Ich finde sogar, dass Christoph Waltz da einen wichtigen Punkt anspricht, damit, dass dem deutschen Publikum keine Wahl gelassen wird. Eben genau diese spekulativen Weißheit-mit-Löffeln-Unterstellungen von irgendwelchen Leuten, die ihr halbes Leben nur hinter einem Schreibtisch oder bestenfalls(!) im Studio zugebracht haben, dass Publikum täte oder würde etwas nicht, sind ein großes Problem, worauf auch solche Diskussion wie im "The Expendables"-Thread basieren, wo jetzt schon absurde Sonderfälle herbeigeredet werden und als Argumentationsgrundlage ein Publikum verwendet wird, dem man unterstellt, es wollte unbedingt einen bestimmten Sprecher hören, aber gleichzeitig nicht bemerken, wenn er zwei Leute nebeneinander spricht. Irgendwie wird die angebliche Haltung des deutschen Publikums zunehmend zum Spielball bei der Argumentation irgendwelcher Verleihe, Fans oder von sonstwem. Das Witzige ist wiederum, dass sich der Verleih damit, dass er hier ohne Not eine Synchro hat erstellen lassen, ja finanziell durch seine Dummheit im Prinzip selbst ein Eigentor geschossen hat. In dem Glauben, er würde genau dadurch mehr Geld verdienen, da das Publikum ja doof sei. Au weia...
Zitat von ElEfEs stimmt aber. Die Masse bevorzugt eine deutsche Synchronisation.
Wer sagt das?
In meiner Altersklasse laufen mir fast nur Leute über den Weg, die auf OVs stehen. Kein Witz. Und Leute über 60 sind bei so nem Film ja nun wirklich nicht zielgruppentechnisch ausschlaggebend.
Zitat In meiner Altersklasse laufen mir fast nur Leute über den Weg, die auf OVs stehen. Kein Witz.
Das dürfte nicht repräsentativ sein. Abgesehen davon gewinne ich den Eindruck, daß es in bestimmten Kreisen zwischenzeitlich als schick gilt zu behaupten, man ziehe Originalversionen vor.
Zitat Und Leute über 60 sind bei so nem Film ja nun wirklich nicht zielgruppentechnisch ausschlaggebend.
Mmh. Also in meiner Vorstellung saßen fast nur ältere Herrschaften, Typ: pensionierte Lehrer, die wohl sowas wie einen Holocaustfilm erwartet haben und etwas schockiert in ihren Sitzen versunken sind... :-)
Zitat In meiner Altersklasse laufen mir fast nur Leute über den Weg, die auf OVs stehen. Kein Witz.
Das dürfte nicht repräsentativ sein. Abgesehen davon gewinne ich den Eindruck, daß es in bestimmten Kreisen zwischenzeitlich als schick gilt zu behaupten, man ziehe Originalversionen vor.
Das stimmt in der Tat, allerdings sind Synchros heutzutage trotzdem nicht gerade in. Ich würde fast eher sagen, dass OVs gar nicht mehr in sein müssen, weil Synchros eben schon out sind...Die Leute gucken lieber OVs, weil sie auf die Synchro oftmals erst recht keinen Bock haben, weil sie im Netz die Trailer auf englisch mitbekommen, gewisses ewig gleiches Klischee-Gestammele leid sind etc.pp.
Das Problem ist ja auch, dass man eben keine WAHL hat. Man KANN die OV gar nicht gucken, wenn man nicht in ner großen Stadt wohnt. Die Synchros haben ein Monopol, was sich anhand des Rezipienteninteresses in dem Ausmaß nun wirklich nicht mehr rechtfertigen lässt. Es geht nicht darum, wie beliebt OVs nun wirklich sind, sondern dass man die Wahl haben sollte, was man schaut. Und wenn es pro Woche nur ein Film ist, der in der OV angeboten wird...aber meistens klappt ja nichtmal das. Ich vermute mehr wollte auch Christoph Waltz damit nicht sagen. Die Handhabe ist so krass einseitig, dass es dem Fass den Boden ausschlägt und fast jeder Beschreibung spottet. Selbst wenn 10 Synchros und eine OV liefen, wäre das ja immer noch heftig, aber dass die meisten Kinos gar keine OVs zeigen und wenn dann eher Arthouse, ist einfach absurd.
ich habe, aufgrund meines Berufes, täglich mit Menschen in allen Altersklassen zu tun. Hin und wieder unterhalten wir uns auch über Filme und die Mehrzahl kennt nichtmal die originalen Stimmen bzw. interessieren sich auch nicht dafür.
Zitat von ElEfEs stimmt aber. Die Masse bevorzugt eine deutsche Synchronisation.
