Zitat von Lone Ranger im Beitrag #29Zu der Schimanski Szene die ihm aufstiess: Schimanski verschenkte ein Buch das er von Haferkamp geschenkt bekam mit abwertenden Kommentaren über diesen weiter.
Das war in "Der Fall Schimanski" (1991):
Thanner (hält ein Buch in der Hand): Das hat dir doch der Haferkamp geschenkt. Schimanski: Ja, deswegen hab' ich es auch nicht gelesen.
Aber direkt im ersten Schimanski gibt es doch auch die legendäre Szene mit der Plakatwand, unter der Schimanski sich die Schuhe zumacht und grinsend und kopfschüttelnd hochschaut und weitergeht. Das empfand Felmy als "sehr mies", wie er in der Dokumentation "Mord nach der Tagesschau", die zum 30-jährigen Tatort-Jubiläum 2000 entstand, erzählte.
Eine interessante Wahl, Felmy als Maigret zu nehmen. Der Kommissar ist doch ein sehr bodenständiger Mann, mit bäuerlichem Charme. Ich habe Bruno Cremer nie gesehen in der Rolle. Den oft so vergeistigten Felmy kann ich mir irgendwie schwer vorstellen für Simenons Fleischbrocken. Aber andererseits war Felmy ja auch für Franco Nero ausgezeichnet.
Auch für Jack Nicholson in "Chinatown" und Michael Caine in "Mord mit kleinen Fehlern" war er superb. Ein brillianter Schauspieler mit einer mehr als wandlungsfähigen Stimme. Und auch als Maigret überzeugt er restlos. Schade, daß er nach den ersten Folgen gegen Kerzel ausgetauscht wurde.
Schauspielerisch war Felmy immer für eine Überraschung gut, vor allem auch im Synchronbereich.
Man kann nur so oberflächlich betrachtet den introvertierten Felmy schwer in Einklang bringen mit der Bodenständigkeit und Erscheinung eines Maigret.
Durch Kerzel wurde Cremer, dessen Maigret-Auftritte ich leider nicht kenne, vermutlich relativ austauschbar, schließlich ist Kerzel sehr präsent und dauernd zu hören.
Insgesamt wurden von Cremers Serie 24 (von ursprünglich 36) Folgen synchronisiert. Die (laut fernsehserien.de: 6) Felmy-Folgen entstanden 1992 für Premiere. Als VOX sie dann im folgenden Jahr wiederholte, wurden bis 1996 noch weitere 13 Folgen gezeigt, jetzt jedoch mit Kerzel. Die letzten 5 Episoden erblickten erst 1999 auf TM3 das Licht des deutschen Fernsehens.
Schade, daß man da bei VOX nicht auf Kontinuität geachtet hat, vermutlich war das Angebot aus Berlin günstiger.
Ich finde es aber dennoch grundsätzlich erstaunlich, dass man überhaupt auf Felmy kam damals. Er hat zwar in den 80ern gelegentlich synchronisiert, aber er war jetzt ja doch nicht besonders präsent. Das ist schon eine Qualitätsentscheidung gewesen, die man sich wohl was kosten ließ. Dass Felmy gleich viel für's Synchronisieren kassierte als Joachim Kerzel oder ein anderer "Dauersprecher", kann man meiner Urstrumpftante erzählen, der war sicher nicht so billig. Es ist wirklich schade, dass es da so einen Bruch gab.
Aber ja auch nicht das erste Mal - bei den "Van der Valk"-Filmen mit Frank Finlay (die ich leider auch nicht kenne) ging's ja auch mit Felmy los und dann mit Claus Biederstaedt weiter.
Ich kenne leider auch nur die eine Cremer-Folge, aber die ist absolut hochkarätig besetzt. Zwar sind auch wieder einige der "Regulars" aus München dabei (Alice Franz, Michael Habeck), aber neben Felmy als Maigret hört man Harald Leipnitz für den Gegenspieler (Michel Lonsdale) - ein absolut gleichwertiges Duell.
Den Wechsel bei "Van der Valk" fand ich auch schade. Biederstaedt ist zwar gut (und Felmy hat den schwächeren Film erwischt), dennoch sind solche unnötigen Kontinuitätsbrüche immer ärgerlich. Allerdings heißt der einzig wahre Van der Valk sowieso Barry Foster!
Ich poste mal hier etwas, obwohl es eigentlich nichts mit dem Thema Synchronisation zu tun hat: Vor ein paar Jahren wurde in einem anderen Thread die Frage diskutiert, ob Hansjörg Felmy nicht ein geeigneter Darsteller des Sherlock Holmes in einer fiktiven deutschen Produktion gewesen wäre. Lone Ranger schrieb damals, "der introvertierte Felmy, der ja auch explodieren oder hart werden kann, passt für mich insofern gut, weil er auch die Melancholie und Abgründe gut spielen könnte". Grundsätzlich finde ich Felmys Schauspieltyp damit zwar gut beschrieben, aber als Holmes könnte ich ihn mir allenfalls akustisch vorstellen. Anders sieht es bei einer anderen Figur aus dem Holmes-Universum aus: Im Falle einer deutschen Fernsehverfilmung des "Hundes von Baskerville" aus den 60ern/70ern wäre er aus meiner Sicht die Idealbesetzung für Stapleton gewesen, so wie dieser im Roman äußerlich und charakterlich beschrieben wird; auch die zitierten Worte von LR würden perfekt passen.
Schauspielerisch hätte Felmy sicher einen Holmes hingekriegt, aber für die Physis war er wohl doch deutlich zu klein (ja, so was kann man kaschieren, aber klappt selten). In einem Hörspiel hätte ich ihn mir aber auch gut vorstellen können.
Für Stapleton dagegen wäre er eine Top-Besetzung gewesen.
Zitat von Gast im Beitrag #2Unter letztere Kategorie fällt für mich auch Jack Nicholson, der mir zu oft outriert, wenn er nicht vom Regisseur gut im Griff ist. Seine "ruhigeren" Rollen sind meist jene, die mir mehr zusagen und die sind zumeist von Felmy synchronisiert, der für mich subjektiv ideal ist, weil er nicht zur Übertreibung neigt und erst recht "eins draufsetzen" will oder muss. Wie es Manfred Schott gerne machte, auch Joachim Kerzel. Nicht aber Felmy und Erik Schumann.
Neulich wurde ein längeres Interview mit Ottokar Runze verlinkt. Gegen Ende kam er darauf zu sprechen, dass Felmy bei "Chinatown" sehr lange gebraucht habe, um Nicholsons sehr speziellen Rhythmus in Spiel- und Sprechweise zu treffen (was auch mit einem Ausschnitt aus dem Film verdeutlicht wurde).
Felmy hat sich da schon sehr bemüht und scheint nach meinem Empfinden da auch an seine Grenzen angelangt zu sein. Bei Manfred Schott hatte ich nie das Gefühl gehabt, dass er sich für Nicholson groß überanstrengen musste, sondern diese Art von Spiel und das übermäßige outrieren ihm schon im Blut lagen.