Zitat und abgesehen davon scheint man in Deutschland noch nicht offen dafür zu sein, wofür sich Hunderte von Millionen anderer Menschen schon geöffnet haben...
Weil es viele (ich behaupte: ein Großteil) als Verschlechterung empfinden würden? Warum muss ich mich für eine Verschlechterung begeistern und öffnen? Synchron hat absolut Nachteile - das Bangen um die Gewohnte Stimme im nächsten Kinofilm ist ja nur eine davon. Dennoch überwiegen doch eindeutig die Vorteile.
Ich greife auch manchmal zur OV Variante - im Ausland bei längerem Aufenthalt sowieso zwangsläufig. Aber warum sollte ich mich dafür "öffnen", hier zu Hause mehr OVs zu zeigen (wo die Nachfrage nach OVs ja angeblich so groß ist)? Nur damit die Verleiher die Synchronfassungen noch billiger und damit schlechter produzieren lassen können, weil sie mit der nicht synchronisierten Variante 50% des Marktes sowieso schon abdecken können? Ich möchte gerne weiterhin die Filme in meiner Sprache angeboten bekommen - und vor allem in der uns hier gebotenen Qualität. Denn für mich ist das auch bei sehr guten Englischkenntnissen ein Vorteil, weil der Film für mich so "direkter" wirkt.
Was diesen speziellen Film angeht, finde ich, dass man genau richtig verfahren ist. Ihn durchweg zu synchronisieren hätte keinen Sinn ergeben - so ist es schon gut gelöst.
Mücke: Dänemark ist ein abstruses Vergleichselement, da Englisch dort früher und effektiver unterrichtet wird. Resultat: ein gänzlich anderer Nährboden. Gilt für die Dänemark überlegenen anderen skandinavischen Länder umso mehr.
Was ist denn jetzt in all diesen Worten eigentlich deine Kernthese?
Dass mehr OV's laufen sollen? Marktwirtschaftlich nicht sinnvoll, ergo vom Tisch. Wenn deine idealistische These die ist, dass man mit steigendem OV-Einsatz den Nährboden schafft, sind dir pädagogische Prinzipien offenkundig absolut unbekannt. Die Stellschraube muss viel früher justiert werden, und bei ganz anderen Instanzen. Filme als Lehrmittel? Come on. Zudem begehst du eine gnadenlose Überschätzung von Schulenglisch. Selbst auf Matura-Level verstehst du englischsprachiges Material vielleicht zu zwei Dritteln. Diverse Anspielungen werden dir entgehen - sie entgehen ja sogar den meisten Studierten. Nur die fähigsten Englischkundigen mit konstantem Popkultur-Update können Originalmaterial kapieren. Der Rest bildet sich das nur ein.
Volle Zustimmung. Es ist Selbstbetrug anzunehmen, man könne eine andere Sprache jemals so gut verstehen, wie seine Muttersprache. Selbst wenn man eine fremde Sprache noch so gut beherrscht; ein ganz entscheidender Faktor bleibt immer ein wenig auf der Strecke: das Humorverständnis. Ich denke, ich kann es beurteilen, da ich in meinem Familien- und Freundeskreis einige "Ausländer" habe, die schon seit 30-40 Jahren in Deutschland leben und die Sprache praktisch fehlerfrei beherrschen. Aber das Gefühl für den kleinen Funken Ironie, für den Anflug von Zynismus in der Sprachmelodie, der Sinn für versteckten Humor, den man nicht in den Worten oder der Mimik, sondern nun in leisen Untertönen findet, geht ihnen bis heute ab. Das führt mitunter zu Mißverständnissen.
Selbst Leute, die Brad Pitts Kauderwelsch in Inglourious Basterds wirklich bis auf die letzte Silbe zu verstehen vermögen (was ich bezweifle), werden den Sinn der Worte niemals genauso begreifen wie ein Muttersprachler.
Zitat von DubberDuckDuckWas ist denn jetzt in all diesen Worten eigentlich deine Kernthese?
Zitat Die Stellschraube muss viel früher justiert werden, und bei ganz anderen Instanzen.
