SHERLOCK HOLMES und das HALSBAND des TODES Deutschland / Italien / Frankreich 1962
Christopher Lee.....Sherlock Holmes -- Harry Wüstenhagen Thorley Walters.....Dr. Watson -- Alexander Welbat Hans Söhnker.....Professor Moiarty -- dito Hans Nielsen.....Inspektor Cooper -- dito Senta Berger.....Ellen Blackburn -- dito Ivan Desny.....Paul King -- Gert Günther Hoffmann Leon Askin.....Chauffeur Charles -- tlw. dito, tlw. Eduard Wandrey Wolfgang Lukschy.....Peter Blackburn -- dito Bruno W. Pantel.....Auktionator -- dito Edith Schultze-Westrum.....Mrs. Hudson -- dito Bernard Lajarrige.....Polizeiinspektor -- ??? Heinrich Gies.....Amerikaner -- dito Corrado Annicelli.....Samuels -- Toni Herbert Linda Sini.....Leichtes Mädchen -- Beate Hasenau Roland Armontel.....Doktor -- Walter Bluhm Danielle Argence.....Bibliothekarin -- ??? Franco Giacobini.....Jenkins -- ??? Waldemar Frahm.....Butler -- dito(?) Rena Horten (aka... Renate Hütte).....Emily Kellner -- ??? Max Strassberg.....Johnny -- dito(?) Pierre Gualdi.....Wirt -- ??? Kurt Hain.....Postbeamter -- dito(?) ?.....Polizist -- Gerd Duwner
Zitat von HorstFrankIvan Desny.....Paul King -- Gert Günther Hoffmann(?)
Na und ob - was mich zeitweise zu der irrigen Annahme führte, dass der von mir so lange und verzweifelt gesuchte Sprechername (in der DDR war an solche Infos nicht heranzukommen) Ivan Desny wäre (da er ja sichtbar lippensynchron deutsch sprach).
Tatsächlich! Beim ersten Sehen des Films war ich unsicher, ob Desny eine starke Ähnlichkeit mit GGH hatte (ansonsten kannte ich ihn als Schauspieler damals noch nicht), oder auch nachsynchronisiert wurde.
fortinbras
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09.01.2015 22:33
#5 RE: Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962)
Linda Sini - Leichtes Mädchen - Beate Hasenau Corrado Annicelli - Samuels -Toni Herbert Roland Armontel - Doktor - Walter Bluhm N. N. - Polizist - Gerd Duwner
Bernard Lajarrige - Inspektor - hmmm, das könnte eventuell Ralph Lothar sein. Aber da bräuchte es eine zweite Meinung.
Das Gelbe vom Ei ist der Film ja nicht und es ist schade, daß wegen der ganzen unschönen Umstände Terence Fisher dem Film nicht seine Handschrift geben konnte und ein erheblicher Teil vom alles andere als versierten Frank Winterstein gedreht wurde.
Im Vergleich mit einigen Rathbone-Filmen kann auch dieser durchaus mithalten, selbst Söhnker als Moriarty ist keinesfalls schlechter als etwa Lionel Atwill. Der ganze Film wirkt allerdings verstaubt, wie 20, 25 Jahre älter und die Zugeständnisse ans Wallace-Kino waren wohl ein Fehlgriff.
Martin Slavins billige und oft störende Filmmusik ist ein großer Minuspunkt. Daß man den ganzen Film über, selbst mitten in die Titelmusik hinein, immer wieder ein paar Takte aus "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" hört, ist skurril.
Unterm Strich, auch wenn ich mich schon negativer zum Film äußerte, ist er doch auf seine Art ganz passabel und einige Pluspunkte vorzuweisen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #5es ist schade, daß wegen der ganzen unschönen Umstände Terence Fisher dem Film nicht seine Handschrift geben konnte und ein erheblicher Teil vom alles andere als versierten Frank Winterstein gedreht wurde.
