Die kürzlich erschienene ital. DVD enthält - wie man lesen kann - gleich 2 alternative Enden. Daher stammt vermutlich der zeitgenössische ital. Ton.
Es ist übrigens ein Märchen, daß dieses alternative Ende für den asiatischen Markt gedreht wurde. Zum einen ist es auch auf der japanischen DVD als nur Extra drauf, zum anderen enden die Filme gerade in Asien zumeist mit dem Tod des Helden. Das wird dort - anders als bei uns und in den USA - geradezu erwartet: der Held muß am Ende sterben.
Dieses kuriose Ende ist wohl nur auf Drängen der Produzenten entstanden. Um eine Verwendung zu sabotieren, hat Corbucci das dann so übertrieben gedreht, daß die Verwendung nie ernsthaft erwogen wurde. Das ist doch ganz offensichtlich!
Beziehst du das mit dem Tod des Helden hauptsächlich auf das japanische Kino? Zumindest die typischen chinesischen Kung-Fu-Schinken enden ja zumeist mit dem Tod des Schurken.
Zitat von kogentaDieses kuriose Ende ist wohl nur auf Drängen der Produzenten entstanden. Um eine Verwendung zu sabotieren, hat Corbucci das dann so übertrieben gedreht, daß die Verwendung nie ernsthaft erwogen wurde.
Und damit das Kino des Michael Bay geradezu visionär vorgezeichnet...
Zitat Die kürzlich erschienene ital. DVD enthält - wie man lesen kann - gleich 2 alternative Enden. Daher stammt vermutlich der zeitgenössische ital. Ton.
Dann dürften sich die beiden alternativen Enden aber nur marginal unterscheiden. Ich habe das Ende, was ohne Ton auf der dt. DVD enthalten ist, zwar schon länger nicht mehr gesehen, aber es war vom Handlungsverlauf her zumindest praktisch das gleiche. Im Grunde dürfte das 2. alternative Ende dann nur eine andere Schnittfassung des dann inhaltlich selben anderen alternativen Endes sein, wenn du mit deiner Vermutung recht haben solltest. Von daher bezweifle ich das.
Zitat Zumindest die typischen chinesischen Kung-Fu-Schinken enden ja zumeist mit dem Tod des Schurken.
Die Schurken sterben zwar (anders als Kinski). In den frühen brillianten Hongkong-Filmen von Chang Cheh sterben aber auch die Helden (Wang Yu, Ti Lung, David Chang etc.) so gut wie immer, und zwar ausgedehnt und minutenlang. Das muß auch so sein, sonst würden die Filme - ähnlich wie GRANDE SILENZIO - keinen Sinn ergeben.
Z.B. 'Have Swod, Will Travel', oder noch extremer 'The Assassin', wo sogar thematisiert wird, warum und wie der Held in den Tod geht. Aber auch schon bei Kurosawas 'Sieben Samurai' bleibt ja kaum einer der 7 übrig. Von 'Hamlet' will ich gar nicht reden, da liegen am Ende ALLE tot am Boden. Der Rest ist Schweigen ...
Bei späteren östlichen Fließband-Filmen, die im Hinblick auf den westlichen Markt produziert wurden, hat man sich dann zunehmend den Happy-End-Sehgewohnheiten im Westen angepaßt, wodurch die Filme viel vom Flair der älteren Produktionen verlieren; vergleich mal einen Chang Cheh von 1968 mit einem von 1978 - dazwischen liegen Welten ...
Zurück zu IL GRANDE SILENZIO: Dieses alternative Ende auf den DVDs ist in keinem Land der Welt für den Film verwendet worden, da wette ich Kopf und Kragen!
