finde ich sogar Gerd Martienzen besser.
Ich fand Werner Uschkurat, den ich bis jetzt nur in "Für ein paar Dollar mehr" gehört habe, am besten. Er kommt Kinskis Originalstimme so nahe, dass man denkt, Kinski würde sich selber sprechen; ging mir jedenfalls in dem o.g. Film so. Bei Gerd Martienzen kann ich euch teilweise zustimmen, ideal besetzt ist er nicht gerade aber er bringt die Figur des Kopfgeldjägers Loco in "Leichen pflastern seinen Weg" gut rüber; auch wegen des schurkischen Grinsens, dass diese Figur ja mit sich trägt.
Habe ganz oben in der Auflistung in roter Schrift ein paar Ergänzungen aus zweifelhafter Quelle hinzugefügt. Vielleicht kann das jemand bestätigen oder verwerfen? Danke.
Dieselbe Quelle nennt auch Werner Pochath als 'First Outlaw' [Miguel?], was Unsinn ist. Laut einer anderen Quelle soll auch Luciano Rossi dabeisein, was ebenfalls Unsinn ist [oder?].
... ist für Oktober als BlueRay angekündigt. Die Frage ist, ob man diesen alten Film wirklich angemessen auf dieses Format hochgezaubert bekommt.
Naja, mir kann's egal sein. Da ich überwiegend ältere Filme sehe, habe ich kein ausgeprägtes Bedürfnis nach technischer Verbesserung; ich erwarte vielmehr Innovationen in einer anderen Richtung, die aber heute fast ausgestorben sind.
Auf youtube ist das alternative Ende übrigens endlich auch mit Ton & Dialog verfügbar. Auf der Kinowelt-DVD war ja gar kein Ton drauf, dann gab es auf youtube noch eine Version, wo nur die Geräusche zu hören waren. Jetzt endlich komplett und über das Bild der Kinowelt-DVD legbar:
Ich muss sagen: Ich bevorzuge diese Variante! Werde mir das irgendwann mal "richtig schneiden"...
Ich frag mich grad, woher der italienische Ton überhaupt stammt, da die Version ja angeblich nur für den asiatischen Markt gedreht wurde. In Italien dürfte der Film eigentlich nie so gelaufen sein...alelrdings ist das definitv eine zeitgenössische Synchro (wenn auch eine miese)...
Ne, diese Variante finde ich viel zu "hollywood-typisch" - also sozusagen ein durch und durch erzwungenes Happy-End. Hat mich auch schon bei Fritz Langs "Blinde Wut" gestört. Ich finde, bei einem düsteren Western wie "Leichen pflastern seinen Weg" ist das bekannte Ende genau das richtige.