Sanders und Schürenberg war eine perfekte Kombination und es ist wirklich erstaunlich, wie häufig das auch war. Vo allen Schürenberg-Stammkandidaten ist diese hier eindeutig mein Favorit (was im Bezug auf Gable wohl auch damit zu tun hat, daß ich diesem generell wenig abgewinnen kann). Schürenberg brachte sehr oft das etwas Zweideutige in Sanders zur Geltung, der ja oft Charaktere spielte, die so waren. Er fing Sanders' optische Erscheinung ein, dessen kultiviert-distinguierte Art, konnte aber sehr schnell abgründig werden, intrigant, dunkel, zynisch. Sehr gern mag ich "Das Dorf der Verdammten", wo auch Schürenberg gleichzeitig die Faszination wie die Angst vor den seltsamen Kindern zum Ausdruck bringt.
Curt Ackermann war ein würdiger Sprecher für ihn, in späten Jahren aber fast etwas zu voluminös klingend. Vor allem in "Rebecca" war er ausgezeichnet-schmierig, egoistisch, intrigant und doch in gewisser Hinsicht imponierend.
O. E. Hasse gefiel mir ausgezeichnet, besonders in "Alles über Eva". In dieser Rolle sowie in "Das Bildnis des Dorian Gray" kam ein Zynismus, Sarkasmus und fast Menschenverachtung zur Geltung, die Hasse perfekt umsetzte. "Alles über Eva" ist eine meiner Top-Synchronrollen von Hasse generell. So krass der akustische Unterschied zu Schürenberg ist: ihn hätte ich mir durchaus als Dauerstimme vorstellen können.
Paul Klinger war mir etwas zu glatt für Sanders, fast zu freundlich (obwohl er ja ganz anders klingen konnte). Erik Schumann paßte sehr gut, Schoenfelder war eine passende Klischeebesetzung und Walter Suessenguth ein ausgezeichneter Rollencast. Otto Stern war in einem furchtbaren Film fast schlimmer als dieser. Auf schräge Art paßte sogar Krause, zumindest in "Sumuru". Alf Marholm war ein sehr passabler Sprecher, aber es fehlte der gewisse Kick, den Sanders brauchte.
Mein absoluter Anti-Sprecher für ihn war Klaus Miedel, das paßte überhaupt nicht.
Seltsam, sollte es bei Sanders tatsächlich ohne GGH und Marquis gegangen sein? Wer weiß, etwas ist ja noch offen. Holger Hagen wäre auch so eine klassische Besetzung gewesen, die funktioniert hätte.
@ Pavel:
Danke für deine interessanten Einblicke! Weißt du zu der "Laura"-Synchro noch mehr? Ich wußte bis vor kurzem nicht, daß es den Film gibt und hab ihn nur in einem alten ORF-Jahrbuch O.m.U. gefunden. Sanders spielte diese Rolle sogar 1956 schon einmal im Fernsehen. Kindermann war für Clifton Webb fantastisch, ob das auch funktionierte?
Ich nahm immer an, daß "Scotland Yard greift ein" nur OmU gelaufen wäre. Da der Film Ende 1948 in die Kinos kam, ist das ja eine recht frühe Synchronisation. Joloff als Inspektor und Lukschy als Jack the Ripper...ok, 1948 gab's da noch keine Klischeebesetzungen. Aber offensichtlich dachte man sich etwas dabei, ich stelle es mir sehr passend vor, wo ich den Film doch recht gut kenne. Darf ich fragen, woher du etwas über diese verschollene Synchronisation weißt?
Zu Hasse: danke für die "Warnung", über die Aussagekraft der Quelle kann ich nichts sagen. Ein Bekannter von der Theaterwissenschaft hat mir dazu verholfen, da gibt es eine Arbeit über Hasse, in denen einige Synchronrollen verzeichnet sind-samt dem Kommentar, daß Hasse die Synchronarbeit scheinbar nicht besonders wichtig nahm, weil es keinerlei Statements von ihm dazu gibt. Als Quelle wird sein Nachlass in einem Berliner Theater-Archiv angegeben.