Deine Frage hast du damit eigentlich schon selbst beantwortet. Nur dass ich den Film, solange es die Schule z.B. nicht auf die Reihe kriegt, nicht völlig außerhalb der Verantwortung sehe, zumindest ein Stück weit mitzumachen. Im Moment, das ist ja nicht der Rede wert, was da passiert. Der Film in Deutschland macht so ziemlich das wenigste, was überhaupt möglich ist und weltweit überhaupt stattfindet, an Vielfalt bzw. Anderssprachigkeit. Das ist so schwach und armseelig, dass es jeder Beschrebung spottet. Die Deutschen kommen mal wieder nicht von ihrem antiquierten, bessewisserischen Ross runter - was Waltz m.E. auch im Interview meinte. Ist ja nicht das erste Mal, dass es beim Deutschen daran scheitert. Genau was du über die Dänen geschrieben hast, sollte in jeglicher Hinsicht iauch hier passieren. Das Argument war somit nicht abstrus, sondern wurde durch deine Erläuterungen sogar gerechtfertigt. Es bezog sich ja nicht einzig auf den Filmbereich...
Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich der Meinung bin, dass Filme den LÖWENANTEIL am Englischunterricht in Deutschland übernehmen sollen?!(...was ich folglich EBENFALLS nicht Christoph Waltz in den Mund gelegt habe...) Es ist nur so...sich ausgerechnet dahinter zu verkriechen wie weit das schulische Niveau ist, ist für den Film sozusagen unter Würde. Dass die deutsche Schulbildung hauptsächlich nach dem Motto "So viel Pseudo wie möglich!" funktioniert, sollte ja jedem bekannt sein.
Ich bin nur froh, dass es auch in nachwachsenden Generationen noch Leute wie David Nathan oder Simon Jäger gibt, die das Synchro-Monopol auch mit Überpräsenz noch so erträglich wie möglich machen.
Was Du ansprichst, ist ein bildungspolitisches Problem, das nichts mit der Synchronbranche zu tun hat. Ob mehr OVs in deutschen Kinos gezeigt werden, ist eine rein marktwirtschaftliche Frage, die man nicht durch "Umerziehung" lösen kann. Wenn Kinobetreiber eine entsprechende Nachfrage spüren, werden sie auch mehr OVs zeigen, ansonsten nicht. Man kann das bedauern, aber man kann nicht Kinobetreiber, die schließlich Geld verdienen wollen, dazu zwingen, massenhaft OVs ins Programm zu nehmen, nur weil das kulturpolitisch wünschenswert wäre. Dafür gibt es die kleinen Programmkinos mit 50 Sitzen, in denen sich Sonntag-Vormittag Englischlehrerinnen und Studenten vergnügen.
Wenn im Kino 50% der Filme OV gezeigt würden, würden sich trotzdem mehr Leute für die englische Sprache interessieren. Da bleibe ich umschweifslos dabei. Es käme langsam in die Gänge, würde aber funktionieren. Die Synchronbranche kann da sowieso nichts dafür, da sie ja nur konsultiert wird. Das Problem sind, wie immer, Verleiher, Supervisor und ähnliche Halb-Wissen-Voll-Profis.
Jetzt nicht einfach eine Replik posten, Mücke. Lesen und nachdenken. Der Mann teilt dir gerade etwas mit, das dich in deiner Entwicklung weiterbringen kann. Als Diskutant und Medienrezipient. Also: versau's nicht.
Ich merk eher schon wieder, dass ich gegen festgefahrene Denke nicht ankomme, deren Hauptargument die sogenannte "Marktwirtschaft" ist...Hilfe...Hilfe!...und die sich weltweit vorhandenen Gegebenheiten verschließt. Etwas, was überall nur hier nicht funktioniert mit einem Pferd als Katze zu vergleichen, ist gelinde gesagt Unfug.
Es ist sowas von typisch deutsch, immer zu sagen, dass erstmal die anderen anfangen müssen, bevor man selbst (bzw. die eigene Branche) mitmacht, dass ich nichtmal behaupten würde, selbst völlig frei davon zu sein.
Da meine Ideen hier mal wieder als Sandkasten-Gehabe abgetan werden, wohingegen Marktwirtschaftsverfechter(!) den Lehrer spielen dürfen, bin ich mal lieber wieder weg und am besten gleich nochmal für länger. Hab noch anderes zu tun. Stichwort: Verhältnismäßigkeit. So bringt das alles rein gar nichts. Ich brauch keine Diskussion in der ich so ziemlich alles falsch mache und die Nachfahren des Bundeskanzlers der Jahre 1963 bis 1966 alles richtg...und schon gar nicht, wenn das dann noch von außen so reinmoderiert und ich dadurch in die Rolle des Lümmels von der ersten Bank gedrängt werde. Kostet sinnlos Zeit.
