Für den Film "Hexenjagd", den Balzer wenige Jahre danach bearbeitete, war ursprünglich für Winona Ryder - wie schon in "Dracula" - ebenfalls wieder die sehr viel ältere Anita Lochner von ihm vorgesehen, die er offenbar sehr schätzte. Entsprechend negativ stand er dann auch erst mal der Besetzung der vom Verleih gewünschten Kellina Klein gegenüber, was sich aber schon nach den ersten aufgenommenen Takes im Atelier schlagartig änderte, mit denen sie ihn von ihren schauspielerischen Qualitäten überzeugen konnte! Und das Ergebnis kann sich ja auch wirklich hören lassen! Und Anita Lochner sprach dann im Film immerhin eine andere Rolle, zu der sie auch sehr viel eher passte.
Mir hat aber eine Mithexe aus dem Film erzählt, dass die Zusammenarbeit zwischen Kellina und Herrn Balzer Ähnlichkeit hatte mit der Zusammenarbeit von Coppola und Winona bei Dracula.
Und wie ist das zu verstehen? Dass ein sich hoffnungslos überschätzender Synchronregisseur einer absolut unterbegabten Schauspielerin versucht, eine Form von Leistung herauszukitzeln und letztendlich beide Scheitern???
Sorry, das war jetzt sehr böse und bezieht sich natürlich auf meine individuellen eindrücke zu Coppola und Rider und hat nichts mit Herrn Balzer und Frau Klkein zu tun. Aber manchmal ist Ätzen einfach so reizvoll...
Ich habe über Balzers Dialogbücher keine Vorstellung, aber (da offenbar bei diesem Film nichts Genaues bekannt ist) ich musste bei den deutschen Dialogen an Martin Grossmann denken. Viel zu lang und eher gestelzt als natürlich. Kann sein, dass es sich bei Balzer ähnlich anhört, falls aber nicht, würde ich Grossmann als Autor ins Spiel bringen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #49Kann sein, dass es sich bei Balzer ähnlich anhört
Balzer hat tatsächlich manchmal einen sehr gestelzten und antiquiert anmutenden Schreibstil an den Tag gelegt - häuft sich bei ihm gerne mal in Massenszenen oder Szenen, in denen mehrere Personen miteinander sprechen. Da klingt es dann ganz oft unnatürlich und hölzern. Ich habe so das Gefühl, dass er sich ähnlich wie Jürgen Neu leider sehr oft am englischen Satzbau orientiert oder die 1 zu 1-Übersetzung gewählt hat, was dann zu solchen Dialogpassagen https://youtu.be/I3O-qRzQpKo führen konnte - die Synchro von GoodFellas habe ich ja schon mehrere Male als "Negativexempel" herangeführt.
Zu Großmann: Die SK weist merkwürdigerweise keine weiteren Arbeiten von ihm nach 1990 aus (wobei da natürlich auch einfach was fehlen kann). Ob er dann - wenn er das Buch verfasst hätte - nicht auch die Regie bei Dracula übernommen hätte?
Mal ne Frage: hat jemand eine Erklärung, Theorie oder Ahnung, warum die Szene, in der Dracula Lucy in Gestalt des Werwolfes in diesen Irrgarten lockt, vergewaltigt und beißt nicht synchronisiert wurde? Ja, es findet zwar kein Dialog statt, aber die "Lucy-Schreie" von Ryder klingen doch leider sehr angloamerikanisch, eher "Llissey", (mit schwerem L) und die Musik und die Hintergrundgeräusche sind plötzlich viel lauter und "halliger".
Meine Mutmaßung wäre, dass die Szene aufgrund ihrer "obszönen" Darstellung aus FSK-Gründen für die Kinoveröffentlichung herausgeschnitten wurde und dann später unsynchronisiert wieder eingesetzt wurde (analog zu "American Psycho", wo ich ebenfalls vermute, dass der sehr orgienhaften Dreier in der deutschen Fassung herausgeschnitten wurde, da plötzlich OV mit Untertiteln zu hören ist). Der Film hat zwar mittlerweile FSK 16, scheint aber früher - zumindest in der DVD-Auswertung - mal FSK 18 gehabt zu haben (zumindest hat meine DVD von 1999 noch das Etikett 18 draufstehen)
Ich hab ne andere Theorie. Jeff Davidson, der damals bei den Aufnahmen dabei war, wirds nicht gewollt haben. Ist die Verfolgungsjagd am Ende nicht auch sehr Oton-lastig?
Zitat von aijinn im Beitrag #52Ich hab ne andere Theorie. Jeff Davidson, der damals bei den Aufnahmen dabei war, wirds nicht gewollt haben. Ist die Verfolgungsjagd am Ende nicht auch sehr Oton-lastig?
Meinst du jetzt damit, dass diese Stellen vielleicht schon in den USA herausgeschnitten und erst nach der Kinopremiere wieder eingefügt wurden?
Nee, ich meine, dass man sich einfach dagegen entschieden hat das zu synchronisieren. Die Laute von Sadie Frost und Marina Krogull passen doch ganz gut aneinander. Lediglich die bereits erwähnten englischen "Lucy"s von W. Ryder stören da etwas. Ich denke, dass das im Studio so entschieden wurde, da man die Stelle so nicht nachspielen musste. Selbiges gilt für die Verfolgung am Ende, wo man das rumänisch/was auch immer der Zigeuner nicht noch mal aufnehmen wollte/musste. Fälle wie dieser sind gute Argumente für den Thread "Nach der Originalstimme besetzen".
Bei unartikulierten Schreien wäre es nicht weiter ungewöhnlich; aber dass Mina mehrmals Lucys Namen ruft, dürfte für den Zuschauer relativ klar sein. Und der akustische Bruch durch die betont "amerikanische" Aussprache fällt da unangenehm auf. Da erschiene es mir schon eher wahrscheinlich, dass die Szene in der Kopie, die als Vorlage für die Synchronfassung diente, entfernt worden war (ob nun durch den deutschen oder bereits durch den amerikanischen Verleih), man sie erst später einfügte und die Ausrufe entweder überhörte oder meinte, Aufnahmen extra dafür lohnten sich nicht.
Zitat von Ludo im Beitrag #51Meine Mutmaßung wäre, dass die Szene aufgrund ihrer "obszönen" Darstellung aus FSK-Gründen für die Kinoveröffentlichung herausgeschnitten wurde und dann später unsynchronisiert wieder eingesetzt wurde (analog zu "American Psycho", wo ich ebenfalls vermute, dass der sehr orgienhaften Dreier in der deutschen Fassung herausgeschnitten wurde, da plötzlich OV mit Untertiteln zu hören ist). Der Film hat zwar mittlerweile FSK 16, scheint aber früher - zumindest in der DVD-Auswertung - mal FSK 18 gehabt zu haben (zumindest hat meine DVD von 1999 noch das Etikett 18 draufstehen)
Das scheint ein Fehldruck zu sein; soweit mir bekannt ist, besitzt "Dracula" in der ungeschnittenen Fassung seit Kinostart eine FSK-16-Einstufung.