Ich persönlich halte Inglorius Basterds ebenfalls für unsynchonisierbar.
Dito. Zu diesem Zweck zitiere ich mich nochmal selbst. Der Eintrag ist schon eine Weile her:
Zitat von LammersIch glaube gerne, dass die deutsche Fassung gut gemacht ist aber ehrlich gesagt kann ich persönlich mir diesen Film in rein deutscher Sprache gar nicht vorstellen, was jetzt keine Kritik sein soll. Jedem das Seine. Ich habe "Inglourious Basterds" im Original mit Untertiteln gesehen und festgestellt, dass der Witz auch auf der sprachlichen Ebene liegt; der Film ist ja bekanntlich dreisprachig (englisch/französisch/deutsch).
Zitat aber ehrlich gesagt kann ich persönlich mir diesen Film in rein deutscher Sprache gar nicht vorstellen
Ehm, der Film ist ja auch nicht in rein deutscher Sprache bei der Synchronfassung. Es wurden nur die englischen Parts synchronisiert. Anstatt Englisch/Französisch/Deutsch gibt es jetzt halt nur noch Französisch/Deutsch.
Schlimm hätte ich es gefunden wenn er komplett durchsynchronisiert worden wäre.
Slumdog Millionär ist in dieser Hinsicht sehr negativ für mich. Dort wird in der OV Englisch und Hindi gesprochen. In der deutschen Fassung aber durchgehend deutsch. Für mich hätte man dort ebenfalls nur die englischen Parts synchronisieren sollen. Ein Grund wieso ich die Synchro von Slumdog Millionär meide.
Zitat von MückeIch finde sogar, dass Christoph Waltz da einen wichtigen Punkt anspricht, damit, dass dem deutschen Publikum keine Wahl gelassen wird. Das Witzige ist wiederum, dass sich der Verleih damit, dass er hier ohne Not eine Synchro hat erstellen lassen, ja finanziell durch seine Dummheit im Prinzip selbst ein Eigentor geschossen hat. In dem Glauben, er würde genau dadurch mehr Geld verdienen, da das Publikum ja doof sei. Au weia...
Bloß nicht generalisieren, Mücke! Das unterstelle ich auch Waltz nicht, er meinte schon explizit diesen Film. Im Gesamtbild ist Synchro unabdingbar.
Ich habe, wie der Zufall so will, in eben dieser Sekunde eine Marktforschungsanalyse von einem führerenden Institut vor mir liegen. Eine Sprachverständnis-Analyse, die für gut drei Millionen deutsche Bürger im mittleren bis höheren Bildungssegment nur eine Schlussfolgerung zulässt: Ball flachhalten!
Es ist nicht nur so, dass ihre Fremdsprachenkenntnisse begrenzt bis stark begrenzt sind. Auch ihre Deutschkenntnisse sind es.
Synchronisation ist ein unbedingtes Muss. Die Diskussion darüber ist absurd. Auch für "Inglourious Basterds" musste eine Version her. Ich hätte mir nur gewünscht, dass das Original in mehr deutschen Kinos zu sehen gewesen wäre.
In einer Marktwirtschaft bestimmt die Nachfrage das Angebot. Wenn Originalversionen der große Renner unter der Masse der Kinogänger wären, würden sie auch vermehrt angeboten. Das Publikum in OV-Vorführungen ist jedoch eher übersichtlich, selbst in Studentenstädten und dort, wo die OV parallel zu den synchronisierten Fassungen läuft.
Ich halte die Einschätzung, der deutsche Zuschauer hänge nur deshalb an Synchros, weil im keine Wahl gelassen werde, für unrichtig. Mit OVs kann kein Kinobetreiber den erforderlichen Schnitt machen. Das ist nur ein Zusatzangebot für "Stammkunden", das kaum Umsatz und Gewinn abwirft.
Ich räume ein, daß Inglourious Basterds ein spezieller Fall ist, da er ja auch für das amerikanische Publikum eine im Prinzip nicht synchronisierte Fassung bereit hält. Grundsätzlich sind Synchronisationen aus den von DubberDuckDuck genannten Gründen jedoch unverzichtbar.
Das habe ich ja auch gesagt und zwar auch schon früher mehrfach. Es ging NIE darum diesen Film oder irgendeinen anderen NICHT zu synchronsieren. Es geht darum Optionen zu schaffen. Wenn man fast nur Synchros zeigt, tut man nämlich auch rein gar nix dafür, dass dieser peinliche Sprachkenntnis-, Verständnis- und Interessenzustand sich mal ändert.