Die bösen, bösen Deutschen. Da lob ich doch mal die Franzosen, Spanier, Italiener oder Portugiesen die so tolerant gegenüber andere Sprachen sind und sich Filme nur in der Originalfassung ansehen.
Es gibt m.E. vier grobe Arten von Deutschen. Die einen sagen immer: Weil es in anderen Ländern nicht perfekt ist, kann hier auch alles bleiben, wie es ist. So nach dem Motto: Wenn wir 10% unseres Potenzials ausschöpfen, sind wir ja immer noch die besten.
Die anderen sagen: Wir können immer an uns arbeiten und ob andere Länder hinter uns sind, ist dabei völlig egal. Wozu ich mich zähle.
Die dritten interessiert gar nichts.
Die vierten versuchen schwachsinnige Kompromisse, die angeblich alles bedienen, eigentlich aber gegeneinander wirken (auf politischer Ebene wäre da z.B. der sogenannte "Energie-Mix" zu nennen...).
Was mich stört, ist, dass hier wieder so getan wird, als ob bei uns alles so gut wie richtig und der Situation perfekt angemessen liefe und ich, weil ich das nicht unterstütze und mich zumindest um andere Gedanken bemühe, Wort für Wort seziert, daran aufgehangen und in die Rolle des Jungen der noch viel zu lernen hat gedrängt werde. Wie großspurig ist das denn bitte?! Ob das nun so beabsichtigt war oder nicht, spielt erstmal keine elementare Rolle.
Zitat von ElEfDie bösen, bösen Deutschen. Da lob ich doch mal die Franzosen, Spanier, Italiener oder Portugiesen die so tolerant gegenüber andere Sprachen sind und sich Filme nur in der Originalfassung ansehen.
Wird nicht zumindest in Frankreich, Spanien und Italien auch viel synchronisiert? Oder war das Posting sarkastisch gemeint?
Es geht ja nicht darum, ob überhaupt noch synchronisiert wird, sondern dass es einen hohen Anteil an Filmen gibt, der trotzdem AUCH(!) in OV präsentiert wird. In Italien ist der noch relativ gering, aber immer noch größer als hier. In Frankreich ist es sogar noch wesentlich deutlicher bzw. besser. Spanien dürfte ähnlich wie Italien verfahren. Das italienische System ist sicher auch noch nicht ausgefeilt, aber das französische gefällt mir ebenso wie z.B. das dänische sehr. Angefangen bei der Bildungspolitik (zumindest in Dänemark, die Franzosen machen ja immer sehr auf ihre Sprache, aber schaffen es kurioserweise trotzdem im Kino nicht exzessiv zu synchronisieren). Gipfelnd in einer offen denkenden Branche, deren Gedankenwelt kein Viereck ist und vor lauter konservativ-festgefahrenem, was das über andere Ideen nachdenken gar nicht mehr möglich macht, beinahe umfällt.
Und nur damit das hier nicht falsch verstanden wird: Ich bemerke einfach, dass es mir nicht gelingt, meine Gedanken schriftlich adäquat zu formulieren und dass noch dazu stetig genau dieser Umstand sogar mit einer gewissen Systematik gegen mich ausgespielt wird. Es gibt kein endgültiges Bemühen dabei, meine Punkte zu verstehen oder zumindest wird selbiges wesentlich seltener geäußert, als die Positionierung gegen mich und Aussprüche, wie, dass ich noch viel lernen müsste. Es ist ja nicht so, dass ich euren Standpunkt nicht kapiert hätte. Ich teile ihn nur nicht und finde ihn extrem fragwürdig, wohingegen umgekehrt jetzt schon mehrmals die Frage kam, worauf ich hinaus will oder wie ich überhaupt darauf käme, da ja alles ganz anders sei, anstatt sich mal näher damit zu beschäftigen und zu erkennen, dass ich eben gerade darauf komme WEIL alles ganz anders ist. Da ihr keine Idioten seid, kann es nur daran liegen, dass ich es nicht richtig erklärt kriege und deswegen halte ich mich aus solchen Diskussionen wohl doch besser raus. Die Tatsache, dass ich die hier gegenteilig geäußerten Ansichten extrem fragwürdig und viel zu selbstläuferisch finde, kommt da natürlich noch erschwerend hinzu. Wenn Leute verlernt haben aus der rein marktwirtschaftlichen Denke mal ein Stück weit rauszukommen, macht es keinen Sinn mit ihnen zu diskutieren. Sie werden im Endeffekt sowieso immer damit argumentieren, dass die Marktwirtschaft nunmal das beste und ausschlaggebend wäre usw. usf., damit kann man JEDE, ich wiederhole JEDE Art von Stillstand rechtfertigen. Das ist ja schlimmer, als mit echten Politikern zu reden...und ich weiß genau wovon ich da spreche (da ich das Vergnügen zu Hauf hatte). Es nervt, mit Leuten zu diskutieren, die sich mit dem Ist-Zustand rechtfertigen, weil das ja genau das Nach-Vorne-Denken ausschließt. Wenn wenigstens ein gewisses kritisches Hinterfragen der Situation oder Selbstironie dabei wäre, anstatt immer solche Sprüche zu bringen, wie dass der Situation angemessen verfahren werde und die Marktwirtschaft über jeden Zweifel erhaben ist. Kaum ein Wort wird darüber verloren, dass man was besser machen könnte, es wird nur dagegen geredet, wenn ich es etwas zu extrem rüberbringe...