Dem hat Senta Berger eindeutig widersprochen: Winterstein war nichts als der Assistent, Fisher hat den Film komplett gedreht. Da er nicht gelungen ist, waren zumindest seine Fans immer kräftig dabei, Gründe außerhalb zu suchen (vielleicht auch Fisher selbst), aber selbst Hitchcock sind Filme furchtbar missglückt, warum nicht auch dem Horrormeister? So übel finde ich ihn übrigens gar nicht, nur sehr gemächlich. Und ich finde auch Slavins Musik gar nicht schlecht - sie passt in ihrer billigen Schrulligkeit perfekt zum Film, nur diese Einsprengsel von Rosenberger (würde mich nicht wundern, wenn dieser Eingriff auf Brauners persönliche Anweisung stattfand) ... das geht gar nicht.
Gruß Stefan
fortinbras
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09.01.2015 22:53
#7 RE: Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962)
Senta Berger spielt nur in wenigen Szenen mit, die vielleicht alle von Fisher inszeniert wurden. Das macht aber noch nicht den ganzen Film aus. Zumindest Christopher Lee und Thorley Walters schilderten es anders und auch Leon Askin erzählte, daß Fisher irgendwann verschwunden sei.
fortinbras
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10.01.2015 12:22
#8 RE: Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962)
Da hab ich ja was verwechselt, die eingesprenkelten Musikausschnitte sind, wie Stefan richtig schrieb, von Raimund Rosenberger und nicht aus "Im Stahlnetz...", denn das wäre Peter Sandloff. Da hab ich die Musiken vom "Stahlnetz" und dem "Testament" verwechselt.
Von den mir bekannten Fisher-Filmen fand ich nur einen relativ schlecht, nämlich "Brennender Tod", wobei dieser auch so seine Momente hat. Selbst "Insel des Schreckens", der ziemlich weit abseits der üblichen Fisher-Welt liegt, ist doch straff gemacht und hat typische Elemente seiner Handschrift. Im "Halsband" würde ich rein dem Gefühl nach auf jeden Fall die Szenen im Schloß bei Peter Blackburn Fisher zuschreiben, auch die Szenen in der Baker Street 221 b) und ganz klassisch Fisher ist die Szene in der Kneipe, wo der Dart-Pfeil in der Hand landet, ebenso Holmes' Diebstahl des Halsbandes in Moriartys Haus fällt in diese spezielle Stimmung.
Die Innenräume der Baker Street finde ich übrigens absolut gelungen.
Stefans Bezeichnung "schrullig" ist eigentlich perfekt für die Musik, nämlich für jene Passagen, in denen sie nicht stört. Das Stück, wenn Holmes und Watson im Wagen unterwegs sind und einen Unfall vortäuschen, hört sich fast so an wie typische Stan-und-Ollie-Musik aus der Feder von Stritmatter/Amper, Jr.
Interessant finde ich auch die Anglizismen in der Synchronfassung. Auch deutsch sagt Holmes mal "Allright" und es ist vom "Dressing Gown" die Rede.
Das Projekt war in dieser Form von vorn herein zum Scheitern verurteilt, da offensichtlich als Billigfilm konzipiert - oder ließ die Gage von Christopher Lee keinen Raum mehr für sonstige Investitionen? Schon die windige Gestaltung des Vorspanns nimmt jedes Interesse, den plumpen Film mit seiner läppischen Handlung weiter zu verfolgen; der total fehlbesetzte Hans Söhnker gibt dem Ganzen den Rest. Gebraucht hätte man hier: Cinemascope, Farbe, attraktive Schauplätze und Außenaufnahmen und ein halbwegs brauchbares Drehbuch. Mit einer vergleichbaren Ausstattung wie bei den ersten beiden Fu ManChu-Filmen plus einem guten Buch hätte man sicherlich einen hübschen Film drehen können. So bleibt ein Häuflein Elend, das vom ersten bis zum letzten Meter nach Sauerkohl riecht. Selbst Hans Nielsen kann hier nichts mehr retten.
fortinbras
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10.01.2015 15:18
#10 RE: Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962)
Ein herrlich zu lesendes Urteil, hart und subjektiv kompromisslos - ganz mein Geschmack, auch wenn ich dem Film gegenüber milde gestimmt bin.