Was hat die Tatsache Optionen zu fordern mit Generalisieren zu tun? Ich rede doch die ganze Zeit nur von 50:50...schon seit Wochen, Monaten, Jahren, wenn es darum geht. Die Einseitigkeit nervt. Das ist alles. Generalisiert wird nur von denen, die sich stets explizit für Synchros stark machen und über O-Ton kein Wort verlieren (womit weder ich gemeint sein kann, noch du).
@ Taccomania
Woher will man denn wissen, wie stark die Nachfrage an OVs ist, wenn fast keine laufen? Sowas hat doch nichts mit wirklich vergleichender Analyse zu tun. Wie gesagt: Sicher ist die Nachfrage nach Synchros größer, wesentlich größer als bei OVs, aber so ungefragt, wie es die Kinoprogramme vermuten lassen, sind OVs bei weitem nicht. Und die Nachfrage nach Synchros besteht vor allem ja auch des Verständnisses und nicht der Qualität wegen, wie Dubbers Beitrag auch bestätigt und was ich in meinem ersten Beitrag heute hier meinte, was wiederum ein Argument ist, sich mit mehr OVs an den Zuschauer ranzutasten und sein Verständnis dahingehend einfach zu fördern.
Ich bin schon der Meinung, dass Synchros eher out sind. Die Leute können bloß nicht anders, weil sie kein Englisch verstehen und es zumindest auf eben der betreffenden Filmebene auch nicht ansatzweise näher gebracht kriegen, weil sie im Kino kaum die Chance haben OVs zu gucken. Dann machen sie es auf DVD eben auch nur bedingt, da Kino nunmal richtungsweisend, da größer und gewaltiger ist. Würden im Kino mehr OVs laufen, würde auch mehr O-Ton auf DVD geguckt. Da hielte ich JEDE Wette, wenn's mir nicht prinzipiell zuwider wäre. Das ist ne reine Gewohnheitssache. Und würde insgesamt mehr O-Ton geguckt, würden die Leute auch besser mit dem Englischen umgehen können und die fremdkörperartige Komponente wäre weg. Sowas funktioniert fast in jedem europäischen Land, wo man den Synchro-Luxus nicht hat, nur hier nicht. Der Luxus ist also, wie immer, ein Stück weit auch kontraproduktiv.
Deutschland liegt mittlerweile in der EU... Man sollte in jedem Sektor darauf achten, dass Englisch und überhaupt andere Sprachen unter's Volk kommen. Monopolartig an der Synchro festzuhalten ist in mehrfacher Hinsicht destruktiv und unverantwortlich. Optionell müssen OVs problemlos verfügbar sein. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es in Europa auch nur ein einziges Land mit einem überhaupt irgendwie einigermaßen laufenden Kinomarkt gibt, das auf Audio-Ebene so krass auf seine eigene Sprache festgenagelt ist, wie Deutschland. Wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt. Abgesehen von englischsprachigen Ländern, was man fairerweise hinzufügen muss. Die machen natürlich auch sehr auf dicke Hose damit...
Unsere Synchros sind halt eben auch weltweit die besten, aber deswegen den OV-Markt zu ersticken ist so gesund wie einseitige Ernährung, die von nem Gourmet-Koch zubereitet wird...was sie eben auch nicht besser macht.
Dass es Christoph Waltz bei seiner Aussage nur um sich selbst bzw. um seinen Film, wo er am meisten von dem Problem betroffen war, ging, glaube ich übrigens absolut nicht. Auch einem anderen Interview in der Cinema zufolge, was ich im Sommer mal gelesen habe. M.E. hat er ein generelles Problem mit der Handhabe der Sprachfassungen in Deutschland. Seine Ausdrucksweise in dem Interview spricht für mich auch deutlich dafür. Sicher ist er nicht dafür, Synchros gänzlich abzuschaffen, aber es ging ihm um einen sinnvolleren, durchdachteren Umgang mit der Thematik. Genau darum geht es auch mir und auch ich habe noch nie gefordert, dass Synchronwesen in Deutschland abzuschaffen. Im Gegenteil. Bei dem Film konkret ist er halt komplett dagegen, wie auch ich und viele andere, weil das auch eine logische Schlussfolgerung aus besagtem sinnvolleren, durchdachterem Umgang mit der Thematik ist, aber dass sein Blick nicht über diesen Tellerrand hinausreicht, halte ich für ausgeschlossen und es passt auch absolut nicht zu seiner Äußerung davon auszugehen. Waltz ist ein Mensch mit enorm viel Sachkompetenz und großer Umsicht, habe ich den Eindruck gewonnen. Besonders letzteres ist eher selten in der Branche, hab' ich das Gefühl. Aber um das nochmal festzuhalten: Ich habe mich weder jemals dafür stark gemacht, dass es keine deutschen Synchros mehr geben soll, noch habe ich das Christoph Waltz nachgesagt. Ich lese in dem Interview lediglich nicht nur eine bloße Stellungsnahme zu "Inglourious Basterds", sondern hauptsächlich zu typisch deutschen Verfahrensweisen bei solchen Sachen, die generell, bei jedem Film ein Problem werden KÖNNEN.