Ich komme mir vor wie Judas in der Kirche und werde in gewisser Weise auch genau so dargestellt.
@Mücke: Der Versuch, dich höflich zu disziplinieren, ist weder Sakrileg noch Beleidigung. Mach nicht wieder die Leberwurst. Der Versuch ist in dieser Konversation eine von zwei Alternativen. Die andere ist es, dich für deine mit der Realität (zu der u. a. die Marktwirtschaft gehört) schwer vereinbaren Ansätze zu verarschen und/oder in der Luft zu zerreißen.
Ich bin mir sicher, letztlich ziehst du auch die disziplinierende Version vor, ne wahr?
Man versucht dir hier Realitäten aufzuzeigen, deren Verinnerlichung dir bekäme.
Ich kann nicht für Taccomania sprechen, aber ich bin Teil des Medienbetriebs, bin dann wohl einer der "Halb-Wissen-Voll-Profis", wie du sie so adrett nennst. Wenn ich mal für die sprechen darf: Man trifft Entscheidungen nicht nach dem Würfelprinzip oder rührt in Hühnereingeweiden, sondern bewegt sich in einem klar definierten Bezugssystem. Ausbrüche, die schiefgehen, können Millionen verbrennen und Köpfe kosten. Nein, nicht den eigenen, die von Untergebenen.
Man steckt nicht nur mal fix das sechsstellige Gehalt ein, sondern empfindet Verantwortung für das Produkt und die einem Unterstellten. Von den Vorgesetzten mal zu schweigen, die einem bei Fehlern in die toten Eingeweide treten.
Es geht um die Realität. Die besteht aus Sinusmilieus und Kosten-Nutzen-Analysen, nicht aus halbgaren Träumen. Das ist keine Lobpreisung der Marktwirtschaft, sondern Tatsache, die man immer einberechnen muss. Jeder Anfänger, jeder Etablierte. Wer das nicht schnallt oder ignoriert, wird nie was bewegen. Und sei es nur den eigenen Arsch vom Fleck.
P.S. Vielleicht schnallst du das alles ja auch, drückst dich aber nur missverständlich aus. Wenn dem so ist: Klare, kurze Sätze! Auch das ist nur nett gemeint.
Ich weiß genau, wovon du sprichst. Nur habe ich auf diese Realitäten keinen Bock und kann es nicht leiden, wenn sie verteidigt werden, mit der Begründung, dass es eben so ist. Denn dafür sind sie nicht gut genug. Der Tag an dem ich diese Realitäten so weit verinnerlicht habe, dass ich ihnen nachquatsche wird der Tag sein, wo du mich ganz bestimmt nie wieder hier antriffst......und nicht nur auf unbestimmte Zeit. Denn dann sitze ich entweder an einem Schreibtisch und mache Börse oder ähnliches oder...aber lassen wir das lieber. Der einzige Vorteil daran ist ja, dass man sich dann, wenn man es verinnerlicht hat, nicht mehr drüber ärgern muss. Deswegen ist's für viele wahrscheinlich auch einfacher. Trotzdem gibt's ja noch viele, die mit ihrem Leben dann erst recht nicht mehr klarkommen, weil es zu stressig wird...