Ein Darsteller-Rätsel kann ich auflösen: Der junge Outlaw Miguel, der bei seiner alten Mutter von Kinski und Corazzari erschossen wird, ist der spätere Produzent Jacques Dorfmann - er wird in französischen Quellen unter dem Pseudonym Jacques Toulouse (er stammt aus Toulouse) genannt. Synchron-Sprecher ist Randolf Kronberg.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #20ich habe dafür für den Kopfgeldjäger aus der ersten Szene Gerd Holtenau in Erinnerung, absolut sicher aber bin ich mir nicht
Zitat von Chow Yun-FatInteressanterweise ist es hier ähnlich wie bei SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD: Die deutschen Dialoge weichen fast den ganzen Film über stark vom Original ab, stellenweise werden Aussagen sogar ins Gegenteil verkehrt, Dinge dazuerfunden, andere weggelassen usw...
Das kann man so nicht sagen. Ich habe durch Zufall eine englischsprachige DVD in die Hand bekommen und festgestellt, dass die englischen Dialoge und die englischen Untertitel drastisch voneinander abweichen ("Thinking is not your business" contra "Soldiers don't think") - offenbar orientierten sich die englischen (und deutschen) Untertitel an der italienischen Fassung, während die deutschen Dialoge nach der englischen Dialogfassung geschrieben wurden - Behnke wäre also unschuldig! Übrigens - hier wie bei allen Italo-Western stellt sich die Frage: Gedreht von Italienern, aber komplett in englisch - ist nun die italienische oder die englische Fassung die Originalfassung? Eigentlich beide, weshalb der Vorwurf der Veränderung des Originals hier ins Leere geht.
Ganz ähnlich ging es mir neulich, als ich den Giallo "Nackt über Leichen"* auf einer DVD sah, die sowohl eine englische Tonspur als auch Untertitel in dieser Sprache enthielt: Beide wichen ständig voneinander ab, selbst bei kurzen Sätzen stimmten die Formulierungen und teilweise auch der Inhalt nicht überein. Das scheint damals bei italienischen Filmen, die international vermarktet werden sollten, öfter so gewesen zu sein; bei deutsch-italienischen Produktion "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" z. B. beruht der deutschen Dialog ja auch offensichtlich auf der englischen Fassung, während sich die Untertitel an der italienischen zu orientieren scheinen.
*Bitte aus dem scheußlichen Titel keine falschen Rückschlüsse auf meinen Filmgeschmack ziehen!
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #27Mir kam es vor allem darauf an, Behnke in Schutz zu nehmen gegen Vorwürfe, er hätte das Original verfälscht, denn "Silenzio" ist meiner Meinung nach einer der am sorgfältigsten synchronisierten Italo-Western; immerhin ist dies ein Genre, das oft mit "gut meinenden Verbesserern" und drittklassigen Bearbeitern zu kämpfen hatte - das einzige Studio, das konsequent in diesem Genre tätig war und konsequent gute Arbeit abgeliefert hatte, ist die damals frisch gegründete Hermes Synchron (selbst bei der BSG und bei der DEFA gab es unerfreuliche Aussetzer).
Man darf sich gar nicht erst ausmalen, was passiert wäre, wenn Brandt & Brunnemann sich an diesem Film vergriffen hätten! Selbst der kleinste Anflug von Schnoddrigkeit wäre tödklich gewesen. Und ob sie sich mit einem stummen Protagonisten abgefunden hätten?
Zitat von Gast im Beitrag #34Ich glaube, was diese Synchro über den Durchschnitt hebt, ist die plumpe Tatsache, dass in der Hauptrolle ausnahmsweise mal nicht ein Genre-typischer Allessprecher rumstolpert (GGH, Kindler, Brandt, mit Abstrichen auch Leute wie Danneberg, Brückner oder - der für Hauptrollen des Alters wegen eher nicht so häufig aufgetretene - Arnold Marquis), weil sie eben stumm ist. Dadurch wird der Film nicht so auf's Massenproduktionslevel gezogen.