Ein Problem ist wohl auch das Drehbuch, weil Curt Siodmak deutlich amerikanisiert ist. Dazu ein englischer Regisseur und eine deutsche Produktion, das kann nicht ganz funktionieren.
Terence Fisher machte zwar durchaus gute S/W-Filme ("Paris um Mitternacht"), aber als er mal seine Nische gefunden hatte, brauchte er Farbe. Zusammen mit seinen Kameraleuten komponierte er Gemälde, deren Farbdramaturgie beeindruckend war. Alle seine späteren S/W-Filme (drei, inklusive diesem) haben nicht die Intensität, wie seine farbigen Kinowerke.
So billig war der Film unterm Strich vielleicht gar nicht, zumindest nicht billiger als die Mabuse- und Bryan E. Wallace-Streifen, nur wirkt er irgendwie so ramschig zwischendurch.
Trotzdem - es gibt schlechtere Holmes-Filme, etwa den deutschen "Hund von Baskerville" mit Bruno Güttner (synchronisiert von Siegfried Schürenberg). Die Rathbone-Abenteuer "Die Frau in grün" oder "Reise nach Washington" schneiden auch schlechter ab als das "Halsband", von "Sherlock Holmes in New York" und dem "Hund" mit Stewart Granger ganz zu schweigen...
Hans Söhnker ist mal etwas anderes, als Wolfgang Preiss, Dieter Borsche oder Fritz Rasp. Seine freundliche Fassade ist ganz interessant, aber da hätte man mehr herausholen können. Schlechter als Lionel Atwill , Henry Daniell oder der lächerlich chargierende John Huston ist er keinesfalls.
Hans Söhnker scheint mehr vom Erpresser Charles Augustus Milverton inspiriert zu sein als von Doyles Moriarty (durchaus legitim - nicht nur zwei Figuren des selben Autors, auch Zucco in "Abenteuer von Sherlock Holmes" scheint sich hier orientiert zu haben). Dass "Die Frau in grün" so negativ von Dir bewertet wird, überrascht mich - für mich einer der Top-Filme der Rathbone-Reihe mit seiner Düsternis und relativer Nähe zu Doyle (dank mehrerer Originalmotive). Es gibt halt fast keine äußerlichen Aktionen, was wohl auch als Hauptmanko bei "Halsband des Todes" empfunden wird - mir ist der Film auf jeden Fall lieber als die meisten anderen CCC-Produktionen, die fehlenden Geist durch (heute nur noch lächerlich wirkende) Grausamkeiten auszugleichen versuchten. Hier agiert Holmes mit Verstand und Verkleidungen, was durchaus Doyles Vorgaben entspricht. Ich bedaure jedenfalls, dass Lee keine zweite Chance im geplanten "Jack The Ripper"-Projekt bekam (auch wenn Neville im letztlich rein britischen Film keine schlechte Figur machte und durch Wüstenhagens Stimme eine lose Verbindung existiert).
Gebt mal "Sherlock Holmes. La valle del terrore" bei youtube ein - wenn man hier den Titelvorspann hört (übrigens musikalisch identisch mit der US-Fassung und wahrscheinlich allen internationalen), beginnt womöglich den Schnitt der deutschen Fassung zu schätzen. Apropos Ton - da das ja immerhin ein Synchronforum ist, möchte ich anmerken, dass die Mischung aus Original- und Synchronton ungewöhnlich gelungen ist - normalerweise brechen Synchronaufnahmen klanglich merklich heraus.