Umgekehrt wird ein Schuh draus, Mücke. Es laufen kaum OVs, weil die Kinosäle immer leer bleiben. Eine rein unternehmerische Überlegung der Kinobetreiber.
Und der Satz: Synchros sind aus, die Leute können bloß nicht anders, weil sie kein Englisch verstehen, ist ja wohl ein Scherz...
Wie nur kommt es, dass in nem Land wie Dänemark eben nicht die Kinosäle leer bleiben? Richtig. Weil man es dort geschafft hat, es zu etablieren, dass die Leute OVs gucken und weil es in der Regel(!) keine Synchros gibt, was aber nur sekundär ist. Hat schonmal jemand einen Dänen erlebt, der sich beschwert hat, dass Filme bei ihm im Kino nur im Originalton (mit Untertiteln) laufen und dass er sich (mehr) Synchros wünscht? Der Rückschluss, dass OVs nicht gefragt sind, weil, WENN der seltene Fall mal eintritt, dass welche laufen, nicht sofort die Kartenabreißer niedergetreten werden, ist recht krass vereinfacht und ich könnte wohl auch mit Fug und Recht fragen, ob DAS ein Scherz sein soll. Die Erklärung mutet für mich in etwa so an, wie: "Die Sonne scheint, weil der Mond grade nicht am Himmel scheint..."
Wenn meine Aussage ein Scherz wäre, müsste die richtige Version ja sein, dass die Leute Synchros gucken, weil sie sich bewusst auf die Qualitätsarbeit aus Berlin bzw. München freuen. Glaubst du das ernsthaft?! Ich mein, wer sind wir dann hier...die paar repräsentativen unter 80 Millionen Synchron-Fans? Ja sicher ist das ganze Dunkelkammer-Gewerbe nichts als eine Vereinfachung für den Zuschauer, derer man sich auf Rezipienten-Seite angenommen hat und die heute auch von ausführender Seite zumindest mehr denn je oder eigentlich fast erstmals auch tatsächlich als bloße Reproduktion des Originals verstanden wird. Zumindest zum Teil, nicht von jedem.
In Deutschland sind noch NIE auch nur ansatzweise so viele OVs gelaufen, wie in Ländern wie Dänemark, ja selbst Frankreich. Insofern hat das mit unternehmerischem Denken etwa soviel zu tun, wie ein Baby am Zahlenschieber mit der Börse. Wenn die Typen wirklich so naiv denken, kann ich nur sagen adé... Ich kann einen Zustand, den ich selbst verursache, nicht damit rechtfertigen, dass ich sage, ich würde genau dem aus dem Wege gehen wollen und handelte mit Weitblick. Das ist genauso, wie wenn ich Karten für 30 Euro verkaufe, das Kino leer bleibt und dann sage: "Tja, der Film war halt nicht gefragt!" und dann einmal im Jahr ohne Ankündigung vielleicht mit demselben Film für 5 Euro aufmache, trotzdem keiner kommt und ich dann sage: "Tja, am Preis lag es zumindest nicht, wie ja nun bewiesen wurde!". Anders kann man diese Argumentation nicht verstehen, dass die paar OV-Kinos halt leer bleiben und es deswegen nicht gefragt wäre. Die Leute haben nur noch nicht richtig den Bezug dazu. Haben die Dänen aber, haben die Belgier, die Franzosen, die Italiener...fast alle. Was Hänschen nicht kennt...oder wie war das gleich...man muss die Leute ranführen. Klappt in jedem großen europäischen Land, nur in Deutschland nicht.
Ich mag Synchros, weil sie einem andere Blickwinkel auf einen Film eröffnen, aber ein Monopol verbietet sich.
Nö eigentlich nicht. Ich will ja gar nicht, dass hier irgendwas wegrationalisiert werden soll, sondern nur, dass man sich in diesem Lande mal öffnet. Und genau so habe ich auch die Interview-Aussage von Christoph Waltz verstanden. Mir wurde hier nur teilweise Gegenteiliges in den Mund gelegt und abgesehen davon scheint man in Deutschland noch nicht offen dafür zu sein, wofür sich Hunderte von Millionen anderer Menschen schon geöffnet haben...