Trotzdem ist es natürlich fraglich, ob die Synchro soooo gelungen ist, wenn für Kinski sofort eine Unmenge an besseren Vorschlägen kommen und Frank Wolff ausgerechnet von Martin Hirthe gesprochen wird, der einer ganzen Reihe von Wolff-Sprechern nicht das Wasser reichen konnte (Marquis, Clausnitzer, Marholm, im Grunde sogar Martienzen(!), Frickhöffer und Weicker; hinzu kommt auf alle Fälle auch noch sein DEFA-Sprecher Hasso Billerbeck) und ihn viel zu beliebig wirken ließ. Hirthe für Wolff hat mir nur in "Heiß über Afrikas Erde" gefallen. In "Spiel mir das Lied vom Tod" wäre auch viel mehr drin gewesen.
Friedrich W. Bauschulte für Luigi Pistilli fand ich ebenfalls etwas sonderbar, da Bauschulte grundsätzlich alt wirkte...auch damals schon. Ob GGH, Edgar Ott, Rolf Schult oder sogar Gerd Martienzen. Da gab es einige, die besser zum Typ passten. Bauschulte funktionierte in der Rolle zwar nicht wirklich schlecht, aber auf Pistilli im Allgemeinen passt der eigentlich suboptimal. Oder beser gesagt: Er passt eigentlich sehr gut zum Typ, könnte ich mir z.B. auch in der Rolle in "Zwei glorreiche Halunken" vorstellen, aber lässt ihn halt echt merklich älter wirken. Bei ruhigen Rollen geht das, ansonsten ist es ein Schuss in den Ofen. Ist hier insofern eine witzige Besetzung, weil der Part von der Aufmachung her etwas an Henry Brandons Rolle in "Dick & Doof - Rache ist süß" erinnert - ähnliches gilt übrigens auch für die Rolle von Gino Pernice in "Django" - , wo Brandon ja auch einen wesentlich älteren Synchronsprecher bekam, was es irgendwo gerade kongenial machte.
Die Optimalbesetzung hier wäre für mich wohl:
Kinski - Draeger (in Berlin sehe ich da nicht viele Alternativen, zumal der von mir neben Wolfgang Draeger auch favorisierte Werner Uschkurat und Fred Maire ja eigentlich nach München gehören)
Wolff - Marholm (war zwar viel in München tätig, hat ihn aber in Berlin gesprochen! und sogar bei der Hermes Synchron!!), der auf die Rolle meiner Ansicht nach perfekt passt, was ich bei Marquis aufgrund der Aufmachung und der Art, wie die Maske sein Gesicht zurecht gemacht hat, hier eher nicht so sehe; obwohl es wahrscheinlich keinen einzigen für Italowestern bekannten Schauspieler gibt, für den Marquis je besser funktionierte
Pistilli - GGH; fänd ich absolut originell den dann noch in so nen Anti-Part zu packen, wobei mich Bauschulte von den drei tatsächlichen Sprechern (gegenüber Martienzen und Hirthe) definitiv am wenigsten stört...
Martienzen kann ich einigermaßen verschmerzen, wenn ich Kinskis eigene Stimme gerade nicht zu sehr im Ohr habe. In Berlin wüsste ich zu dieser Zeit tatsächlich nur Draeger als Alternative; den habe ich für Kinski zwar bisher nur szenenweise erlebt, aber es war interessant, und gerade zu dieser Zeit bekam er ja einige betont "bedrohliche" Rollen, bei denen man heute nie auf ihn kommen würde. Hirthe für Wolff war zumindest interessant, weil es sich hier um eine "aufrechte" Rolle handelt und Hirthe damals ja schon stärker mit Schurken oder Unsympathen verbunden war. Marquis könnte ich mir (sehr zurückhaltend) vorstellen, Marholm eventuell auch, obwohl ich ihn aus Wolffs Mund bisher noch nicht kenne und er dann gerade hätte in Berlin sein müssen. Bauschultes Besetzung ist einigermaßen originell; man muss Behnke wirklich dankbar sein, dass er hier nicht auf Petruo oder Miedel zurückgegriffen hat; besonders Letzterer hätte sich als Klischeebesetzung angeboten und war sogar verfügbar (da er als Gouverneur kurz zu hören ist).