Ich fand Söhnkers als Moriarty auch ganz interessant besetzt. Komisch, dass ein großes (bei anderer Gelegenheit schon kritisiertes) Manko noch nicht zur Sprache kam: das wilde Durcheinander bei Ausstattung und Kostümen, so dass man nicht sagen kann, ob der Film in der (damaligen) Gegenwart, zwischen den Weltkriegen oder doch zu Conan Doyles Zeit spielt. Daneben finde ich es komisch, dass Leon Askin teils mit seiner eigenen Stimme, teils mit der von Eduard Wandrey und in einer Szene sogar mit beiden zu hören ist. Wenn er für die Nachsynchronisation von Szenen im Freien nicht verfügbar war, hätte man gleich komplett auf Wandrey setzen können, da Askins Stimme sicher nicht so vielen deutschen Zuschauern geläufig war, Desny ja komplett (auch in Studioszenen) von GGH gesprochen wurde und bei CCC-Filmen damals öfter Fremdsynchros vorkamen (siehe die Mabuse-Reihe). Immerhin zeugt das Drehbuch von einigen Kenntnissen im Holmes-Kanon, da man sich speziell beim "Tal der Angst/Furcht" bediente. Aber leider scheint Throley Walters´ Watson-Interpretation zu sehr von Nigel Bruce beeinflusst gewesen zu sein ...
Zitat von fortinbras im Beitrag #5Bernard Lajarrige - Inspektor - hmmm, das könnte eventuell Ralph Lothar sein. Aber da bräuchte es eine zweite Meinung.
Wenn du damit Inspektor French meinst - das ist Heinz Welzel. Als Referenz dienen "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" (ach so, ja, Karl May - nicht Deine Spielwiese) oder "Marnie".
Gruß Stefan
fortinbras
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10.01.2015 20:11
#15 RE: Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962)
Bingo, das ist Heinz Welzel, die Stimme aus "Wer die Nachtigall stört" (für William Windom). Auch eine Stimme, die mir manchesmal im Ohr bleibt und dann plötzlich wieder verschwindet.
Unsere Meinungen über das "Halsband" gehen gar nicht so weit auseinander. Das Fehlen äußerer Aktionen betrachte ich keinesfalls als Defizit, viele Doyle-Geschichten haben auch mehr eine Atmosphäre zu bieten, als besonderen Trubel. Teilweise ist der Geist der Vorlagen durchaus gut transportiert worden.
Mit den CCC-Krimis stehst du ja generell etwas auf Kriegsfuß, das ist mir schon aufgefallen.
Geschmäcker sind unterschiedlich, ich finde die Rathbone-Krimis generell eher durchschnittlich - mit einigen Ausnahmen. Daß ich sie immer wieder gerne sehe, liegt auch an den hervorragenden Synchronisationen, vor allem jener zu DDR-Zeiten. Die späteren versagen teils in der Nebenrollenbesetzung. Selten ist eine Synchronstimme so wirkungsvoll wie jene von Niklaus bei Rathbone, das ist für mich absoluter "Kultfaktor" und eine der glücklichsten Fügungen der Synchrongeschichte. Dennoch sind mir die Filme teils viel zu amerikanisch, selbst den "Hund" finde ich nur mäßig. "Die Abenteuer..." (nicht zuletzt auch wegen George Zucco, der für mich gleich nach Eric Porter kommt) oder "Die Kralle", die sind für mich absolute Highlights.
"A Study in Terror" ist aus meiner Sicht dem "Halsband" weit überlegen und ein sehr gelungener Holmes-Film. Ohne John Neville herabsetzen zu wollen, es wäre schon schön gewesen, hätte man Christopher Lee nochmal sehen können. Der hatte wirklich das Pech, seine Holmes-Auftritte in Produktionen zu haben, die nicht ganz Fisch oder Fleisch waren, dabei war er für sich genommen eine sehr gute Besetzung.
Edit: Ich finde es schade, daß Cedric Hardwicke sich filmisch nicht als Moriarty verewigen konnte.