Zitat von fortinbras im Beitrag #23"Doomwatch"-Friedrich Schönfelder. Kann man als britische Klischeebesetzung sehen, funktioniert aber erfahrungsgemäß ausgezeichnet!
Und er klang nicht zu schmal? Immerhin waren Schürenberg, Ackermann, Marholm und selbst Klinger oder Suessenguth deutlich "voller" klingende Besetzungen.
Wegen Laura werde ich einmal sehen, ob sich da etwas machen läßt.
Ich habe eine Zeit lang an einer Studie über die IFU gearbeitet, aber das dann auf Eis gelegt-bis heute, leider. Über einen Kontakt beim BR konnte ich 1998 offiziell die Räumlichkeiten im Remagener Schlösschen besuchen. Warum auch immer, dort waren auch Synchronunterlagen der Centfox, MGM, Rank, RKO und Rohnsteins "Briefkasten-Firmen" gelagert. Einen Bruchteil der Unterlagen habe ich durchgeforstet, davon habe ich noch dies und das, allerdings kann ich nur peu-a-peu darin wühlen (Zeitmangel).
Skandalös übrigens, daß nahezu der gesamte Archivbestand wortwörtlich verheizt wurde. Allerdings zeigten sich auch diverse Archive nicht interessiert, trotz Interventionen.
Zitat von berti im Beitrag #34 Könntest du dir auch Hans Nielsen vorstellen? Denn ein Talent für mit sarkastischen Zwischentönen gepaarte Eleganz hatte er bekanntlich.
Hans Nielsen wäre sicher ein ausgezeichneter Sprecher für ihn gewesen, fast erstaunlich, daß es nie dazu kam! Besonders auch wegen dessen genialem Sarkasmus hätte es hervorragend gepaßt. Na gut, vielleicht taucht er ja noch irgendwo auf...
Zitat von fortinbras im Beitrag #23"Doomwatch"-Friedrich Schönfelder. Kann man als britische Klischeebesetzung sehen, funktioniert aber erfahrungsgemäß ausgezeichnet!
Und er klang nicht zu schmal? Immerhin waren Schürenberg, Ackermann, Marholm und selbst Klinger oder Suessenguth deutlich "voller" klingende Besetzungen.
Nein, er klang nicht zu schmal für mein Empfinden. Natürlich muß man dazu sagen, daß es nur eine Gastrolle war. Sanders als Star-Aufputz eines nicht besonders bewegenden SF-Filmes. Für die kurzen Sequenzen lief es ganz ausgezeichnet. Daß man es auch falsch machen konnte, sah man bei Otto Stern in einer ähnlichen Angelegenheit.
Von allen Sanders-Rollen, die ich kenne (und das sind doch einige!), erscheint mir diese hier als die eigenartigste, weil man ihn ja doch zumeist (egal ob gut und edel, intrigant, böse oder Schurke mit Herz), irgendwie "attraktiv" besetzt hat. Den Sprecher hab ich gar nicht erkannt, Holten bereitet mir noch immer Probleme.
Übrigens danke für deine Bestätigung von Lukschy in "Zeugin des Mordes", da war meine Notiz falsch mit "Sir John".
Zurückgerudert: Laura von 1968 war bei NDR, ORF und BR nur untertitelt zu sehen. Kindermann war nur in der Neufassung des Originalfilmes zu hören, da waren meine Aufzeichnungen konfus.
Zitat von Pavel im Beitrag #41Zurückgerudert: Laura von 1968 war bei NDR, ORF und BR nur untertitelt zu sehen. Kindermann war nur in der Neufassung des Originalfilmes zu hören.
Finde ich aber sehr schade! In der Theorie konnte ich mir das wunderbar vorstellen. Und zweimal dieselbe großartige Rolle, aber bei einem anderen Schauspieler zu sprechen hätte auch einen Reiz gehabt.