Zitat von Chow Yun-FatInteressanterweise ist es hier ähnlich wie bei SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD: Die deutschen Dialoge weichen fast den ganzen Film über stark vom Original ab, stellenweise werden Aussagen sogar ins Gegenteil verkehrt, Dinge dazuerfunden, andere weggelassen usw...
Das kann man so nicht sagen. Ich habe durch Zufall eine englischsprachige DVD in die Hand bekommen und festgestellt, dass die englischen Dialoge und die englischen Untertitel drastisch voneinander abweichen ("Thinking is not your business" contra "Soldiers don't think") - offenbar orientierten sich die englischen (und deutschen) Untertitel an der italienischen Fassung, während die deutschen Dialoge nach der englischen Dialogfassung geschrieben wurden - Behnke wäre also unschuldig! Übrigens - hier wie bei allen Italo-Western stellt sich die Frage: Gedreht von Italienern, aber komplett in englisch - ist nun die italienische oder die englische Fassung die Originalfassung? Eigentlich beide, weshalb der Vorwurf der Veränderung des Originals hier ins Leere geht.
Ganz ähnlich ging es mir neulich, als ich den Giallo "Nackt über Leichen"* auf einer DVD sah, die sowohl eine englische Tonspur als auch Untertitel in dieser Sprache enthielt: Beide wichen ständig voneinander ab, selbst bei kurzen Sätzen stimmten die Formulierungen und teilweise auch der Inhalt nicht überein. Das scheint damals bei italienischen Filmen, die international vermarktet werden sollten, öfter so gewesen zu sein; bei deutsch-italienischen Produktion "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" z. B. beruht der deutschen Dialog ja auch offensichtlich auf der englischen Fassung, während sich die Untertitel an der italienischen zu orientieren scheinen.
Il grande Silenzio ist aber damals gar nicht im englischen Sprachraum gelaufen. Sondern erst in den 90ern oder noch später, und meines Wissens auch erst dann synchronisiert worden.
Ansonsten klingen die engl. Syncros von IW zwar meist eher schlecht, sind aber auch oft weitaus näher am Original dran (und das ist so gut wie immer die ital. Fassung) als die deutschen Syncros, die die IW häufig ohne Rücksicht auf Verluste totsynchronisiert haben. Ich denke daß die nicht geringen Abweichungen der deutschen Fassung von Silenzio auch nur wieder dem "Einfallsreichtum" der deutschen Bearbeiter zu verdanken sind.
Während US Western meist eher originalgetreu synchronisiert wurden, man sich zumindest bemühte, waren die IW anscheinend Freiwild.
Zitat von Grubert im Beitrag #57Il grande Silenzio ist aber damals gar nicht im englischen Sprachraum gelaufen. Sondern erst in den 90ern oder noch später, und meines Wissens auch erst dann synchronisiert worden.
Auch wenn die derzeit greifbare englische Fassung erst zu dieser Zeit entstand, dürfte der Film damals unstrittig in dieser Sprache gedreht worden sein (siehe die Diskussion vom 15./16. September 2009). Vielleicht lag aber auch die damalige englische Sprachfassung (auch wenn diese kein O-Ton war) einige Jahrzehnte auf Eis, wie das auch hierzulande ab und an vorkommt (wozu es einen eigenen Thread gibt)?
Zitat von Grubert im Beitrag #57Während US Western meist eher originalgetreu synchronisiert wurden, man sich zumindest bemühte, waren die IW anscheinend Freiwild.
Wobei der Unterschied natürlich darin besteht, dass bei amerikanischen Western unstrittig nur eine Fassung vorlag und man diese problemlos als "Original" bezeichnen kann. Bei Italoweststern ist das schon schwierig, da sowohl die englischen als auch die italienischen Versionen (wenn bei einem Film beide Vorlagen) in der Regel keinen Originalton enthielten.